Aus der Zeit  >  Kriegsverlauf 1944

Der Kampf um das Ruhrgebiet, Operation Market Garden (10.07.1940 – 31.10.1940)

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052_22/Kartenausschnitt Nordwest Deutschland

Operation Market Garden war der Deckname für eine Luft-Boden-Operation der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Sie fand zwischen dem 17. und dem 27. September 1944 in den niederländischen Provinzen Noord-Brabant und Gelderland (und in äusserst geringem Umfang am Niederrhein in Deutschland) statt und hatte das Ziel, den deutschen Westwall zu umgehen und den britischen und amerikanischen Truppen einen raschen Vorstoss ins Deutsche Reich zu ermöglichen. Der Plan bestand aus zwei Teilen: Aus der Luftlandeoperation Market und der Operation Garden.

Die Teiloperation Market umfasste den bis dahin massivsten Einsatz von aus der Luft abgesetzten Fallschirmjägern und ist das bis heute grösste, aber auch umstrittenste Luftlandeunternehmen geblieben. In drei Wellen wurden zwischen dem 19. und dem 23. September 1944 insgesamt 39.620 Fallschirmjäger hinter den feindlichen Linien abgesetzt. Nur die Operation Varsity vom 24. März 1945, während der im Rahmen der Rheinüberquerung 14.365 Soldaten landeten, übertraf die Anzahl der innerhalb eines Tages abgesetzten Luftlandetruppen.

Die Operation war, wie Eisenhower später analysierte, zu 50 Prozent ein Erfolg: Zwar verschoben die Alliierten die Frontlinie von Belgien aus nördlich bis Nijmegen, aber das Ziel, die deutschen Verteidigungslinien durch Überschreiten des Nederrijn bei Arnhem zu umgehen, wurde nicht erreicht. Der unerwartet starke deutsche Widerstand in Arnhem verhinderte die Einnahme der wichtigen Rheinbrücke. Die Alliierten mussten sich schliesslich unter hohen Verlusten an Menschen und Material zurückziehen. Laut Montgomery war die Operation sogar ein 90-prozentiger Erfolg, was den Prinzen der Niederlande zu der sarkastischen Äusserung veranlasste, sein Land werde wohl keinen zweiten Erfolg Montgomerys überstehen.

Die Planung

Nach der erfolgreichen Landung in der Normandie (ab 6. Juni 1944), der Landung an der Rhonemündung (Operation Dragoon ab 15. August 1944) und der darauf folgenden weitgehenden und relativ schnellen Befreiung Frankreichs fühlten sich die Westalliierten bestärkt, einen risikoreichen Plan, der aber ein schnelles Ende des Krieges in Aussicht stellte, für ein frühzeitiges Überschreiten des Nederrijn auszuarbeiten. Dieser Plan sah die Besetzung der Rheinbrücke in Arnhem sowie mehrerer weiterer Brücken über vorgelagerte Flüsse und Kanäle durch Luftlandekräfte vor. Dabei war klar, dass dies nur für eine kurze Zeit möglich sein konnte und dass darin das grösste Risiko der Operation lag. Dieser Teil des Plans hatte den Namen Market. Die von den Luftlandekräften gehaltenen Brücken sollten dann so schnell wie möglich von Landstreitkräften überschritten und der gewonnene Raum somit dauerhaft gehalten werden. Dieser Teil des Plans hatte den Namen Garden. Das Überschreiten des Rheins, der ein natürliches, schwer überwindbares Hindernis zum deutschen Kernland bildete, sollte die Invasion Deutschlands noch im Jahr 1944 ermöglichen.

Während des westalliierten Vormarsches über Nordfrankreich nach Belgien verschlechterte sich die Nachschubsituation (Red Ball Express); die „Operation Market Garden“ nahm nun mehr und mehr Gestalt an. Dazu kam der sich verfestigende deutsche Widerstand, so dass die Armee zum Halten gezwungen war. Generalfeldmarschall Model, dem seit dem 17. August 1944 die deutsche Heeresgruppe B unterstand, war es in relativ kurzer Zeit gelungen, seine Einheiten umzuorganisieren.

Beginnend im August 1944 entwickelte Montgomery den Plan, mit seiner 21. Heeresgruppe und mit Unterstützung der 1. US-Armee (Generalleutnant Courtney H. Hodges) über Nordfrankreich, Belgien und die Niederlande von Nordwesten her ins Deutsche Reich vorzudringen, da für einen schnellen gemeinsamen Vorstoss aller drei Heeresgruppen über die gesamte Frontlänge nicht genügend Nachschub in kurzer Zeit verfügbar war. Omar Bradley dagegen, der Kommandeur der 12. US-Heeresgruppe, sprach sich für einen Vorstoss der 3. US-Armee unter Generalleutnant George S. Patton durch Lothringen und ins Saarland aus.

Der Angriff am Nederrijn versprach, mehrere Vorteile zu verbinden: Ein Gelingen der Operationen hätte bei der Umgehung des Westwalls zu einem alliierten Brückenkopf über den Rhein bei Arnhem geführt, noch bevor die sich zurückziehenden Deutschen eine hinreichende Verteidigung hätten aufbauen können. Ein schneller Vorstoss der Alliierten in die Richtung der wichtigen Industrieanlagen des Ruhrgebiets wäre dann möglich geworden. Dadurch wäre dem Deutschen Reich eine Fortsetzung des Krieges wirtschaftlich weitgehend unmöglich gemacht worden. Die deutsche 15. Armee in den Niederlanden wäre eingeschlossen worden, gleichzeitig wären die auf London und Paris gerichteten V2-Angriffe unterbunden und die alliierte Nachschubsituation durch die Sicherung der Zufahrt zum Hafen von Antwerpen über die Schelde verbessert worden. Das Angriffsgebiet lag zudem in günstiger Reichweite für die von England aus operierenden alliierten Luftstreitkräfte.

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Am 10. September entschied sich Eisenhower, den Plan Montgomerys anzunehmen und dabei die Anfang August in Grossbritannien aufgestellte 1. Alliierte Luftlandearmee einzusetzen. Er sah sich auch dem Druck der US-Regierung ausgesetzt, bis zum Ende des Krieges eine erfolgreiche grosse Luftlandeoperation durchzuführen, wie es den Deutschen auf Kreta während des Unternehmens Merkur gelungen war. Allerdings reservierte er einen Teil der alliierten Lufttransportkapazität für die Versorgung der amerikanischen Armeen im Süden.

Operation Market

Für diesen Teil war das Absetzen von mehr als drei Divisionen der 1. Alliierten Luftlandearmee unter Generalleutnant Brereton nahe Eindhoven, Nijmegen und Arnhem vorgesehen, um die niederländischen Brücken über die Flüsse Maas, Waal, den Nederrijn sowie mehrere Kanäle zu nehmen. Diese Einheiten waren die 101. US-Luftlandedivision unter Generalmajor Taylor, die 82. US-Luftlandedivision unter Brigadegeneral Gavin, die britische 1. Luftlandedivision unter Generalmajor Urquhart und die polnische 1. Fallschirmjägerbrigade unter Generalmajor Sosabowski. Das operative Kommando über diese Einheiten in Stärke von 34.600 Mann lag während der Operation beim britischen I. Luftlandekorps unter General Browning.

Als entscheidend wurde der detailliert ausgearbeitete Zeitplan angesehen, der vorsah, dass das XXX. Korps nach drei Tagen die britischen Fallschirmjäger in Arnhem erreicht haben sollte. Dies war aber nur unter der Annahme realistisch, dass die Wehrmacht oder die Waffen-SS in den betroffenen Gebieten nicht mehr über schlagkräftige Einheiten verfügte. Vereinzelte Aufklärungsergebnisse sprachen gegen diese Annahme; diesbezügliche Bedenken wurden von der alliierten Führung jedoch verworfen.

Durch die zu überbrückende Distanz von den englischen Flugplätzen bis zu den Landezonen und die bereits kürzer werdende Tageslichtphase waren drei Tage mit je einem Anflug geplant, da mehr Flüge zu vermehrten Ausfällen durch die Erschöpfung der Piloten und Besatzungen führen würden. Am vierten Tag waren Nachschubflüge eingeplant und für den fünften und sechsten Tag war angekündigt, die 52. Division auf Landeplätzen nördlich von Arnhem einzufliegen.

Die Landezonen
Für die Landungen der Fallschirmeinheiten waren kompakte Landezonen vorgesehen, die jeweils etwa 10 Kilometer vom eigentlichen Ziel entfernt lagen. In einem schnellen Vorstoss sollte dann das Ziel eingenommen werden. Innerhalb der drei Tage musste jede der Divisionen einen Bereich mit einem Radius von etwa 20 Kilometern um das Ziel halten.

Eindhoven
Die erste und südlichste Landezone war für die 101. US-Luftlandedivision unter Generalmajor Maxwell Taylor nördlich von Eindhoven vorgesehen. Die Division sollte Brücken über die Aa, den Willemskanal, die Dommel bei Sint-Oedenrode und den Wilhelminakanal bei Son einnehmen und sich anschliessend der Einnahme von Eindhoven zuwenden. Damit war für die 101. ein Bereich von nahezu 65 Kilometern von Eindhoven bis nach Grave zu kontrollieren. Auf Einspruch des britischen Generals Miles Dempsey wurde es der 101. erlaubt, bei Veghel zu halten. Allerdings entstand dadurch eine etwa 20 Kilometer breite Lücke zum nächsten Verteidigungsbereich, der von der 82. US-Luftlandedivision gehalten werden sollte.

Nijmegen
Auch die 82. US-Luftlandedivision hatte einen grossen Bereich zu kontrollieren. Vorrangig waren die Groesbeek-Höhen einzunehmen, ein bewaldeter Bezirk etwa zwölf Kilometer östlich von Nijmegen. Die Brücken über die Maas, den Maas-Waal-Kanal und vor allem die Waalbrücke im Zentrum von Nijmegen waren als die endgültigen Ziele der 82. vorgesehen.

Arnhem
Das Heideland westlich von Arnhem war als Landezone für die britische 1. Luftlandedivision vorgesehen. Ihre Hauptziele waren die Strassenbrücke im Stadtzentrum, die heutige John Frostbrug, die westlich über den Nederrijn führende Eisenbahnbrücke und eine Pontonbrücke, die gegen Ende der Operation abgebaut werden sollte. Um also von Süden ausgehend auf die rechte deutsche Rheinseite (mit dem Ruhrgebiet) zu gelangen, ist eine Überquerung sowohl der Waal (etwa bei Nijmegen) als auch des Leks (oder Nederrijns, wie bei Arnhem) erforderlich.

Operation Garden

Durch den neu geschaffenen Korridor der Operation Market sollten Streitkräfte der britischen 2. Armee – genauer das XXX. Korps unter Lieutenant General Brian Horrocks – mit Flankenschutz durch das VIII. und XII. Korps vom belgischen Maas-Schelde-Kanal südlich von Eindhoven in zwei bis vier Tagen 160 Kilometer bis zur Linie Nunspeet–Epe–IJssel vorstossen. Diese Zeit war vorgesehen, da trotz des zu durchquerenden flachen Landes die sandige Erde, viele Plantagen, kleinere Wälder, Flüsse und Bäche den Vormarsch behindern würden.

War erst einmal Kontakt mit der ersten Luftlandeeinheit geschlossen, sollte diese unter das eigene Kommando gestellt werden. Mögliche zerstörte Brücken wären durch einen geeigneten von der 43. Division zu bauenden Übergang zu ersetzen. Die Panzereinheiten waren angewiesen, die Flussufer abzusichern.

Zum Frontdurchbruch war die Kampfgruppe „Walther“ des deutschen LXXXVI. Korps zu überwinden, die mit zehn vom Kampf geschwächten Bataillonen und zehn Artilleriegeschützen unmittelbar vor der Durchbruchzone lag.

Für den 17. September waren von den Meteorologen mindestens zwei Schönwettertage angekündigt, so dass dieser Termin als erster Landungstag gewählt wurde.

Die Voraufklärung
Bedingt durch eine mangelnde Koordination zwischen dem SHAEF, der 21. Heeresgruppe und der 1. Alliierten Luftlandearmee, kam es zu schwerwiegenden Aufklärungs- und Übermittlungsfehlern. Die Alliierten rechneten bei Arnhem lediglich mit einigen Volkssturmeinheiten und Hitlerjungen als Gegner, da reguläre deutsche Einheiten sich entweder an der Front befänden oder zur Umgruppierung hinter die deutsche Grenze zurückgezogen hätten.

Als Anfang September vom niederländischen Widerstand die Verlegung von Teilen des II. SS-Panzerkorps unter SS-Obergruppenführer Wilhelm Bittrich in das Gebiet um Arnhem gemeldet wurde, herrschte die Meinung vor, die Kampfstärke dieser Einheiten sei aufgrund ihrer vorherigen Verluste an Personal und schwerer Ausrüstung zu gering und sie selbst zu weit auseinandergezogen, um den Erfolg der Operation ernsthaft zu gefährden. Obwohl die alliierte Luftaufklärung in der Woche vor dem Angriff die Anwesenheit deutscher Panzer festgestellt hatte, fand diese Information bei der Planung der folgenden Phase keine Berücksichtigung mehr.

Die Situation der deutschen Streitkräfte

Deutschland hatte keinen Gegenplan zur Operation Market Garden. Zwar wurde am Maas-Schelde-Kanal bei Lommel und Neerpelt mit einem Durchbruch gerechnet, aber wegen mangelnder Möglichkeiten zur Luftaufklärung waren weder ein Termin noch die möglicherweise beteiligten Einheiten und deren Stärke bekannt. Der deutsche Verteidigungsplan zog zwei Möglichkeiten in Betracht:

  1. Entweder eine alliierte Küstenlandung der britischen 4. Armee (die tatsächlich nicht existierte) an der niederländischen Küste, um von dort aus die Reste der deutschen 15. Armee anzugreifen,
  2. oder einen alliierten Durchbruch nach Wesel (wie er nach der Operation Market Garden tatsächlich durchgeführt wurde), um von dort aus weiter zum Ruhrgebiet vorzurücken. Daher wurde auch mit einer Fallschirmlandung im Norden des Ruhrgebiets gerechnet, damit die anderen Operationen unterstützt werden konnten.

Model bezog mit seinem Stab das Hotel Hartenstein sowie das Hotel De Tafelberg in Oosterbeek, östlich der britischen Landezone bei Arnhem. SS-Obergruppenführer Wilhelm Bittrich hatte sein Hauptquartier in Doetinchem, etwa 25 Kilometer östlich von Arnhem. Seine Truppen waren im gesamten Areal zwischen Arnhem und Deventer verteilt. Nördlich von Arnhem lagen die 9. und 10. SS-Panzer-Division unter SS-Obersturmbannführer Walter Harzer, deren Fahrzeuge zu Wartungszwecken nach Deutschland abrücken sollten. Die SS-Kampfgruppe „Hohenstaufen“, die das Überbleibsel der ehemaligen 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ bildete, war mit ihren Panzern auf dem Weg nach Siegen, um dort die Fahrzeuge überholen zu lassen. Die letzten Panzer sollten am 17. September abziehen. Die 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ war nach Aachen abkommandiert worden (das am 21. Oktober 1944 nach sechswöchiger Schlacht fiel).

Um mehr Reserveeinheiten zum Schutz des Ruhrgebiets abkommandieren zu können, war SS-Brigadeführer Heinz Harmel von Bittrich nach Berlin geschickt worden, um diese Bitte im SS-Hauptquartier zu unterbreiten. Währenddessen wurden alle Truppen auf ein Abrücken nach Osten vorbereitet. Die Luftlandungen der Alliierten würden die Deutschen beinahe völlig überraschen.

Die Landung, Vorbereitungsaktionen

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Am Samstag, dem 16. September 1944, bombardierten kurz vor Mitternacht zur Vorbereitung der Operation 200 britische Lancaster und 23 Mosquitos vier deutsche Flugfelder im Norden der Niederlande. Am nächsten Morgen flogen 822 B-17 der 8. US-Air Force Luftangriffe auf die 117 bekannten deutschen Flak-Stellungen, die entlang der Einflugschneisen für die Truppentransporter der Fallschirmdivisionen lagen. Weiterhin bombardierten sie Flugfelder in Eindhoven, Deelen und Ede. Als Reserveflugeinheitenwaren noch 54 Lancaster mitgeflogen. Zusätzlich attackierten 85 Lancaster und 5 Mosquitos die Insel Walcheren im Süden der Niederlande. Es gab kaum nennenswerte deutsche Gegenwehr, lediglich zwei Lancaster, zwei B-17 und drei Mosquitos waren als Verlust zu verzeichnen.

Zur Unterstützung der Operation rief die niederländische Exilregierung aus London alle Transportarbeiter im Heimatland zu einem Streik auf. Bis zum Ende der deutschen Besatzung beteiligten sich 30.000 Eisenbahner an diesem Streik.

Der Anflug (17. September)
Der 17. September war ein sonniger Tag. Die Flugzeuge mit den Lastenseglern im Schlepptau starteten gegen 9:30 Uhr von den Flugplätzen in Grossbritannien. Danach folgten die Douglas DC-3/C-47 mit den an Bord befindlichen Fallschirmtruppen. Die 101. US-Luftlandedivision flog die südliche Route in die Niederlande, während die 82. US-Luftlandedivision und die britische 1. Luftlandedivision die Nordroute flogen. Die beiden Flugzeugkolonnen erstreckten sich über eine Länge von mehr als 150 Kilometer und erreichten eine Breite von nahezu fünf Kilometern. Insgesamt waren 1051 Truppentransporter und 516 Lastensegler-Schleppkombinationen auf dem Weg.

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052_25/Die Landungen bei Nijmegen

Auch an diesem Tag gab es kaum deutsche Gegenwehr, lediglich im Raum Eindhoven gab es einige Angriffe deutscher Jagdflugzeuge. Während des Anflugs verloren die Alliierten 68 Truppentransporter und 71 Lastensegler-Schleppkombinationen. Die Royal Air Force meldete zwei und die US-Air Force 18 Verluste von Jagdflugzeugen.Als Geleitschutz flogen auf der Nordroute 371 Spitfire, Tempest und Mosquitos mit. Auf der Südroute schützten 548 Thunderbolts, Lightnings und Mustangs die Transportflugzeuge. Zur Sicherheit wurden die deutschen Flak-Stellungen noch einmal von 212 Thunderbolts beschossen. Gleichzeitig bombardierten 48 Mitchells und 24 Bostons militärische Einrichtungen bei Nijmegen, Deelen, Ede und Kleve.

Market-Landungen

Die Landungen bei Nijmegen
Kurz nach Mittag landeten die ersten Lastensegler der britischen 1. Luftlandedivision, gefolgt von der Divisionsartillerie und den abspringenden Truppen. Es gab nur vereinzelte Gleiterverluste. Dass zwei Lastensegler mit je einem Panzerabwehrgeschütz nicht ihr Ziel erreichten, war der wohl schwerste Verlust.

In der Absprungzone Eindhoven landete das 501. Fallschirminfanterieregiment der 101. US-Luftlandedivision genau in ihrer Landezone südlich von Veghel. Das 1. Bataillon verfehlte den Landepunkt und kam bei Heeswijk auf der falschen Seite des Willemskanals und der Aa herunter. Das 502. und das 506. Regiment landeten mit dem Divisionshauptquartier nördlich des Sonschen Waldes.

Die 82. US-Luftlandedivision verlor bei ihrer Landung nur zwei DC-3. Das 504. Fallschirminfanterieregiment landete nördlich von Grave – allerdings verfehlte eine Kompanie des zweiten Bataillons das Ziel und landete westlich der Maasbrücke. Die 505. und die 508. Fallschirminfanterie kamen direkt bei den Groesbeek-Höhen herunter. Hier landete auch das 376. Fallschirmartilleriebataillon; die erste Artillerielandung, die jemals in einer Kampfsituation durchgeführt wurde. Das britische Hauptquartier landete gegen 13:30 Uhr ebenfalls bei Groesbeek. Ein kleiner Trupp der 82. marschierte auf direktem Weg zu seinem Sammelpunkt. Da das Operationsgebiet nahe der deutsch-niederländischen Grenze lag und die Grenzführung dort bis heute sehr irreführend geregelt ist, überquerten die Soldaten dieses Trupps bei Weeze als erste Alliierte die deutsche Grenze; sie verliessen das Reichsgebiet nach etwa hundert Metern wieder, ohne Feindkontakt gehabt zu haben. Von dieser Begebenheit existieren keine Bilder und niemandem des Trupps war es wohl bewusst; auch die Deutschen schienen es nicht bemerkt zu haben, es fiel erst nach dem Krieg auf.

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Bei Arnhem vollendeten die Briten ihre Landungen. Die britische 1. Fallschirmbrigade konnte ihre Landezone gegen 13:53 Uhr westlich von Arnhem erreichen.

Insgesamt wurden während der Operation Market 20.000 Soldaten, 511 Fahrzeuge, 330 Kisten für die Artillerie und 590 Tonnen Nachschub erfolgreich in die Niederlande gebracht. Brereton flog mit der ersten Welle wieder zurück nach England in das Hauptquartier, um die zweite Welle auf den Weg zu bringen.

Garden-Offensive

Um 14 Uhr eröffneten 408 Geschütze des XXX. Korps in Lommel an der eine Woche zuvor eroberten Brücke Joe’s Bridge das Feuer auf die gegenüberliegende deutsche Kampfgruppe „Walther“ des deutschen LXXXVI. Korps am Schelde-Maas-Kanal.

Die Brücke war bereits im Jahre 1940 von den Belgiern gesprengt worden, die Deutschen hatten direkt daneben aber eine hölzerne Pontonbrücke errichtet, die von einem 8,8-cm-Geschütz aus einem kleinen Haus am Ufer beschützt wurde. Als die alliierten Panzer vorrückten, setzte von deutscher Seite Gegenfeuer ein, das die ersten in Zweierreihe vorrückenden Panzer ausser Gefecht setzte. Der den Vorstoss leitende Lieutenant Colonel J.O.E. Vandeleur rief zur Luftunterstützung eine Typhoon-Staffel herbei, welche die deutschen Stellungen kurz darauf heftig unter Feuer nahm. Danach war deren Widerstand gebrochen und dem Vormarsch des XXX. Korps stand nichts mehr im Weg.

Die Panzerdivision unter Major General A. Adair erreichte gegen 19:30 Uhr das Städtchen Valkenswaard. Das XII. Korps unter Lieutenant General Neil Ritchie attackierte zusammen mit der 15. und der 53. Division weiter nördlich die deutsche Kampfgruppe „Chill“, eine Einheit des LXXXVIII. deutschen Korps, und erreichte dabei nur langsame Fortschritte.

Unterdessen hatte die 101. US-Luftlandedivision die meisten Strassen- und Eisenbahnbrücken im Raum Heeswijk-Veghel unter Kontrolle. Doch bei Son wurde direkt vor ihren Augen die Strassenbrücke über den Wilhelminakanal von den Deutschen gesprengt. Ein Vorstoss des 2. Bataillons der 502. Fallschirminfanterie gegen eine andere Brücke wurde zurückgeworfen.

Die Schlacht um die Brücken
Die 508. und 505. Fallschirminfanterieregimenter hatten beiderseits von Groesbeek ihre Verteidigungsstellungen aufgebaut, während das 504. die Brücke über die Maas bei Grave einnahm. Als die beiden anderen Regimenter zum Maas-Waal-Kanal vorrückten, sprengten deutsche Kommandos zwei der drei Brücken, doch die südliche Brücke bei Heumen fiel in die Hände der Amerikaner. Ein Vorauskommando des 508. sollte in Nijmegen die Lage an der Waalbrücke erkunden, wurde aber von der deutschen Kampfgruppe „Heinke“ – einer Einheit des deutschen LXXXVI. Korps – daran gehindert.

Deutsche Reaktionen

Als Generalfeldmarschall Model von den alliierten Landungen erfuhr, wechselte er seinen Aufenthaltsort und verlegte die Kommandostelle aus dem Hotel Hartenstein nach Terborg etwa 30 Kilometer weiter östlich und übernahm persönlich das Kommando über das II. SS-Panzerkorps. Entgegen der Meinung von Bittrich, beide Brücken in Arnhem zu sprengen, war Model der Meinung, dass sie dringend für eine deutsche Gegenoffensive gebraucht würden.

In Berlin wurde auch Adolf Hitler von den alliierten Landungen unterrichtet. Er beschloss, dass deren Bekämpfung die absolute Priorität hatte, und delegierte alle Luftwaffeneinheiten der dortigen Frontlinie, die aus etwa 300 Kampfflugzeugen bestanden, an Model. Ebenso wurden alle Einheiten der Reserve und Ausbildung des Wehrkreises VI, der der niederländischen Grenze am nächsten lag, sowie alle Einheiten, die gerade im Überführungsstatus bei Wesel lagen oder die Stadt verlassen wollten (etwa 3000 Soldaten), Model zugeteilt. Die Panzerkräfte des niederländischen Kommandos der Wehrmacht unter General Friedrich Christiansen sagten zu, Verstärkung unter Generalleutnant Hans von Tettau zu senden, der Leiter der SS-Schule in Arnhem war.

General Kurt Student wurde angewiesen, die Verteidigung von Eindhoven zu übernehmen. Die Kampfgruppe „Chill“, eine Einheit des deutschen LXXXVIII. Korps, sollte gegen das XII. und das britische XXX. Korps eingesetzt werden. Zusätzlich hatte das Oberkommando West zugesagt, die 59. Infanterie-Division und die 107. Panzerbrigade in Marsch zu setzen, um diese bei Eindhoven gegen die 101. US-Luftlandedivision einzusetzen. Die Kräfte des Wehrkreises VI unter General Kurt Feldt sollten mit Hilfe des II. Fallschirmkorps aus Köln die Groesbeek-Höhen von der 82. US-Luftlandedivision zurückerobern. Die SS-Kampfgruppe „Frundsberg“ hatte den Auftrag, jegliche gegnerische Überquerung der Brücke von Arnhem zu verhindern, und die SS-Kampfgruppe „Hohenstaufen“ sollte die Briten westlich von Arnhem aufhalten. Beide Einheiten gehörten zum II. SS-Panzerkorps.

Fortschritte der Alliierten

Gegen Nachmittag hatte die 1. Luftlandebrigade westlich von Arnhem damit begonnen, die Landezonen abzusichern. Dabei stiessen sie auf das deutsche SS-Panzergrenadierregiment 16 unter Hauptsturmführer Sepp Krafft. Diesem Regiment angeschlossen hatten sich Männer einer SS-Trainingsschule aus Arnhem, der Kampfgruppe „Weber“ zugehörende Luftwaffenangehörige aus Deelen sowie Angehörige eines SS-Wachbataillons eines Konzentrationslagers, das der Einheit „Höherer SS- und Polizeiführer Nordwest“ angehörte. Die Briten machten 47 Gefangene, die aus 27 verschiedenen Einheiten kamen.

Die 1. Fallschirmjägerbrigade unter Brigadier G. W. Lathbury begann damit, auf Arnhem vorzurücken. Dazu teilte sie sich in drei Gruppen auf. Die Gruppe „Lion“ ging den zentralen Weg auf Oosterbeek zu. Die Gruppe „Leopard“ nahm den nördlichen und die Gruppe „Tiger“ den südlichen Weg. Zu diesem Zeitpunkt funktionierte die Funkkommunikation noch gut, doch als die einzelnen Gruppen sich voneinander entfernten, begannen die Funkprobleme. Dadurch entstanden auch einige Falschmeldungen oder Falschdeutungen von Funksprüchen. Eine davon lautete, dass die Lastensegler der Aufklärungsschwadron nicht angekommen seien. Daher beschlossen die Gruppen, auf eigene Faust nach Arnhem vorzurücken. In Oosterbeek trafen die Briten auf die deutsche Kampfgruppe „Spindler“, Teil der SS-Kampfgruppe „Hohenstaufen“, die in den Morgenstunden des 18. September den Grossteil der 1. Fallschirmjägerbrigade daran hinderte, sich weiter auf die Brücke über den Nederrijn zuzubewegen. Unterdessen gelang es einer anderen Gruppe unter Lieutenant Colonel John Frost, das Stadtzentrum zu erreichen und das Nordende der Brücke einzunehmen. Als Teile der SS-Kampfgruppe „Frundsberg“ unter Brigadeführer Harmel den Weg nach Nijmegen über die Brücke einschlagen wollten, sahen sie, dass ihnen der Weg durch die Briten versperrt war.

18. September
Für den 18. September waren die Wettervorhersagen der alliierten Meteorologen zwar optimistisch, doch die Wetterlage über der britischen Insel machte dann doch den Start der zweiten Welle zunächst unmöglich. Auch die Luftunterstützung für die Operation wurde gekürzt. Dies lag zum einen am Wetter, aber auch an der schlechten Zusammenarbeit zwischen Briten und Amerikanern. So bestand Brereton unter anderem darauf, dass die alliierten Flugzeuge in Belgien am Boden blieben, seine Maschinen aber Einsätze flogen. Über den Niederlanden klarte gleichzeitig das Wetter auf, so dass die deutsche Luftwaffe sehr gute Sicht hatte und mit voller Stärke einzugreifen begann. So war Market Garden die einzige alliierte Operation in Nordwesteuropa mit deutscher Luftüberlegenheit, die hauptsächlich auf das Konto der internen alliierten Streitigkeiten ging.

Die Panzer des XXX. Korps rollten weiter auf Eindhoven vor. Die 213. Brigade blieb als Sicherung in Valkenswaard zurück, und die restlichen Einheiten nahmen den Weg in Richtung Helmond, östlich von Eindhoven. Dort setzte aber die deutsche Kampfgruppe „Walther“ dem Vormarsch vorerst ein Ende, indem sie die Panzer zum Halten zwang und Widerstand leistete.

In Eindhoven hatten unterdessen die Einheiten der 101. US-Luftlandedivision die Lage weitgehend im Griff und mit Hilfe des niederländischen Widerstands die wenigen deutschen Soldaten aus der Stadt vertrieben. Sie erreichten die zerstörte Brücke über den Wilhelminakanal bei Son und begannen mit dem Aufbau einer Bailey-Brücke. Ein Versuch, die Brücke bei Best einzunehmen, scheiterte, da diese kurz zuvor durch die deutsche 59. Infanterie-Division gesprengt worden war.

Auf deutscher Seite erreichte das LXXXVI. Korps unter General Hans von Obstfelder zusammen mit der 176. Infanterie-Division und der Division „Erdmann“ ihren Zielpunkt zwischen Weert und Helmond.

Während in Nijmegen die Amerikaner wieder und wieder versuchten, die Brücke über die Waal zu erobern, setzten südöstlich von Arnhem Soldaten der Kampfgruppe „Frundsberg“ über den Pannerdens-Kanal (einen kanalisierten Teil des Nederrijn), um nach Nijmegen zu gelangen. Auch die ersten Einheiten des Korps „Feldt“ erreichten ihren Einsatzort und begannen, die Groesbeek-Höhen anzugreifen. Die Kampfgruppe von Tettau nahm auf ihrem Weg nach Renkum im Westen von Arnhem alle deutschen Soldaten auf, denen sie begegnete, und griff die Briten aus diesem Raum heraus an. Diese waren aus der Richtung Oosterbeek mittlerweile bis auf zwei Kilometer an die Arnhemer Brücke herangekommen. In Arnhem selbst entbrannte der Kampf zwischen den Briten um Frost und der SS-Kampfgruppe „Knaust“ auf das heftigste. Auch aus Nijmegen kamen deutsche Einheiten in den Norden Arnhems und nahmen das Gefecht mit Frosts Einheiten auf. Diese hatten lediglich für 48 Stunden Rationen dabei, auch ihre Munition war nicht unbegrenzt. Die Zeit arbeitete für die Deutschen, denen es weiter gelang, Verstärkung aus Deutschland in das Kampfgebiet zu verlegen.

Von diesen Problemen war Browning nicht viel bekannt, da es immer wieder Probleme mit den Funkverbindungen zu den Einheiten gab. So mussten andere Möglichkeiten der Kommunikation genutzt werden. Das GHQ Liaison Regiment hielt mit seiner speziellen Ausrüstung Kontakt mit London, und auch ein BBC-Nachrichtenteam war anwesend. Die britische 1. Luftlandedivision hatte direkte Verbindung mit ihrem Hauptquartier in Moor Park, England, über das wiederum die Verbindung mit Browning lief. Der niederländische Widerstand konnte die 82. US-Luftlandedivision von den Schwierigkeiten der Briten in Arnhem über ein weitreichendes Telefonsystem unterrichten, dessen Leitungen sogar bis nach Son zur 101. US-Luftlandedivision reichten. Die Briten liessen am nächsten Tag über Moor Park eine direkte Verbindung zu den Landeeinheiten in Arnhem einrichten, doch die Kontrolle war ihnen längst entglitten.

19. September
Die zweite Welle startete verspätet am nächsten Morgen und landete bei Eindhoven mit zwei Bataillonen zur Unterstützung der 101. US-Luftlandedivision. Zusammen mit den britischen Panzern attackierte die 502. Fallschirminfanterie die deutsche 59. Infanterie-Division in deren Stellungen bei Best und machte über 1000 Gefangene. Unterdessen überrannte das Korps „Feldt“ Teile der Landezonen der 101., wurde jedoch kurz darauf von der 505. Fallschirminfanterie wieder zurückgeworfen.

Auch bei Arnhem traf die zweite Welle bei den Briten ein, konnte jedoch nicht zu den kämpfenden Einheiten vordringen, da die Landezonen mittlerweile von SS-Truppen kontrolliert wurden. Bei diesen landeten auch viele für die Briten wichtige Nachschublieferungen. Für die Briten war nun ein Brückenkopf über den Nederrijn wichtig, um eine Verbindung zum von Süden anrückenden XXX. Korps der Briten zu schaffen. Dazu sollte südwestlich von Oosterbeek die Kontrolle über die Fähre bei Heveadorp erlangt werden.

Das XXX. Korps hatte mittlerweile das Areal zwischen Eindhoven und Nijmegen bei Son erreicht, mittlerweile stand nun die 101. US-Luftlandedivision unter ihrem Befehl. Das VIII. Korps begann nun auch mit seinem Flankenvorstoss. Allerdings konnten sie keinerlei Überraschungseffekt mehr ausnutzen und kamen nur sehr langsam voran. Die Deutschen unter General Model bereiteten unterdessen ihre Gegenoffensive vor.

Die deutsche Gegenoffensive

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Auch am 19. September hatte sich das Wetter nicht wesentlich verbessert. Aus diesem Grund konnte weitere wesentliche Unterstützung durch ein Infanterieregiment und zusätzliche Artillerie nur im Raum Eindhoven bei der 101. US-Luftlandedivision eintreffen. Zwei Infanteriebataillone für den Raum Nijmegen und die polnische1. Fallschirmjägerbrigade erreichten ihr Ziel nicht.

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Dies lag nicht zuletzt an der deutschen Luftwaffe, die für diesen Tag 125 Einsätze verzeichnete. In Arnhem startete die britische 1. Fallschirm brigade ihre Attacke ostwärts entlang des Nederrijn in Richtung der Brücke noch vor dem Morgengrauen. Als sich der Morgennebel verzog, befanden sie sich aber im Kreuzfeuer der Flak-Geschütze im Süden und der aus dem Norden feuernden SS-Kampfgruppe „Spindler“. Die deutsche Gegenwehr war so heftig, dass der Vormarsch gegen Mittag unter grossen Verlusten abgebrochen werden musste. Auch die anderen britischen Vorstossversuche brachten kaum Erfolge, allerdings gelang es General Urquhart, sich aus der deutschen Umklammerung zu befreien. Er konnte sich direkt mit einem Jeep zum Divisionshauptquartier begeben, wo er umgehend mit der Reorganisation der Restdivision begann. Damit die 1. polnische Fallschirmjägerbrigade nicht in der vorgesehenen Absprungzone landete, die unter deutscher Kontrolle war, wurde ein entsprechender Funkspruch abgesetzt.

Nördlich von Eindhoven war bei Son mittlerweile die Bailey-Brücke fertiggestellt worden und die Panzereinheiten rückten im Morgengrauen über den Wilhelminakanal vor. Am Mittag hatten sie bereits Grave südwestlich von Nijmegen erreicht. Damit ging das Kommando über die 82. US-Luftlandedivision an Horrocks über, dessen Lage sich aber zunehmend verschlechterte. Bei Heumen wurde von Browning, Gavin, Adair und Horrocks ein gemeinsames Kommandozentrum eingerichtet. Da weiterer Entsatz sich immer noch verspätete, organisierte Gavin ein neues Bataillon, das er aus 450 Lastenseglerpiloten bildete. Ein weiterer Angriff auf die Brücke über die Waal schlug jedoch fehl, und so erwog er einen amphibischen Angriff über den Fluss, um so beide Brückenseiten in Besitz zu nehmen. Daraufhin ordnete Horrocks an, die Boote des XXX. Korps von Hechtel zur Front zu bringen.

Einem geplanten Angriff der deutschen 59. Infanterie-Division von General Student kam die 101. US-Luftlandedivision zusammen mit der 8. Panzerbrigade zuvor, so dass sich die Deutschen wieder zurückziehen mussten. Allerdings überrannte die deutsche 107. Panzerbrigade das Hauptquartier von Taylor, bevor eine Verteidigung organisiert werden konnte. Weitere Lastensegler mit Divisionstruppen trafen ein, darunter auch die Hälfte der erwarteten Artillerie. Jedoch erreichten nur knapp 40 Tonnen Nachschub ihr Ziel.

In Arnhem musste der britische Vorstoss unterdessen unter hohen Verlusten gestoppt werden, da kaum noch Munition vorhanden und die Soldaten total erschöpft waren. Im Gegensatz dazu erhielt die deutsche Seite immer mehr Unterstützung. Die 208. Kampfbrigade aus Dänemark und die Flakbrigade „Von Swoboda“ waren inzwischen eingetroffen. Zwar gelang es den Deutschen noch nicht, ihre Attacken sauber zu koordinieren, aber die britische 4. Fallschirmbrigade wurde am weiteren Vorrücken gehindert. Taylor blieb nichts weiter übrig, als seine Männer wieder zurückzuziehen.

Einige polnische Lastensegler erreichten tatsächlich ihre Landezone bei Arnhem, da sie nicht mehr rechtzeitig gewarnt werden konnten. Als die polnischen Soldaten die Gefahr erkannten, sammelten sie sich schnell und versuchten, nach Westen zu den Briten durchzubrechen. Auch die erhofften Nachschublieferungen konnten nur teilweise ihr Ziel erreichen. Knapp 400 Tonnen wurden über Arnhem von 63 DC-3 und 100 Stirlings abgeworfen. Ein Grossteil davon landete wieder bei den Deutschen.

Inzwischen hatte das britische XII. Korps auf der linken Flanke die Strasse von Turnhout nach Eindhoven erreicht. Auf der rechten Flanke war Weert erreicht, und der Vormarsch ging weiter in Richtung Helmond.

20. September
Das schlechte Wetter verhinderte wiederum auch am folgenden 20. September, dass zusätzliche alliierte Truppen eingeflogen werden konnten. Lediglich Nachschubflüge waren möglich. Die 82. US-Luftlandedivision erhielt fast 80 Prozent der erwarteten Tonnage. Die Briten hatten sich zu der Zeit auf eine Position bei Oosterbeek zurückgezogen, und Urquhart legte zusammen mit dem Korpshauptquartier über Funk eine neue Landezone für die einzufliegenden polnischen Truppen bei Driel fest, wo sie einen Brückenkopf bilden sollten. Auch für die Nachschubabwürfe wurde die Landezone nach Oosterbeek verlegt. Wegen heftigen deutschen Abwehrfeuers war das Abwerfen des Nachschubs in die Strassen und Wälder jedoch ein schwieriges Unterfangen. Daher erreichte die Briten nur knapp 13 Prozent des erwarteten Nachschubs. Die sich bekämpfenden Soldaten trafen in den Wäldern und Häusern des Ortes aufeinander und Scharmützel mit Mörsern und Scharfschützen bestimmten das Bild. Dies ging so weit, dass die Briten und die Deutschen verschiedene Etagen in einzelnen Häusern gegeneinander verteidigten.

Die Versorgung der vielen Verwundeten auf beiden Seiten wurde in diesem Bereich fast unmöglich, so dass die Briten mit den Deutschen gegen Mittag auf Vorschlag Gen. Bittrichs einen dreistündigen Waffenstillstand vereinbarten. Die Verwundeten beider Seiten wurden dabei von deutschen Sanitätseinheiten in ein Arnhemer Krankenhaus gefahren.

In Arnhem selbst zog sich der Ring um die kämpfenden Briten immer weiter zusammen. Die Deutschen versuchten, sie mittels Artilleriefeuer und Flammenwerfern aus den Häusern zu werfen. Dazu kamen der immer weiter schrumpfende Vorrat an Wasser, der nur noch für einen Tag reichte, und die wenige verbleibende Munition. In einer kurzzeitigen Waffenruhe wurden auf beiden Seiten insgesamt mehr als 200 Verwundete weggebracht, unter ihnen auch Lieutenant Colonel John Frost.

Auch weiter südlich bei Eindhoven erfolgten gegen Morgen wieder deutsche Angriffe auf den „Hell’s Highway“, wie die Strasse nach Nijmegen nun von den Amerikanern genannt wurde. Die deutsche 107. Panzerbrigade versuchte, nach Son durchzubrechen, wurde aber von Einheiten der 101. US-Luftlandedivision und der 8. Panzerbrigade ein weiteres Mal zurückgedrängt. Das XXX. Korps konnte nur äusserst langsam weiter nach Norden vordringen. In Nijmegen bereiteten sich Truppen auf den Brückenangriff vor, indem sie die Vororte säuberten und auf die Brücke vorrückten. Am Nachmittag waren endlich die Boote eingetroffen, und nachdem eine Rauchwand gelegt worden war, überquerten die Boote insgesamt sechs Mal unter starkem deutschen Artilleriefeuer den Fluss. So wurden zwei Kompanien auf die andere Seite der Waal gebracht.

Die Deutschen waren nun bereit, die Brücke über die Waal zu sprengen, doch als der Befehl von Brigadeführer Harmel erteilt wurde, waren die Sprengladungen bereits von britischen Pionieren entfernt worden. Er liess an das Hauptquartier funken: „Sagen Sie Bittrich, sie sind über die Waal“.

Bei Groesbeek konnten verstärkte deutsche Einheiten erhebliche Erfolge verzeichnen, aber noch gelang es den Amerikanern, ihre Positionen dort zu halten. An diesem Tag war die Aufstockung des deutschen Kontingents erheblich, und weiterer Truppennachschub wurde erwartet. Nijmegen sollte am nächsten Tag zurückerobert werden, damit die nur drei Bataillone der Kampfgruppe „Frundsberg“, die zwischen Nijmegen und Arnhem lagen, von dort unterstützt werden konnten.

21. September

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052_29/Britische Pioniere entfernen die deutschen Sprengladungen an der Brücke über die Waal
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052_30/Urquhart vor dem britischen Hauptquartier Hotel Hartenstein in Oosterbeek

Der folgende Donnerstag war kalt, und das Wetter verhinderte weiterhin die Nachschubflüge. Die Deutschen festigten ihre Stellungen bei den Groesbeek-Höhen, da das Korps „Feldt“ zu erschöpft war, um die vorrückenden Panzer der Amerikaner auf der Strasse nach Nijmegen zu erreichen. Alle deutschen Truppen nördlich kamen nun unter das Kommando der 2. SS-Panzerbrigade, die in Arnhem weiter vorrückte. Der Rest wurde der 1. Fallschirm-Armee unter General Student zugewiesen, der versuchte, einen Zangenangriff der deutschen LXXXVI. und LXXXVIII. Korps zu organisieren.

In Arnhem begann der letzte Kampf gegen 9 Uhr. Die Briten versuchten einen Ausbruch durch die Reihen der Kampfgruppe „Knaust“,um zu ihrer Division zurückzukehren. Es gab keine formale Kapitulation, kleinere britische Gruppen ergaben sich jedoch, da sie keine Munition mehr hatten oder von den Deutschen überrannt worden waren. Um die Mittagszeit überquerten die Deutschen die Brücke über den Nederrijn. Der Kampf hatte 88 Stunden gedauert.

Urquhart, der wieder in Oosterbeek eingetroffen war, organisierte eilig eine neue Kommandostruktur, mit der er hoffte, die Kampfgruppe „von Tettau“ im Westen und die Kampfgruppe „Hohenstaufen“ im Osten besser bekämpfen zu können. Doch beide Seiten konnten kaum Fortschritte erreichen.

Die beiden Brücken in Nijmegen waren unterdessen von den Alliierten gesichert und die ersten Panzer des XII. Korps rollten nach Norden auf Arnhem zu. Sie fuhren zügig bis Elst und hielten dort an, da sie den Gegenangriff der Kampfgruppe „Knaust“ erwarteten, die ihnen von Arnhem entgegenkam. Zudem bot die Strasse für die Panzer kaum Deckung, und die neben ihr verlaufenden Gräben waren hervorragende Verstecke für deutsche Soldaten. Die letzten Widerstandsnester in Nijmegen wurden währenddessen von Einheiten der 43. Division ausgehoben, die auf ihre letzte nachrückende Brigade wartete. Als diese eintraf, wurde sie angewiesen, sofort den anderen Panzergruppen nach Norden zu folgen und dann auf Richtung Driel einzuschwenken, um sich bei Heveadorp anschliessend mit den Briten zu treffen. Ein Angriff zweier Regimenter der 82. US-Luftlandedivision auf das Korps „Feldt“ bei den Groesbeek-Höhen vertrieb die Deutschen von dort und das XXX. Korps konnte danach mit seinen Panzern weiter nach Norden vordringen. Urquhart gelang es mit der Artillerieunterstützung des Korps, den deutschen Vorstoss nördlich der Waal aufzuhalten.

Als Model von dem amerikanischen Erfolg unterrichtet wurde, verlangte er umgehend weitere Truppenunterstützung, die ihm mit der Schweren Panzer-Abteilung 506 gewährt wurde. Diese Einheit verfügte über 45 Panzerkampfwagen VI Tiger II, die sogenannten „Königstiger“. Weiterhin wurden ihm Spezialkampfgruppen und Ausrüstung zugesagt.

Die polnischen Fallschirmjäger starteten an diesem Tag von Grossbritannien aus und versuchten eine Landung. Von den 114 anfliegenden DC-3 mussten jedoch nicht weniger als 41 wieder umkehren, darunter das komplette 1. Bataillon. Dies lag nicht nur am Wetter, sondern auch an den über 100 Kampfflugzeugen der deutschen Luftwaffe, die sie am Zielort erwarteten. Beim Durchbruch zwischen den angreifenden Jägern gingen noch etliche Maschinen verloren, aber Generalmajor Sosabowski gelang es, zusammen mit 750 seiner Soldaten die Landezone zu erreichen. Was ihnen allerdings fehlte, waren die schweren Waffen, die schon am Vortag bei den Lastensegleranflügen verlorengegangen waren. Der deutsche Obersturmbannführer Harzer organisierte eilig einen Sperrgürtel zwischen der Brücke von Arnhem und den polnischen Einheiten, der aus 2500 Soldaten bestand und unter dem Namen Sperrverband Harzer bekannt wurde.

Weitere Nachschubflüge brachten den Briten wiederum nur 41 Tonnen Nahrung und Ausrüstung nach Arnhem. Währenddessen bereiteten sich die Polen auf eine Überquerung des Nederrijn vor.

Am südlichen Ende des Korridors gelang es der 101. US-Luftlandedivision mittlerweile, die Deutschen auf beiden Strassenseiten zurückzuwerfen. Die Vorstösse der britischen VIII. und XII. Korps waren fast zum Halten gekommen und Generalleutnant Dempsey begann, das Hauptquartier der 2. Armee nach Sint-Oedenrode zu verlegen, während Feldmarschall Montgomery das taktische Hauptquartier der 21. Heeresgruppe südlich von Eindhoven aufschlug. Montgomery und Eisenhower waren sich in der Frage, wie bei Arnhem weiter vorgegangen werden sollte, nicht einig, und Patton forderte mehr Truppen für eine Rheinüberquerung. Aus diesem Grund fand nun endlich die erste Konferenz zwischen den Verantwortlichen seit dem Landungstag statt.

22. September
Der nächste Tag begann mit Nebel, der sich dann aber schnell verzog. Eine Attacke zweier deutscher Kampfgruppen auf dem „Hell’s Highway“ zerteilte die amerikanische 69. Brigade zwischen Uden und Grave in zwei Hälften, als sie auf Nijmegen vorrückten. Ein Gegenangriff, den die 101. US-Luftlandedivision ausführte, wurde von der 83. Gruppe der Royal Air Force mit Tieffliegerangriffen unterstützt.

General Maxwell D. Taylor war kurz zuvor vom niederländischen Widerstand über die bevorstehende deutsche Attacke unterrichtet worden und sandte Soldaten des 506. Fallschirminfanterieregiments nach Uden sowie die 502. Fallschirminfanterie nach Veghel. Horrocks war gezwungen, seine Panzer umkehren zu lassen. Den Deutschen war es in diesem Areal gelungen, die Brücke bei Veghel unter Feuer zu nehmen. Aus diesem Grund konnten an diesem Tag weder Ausrüstungsgegenstände noch Nachschub nach Nijmegen gebracht werden.

Weiter nördlich versuchte das XXX. Korps weiterhin, zu den Briten aufzuschliessen. Es wurde aber in heftige Kämpfe verwickelt. Auch das Erreichen der gelandeten Polen durch britische Einheiten erwies sich als kaum durchführbar. Die Polen selbst versuchten gegen Nachmittag eine Überquerung des Nederrijn, aber nur einige Männer erreichten das andere Ufer. Weitere Versuche wurden daraufhin aufgegeben. Auch bei Oosterbeek gingen die deutschen Angriffe weiter und Urquhart forderte dringlichst Entsatz an.

Die Konferenz in Versailles

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052_31/Das zerbombte Nijmegen und im Hintergrund die Waalbrücke

Die von Eisenhower in Versailles einberufene Konferenz deckte die Schwächen der Operation auf, und die Befehlshaber versuchten zu retten, was zu retten war.

Eisenhower bestand darauf, eine weit angelegte Front in Richtung des Rheins zu schaffen, bei der die 1. kanadische Armee zur Schelde vorrücken und Antwerpen nehmen sollte. Bradley wurde angewiesen, Patton zu stoppen, während die 1. US-Armee mit der Unterstützung des XIX. US-Korps und des britischen VIII. Korps Kurs nach Norden auf auf Aachen nehmen sollte. An der Stelle des XXX. Korps sollte die britische 2. Armee mit dem VIII. Korps in der Führung den Weg nach Venlo und Kleve einschlagen. So wurde die Operation des XXX. Korps als zweitrangig eingestuft, nunmehr erhielt die Rettung der britischen Fallschirmjäger Vorrang.

Die von Eisenhower in Versailles einberufene Konferenz deckte die Schwächen der Operation auf, und die Befehlshaber versuchten zu retten, was zu retten war.

Eisenhower bestand darauf, eine weit angelegte Front in Richtung des Rheins zu schaffen, bei der die 1. kanadische Armee zur Schelde vorrücken und Antwerpen nehmen sollte. Bradley wurde angewiesen, Patton zu stoppen, während die 1. US-Armee mit der Unterstützung des XIX. US-Korps und des britischen VIII. Korps Kurs nach Norden auf auf Aachen nehmen sollte. An der Stelle des XXX. Korps sollte die britische 2. Armee mit dem VIII. Korps in der Führung den Weg nach Venlo und Kleve einschlagen. So wurde die Operation des XXX. Korps als zweitrangig eingestuft, nunmehr erhielt die Rettung der britischen Fallschirmjäger Vorrang.

Die 101. US-Luftlandedivision wurde unter den Befehl des VIII. Korps gestellt und sollte zusammen mit der neu aufgestellten 50. Division und der königlich-niederländischen Brigade „Prinses Irene“ den neuen Plan gegen deutsche Angriffe aus dem Westen und Nordwesten absichern, während die 11. Panzerdivision mit der 3. Division nordöstlich zum Rhein vorrückte. Das XXX. Korps wurde mit den nördlich von Grave befindlichen Einheiten, der 43. Division, der 82. US-Luftlandedivision und der britischen Panzerdivision in seiner Stellung belassen. Das Kommando über diese bekamen die britischen Fallschirmjäger in Arnhem, deren Rückzug und Rettung nun beschlossene Sache war.

23. September
Seit der Landung war dieser Tag der erste, der wirklich gutes Wetter brachte und den alliierten Flugzeugen weitreichende Eingriffsmöglichkeiten bot. Mit dieser Unterstützung und heftigem Artilleriefeuer konnten die Briten ihre Stellungen in Arnhem weiter verteidigen, obwohl die deutschen Kampfgruppen „von Tettau“ und „Hohenstaufen“ sie in starke Bedrängnis brachten.

Generalfeldmarschall Model wurde langsam ungeduldig und gab Bittrich 24 Stunden Zeit, um die Briten aus Arnhem zu vertreiben. Er änderte auch die Kommandostruktur der deutschen Einheiten, indem er alle Truppen westlich der Operation Market Garden der 15. Armee unterstellte und die östlichen Truppen der 1. Fallschirm-Armee. Bei Veghel verstärkten sich die Bemühungen der beiden Kampfgruppen „Chill“ und „Walther“, aber die Strasse konnte von der 506. Fallschirminfanterie mit britischer Panzerunterstützung wieder freigekämpft werden.

Am frühen Nachmittag hoben in Grossbritannien die Flugzeuge der dritten Welle ab. 654 Truppentransporter und 490 Lastensegler begaben sich auf die nördliche Route. Die 82. US-Luftlandedivision bekam Verstärkung durch ein Infanterieregiment und die 101. US-Luftlandedivision durch ein Feldartillerieregiment und den Rest eines Infanterieverbandes, deren erste Soldaten schon mit der zweiten Welle gelandet waren. Das 1. polnische Bataillon landete bei Oude Keent, einem kleinen Flugplatz, der für die Nachschublieferungen ausgesucht worden war. Es setzte sich sofort nach Norden in Bewegung, um zu den anderen beiden Bataillonen aufzuschliessen, die mittlerweile unter der Führung der zur 43. Division gehörenden 130. Brigade standen.

Gegen die deutsche Kampfgruppe „Frundsberg“ konnten nur schrittweise kleinere Erfolge verzeichnet werden, während im Süden der Korridor weiter von deutschen Einheiten freigekämpft wurde. Die 130. Brigade war nun bei den polnischen Einheiten bei Driel angekommen, und nach Einbruch der Dunkelheit setzten auf Befehl Sosabowskis 200 Männer zu den Briten über.

24. September
Dank des anhaltend guten Wetters flog die britische Air Force weitere Einsätze im Raum Arnhem. Mit der Unterstützung der Tiefflieger und der Artillerie des XXX. Korps gelang es, das von den Briten gehaltene Gebiet erfolgreich zu verteidigen. Zwischen den Kampfhandlungen vereinbarten beide Seiten immer wieder kurze Waffenstillstände, um Verwundete bergen zu können. Briten und Deutsche waren mit den Kräften am Ende und es gab kaum Nachschub. Nach einer Woche erbitterten Kampfes ohne Pause würde der Erfolg der Seite sicher sein, der es als erste gelang, die Ablösung durch frische Truppen sicherzustellen. Das geschah bei den Deutschen durch die Ankunft der Schweren Panzer-Abteilung 506, die zwei Kompanien zur Unterstützung der Kampfgruppe „Frundsberg“ nach Elst entsandte und eine Kompanie östlich nach Oosterbeek. Das XXX. britische Korps eroberte derweil das Örtchen Bemmel.

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Bildbeschriftung

Lieutenant General Horrocks, Major-General Ivor Thomas von der 43. Wessex-Division und General Sosabowski beobachteten die Lage auf der anderen Seite des Nederrijn vom Turm der Drieler Kirche. Thomas verliess die Gruppe in der Annahme, dass Horrocks den Befehl zum Rückzug der britischen 1. Luftlandedivision gegeben habe, und bereitete sich darauf vor. – Horrocks selbst traf im Hauptquartier der britischen 2. Armee mit Dempsey zu einer Besprechung zusammen. Später behauptete er, nie diesen Rückzugsbefehl gegeben zu haben. Jedenfalls informierte Montgomery London von der Entscheidung und vom geringen Erfolg des XXX. Korps.

Die Deutschen begannen währenddessen einen erneuten Angriff auf den Korridor, doch die meisten Attacken konnten zurückgeworfen werden. Allerdings trennte eine Kompanie Jagdpanther der 559.s.Panzerjägerabteilung (Panther) der Wehrmacht zusammen mit Soldaten des Fallschirmjägerbataillons „Jungwirth“ die Wege bei Veghel. Aus diesem Grund konnte Horrocks nicht zum XXX. Korps zurückkehren und blieb bei Dempsey. Östlich von Helmond eroberte die britische 11. Panzerdivision Deurne und zwang damit die Kampfgruppe „Walther“ zum Rückzug.

25. September
Sehr früh am Morgen des 25. September versuchte die britische 43. Division die Überquerung des Nederrijn. Schwere Windböen und einsetzender starker Regen zwang die Briten zum Abbruch der Aktion. Die wenigen Männer, die das andere Ufer erreicht hatten, konnten dort nur wenig ausrichten. Zu diesem Zeitpunkt bekam die deutsche Kampfgruppe „von Allworden“ ihre Verstärkung in Form der versprochenen Königstiger. Sie attackierten sofort und konnten tief in die Linien der Briten eindringen. Dank des eigenen Artilleriefeuers und der eingreifenden Jagdflieger der Royal Air Force gelang es dann den Briten, trotz des deutschen Ansturms ihre Position noch einen weiteren Tag zu halten.

Urquhart gab im Keller des Hotels Hartenstein in Oosterbeek den Befehl zum Rückzug aus den Stellungen („Operation Berlin“ genannt) in der folgenden Nacht aus. Das XXX. Korps sicherte die Ortschaften Elst und Boxmeerhof, doch westlich von Arnhem war der Nederrijn nicht unter britischer Kontrolle. Horrocks entschied sich für ein Ablenkungsmanöver, indem die 43. Division gleichzeitig bei Renkum den Rhein überqueren sollte.

Das VIII. Korps rückte weiter gegen die Kampfgruppe „Walther“ vor und die 180. Infanteriedivision mit der 11. Panzerdivision schlossen nun zum XXX. Korps bei Boxmeer an der Maas auf.

Die Operation Berlin begann am Nachmittag mit einem schweren Artilleriebeschuss durch das XXX. Korps und die 43. Division. Unter diesem Schutz überquerten britische und kanadische Pioniereinheiten den Nederrijn, um die dort festsitzenden Überlebenden wieder zurück auf die andere Seite zu bringen. Die Verwundeten wurden mit einer Anzahl an Freiwilligen zurückgelassen. Alle anderen zogen sich durch einen 700 Meter breiten freien Bereich zurück.

26. September
Der Rückzug zog sich bis zum Morgengrauen des 26. Septembers hin. Damit wurden 1816 Briten und 160 Polen gerettet. 240 weitere Soldaten wurden etwas später noch vom niederländischen Widerstand aus der Gefahrenzone gebracht. Die Überlebenden marschierten in der Dunkelheit von Driel nach Nijmegen. Die Wege waren zur Orientierung mit weissen Bändern gekennzeichnet. In Nijmegen wurden sie schon mit frischer Kleidung und Ausrüstung erwartet.

Gegen 14 Uhr hatten die Deutschen das Gebiet erobert, sie machten nach eigenen Angaben während der gesamten Operation insgesamt 6450 Gefangene.

Folgen von Market Garden

Wie in der Versailleskonferenz besprochen, galt das Hauptziel der Alliierten nach diesem Misserfolg dem Vordringen zum Rhein mit dem Ziel, ihn im Frühjahr zu überqueren. Dazu griff die 1. Kanadische Armee im Oktober die deutschen Truppen in der Schelde-Mündung an, damit Frachtschiffe mit Nachschublieferungen im Hafen von Antwerpen einlaufen konnten. Die Aktion war am 28. November 1944 beendet und kostete 30.000 Opfer. Parallel dazu fand weiter östlich die Operation Aintree zur Beseitigung des verbleibenden deutschen Brückenkopfes über die Maas statt. Um die nun entstandenen zwei Fronten ausfüllen zu können, musste Montgomery die beiden amerikanischen Luftlandedivisionen bis zum November im Einsatz belassen, was ihnen viele zusätzliche Todesopfer einbrachte. Die Alliierten waren nun vorsichtiger in Bezug auf die deutschen Truppen, da sie erkannten, dass diese bei weitem noch nicht dem Zusammenbruch nahe waren. Ihre Operationen und ihre Aufklärung wurden nun wieder sorgfältiger und langfristiger geplant.

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052_33/Die Westfront nach der Operation "Market Garden"

In den folgenden Kriegsmonaten wurde der Westen der Niederlande von Lebensmittel- und Kohlenlieferungen abgeschnitten. In diesem „Hongerwinter“ fanden mehr als 18.000 niederländische Zivilisten den Tod. Ursachen waren die Trennung des Landes durch die Frontlinie, das Einfrieren der Kanäle, der Eisenbahnerstreik und die daraufhin einsetzenden Repressalien der Deutschen, die alle Lieferungen in die Niederlande stoppten, während sie den für ihre eigene Versorgung nötigen Eisenbahnverkehr mit eigenen Kräften aufrecht erhielten.

Da sich die Front nun weiter nach Norden verlagert hatte, wurden in der Folge weitere amerikanische und britische Einheiten von ihren ursprünglichen Standorten bei Aachen und aus dem Ardennengebiet dorthin verlagert, um den Kontakt zur 3. US-Armee zu halten. Damit ergab sich im Ardennenraum eine extreme Schwachstelle der Alliierten, die von den Deutschen erkannt und ausgenutzt wurde. Somit führten die Fehler der Operation Market Garden direkt zur deutschen Ardennenoffensive.

Übersichtstabellen

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*die Anzahl der Opfer, inklusive Verwundeter und Vermisster, liegt bei rund 17.200

**keine genauen Zahlen möglich, da unterschiedliche Angaben existieren

Alliierter Fehlschlag

Am 26. September ist die Operation „Market Garden“ 1944 unter grossen alliierten Verlusten endgültig gescheitert. Die Wehrmacht präsentiert sich, zur Überraschung der Alliierten, nochmals als „Meister“ der militärischen Improvisation. Die sich vermeintlich auf der Flucht vor der gegnerischen Materialüberlegenheit befindlichen Deutschen sind wesentlich präsenter, als die alliierte Feindaufklärung es für möglich gehalten hat.