Aus der Zeit  >  Kriegsverlauf 1944

Schlachten Oktober bis Dezember 1944

(aus Wikipedia)

Lage
Aachen ist die am weitesten westlich gelegene Grossstadt Deutschlands. Sie war und ist als Kaiserstadt Karls des Grossen sowie Krönungsort der deutschen Kaiser von hoher kultureller Bedeutung. In militärischer Hinsicht spielte die Stadt jedoch keine grosse Rolle, da die Hauptkampflinie am Westwall (bei den Alliierten auch unter dem Namen Siegfried-Linie bekannt) östlich der Stadt verlief und Aachen nur durch schwache Befestigungen in diese integriert war. Folglich stellte das grosse bebaute Gebiet Aachens für die alliierten Streitkräfte vor allem ein Hindernis dar, das sie schnellstmöglich umgehen wollten, um weiter östlich den Westwall angreifen bzw. durchstossen zu können. Auch die verteidigenden deutschen Kräfte waren relativ schwach.

Die alliierten Kräfte, die an der Schlacht um Aachen beteiligt waren, bestanden aus dem amerikanischen VII Corps und dem XIX Corps, die auf beiden Seiten der Stadt angriffen. Auf deutscher Seite lag Aachen im Verteidigungsraum des LXXXI. Armeekorps mit vier schwachen Divisionen von zusammen etwa 18.000 Mann und der Garnisonstruppe in Aachen unter Oberst Maximilian Leyherr. Dieser wurde am 12. Oktober durch Oberst Gerhard Wilck abgelöst; Hitler teilte Wilck etwa 5.000 Soldaten des Volkssturms zu.

Verlauf
Nach der Verfolgung der deutschen Truppen durch Frankreich hindurch überschritt das VII Corps am 12. September 1944 die deutsche Grenze und stiess bis zum 15. September südlich von Aachen auf den Westwall vor, bis schwieriges Gelände und wachsender Widerstand der Wehrmacht den Vorstoss im Raum Stolberg zum Stehen brachten. Dabei wurden starke Stellungen im Süden Aachens umgangen. Bereits am 14. September 1944 hatten die US-amerikanische Einheiten den im Süden gelegenen Ortsteil Kornelimünster eingenommen, ohne dass es dort zu grösseren Zerstörungen gekommen war. Nördlich des VII Corps operierte das XIX Corps, das jedoch einige Tage zurückgefallen war und am 20. September zum Angriff auf den Westwall nördlich Aachen antreten sollte. Die überdehnten Nachschublinien verzögerten allerdings einen Angriff bis zum 2. Oktober, da die Streitkräfte immer noch von den Häfen in Cherbourg und der Normandie versorgt wurden (der Hafen Antwerpen war zwar in alliierter Hand; er konnte aber erst nach der Schlacht an der Scheldemündung genutzt werden). Die Häfen der Kanalküste waren zu „Festungen“ erklärt worden und noch von deutschen Garnisonen besetzt.

052_51
052_51/Soldaten der US Army (2. Bataillon, 26. Infanterie-regiment) in den Strassen Aachens, Aufnahme vom 15. Oktober 1944

Anfang Oktober begannen die 30. US-Infanteriedivision (XIX Corps) und das 18. Infanterieregiment der 1. US-Infanteriedivision (VII Corps), Aachen in einem Zangenangriff einzuschliessen. Während das 18. Infanterieregiment bereits am 8. Oktober seine Operationsziele im Raum Verlautenheide/Haaren östlich Aachens erreichte, benötigte die 30. US-Infanteriedivision bis zum 16. Oktober, um ihr Angriffsziel im Raum Würselen zu erreichen und damit den Ring, um Aachen zu schliessen. Beide Zangenarme hatten sich gegen ausgebaute deutsche Stellungen, erbitterten Widerstand und wiederholte Gegenangriffe durchzusetzen. Hier, nicht in Aachen selbst, lag der Schwerpunkt der Kampfhandlungen, in denen deutsche Reserven immer wieder versuchten, Aachen zu entsetzen.

052_52
052_52/Marschkolonne deutscher Kriegsgefangener durch die Ruinen der Stadt Aachen im Oktober 1944

Am 10. Oktober wurde der Besatzung von Aachen ein Kapitulationsangebot unterbreitet. Als dieses auslief, wurde die Stadt durch Artillerie und Luftstreitkräfte bombardiert. Insbesondere erfolgten demoralisierende stundenlange Einsätze von US-Jagdbombern des Typs P-47 „Thunderbolt“.

Am 12. Oktober ersetzte Hitler Maximilian Leyherr, der bis dahin Stadtkommandant gewesen war, durch Oberst Gerhard Wilck. Wilck wurde auf unbedingtes Halten „bis zum letzten Mann“ verpflichtet. Das entsprach dem Befehl Hitlers, wonach es für die Verteidiger deutscher Städte und Dörfer nur „Halten der Stellung oder Vernichtung“ gab. Generalfeldmarschall von Rundstedt erinnerte die Verteidiger Aachens mehrmals an diesen Befehl. Wilck wusste, dass sein Aushalten in Aachen militärisch sinnlos war.

Ein Sturmangriff auf Aachen erfolgte zunächst nicht, da sich die beiden US-Divisionen gegen schwere deutsche Gegenangriffe wehren mussten, die bis zum 19. Oktober andauerten.

Am 12. Oktober griff das 26. Infanterieregiment der 1. US-Infanteriedivision die Innenstadt von Aachen direkt an. Ein Bataillon des Regiments besetzte die Fabrikanlagen im Nordosten der Stadt, zwei weitere Bataillone starteten am 13. und 14. Oktober einen Angriff in Richtung des Lousbergs, an dessen Fuss sich in einem Luftschutzbunker das Hauptquartier der eingeschlossenen Aachener Verteidigungskräfte befand. Es gelang auch die Besetzung einer anderen wichtigen Erhebung im Norden (Stadtgarten), die den US-Truppen Überblick über die Stadt bot. Am 15. Oktober wurde dem 26. Infanterieregiment ein weiteres Bataillon zugeteilt, um die eroberten Stadtteile zu besetzen. Kurz darauf wurde eine gemischte Task-Force aus einem Panzer- und einem Infanteriebataillon eingesetzt, die bis zum 19. Oktober das Angriffsziel nach schweren Kämpfen nehmen konnte.

Am 21. Oktober um 12:05 Uhr kapitulierte Oberst Wilck und ging mit 3.473 Mann in Gefangenschaft, nachdem US-Truppen zu seinem Befehlsstand durchgebrochen waren. Insgesamt gingen fast 12.000 deutsche Soldaten in Gefangenschaft.

Laut den Berichten des Reichspropagandaministeriums fand das Schicksal Aachens in allen Teilen des Reiches starke Beachtung. Wilck liess vor der Kapitulation noch heroische Funksprüche senden.

Schlacht an der Scheldemündung (02.10.1944 – 08.11.1944)

052_53
052_53/Kartenausschnitt Scheldemündung und Antwerpen

Die Schlacht an der Scheldemündung (französisch Bataille de l’Escaut, englisch Battle of the Scheldt) war eine militärische Operation der kanadischen Streitkräfte während des Zweiten Weltkriegs. Sie fand im Nordwesten Belgiens und im Südwesten der Niederlande zwischen dem 2. Oktober und dem 8. November 1944 statt.

Vorgeschichte
Truppen der Wehrmacht hatten im Mai 1940 Belgien, die Niederlande und Luxemburg in einer Art Blitzkrieg erobert („Fall Gelb“) und im Juni Nordfrankreich („Fall Rot“). Am 22. Juni 1940 unterschrieb Frankreich einen kapitulationsähnlichen Waffenstillstand. Deutschland liess von September 1942 bis Mitte 1944 den Atlantikwall bauen. Allein auf dem relativ kleinen Gebiet von Walcheren wurden etwa 300 Bunkerbauwerke mit einer Wand- oder Deckenstärke von 2 Metern oder mehr gebaut; zudem hunderte von schwächer geschützten Bauwerken.

Nach dem schnellen Vorrücken der Alliierten durch Nordfrankreich und dem fluchtartigen Rückzug der deutschen Truppen nach Belgien, den Niederlanden und Westdeutschland konnten die Briten mit der 2. Armee unter General Miles Dempsey in den ersten Septembertagen Brüssel einnehmen. Auf dem weiteren Vormarsch entlang der Nordseeküste stiessen die Kanadier auf verlassene V1-Abschussrampen, die für den Einsatz der Raketen gegen London und Südengland genutzt worden waren.

Etliche belgische Dörfer waren von den Deutschen geräumt worden, in anderen kam es zu kurzen und heftigen Gefechten. Der Grossteil Westbelgiens konnte schnell eingenommen werden. Die Deutschen zogen sich in vorher festgelegte Schlüsselstellungen zurück. Als die Kanadier den Gent-Kanal überquerten, kam es zu einem erbittert geführten Kampf um den Brückenkopf. Er konnte nur unter grössten Anstrengungen gehalten werden. Auch beim weiteren Vorrücken östlich um Antwerpen herum in dessen Nordgebiete trafen die alliierten Truppen auf heftigen Widerstand. Die Nachschubprobleme wurden langsam kritisch, da die Alliierten bedingt durch ihr sehr schnelles östliches Vorrücken die Versorgungswege weit überdehnt hatten und nur Häfen in der Normandie zur Verfügung standen. Auch der Red Ball Express, der vor allem Treibstoff und Munition zur Front brachte, konnte daran nicht allzu viel ändern. Es war daher unabdingbar, einen grossen Hafen an der Kanalküste einzunehmen. Die kleineren Hafenstädte, die unterdessen in die Hände der Alliierten gefallen waren, erwiesen sich als zu klein oder waren nach den Kämpfen viel zu stark beschädigt, um als Anlieferungsort für die Nachschubeinheiten der Marine dienen zu können.

Antwerpen war ein noch relativ unbeschädigter grosser Seehafen und konnte Anfang September von der britischen 2. Armee besetzt werden. Die 4. Brigade der kanadischen 2. Infanteriedivision war dabei für die Säuberung und Sicherung des Hafens verantwortlich. Da Antwerpen aber im Hinterland der Scheldemündung, etwa 80 Kilometer von der Küste entfernt liegt, war eine Nutzung erst möglich, wenn es gelang, die starken deutschen Artilleriestellungen auf der vorgelagerten Insel Walcheren auszuschalten.

Am 6. September wurde die gesamte Halbinsel Walcheren zur „Festung Walcheren“ ausgerufen (siehe auch Fester Platz). Es gab die „freie Küste Walcheren“ (ein Nordbereich von Veere bis nördlich Westkapelle und ein Westbereich von Westkapelle bis Groot Valkenisse) sowie den „V.B. Vlissingen“ (V.B. = Verteidigungsbereich). Letzterer hatte drei Bereiche:

Die Landfront (Bereich von Groot Valkenisse bis zum Fort Rammekens bei Ritthem); sie ist in Teilen durch einen wasserführenden Panzergraben geschützt.

Die Seefront (von Groot Valkenisse über Dishoek bis nach Vlissingen). Der Hafenbereich von Vlissingen war besonders geschützt und wurde als „Kernwerk“ bezeichnet. Dort standen drei 150-mm-Kanonen.

Es gab drei Flugabwehrbatterien in der Umgebung von Vlissingen.

Am 12. September erhielt die 1. Kanadische Armee den Auftrag zur Eroberung des Scheldemündungsgebiets. Erste Attacken gegen die dortigen deutschen Stellungen am nächsten Tag hatten wenig Erfolg.

Unterdessen war die britische 2. Armee weiter östlich bis in die südlichen Niederlande vorgedrungen. Am 17. September wurde die Operation Market Garden gestartet, die jedoch mit einem Fehlschlag endete, da die Rheinbrücke in Arnheim nicht gehalten werden konnte. Die Hoffnung auf ein schnelles Kriegsende rückte in weite Ferne.

Die Schlacht
Die eigentliche Schlacht an der Scheldemündung begann am 2. Oktober. Unter dem Kommando von General Henry Duncan Graham Crerar rückte die 1. Kanadische Armee, bestehend aus der kanadischen 2. und der 3. Infanteriedivision, der kanadischen 4. Panzerdivision, dem britischen I. Korps und der polnischen 1. Panzerdivision, gegen die Deutschen vor. In kleineren Einheiten kämpften auch Amerikaner, Niederländer und Belgier mit. Insgesamt belief sich die Stärke der Armee auf etwa 450.000 Soldaten. Die Schlacht fand auf überschwemmtem, schlammigem Gelände statt, und die gut positionierte und starke Verteidigung der Deutschen machte sie zu einem zermürbenden und verlustreichen Unterfangen. Viele Historiker sehen in ihr die Schlacht des Zweiten Weltkriegs, die auf dem schwierigsten Gelände überhaupt stattfand. General Crerar war mittlerweile wegen einer schwerwiegenden Erkrankung nach Grossbritannien ausgeflogen

worden, und Lieutenant-General Guy Simonds hatte das Kommando übernommen. Die Besonderheiten des Schlachtfeldes machten die Aufgabe der 1. KanadischenArmee sehr schwierig. Nördlich der Scheldemündung liegt Nord-Beveland, darunter Süd-Beveland mit der dahinter liegenden Insel Walcheren, die von den Deutschen stark befestigt worden war. Am Südufer des Mündungsgebiets liegt flaches Flutgelände, das so genannte Polderland, unter dem Meeresspiegel und gut zur Verteidigung geeignet.

052_54
052_54/Kessel von Breskens

Der Plan zur Sicherung der Mündung war in vier Phasen unterteilt:

  1. Einnahme des Gebiets nördlich von Antwerpen und Sicherung des Zugangs nach Nord-Beveland,
  2. Auflösung des Kessels bei Breskens hinter dem Leopoldkanal (Operation Switchback),
  3. Einnahme von Süd-Beveland (Operation Vitality) und
  4. Einnahme von Walcheren (Operation Infatuate).

    Anfang Oktober rückte die kanadische 2. Infanteriedivision nördlich von Antwerpen vor. Gleichzeitig begann die kanadische 3. Infanteriedivision mit Unterstützung der kanadischen 4. Panzerdivision den Vorstoss über den Leopoldkanal. An beiden Frontabschnitten entwickelten sich heftige Kämpfe, da die gut befestigten deutschen Stellungen es den Alliierten erschwerten, schnelle Erfolge zu erzielen.

    Im Norden von Antwerpen stiessen die Kanadier auf deutsche Fallschirmjägereinheiten, die das östliche Ende von Süd-Beveland verteidigten. Nur unter schweren Verlusten gelang es, durch die gefluteten Gebiete bis zum 16. Oktober nach Woensdrecht vorzudringen. Am selben Tag erklärte Feldmarschall Bernard Montgomery als Kommandeur der 1. Kanadischen und britischen 2. Armee die Säuberung der Scheldemündung zur Aufgabe mit erster Priorität.

    Operation Switchback
    Auch auf der Südseite der Schelde fanden verbissene Kämpfe statt. Die Deutschen besassen stark befestigte Artilleriestellungen hinter dem Leopoldkanal und der Dérivation de la Lys. Als Überquerungspunkt wählten die Kanadier das Verzweigungsdreieck beider Kanäle. Dort gab es einen schmalen Bereich trockenen Landes, etwa einige hundert Meter breit. Während am 6. Oktober die kanadische 3. Infanteriedivision versuchte, den Leopoldkanal zu überqueren, geriet sie in starkes deutsches Abwehrfeuer. Sie antwortete mit starkem Artilleriebeschuss und Universal Carriern, die mit Flammenwerfern ausgestattet waren, den so genannten Wasps. Zwei kleine Brückenköpfe konnten errichtet werden, doch als die Deutschen sich von der ersten Überraschung erholt hatten, reagierten sie mit einem heftigen Gegenangriff. Bis zum 9. Oktober war es ungewiss, ob die Brückenköpfe überhaupt gehalten werden konnten. Nach einer weiteren amphibischen Kanalüberquerung mit stärkeren Truppen gelang es den Kanadiern, beide zu vereinen und den Brückenkopf deutlich zu erweitern, um in Richtung Breskens vorzurücken. Als dann auch Panzer den Kanal überquerten, zogen sich die Verteidiger in ihre Betonbunker entlang der Küste zurück. Die Kanadier etablierten einen Versorgungsweg in den Kessel und begannen, die Städte Breskens, Fort Frederik Hendrik, Oostburg, Zuidzande und Cadzand zu belagern. Erst am 3. November wurden Knokke und Zeebrugge genommen; ab dann wurde die Südseite der Schelde von den Kanadiern als gesichert betrachtet.

    Operation Vitality
    Unterdessen konzentrierte Simonds seine Truppen im Raum nördlich von Süd-Beveland. Die kanadische 4. Panzerdivision stiess mittlerweile nördlich der Schelde nach Westen vor und griff auf Bergen op Zoom an. Bis zum 24. Oktober gelang es, den Eingang nach Süd-Beveland zu sichern. Die kanadische 2. Infanteriedivision rückte kurz darauf auf Süd-Beveland vor. Die schnelle Einnahme der Insel wurde jedoch durch die stark verminte Strasse verhindert. Gleichzeitig fand durch die Operation Infatuate eine amphibische Landung der britischen 52. Division u. a. über die Westerschelde statt, um hinter die deutschen Verteidigungspositionen zu kommen.

    052_55
    052_55/Kanadische Einheiten in Bergen op Zoom

    Operation Infatuate
    Damit blieb Walcheren das letzte Hindernis, das den Hafen von Antwerpen von einer Nutzung durch die Alliierten trennte. Um die dortigen starken deutschen Befestigungsanlagen anzugreifen, mussten die Kanadier über die lange schmale Zugangsstrasse über Süd-Beveland vorrücken. 

    052_56
    052_56/Der Frachter Fort Cataraqui wird im Antwerpener Hafen gelöscht

    Operation Infatuate
    Damit blieb Walcheren das letzte Hindernis, das den Hafen von Antwerpen von einer Nutzung durch die Alliierten trennte. Um die dortigen starken deutschen Befestigungsanlagen anzugreifen, mussten die Kanadier über die lange schmale Zugangsstrasse über Süd-Beveland vorrücken. Dabei kam verschärfend hinzu, dass das flache Land beidseitig der Strasse überflutet war, so dass dort keine Fusstruppen vorrücken konnten. Für den Einsatz von Sturmbooten war das Wasser allerdings zu flach.

    Walcheren wurde aus drei Richtungen angegriffen. Zum einen über die Zufahrtsstrasse aus dem Osten, dann über die Schelde von Süden und als drittes von Westen über den Seeweg. Um die Verteidigung zu schwächen und den Angriff zu unterstützen, bombardierte die Royal Air Force die Dämme der Insel, damit das Hinterland überflutet wurde und Amphibienfahrzeuge eingesetzt werden konnten.

    Der Vormarsch über die Zufahrtsstrasse begann am 31. Oktober. Nach schweren Kämpfen gelang es den Kanadiern, eine erste Stellung auf Walcheren zu sichern. Zusammen mit den von der Schelde und der Seeseite kommenden Truppen unter Major General Edmund Hakewill-Smith konnten anschliessend weitere Fortschritte erreicht werden. Ein Gegenangriff in der Nacht zum 1. November in der Westerschelde durch deutsche Schnellboote führte zur Versenkung eines kanadischen Munitionstransporters, eines Leichters mit Flugabwehrkanone und eines Scheinwerferprahms. Weitere deutsche Unternehmen durch Schnellboot-Flottillen bei Ostende einen Tag später hatten den Verlust eines Tankers und eines Trawlers zur Folge.

    Am 6. November nahmen die kanadischen Einheiten Middelburg ein. Zwei Tage später endete der deutsche Widerstand endgültig. Deutsche Angriffsversuche von der Seeseite konnten Mitte November durch britische Geleitzerstörer abgewehrt werden.

    Währenddessen war die kanadische 4. Panzerdivision von Bergen op Zoom nach Nordwest bis Sint-Philipsland vorgestossen. Im westlich davon gelegenen Hafen von Zijpe gelang ihnen die Versenkung einiger deutscher Schnellboote.

    Ergebnis
    Nach der Säuberung der Scheldemündung und des Gebiets von Ant-werpen bis zur Maas war die eigentliche Schlacht beendet. Bis allerdings ein Schiff die Schelde bis nach Antwerpen befahren konnte, musste der Fluss noch mühsam von den dort gelegten Seeminen geräumt werden. Weiterhin beeinträchtigten die von Hitler am 12. Oktober angeordneten V2-Beschüsse aus dem Eifelgebiet, dem Raum Köln/Bonn und den Niederlanden auf Antwerpen das öffentliche Leben in der Stadt und den Aufbau der Logistik im Hafengebiet. Erst am 28. November fuhr der erste Konvoi unter Führung des kanadischen Frachters Fort Cataraqui in den Hafen ein. Mit den Nachschublieferungen, die jetzt über den Antwerpener Hafen an die Front gebracht werden konnten, hat-ten die Alliierten das grösste Problem gelöst. Da sie aber einige Wochen zuvor durch die Operation Market Garden den Frontverlauf selbst nach Norden ausgedehnt hatten und während der Allerseelenschlacht im Hürtgenwald starke amerikanische Kräfte dort gebunden wurden, ergaben sich für die Deutschen im Gebiet der Ardennen Angriffsmöglichkeiten. Ab dem 16. Dezember 1944 startete die Wehrmacht eine gross angelegte Gegenattacke, die Ardennenoffensive. Zielpunkt war der Hafen von Antwerpen, um den alliierten Nachschub wieder zu stoppen.

    Gedenkstätten
    Die kanadischen und anderen alliierten Opfer der Schlacht liegen auf zwei Commonwealth-Friedhöfen begraben. Im Nordwesten Belgiens unweit der niederländischen Grenze befindet sich bei Adegem, zwischen Brugge und Gent, eine kanadische Begräbnisstätte. Hier liegen insgesamt 1119 Soldaten, davon 848 Kanadier, 33 Polen und 2 Franzosen. Die meisten von ihnen star-ben im Kessel von Breskens.

    Ein weiterer Friedhof befindet sich im Südwesten der Niederlande, 40 Kilometer nordwestlich von Antwerpen bei Bergen op Zoom (1116 Gräber, davon 968 Kanadier). Einige hundert Meter daneben liegt ein weiterer Friedhof, wo 1200 britische, 45 kanadische, 12 australische und 23 neuseeländische Soldaten bestattet sind.

    Weitere Gräber bei den Kämpfen beteiligter Soldaten befinden sich auf dem Schoonselhof-Friedhof von Antwerpen (348), dem Heverlee-Kriegsfriedhof bei Löwen (157), dem Hotton-Kriegsfriedhof (88) und auf dem Brüsseler Hauptfriedhof (74).
    In Ysselsteyn (Limburg) ruhen alle im Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden gefallenen oder verstorbenen Deutschen, soweit sie nicht in die Heimat über-führt wurden.

    Belagerung von Dünkirchen (03.10.1944 – 06.05.1945)

    052_57
    052_57/Kartenausschnitt Nordfrankreich

    Der Hafen von Dünkirchen wurde während des alliierten Rückzugs Ende Mai 1940 schwer beschädigt, als 340.000 Soldaten den vorrückenden deutschen Truppen entkommen konnten. Aufgrund der strategischen Lage des Hafens im Hinblick auf einen künftigen deutschen Angriff gegen England, reparierten die Deutschen die Hafenanlagen schnell wieder und bauten den Hafen während des Krieges weiter aus.

    1941 begann man mit dem Bau eines grossen Bunkers für R-Boote (Räumboote). Im Bunker befanden sich 13 Einzelbunker, in denen neben den R-Booten auch S-Boote, kleine Minensucher und U-Boote Schutz finden konnten. Der Bunker mass 175 x 70 Meter und war auf der Decke mit Flugabwehrkanonen ausgestattet.

    Wegen der Gezeiten im Hafen war das Becken vom Meer getrennt und der Pegel wurde über eine Schleuse kontrolliert. Wie in La Pallice und Bordeaux, war auch diese Schleuse gegen Bombenangriffe geschützt. Die starken Schutzanlagen an der Schleuse sind heute noch zu sehen.

    052_58
    052_58/Kartenausschnitt Nordfrankreich Dünkirchen (September 1944)

    Zum ersten Mal wurde die Bunkeranlage im März 1943 von den Alliierten bombardiert und weitere Angriffe erfolgten während des gesamten Krieges. Die Befestigungsanlagen von Dünkirchen waren während des Krieges so stark ausgebaut worden, dass die Deutschen die Stadt Anfang Januar 1944 als „Festung“ neu einstuften. Der Begriff „Festung“ wurde erst dann verwendet, wenn ein Gebiet derart stark befestigt war, dass eine Einnahme als unmöglich galt. Im Fall von Dünkirchen sollte sich diese Einschätzung als richtig erweisen: die alliierte Belagerung der Stadt begann im September 1944 und endete erst mit der Kapitulation der deutschen Truppen am 9. Mai 1945. Die deutschen Einheiten unter Vizeadmiral Friedrich Frisius ergaben sich Brigadegeneral Alois Liška, Kommandeur der tschechoslowakischen Brigade, einen Tag nach der Kapitulation des deutschen Reiches am 9. Mai 1945 ohne weitere Bedingungen.

    Ausser dem Schutzbunker an der mittleren Schleuse und einigen Bunkern, die rund um den Hafen verstreut liegen, sind fast keine sichtbaren Spuren der Festung Dünkirchen mehr vorhanden.

    Schlacht im Hürtgenwald (06.10.1944 – 13.02.1944)

    052_59
    052_59/Kartenausschnitt Hürtgenwald

    Die Schlacht im Hürtgenwald bezeichnet eine Reihe von drei Abwehrschlachten der Wehrmacht gegen die angreifende US Army im Gebiet der Nordeifel gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Waldkämpfe um den Hürtgenwald zählen zu den schwersten Kämpfen des Zweiten Weltkrieges überhaupt. Diese Waldkämpfe gelten als die ersten Gefechte der US-Army in dieser Art von Gelände. Einzelne Aspekte wurden unter anderem von Heinrich Böll und Kurt Vonnegut literarisch verarbeitet.

    In der amerikanischen Erinnerungskultur spielt diese Schlacht, an der auch Ernest Hemingway und Jerome D. Salinger teilnahmen, eine wesentliche Rolle. Sie gilt nach der Schlacht um Aachen als erste grössere Feldschlacht der Amerikaner auf deutschem Boden überhaupt, wurde als längste Schlacht der US Army allgemein bezeichnet und hinsichtlich der Totenzahlen mit der Schlacht von Gettysburg verglichen.

    Militärisch betrachtet war der Versuch der Durchquerung der Eifel ein Desaster und im Nachhinein nur schwer verständlich. Die Topografie bevorteilte die Verteidiger massiv, ein effektiver Einsatz von gepanzerten Truppenteilen war in den dichten Wäldern und auf den engen und steilen Wegen fast unmöglich. In den Generalstabslehrgängen der US-Armee wird diese Schlacht als „Verdun in der Eifel“ und als „grösstes Desaster der amerikanischen Truppen im Zweiten Weltkrieg“ behandelt. In einigen militärischen Betrachtungen wird der Kampf im Hürtgenwald als eine Vorwegnahme der späteren Kämpfe in Vietnam betrachtet, bei denen eine mechanisierte Armee versuchte in Infanteriegelände zu kämpfen.

    052_60
    052_60/Karte der Operationen im Raum Hürtgenwald
    052_61
    052_61/Ein amerikanisches Halbkettenfahrzeug bahnt sich den Weg durch die schlammigen Strassen des Hürtgenwalds

    Landschaft
    Ort der Schlacht war der Hürtgenwald, ein 140 km² grosses Waldplateau nordöstlich der belgisch-deutschen Grenze, südlich der Linie Aachen–Düren und westlich der Rur gelegen. Es besteht aus den Forsten Merode, Wenau, Hürtgen und Roetgen mit dichten Wäldern, unbewaldeten Hügeln, tiefen Taleinschnitten und dünner Besiedlung.

    Vorgeschichte
    Nach der Landung in der Normandie am D-Day (6. Juni 1944) kämpften die westlichen Alliierten im Rahmen der Operation Overlord darum, dort eine feste Basis aufzubauen und die Deutschen aus Nordfrankreich zurückzudrängen. Zunächst konnten die Alliierten nur geringe Geländegewinne erzielen. Erst mit der Operation Cobra (auch als „Durchbruch bei Avranches“ bezeichnet; 24. Juli bis zum 4. August 1944) gelang es, die deutschen Stellungen im Westen des Invasionsgebietes zu durchbrechen. Im folgenden motorisierten Bewegungskrieg in Nordfrankreich konnte durch das unerwartet schnelle Vorrücken der alliierten Streitkräfte deren Nachschub schliesslich nicht mehr sichergestellt werden und der Vormarsch geriet im Raum Aachen vor dem Westwall ins Stocken. Das gab den Deutschen die Gelegenheit, ihre schwer angeschlagenen Truppen zu reorganisieren und Verteidigungsstellungen zu errichten.

    Die Alliierten wollten zwischen Aachen und Monschau in einem Waldgebiet bei Hürtgen (heute Gemeinde Hürtgenwald im Kreis Düren) durchbrechen und den entlang der Rurfront in der Jülicher Börde stehenden deutschen Verbänden in die Flanke fallen, um ihren Truppen auf dem Weg zum Rhein dort den Stellungskrieg zu ersparen. Des Weiteren fürchteten sie, im Falle eines schnellen Vorstosses zum Rhein ihrerseits im Flachland der Gefahr von Flankenangriffen aus der Eifel ausgesetzt zu sein, sowie eine Überflutung durch Sprengung der Rurtalsperre. Deshalb versuchten sie einen Angriff durch die Bergregion, ohne sich über die Gegebenheiten in diesem unwegsamen Gelände im Klaren zu sein.

    Die deutsche Abwehr verfolgte zwei Ziele: Um einen befürchteten amerikanischen Durchbruch in der Jülicher Börde zu verzögern und einen Flankenangriff auf die entlang der Rurfront stehenden deutschen Verbände zu verhindern, sollte das Gebiet und der Zugang zur Rurtalsperre wegen der Überflutungsmöglichkeit verteidigt werden. So sollte ein alliierter Durchbruch zum Rhein unterbunden werden. Zudem wurde die Eifel als Aufmarschgebiet für die bereits in Vorbereitung befindliche Ardennenoffensive benötigt. Die Region musste deshalb in deutscher Hand bleiben, wollte man nicht die Geheimhaltung aufs Spiel setzen und sich der Gefahr von Flankenangriffen aussetzen. Dazu bot der Hürtgenwald wegen des bergigen Geländes gute Möglichkeiten zur Verteidigung.

    Kampfhandlungen
    Am Vormittag des 6. Oktober 1944 begann der Vormarsch der zur 1. US-Armee gehörenden 9. US-Infanteriedivision unter dem Oberbefehl des V. US-Corps gegen die deutsche 275. Infanterie-Division auf der gesamten Breite des Angriffsgeländes. In diesem Waldgebiet gelang es jedoch kaum, Ziele für die alliierte Artillerie und Luftwaffe auszumachen. Grösstenteils machte das Gelände den Einsatz schwerer Fahrzeuge unmöglich, weil die wenigen Wege für schwere Fahrzeuge kaum oder gar nicht geeignet waren. Ein weiteres Hindernis für die US-Truppen war die genaue Ortskenntnis der Wehrmacht und deren sorgfältige Vorbereitungen von Feuerplänen und -stellungen für Artillerie, Mörser und MGs. Die Verteidiger waren durch das bergige und waldige Gelände im Vorteil, das die amerikanische Überlegenheit an Kriegsgerät weniger zur Geltung kommen liess, ausserdem standen ihnen die Befestigungen des Westwalls zur Verfügung. Zwar war der in den späten 1930er-Jahren erbaute Westwall vielerorts verfallen und entwaffnet. Dennoch bot das unübersichtliche deutsche Stellungssystem gute Verteidigungsmöglichkeiten und stellte für Angreifer ein schweres Hindernis dar. Das unebene und stark bewaldete Gelände begünstigte Infiltrationstaktiken und erschwerte den Aufbau einer zusammenhängenden Front. Die Amerikaner litten ausserdem unter dem Umstand, dass ihre Mörsergruppen Lichtungen zum Aufbau von Feuerstellungen benötigten, die es vielerorts einfach nicht gab; entsprechend fehlte ihren Infanteristen allzu oft die Unterstützung durch Mörser.

    Die US-Soldaten waren dazu gezwungen, einen Grabenkrieg zu führen, der für beide Seiten sehr kräftezehrend war. Dabei wirkte sich erschwerend aus, dass die Amerikaner praktisch keine Erfahrung im Gebirgs- und Kleinkrieg besassen, während die Deutschen durch die Erfahrungen der vergangenen Kriegsjahre damit bestens vertraut waren. Viele ältere Offiziere hatten auch noch Erfahrungen aus dem Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg. Im Wald- und Bergland gab es nur wenig Ansatzpunkte für die Luftwaffe und gepanzerte Fahrzeuge, so dass die Infanterie die Hauptlast der Kämpfe trug. Die Deutschen verwandelten den dichten Wald mit unzähligen Schützenlöchern, Gräben und dem massiven Einsatz von Minen in eine Festung, in den Bäumen versteckte Scharfschützen („Baumschützen“) forderten einen stetigen Blutzoll, und Baumkrepierer (d. h. Artilleriegranaten, die so eingestellt wurden, dass sie in Baumwipfelhöhe detonierten und somit den Boden noch zusätzlich mit Holzsplittern übersäten) erwiesen sich als sehr gefährlich für die ohne ausreichende Deckung vorgehenden Angreifer. Teilweise schoss die deutsche Artillerie mit Granaten, die einen Doppel- oder Zeitzünder besassen und noch in der Luft detonierten, was die Splitterwirkung im Vergleich zu herkömmlichen Granaten mit Aufschlagzündern um das Anderthalbfache erhöhte. So blieb der Angriff im Wald stecken und die Höhen blieben in deutscher Hand, obwohl die Amerikaner sich den Gegebenheiten recht schnell anpassten. Den Deutschen machten ihrerseits Nachschubschwierigkeiten zu schaffen, die kämpfenden Verbände hatten auf dem Rückzug durch Frankreich schwere Verluste erlitten und Ersatz war kaum verfügbar. Durch den Mangel an Treibstoff und Fahrzeugen musste der Nachschub im unwegsamen Gelände oft mit Trägerkolonnen nach vorn gebracht werden. Nach zehn Tagen schwerer Kämpfe waren beide Seiten so geschwächt, dass die Kampfhandlungen abflauten. Am Ende der erfolglosen Offensive betrug der Geländegewinn der Amerikaner 2,7 km, die Verluste betrugen 4500 Mann; die Deutschen verloren 3200 Mann.

    Die Allerseelenschlacht
    Am Ende war die 9. US-Division durch die überaus harten Waldgefechte abgekämpft und wurde am 26. Oktober durch die 28. Division ersetzt. Dabei beeinträchtigte der Anblick der schmutzig und abgerissen aussehenden Soldaten der abgelösten Einheit den Kampfgeist der weitgehend unerfahrenen Ersatztruppen. Das US-Oberkommando wollte keine Zeit verlieren und plante einen Angriff auf das Dorf Schmidt, das als Kreuzungspunkt vieler Wege und durch seine Höhenlage im so genannten „Stolberg-Korridor“ sowohl taktisch wie operativ wichtig war. Der Angriffstermin wurde auf den 31. Oktober angesetzt, musste aber wegen schlechten Wetters auf den 2. November verschoben werden. Die 28. Division wurde dabei um zusätzliche Pionier-, Panzer- und Artillerieeinheiten verstärkt, die beim Durchbruch helfen sollten.

    Die Deutschen blieben währenddessen nicht untätig und verwandelten das Waldgebiet mit zahlreichen Feldbefestigungen und Minenfeldern wieder in eine Festung. Das deutsche Oberkommando war der Ansicht, dass der amerikanische Stoss auf die Rurtalsperren zielte, um mit deren Kontrolle eine Überflutung des Rurtales zu verhindern, was einen amerikanischen Vorstoss in dieser Gegend aufgehalten hätte. Dies hätte die deutschen Pläne, für die bereits in Vorbereitung befindliche Ardennenoffensive gefährdet, ganz abgesehen von der Gefahr eines Flankenangriffs, falls das Bergland in alliierte Hand gefallen wäre, so dass die deutsche Führung der Verteidigung der Talsperren und damit des Hürtgenwaldes hohe Bedeutung beimass. Die Amerikaner dagegen hatten die Bedeutung der Talsperren noch nicht erkannt und wählten die Angriffsroute wohl hauptsächlich, um zu verhindern, dass ihre weiter nördlich kämpfenden Truppen bei einem Vorstoss auf den Rhein durch Reserven aus dem Hürtgenwald behindert wurden. Das Primärziel war somit das Festhalten des Gegners und das Binden seiner Streitkräfte. Im Bergland waren auf deutscher Seite die 275. Infanterie-Division sowie die 89. Infanterie- und die 12. Volksgrenadier-Division eingesetzt. Die 116. Panzer-Division stand als Reserve bereit. Alle diese Verbände waren allerdings stark dezimiert und weit unter Sollstärke. So war beispielsweise die 275. Infanterie-Division auf etwa 5000 Mann zusammengeschmolzen.

    Der US-Angriff begann planmässig und gelangte trotz schwerer Verluste schon am 3. November über Vossenack bis nach Schmidt und das benachbarte Kommerscheidt. Starkes deutsches Mörser- und Infanteriefeuer konnte im unwegsamen Gelände nicht ausgeschaltet werden, und die vorrückenden Truppen erlitten Verluste durch die ausgedehnten Minenfelder und Baumkrepierer. Von besonderer Bedeutung war dabei der Weg durch die Kallschlucht, die als einzige Nachschubroute von Vossenack nach Schmidt führte. Wegen der schlechten Wege hatten die Angriffsspitzen grosse Probleme beim Vordringen, insbesondere war es fast unmöglich, Panzer über die schmalen und stark gewundenen Waldwege zu manövrieren. Dieselbe Schwierigkeit behinderte auch die Verteidiger beim Heranführen von Reserven; der Fall von Schmidt konnte nicht verhindert werden. Allerdings sah die deutsche Führung nun die Talsperren bedroht und stellte ausreichende Kräfte für einen Gegenangriff bereit. Die Amerikaner blieben währenddessen unter ständigem Artilleriefeuer, wobei die undurchdringliche und unheimliche Waldlandschaft, die immer noch voller deutscher Scharfschützen und Kampfgruppen steckte, die Kampfmoral der Amerikaner, die sich in den eroberten Ortschaften verschanzten, schwächte.

    Die 89. Infanterie-Division der Deutschen führte am 5. November einen Gegenangriff mit Artillerieunterstützung durch die 116. Panzer-Division gegen Schmidt. Die Unterstützung durch Panzer war durch die Geländebeschaffenheiten nicht möglich. Dennoch mussten Amerikaner nach heftigen Gefechten und unter schweren Verlusten den Rückzug antreten, der sich streckenweise zur unkontrollierten Flucht auswuchs. Dabei war die Nachschubroute der Amerikaner durch einen gleichzeitigen Angriff auf Vossenack und ständige deutsche Aktivität auf der Route selbst stark bedroht, und es gelang nicht, alle vorgerückten Truppen wieder herauszuziehen. Viele der im Rückzug begriffenen Soldaten fielen oder gerieten in Gefangenschaft. In den folgenden Tagen drängten die angreifenden Deutschen die Amerikaner nach und nach in ihre Ausgangsstellungen zurück, dabei erlitten die US-Truppen schwerste Verluste. Aber auch die Deutschen zahlten einen hohen Preis für die Verteidigung der Talsperren: Der Angriff auf Vossenack schlug nicht durch, und erst am 8. November konnten die Deutschen das von den Amerikanern geräumte Dorf teilweise besetzen. Zu diesem Zeitpunkt war die Schlacht weiter hinten allerdings längst geschlagen. Die Verteidigung und Rückeroberung, die unter Aufbietung der Reserven unternommen werden musste, war durch hohe Verluste gekennzeichnet. Die Kämpfe waren von äusserster Härte, und zuweilen machten beide Seiten keine Gefangenen mehr. Schlechte Planung, schwieriges Gelände, tiefer Boden, nasskaltes Wetter, das schlechtwetterbedingte Fehlen der gewohnten Luftunterstützung und ein unvermutet starker deutscher Widerstand trugen zusammen mit der Tatsache, dass die frisch eingetroffenen Soldaten der 28. Division nicht auf derartige Verhältnisse vorbereitet waren, zum Scheitern des amerikanischen Angriffs bei. Die stark dezimierte Division musste nach diesem Misserfolg aus der Front gezogen und aufgefrischt werden. Die Kämpfe flauten vorübergehend etwas ab. Allein der Kampf um Schmidt kostete die US-Armee 6184 Mann, die deutschen Verluste lagen bei etwa der Hälfte.

    Operation Queen
    Am 16. November 1944 starteten die 1. (Hodges) und 9. US-Armee (Simpson) eine Grossoffensive im Hürtgenwald (Operation Queen), die gleichzeitig an der Rurfront weiter nördlich anlief. In dieser zweiten Phase der Kämpfe sollte die 4. US-Division unter Leitung des VII. US-Corps durch die nördliche Hälfte des Hürtgenwalds brechen und die Rur erreichen. Ihr gegenüber standen nach wie vor drei deutsche Divisionen des 81. Korps, die alle deutlich unter ihrer Sollstärke waren; im Gebiet des Hürtgenwaldes lag immer noch die nun auf 6500 Mann aufgestockte 275. Infanterie-Division mit 150 Geschützen.

    Beim Auftakt der amerikanischen Offensive erlitten zwei angreifende US-Regimenter schwere Verluste durch die wohlvorbereiteten Deutschen, welche die Angreifer mit starkem Artillerie- und MG-Feuer zurücktrieben. Um Panzerunterstützung zu ermöglichen, begannen US-Pioniere damit, Panzerstrassen durch den Wald zu sprengen. Dennoch blieben Nachschub und Versorgung der Verwundeten ein Problem, so dass der Angriff ab dem 19. November für zwei Tage eingestellt wurde, um Verwundete zu bergen und sich neu aufzustellen. Die Deutschen erhielten unterdessen Verstärkungen von der 344. und 353. Infanterie-Division, wodurch der Widerstand noch härter wurde.

    Das V. US-Corps übernahm nun wieder die Leitung, und am 21. November griff die 8. US-Division im Raum des Wehebachs an und rückte langsam bis Hürtgen vor. Trotz starker Überlegenheit kamen die Amerikaner gegen den verbissenen deutschen Widerstand nur langsam voran und konnten Hürtgen erst am 29. November einnehmen. Besondere Bedeutung bei den Kämpfen im Hürtgenwald hatte auch die Klosterruine Schwarzenbroich bei Merode, die weiter zerstört wurde. Ein späterer Angriff auf Merode war zwar erfolgreich, ein deutscher Gegenangriff vernichtete jedoch die zwei US-Kompanien, die das Dorf besetzt hatten.

    Bestandteile der 8. und 28. US-Divisionen stiessen danach auf Brandenberg vor. Sie kamen erneut nur sehr langsam voran. Bis zum 12. Dezember gelang es ihnen, die Orte Gey und Strass zu erobern. Die Deutschen indessen konnten die Amerikaner von den Talsperren fernhalten, bis die Ardennenoffensive am 16. Dezember 1944 begann. Damit fand die Schlacht im Hürtgenwald ein vorläufiges Ende.

    Ausgang der Schlacht
    Nach dem Scheitern der Ardennenoffensive am 10. Januar 1945 wurden die Kämpfe erneut aufgenommen. Die Reserven der Deutschen waren verbraucht und hatten schwere Verluste erlitten, weshalb die Intensität der Kämpfe etwas abnahm und die Angreifer Fortschritte verzeichnen konnten. Am 8. Februar 1945 fiel der Ort Schmidt endgültig, womit die Kämpfe im Hürtgenwald endeten. Fünf Monate nachdem die Amerikaner die Westgrenze des Hürtgenwaldes erreicht hatten, standen sie auf der anderen Seite. Jedoch öffneten die Deutschen die Rurtalsperre und die Urfttalsperre, bevor diese in amerikanische Hand fielen. Erst am 10. Februar eroberten amerikanische Truppen den Damm der Rurtalsperre.

    Durch das Öffnen der Talsperren erzeugten die Deutschen ein künstliches Hochwasser der Rur. Dies verzögerte die Operation Grenade und damit den amerikanischen Vorstoss zum Rhein um zwei Wochen.

    Bewertungen und Nachkriegszeit

    052_62
    Bildbeschriftung

    Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway, der als Kriegsberichterstatter Augenzeuge der Schlacht im Hürtgenwald wurde, änderte völlig seine Meinung vom Krieg, den er bis zu diesem Zeitpunkt verherrlicht hatte. Seine Erlebnisse verarbeitete er später in seinem Roman Über den Fluss und in die Wälder (1950):

    Bild1

    „In Hürtgen gefroren die Toten, und es war so kalt, dass sie mit roten Gesichtern gefroren…“.

    General James M. Gavin, der Kommandeur der 82. US-Fallschirmjägerdivision, urteilte nach dem Kampf: „Es war die verlustreichste, unproduktivste und schlechtest geführte Schlacht, die unsere Armee geschlagen hat“. Im Amerikanischen wurde der Hürtgenwald als „Hurtgenwald“ (to hurt = verletzen) bekannt und bezeichnete treffend das verschneite Schlachtfeld. Sprengfallen in den Bäumen und Beschuss hatten den Wald in eine alptraumhafte Wüste verwandelt.

    Über die Anzahl der Verluste (Gefallene und Verwundete) der US-Armee und der deutschen Wehrmacht gibt es kontroverse Schätzungen und Meinungen. Sicher ist, dass es sich um eine der verlustreichsten Schlachten in Westeuropa im Zweiten Weltkrieg handelte. Die Behauptung, dass die US-Armee ähnlich viele Gefallene wie im Vietnamkrieg zu beklagen hatte, entspricht nicht den Tatsachen. Von September bis Anfang Dezember 1944 beliefen sich die amerikanischen Verluste im Raum Hürtgenwald auf etwa 32.000 Soldaten. Quellen der US-Armee geben alleine für die 28. US Infanteriedivision, die Mitte November aus der Front herausgelöst wurde, 6184 Mann Verluste beim Angriff auf und der dann folgenden Verteidigung von Schmidt und Kommerscheidt an. Die 1. US-Armee verzeichnete zwischen dem 16. November und 15. Dezember 21.500 Verluste. Das gesamte Gebiet der Schlacht war nach dem Krieg auf Jahre nur schwer zugänglich. Die starke Verminung machte selbst das Bergen der Toten riskant, das anfangs nur auf Eigeninitiative von Julius Erasmus geschah.

    Im Hürtgenwald sind heute noch Spuren der Kampfhandlungen zu entdecken. Vielerorts sind Panzersperren zu sehen, auch gibt es eine Handvoll ungesprengter Bunker. Über diese Spuren sind mehrere Bücher veröffentlicht worden, die Frontlinien und Überreste der Schlacht aufzeigen.

    Es werden immer noch zahlreiche Minen und andere Sprengmittel in den Kampfgebieten vermutet. Da viele der deutschen Offiziere und Soldaten, die damals Lagepläne erstellten bzw. besassen, fielen, existierten nach den Kampfhandlungen keine Aufzeichnungen mehr über Lage oder Grösse der Minenfelder. Ausserdem kamen Glasminen (Glasmine 43) und Holzminen in grösserem Umfang zum Einsatz, was ebenfalls eine vollständige Räumung unmöglich machte, da diese mit herkömmlichen Detektionsgeräten (Metallortungssonden) nicht aufzuspüren sind. Hierbei mussten Kampfmittelräumdienste, die Sprengstoffsuchhunde einsetzten, dann auch erfahren, dass diese spezialisierten Suchhunde Glasminen nicht oder nur sehr selten aufspüren können. Es ist daher bis heute in diesen Gebieten lebensgefährlich, sich abseits der markierten Pfade oder Wanderwege aufzuhalten, vor allem in Waldgebieten. Da die genaue Lage vieler Minenstreifen bis heute unbekannt ist, sind nicht alle Gebiete abgesperrt oder markiert.

    In den Nachkriegsjahren wurden immer wieder sterbliche Überreste alliierter und deutscher Soldaten gefunden, zuletzt am 26. September 2008 jene von John Farrell jr. und Edward T. Jones in Schmidt. Beide gehörten der 28. US-Infanteriedivision an. Ihre sterblichen Überreste wurden zum amerikanischen Ermittlungsdienst nach Hawaii überführt, der die Nachfahren benachrichtigte.

    Auf dem Ehrenfriedhof Hürtgen steht eines von nur zwei Denkmälern, die von den ehemaligen Gegnern für einen deutschen Soldaten errichtet wurden: Im Eingangsbereich befindet sich ein Gedenkstein für den deutschen Leutnant Friedrich Lengfeld, der am 12. November 1944 beim Versuch, einen verletzten amerikanischen Soldaten aus dem Minenfeld „Wilde Sau“ zu retten, schwer verletzt wurde und noch am gleichen Tag im Verbandplatz „Lukas-Mühle“ verstarb. Die Gedenktafel wurde von der Veteranenvereinigung des 22. US-Infanterieregiments aufgestellt.

    Museum und Film
    Das Museum Hürtgenwald 1944 und im Frieden – betrieben vom Geschichtsverein Hürtgenwald e. V. – erinnert in Vossenack an die damaligen Kriegsereignisse.

    Achim Konejung stellte im Rahmen der Konejung Stiftung: Kultur am 27. November 2007 seinen Dokumentarfilm You enter Germany. Hürtgenwald – der lange Krieg am Westwall über die Kämpfe im Hürtgenwald vor, in den er bisher unveröffentlichtes Rohmaterial aus den USA einbaute. Er veranschaulicht durch Interviews mit Zeitzeugen aus Deutschland und den USA sowie Filmaufnahmen aus den US-National-Archiven und privaten Archiven das schreckliche Geschehen. 2010 erschien von ihm zusammengestellt und kommentiert You enter Germany 2 – Das Archivmaterial über den Zeitraum 1938 bis 1947. 2015 beleuchtet die Wanderausstellung „Routes of Liberation“ in mehreren europäischen Städten die Vorgeschichte und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs und seine Nachwirkungen. In der Ausstellung zeichnen Biografien von Betroffenen den alliierten Vormarsch von 1944/45 nach, auf dem der Hürtgenwald in der Nordeifel eine wichtige Station darstellte.

    Petsamo-Kirkenes-Operation (07.10.1944 – 29.10.1944)

    052_63
    052_63/Kartenausschnitt Petsamo-Kirkenes

    Die Petsamo-Kirkenes-Operation war eine Winter-schlacht während des Zweiten Weltkrieges im Polargebiet zwischen der sowjetischen Karelischen Front und deutschen Truppen in Nordnorwegen und Finnland, die vom 7. bis zum 29. Oktober 1944 andauerte. Die Operation wird sowohl in der russischen als auch in der US-Armee als Studienobjekt für einen Krieg in der Arktis verwendet.

    Vorgeschichte
    Bis zum September 1941 war den deutschen Truppen das Unternehmen Platinfuchs, die Eroberung des wichtigen Versorgungshafens Murmansk nicht gelungen. Weil in diesem Gebiet Erze für die Herstellung von Kupfer, Nickel und Molybdän abgebaut wurden, war es für die deutsche Kriegswirtschaft von Bedeutung. Mit der Kontrolle von Murmansk hätten die Deutschen die Lieferung von Kriegsmaterial von Seiten der Alliierten verhindern können.

    Westlich von Murmansk lagen im Juni 1944 noch immer auf sowjetischen Boden die Stellungen des deutschen XIX. Gebirgs-Korps unter General der Gebirgstruppe Ferdinand Jodl mit der 2. Gebirgs-Division (General Degen) und 6. Gebirgs-Division (General Pemsel). Dazu kam die bei Petsamo sichernde Divisionsgruppe van der Hoop (Grenadierbrigade 193 und 503) und vier weitere Brigaden mit insgesamt etwa 53.000 Soldaten, 753 Geschützen und 160 Flugzeugen der Luftflotte 5. Die deutsche Verteidigung bestand aus drei Linien auf einer Länge von insgesamt bis zu 150 km in schwierigem Gelände mit Bergen, Seen und Sümpfen.

    Gegenüber lag die sowjetische 14. Armee unter Generalleutnant Scherbakow mit 8 Schützendivisionen und 6 Brigaden, welche durch die Karelische Front unter Kirill Afanassjewitsch Merezkow auf etwa 113.200 Soldaten, 2.100 Geschützen, 126 Panzer und 1025 Flugzeuge verstärkt worden war. Für eine Amphibische Operation bei Liinahamari wurde die Nordflotte unter Admiral Golowko herangezogen, welche in einer zweiten Phase zusätzlich starke Marineverbände im Rücken der deutschen Stellungen anlanden sollte.

    Verlauf
    Nach einem 2 Stunden 35 Minuten währenden starken russischen Artilleriebeschuss begann die Operation am 7. Oktober 1944. Die deutschen Verteidigungslinien wurden in drei Tagen bis zu 16 km tief durchbrochen. Mit einem Umgehungsmanöver vom Süden her wurden die deutschen Truppen bei Luostari zum Rückzug gezwungen.

    In der Nacht zum 10. Oktober wurden sowjetische Marineinfanteristen am Ufer der Malaja Wolkowaja abgesetzt. Am darauffolgenden Morgen griffen sie die deutschen Truppen aus der Flanke an und durchbrachen zusammen mit der Marineinfanterie, die an Land angriff, die deutsche Verteidigungsstellungen auf der Halbinsel Srednij. Am Abend des 12. Oktober wurden durch Schnellboote im Hafen Liinahamari weitere Truppen abgesetzt. Zusammen mit der Marineinfanterie eroberten diese am 13. Oktober Liinahamari. In der Nacht zum 15. fiel Petsamo in die Hand der sowjetischen 14. Schützen-Division (Generalmajor Fjodor Korotkow) des sowjetischen 131. Schützenkorps (Generalmajor Sinowi Alexejew).

    Am 22. Oktober wurde die norwegische Grenze überquert und am 25. Oktober die norwegische Stadt Kirkenes nach erbitterten Kämpfen durch die 10. Garde-Schützendivision (Generalmajor Chariton Chudalow) des 99. Schützenkorps (Generalleutnant Semjon Mikulski) mit Unterstützung der Marineinfanterie eingenommen. Am 27. Oktober wurde auch Neiden erobert. Am 29. Oktober konnten die sowjetischen Truppen ihre Positionen nördlich von Neiden und südwestlich von Nautsi behaupten und schlossen damit die Operation ab. Gründe für den Stopp waren der Schneefall, die Polarnacht und die topographische Beschaffenheit der Landschaft: vor den sowjetischen Truppen lag ein Gebiet mit zahlreichen Fjorden.

    Verluste und Folgen
    Die Rote Armee stiess auf 80 km breiter Front bis zu 150 km nach Westen vor und betrat zum ersten Mal Norwegen. Die sowjetischen Verluste betrugen 21.233 Mann, davon 6.084 Gefallene und Vermisste. Nach sowjetischen Angaben fielen in dieser Schlacht 30.000 deutsche Soldaten. Manche versprengte deutsche Truppen wurden von norwegischen Partisanen gefangen genommen.

    Kurland-Kessel (10.10.1944 – 08.05.1945)

    052_64
    052_64/Kartenausschnitt Kurland im heutigen Lettland

    In der Kesselschlacht von Kurland wurden die deutsche Heeresgruppe Nord (später in Heeresgruppe Kurland umbenannt) sowie Luftwaffen- und Marineeinheiten in Kurland ab Oktober 1944 eingeschlossen.

    Infolge des Durchbruchs der sowjetischen Truppen über Memel zur Ostsee am 10. Oktober 1944 wurde die über die Düna auf Kurland zurückgegangene Heeresgruppe von den über Polen und Ostpreussen auf die Reichsgrenze zurückgehenden Wehrmachtverbänden abgetrennt und bildete einen Brückenkopf. Sechs Grossangriffe der sowjetischen Streitkräfte brachten diesen in der Summe nur geringe Geländegewinne, so dass die Wehrmachttruppen ihre Stellungen bis zur bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 insgesamt nur wenig zurücknehmen mussten.

    Die sechs Kurlandschlachten
    Im Oktober 1944 drängten sich im etwa 14.200 km² grossen Kurland neben den 230.000 Einwohnern etwa 150.000 Flüchtlinge, die den Ostseehäfen zustrebten. Etwa 500.000 Soldaten aller Teilstreitkräfte waren auf deutscher Seite im Einsatz, ihnen standen die sowjetische 4. Stossarmee (Malyschew), die 6. Gardearmee (Tschistjakow) und die 51. Armee (Kreiser) gegenüber. Die deutsche Hauptkampflinie (HKL) verlief entlang der Linie Tukkum–Moscheiken – östlich Libau.

    Erste Kurlandschlacht

    052_65
    052_65/Evakuierung aus Windau (lett. Ventspils), 19. Oktober 1944

    Kurz nach dem Beginn der Blockade, drei Tage nach der Eroberung von Riga durch die Rote Armee und der Sprengung der grossen Dünabrücke, traten am 16. Oktober 1944 im Rahmen der 1. Kurlandschlacht 29 sowjetische Divisionen, ein Panzerkorps mit schweren Panzern des Typs Josef Stalin und vier motorisierte Brigaden zum Angriff an mit dem Ziel, auf Libau und Windau durchzustossen, die für die Versorgung wichtigen Seehäfen zu nehmen und der Heeresgruppe endgültig den Rückweg über See abzuschneiden. Teilen der 61. und der schnell herbeigeführten 11. Division, örtlich unterstützt von Nebelwerfern und Flak-Batterien, gelang es zwar, die Angriffe abzuweisen, der bereits anlaufende Gegenstoss der Heeresgruppe Nord zum Anschluss an die letzten bei Memel stehenden Verbände der Wehrmacht blieb jedoch unter Verlusten liegen. Hitler befahl nun, die „Festung Kurland“ um jeden Preis zu halten und verbot der auf verlorenem Posten kämpfenden Heeresgruppe, die seit dem 23. Juli 1944 von Generaloberst Ferdinand Schörner, einem überzeugten Nationalsozialisten, kommandiert wurde, alle weiteren Ausbruchsversuche in Richtung Ostpreussen.

    Kurz nach dem Beginn der Blockade, drei Tage nach der Eroberung von Riga durch die Rote Armee und der Sprengung der grossen Dünabrücke, traten am 16. Oktober 1944 im Rahmen der 1. Kurlandschlacht 29 sowjetische Divisionen, ein Panzerkorps mit schweren Panzern des Typs Josef Stalin und vier motorisierte Brigaden zum Angriff an mit dem Ziel, auf Libau und Windau durchzustossen, die für die Versorgung wichtigen Seehäfen zu nehmen und der Heeresgruppe endgültig den Rückweg über See abzuschneiden. Teilen der 61. und der schnell herbeigeführten 11. Division, örtlich unterstützt von Nebelwerfern und Flak-Batterien, gelang es zwar, die Angriffe abzuweisen, der bereits anlaufende Gegenstoss der Heeresgruppe Nord zum Anschluss an die letzten bei Memel stehenden Verbände der Wehrmacht blieb jedoch unter Verlusten liegen. Hitler befahl nun, die „Festung Kurland“ um jeden Preis zu halten und verbot der auf verlorenem Posten kämpfenden Heeresgruppe, die seit dem 23. Juli 1944 von Generaloberst Ferdinand Schörner, einem überzeugten Nationalsozialisten, kommandiert wurde, alle weiteren Ausbruchsversuche in Richtung Ostpreussen.

    052_66
    052_66/Der sogenannte Kurland-Kessel vom Herbst 1944 bis zum 9. Mai 1945

    Ein von Berlin an die Heeresgruppe Kurland am 14. Februar 1945 mithilfe der Lorenz-Schlüsselmaschine verschlüsselt gesendetes Funkfernschreiben, das im englischen Bletchley Park als Tunny-Nachricht entziffert und ausgewertet wurde und so ein Teil der alliierten Ultra-Informationen wurde.

    Ein von Berlin an die Heeresgruppe Kurland am 14. Februar 1945 mithilfe der Lorenz-Schlüsselmaschine verschlüsselt gesendetes Funkfernschreiben, das im englischen Bletchley Park als Tunny-Nachricht entziffert und ausgewertet wurde und so ein Teil der alliierten Ultra-Informationen wurde.

    Am 20. Februar 1945 zählte die Heeresgruppe noch 352.000 Heeressoldaten, 21.000 Mann der Luftwaffe, 12.000 Mann der Waffen-SS sowie etwa 12.600 Mann des Reichsarbeitsdienstes und etwa 2400 Mann der höheren Stäbe. Lediglich die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 54 flog mit ihren Focke-Wulf Fw 190 noch Unterstützungseinsätze für die Bodentruppen. Dessen erfolgreichster Jagdflieger Oberleutnant Otto Kittel war nach 267 Luftsiegen am 16. Februar 1945 gefallen. Die 5. Kurlandschlacht, die am 20. Februar 1945 mit heftigem Trommelfeuer und Schlachtfliegerangriffen begann, brachte den angreifenden 21 sowjetischen Schützendivisionen und 16 Panzerbrigaden trotz schwerster Verluste von 70.000 Mann kein Ergebnis. Lediglich das hart umkämpfte Džūkste wurde erobert. Das seit dem 11. März einsetzende Tauwetter verwandelte alle unbefestigten Wege in Schlamm und hemmte jede Bewegung.

    Anfang März wurde die deutsche Zivilverwaltung in Kurland aufgelöst und die selbständige „Republik Lettland“ ausgerufen.

    Sechste Kurlandschlacht
    Am 10. März 1945 übernahm Generaloberst Rendulic erneut die Heeresgruppe, übergab jedoch bereits fünf Tage später das Kommando an General Hilpert, den Befehlshaber der 16. Armee, der die Heeresgruppe bis zur Kapitulation führte. Am 18. März 1945 traten die sowjetischen Truppen zur 6. Kurlandschlacht an, um Frauenburg und Libau zu nehmen. Auch diese Schlacht wurde am 31. März ergebnislos abgebrochen.

    Am 12. März 1945 wurde den Soldaten der Heeresgruppe das Ärmelband Kurland als Kampfauszeichnung verliehen.

    Kapitulation

    052_67
    052_67/"Wir sahen erfrorene Kinder, das vergisst man nie"

    Als am 8. Mai 1945 die Heeresgruppe Kurland im Rahmen der Gesamtkapitulation der deutschen Streitkräfte die Waffen niederlegte, verliessen auch die letzten fünf Schiffsgeleitzüge den Hafen Libau, begleitet von den letzten Jagdflugzeugen des JG 54. Mit den letzten Transporten gelangten trotz sowjetischer Luftangriffe noch etwa 27.700 Mann nach Deutschland. Kurz zuvor hatte jede Division noch 125 Mann für den letzten Transport nach Deutschland melden können, und die angeschlagene 14. Panzer-Division sowie die 11. Infanterie-Division wurden fast vollständig evakuiert.

    42 Generäle, 8038 Offiziere, 181.032 Unteroffiziere und Soldaten gerieten in sowjetische Gefangenschaft, die etwa 14.000 lettischen Freiwilligen wurden als „Verräter“ bestraft, einige von ihnen setzten als „Waldbrüder“ den bewaffneten Kampf bis 1953 fort.

    Flüchtlinge
    Die Belange der Zivilbevölkerung wurden der Ideologischen Kriegsführung um „Sieg oder Untergang“ völlig untergeordnet. Schon Ende Januar 1945 – als bereits 3 bis 4 Millionen Ostdeutsche – so auch die Zivilbevölkerung von Kurland – vor der russischen Armee auf der Flucht waren – entschied Hitler und Dönitz einvernehmlich, die knappen Ressoursen bevorzugt für Militärische Transporte einzusetzen, Flüchtlingstransporte dürften diese nicht beeinträchtigen. Dementsprechend wies „Grossadmiral“ Döniz die Seekriegsleitung an, dass die Evakuierung der Zivilbevölkerung nur soweit erfolgen kann, dass die Versorgung der Truppe nicht beeinträchtigt wird. Diese Anordnung wurde aber nicht in jedem Fall befolgt. Es fanden sich verschiedentlich Verantwortliche, die sich bemühten die Befehle nicht, oder nur Teilweise zu befolgen.

    Schlacht um Ungarn (06.10.1944 – 04.04.1945)

    052_68
    052_68/Kartenausschnitt Ungarn

    Kampf um Ungarn wird der gesamte Kriegsabschnitt in der Endphase des Zweiten Weltkrieges an der Ostfront auf dem damaligen ungarischen Territorium genannt, der weitgehend mit dem Rückzug der deutschen Ostfront aus der Ukraine – unter dem Oberkommando von Generaloberst Johannes Friessner – Richtung Ungarn im Herbst 1944 begann. Die Phase umfasst die Schlacht um Budapest vom Oktober 1944 bis Februar 1945, die zehntägige Plattenseeoffensive im März 1945 bis zur Beendigung der Operation „Frühlingserwachen“ und die Wiener Operation ab 29. März 1945; sie endete schliesslich mit der vollständigen Eroberung Ungarns durch die Rote Armee am 4. April 1945.

    Die deutsche Wehrmacht – ab Dezember 1944 unter dem Kommando von General der Infanterie Otto Wöhler – und Verbände der Königlich Ungarischen Armee unter dem direkten Oberkommando des Chefs des ungarischen Generalstabes Generaloberst Károly Beregfy, versuchten die dortigen Erdölquellen und Treibstofflager zu sichern, die für die Einsatzbereitschaft der Wehrmacht- und Waffen-SS-Verbände strategisch höchst wichtig waren.

    Vorgeschichte
    Nachdem die deutsche 6. Armee in der Kesselschlacht von Kischinjow (Chișinău) ab dem 20. August 1944 fast vollständig zerschlagen worden war, zogen sich Teile der 8. Armee über die Karpaten nach Ungarn zurück. Nachdem am 23. August 1944 durch einen Staatsstreich auch Rumänien aus dem Kreis der Achsenmächte ausgeschieden war und die rumänische Armee fortan auf Seite der Alliierten gegen die deutsche Wehrmacht und ihre verbliebenen Verbündeten, vor allem noch Ungarn, kämpfte, sahen sich das Oberkommando der Wehrmacht und Adolf Hitler gezwungen, die verbliebenen Truppenverbände bis nach Ost-Ungarn zurückzuziehen.

    Dort positionierte sich die Heeresgruppe Süd, unter dem Oberkommando von Generaloberst Johannes Friessner, neu und stellte sich mit der 6. und 8. Armee der Wehrmacht sowie drei Divisionen der Heeresgruppe F. Diese verfügten zusammen über 3500 Geschütze, 300 Panzer und 500 Flugzeuge, unter anderem des Jagdgeschwaders 4, das vorher die Ölproduktionen in Rumänien absicherte. Hinzu kam die ungarische 2. Armee unter dem Kommando von General Lajos Veress Dálnoki.

    Am mittleren Abschnitt der Ostfront war während der Ostkarpatischen Operation die 1. Ukrainischen Front unter Marschall Iwan Konjew im Raum Dukla und die 4. Ukrainische Front unter Armeegeneral Petrow im Rahmen der Karpaten-Uschgoroder Operation in die Slowakei eingerückt. Beide Fronten hatten bereits Anfang September Befehl, den Slowakischen Nationalaufstand zu unterstützen. Nach der erfolgreichen Ostkarpatischen Operation hatten sich die 2. und 4. Ukrainische Front bei Csap vereinigt und banden dort die deutsche 1. Panzerarmee und ungarische 1. Armee, auch Armeegruppe Heinrici genannt, welche dadurch die 8. Armee nicht unterstützen konnten, als die Masse der 2. Ukrainischen Front den Vormarsch auf Miskolc und Budapest aufnahm.

    Kämpfe in Siebenbürgen
    Die ungarische 2. Armee (Generalleutnant Lajos Veress von Dálnoki) rückte am 5. September 1944 zwischen Cluj-Napoca und Târgu Mureș, dem früheren ungarischen Komitat Torda-Aranyos vor. Ziel war es, die in Siebenbürgen seit dem Zweiten Wiener Schiedsspruch an Ungarn gefallenen Gebiete Nordsiebenbürgens zu sichern, aber auch zusätzliche Teile des rumänisch gebliebenen Südsiebenbürgen zu besetzen. Zwei Tage später, am 7. September, erklärte darauf Rumänien den Krieg. Bereits am 25. August 1944 hatte die von König Michael I. eingesetzte Regierung Sănătescu, insbesondere wegen der Bombardierungen Bukarests und der offenen kriegerischen Handlungen der vom Kommandierenden General und Befehlshaber der deutschen Luftwaffe in Rumänien, Generalleutnant Alfred Gerstenberg, kommandierten deutschen Kampfverbände, dem Deutschen Reich den Krieg erklärt.

    Ausgestattet mit Zrinyi-Sturmgeschützen, Turán-II-Kampfpanzern und einigen Nimrod-Flugabwehrpanzern, rückte die ungarische 2. Armee bis nach Nădlac in einer Linie entlang des nördlichen Ufers des Flusses Maros vor. Die Kämpfe begannen am 13. September, die ungarischen Verbände konnten die angreifenden sowjetischen Verbände zwar aufhalten, verloren aber im direkten Panzerkampf mit den überlegenen T-34-Panzern die meisten ihrer Turán-Panzer. Als aus der Region Torda verstärkende sowjetische und rumänische Verbände gegen die ungarischen Stellungen vorrückten, mussten diese sich über Cluj-Napoca nach Westen in Richtung Székely zurückziehen. Innerhalb ihrer Rückzugskolonnen flohen auch zahlreiche Angehörige der ungarischen und deutschen Bevölkerungsgruppen Siebenbürgens.

    Gegenangriffe der sowjetischen 46. und 53. Armee der 2. Ukrainischen Front sowie der rumänischen Divizia 9 Cavalerie Română und Regimentul 13 Călărași hatten bereits am 12. September gegen die sich in der Region Banat und vor allem bei Timișoara befindlichen deutschen Verbände begonnen. Diese mussten sich angesichts der sowjetisch-rumänischen Überlegenheit und trotz des unterstützenden Eingreifens der aus Serbien kommenden 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division unter dem Kommando von SS-Brigadeführer Fritz Schmedes bis an die Béga und den Temesch zurückziehen und das gesamte Gebiet der Banat-Ebene bis an das östliche Ufer der Theiss aufgeben, womit der Weg für die sowjetischen Truppen in Richtung ungarisches Kernland frei war.

    Kämpfe im Raum Torda
    Ab dem 15. September versuchten ungarische und deutsche Truppen durch Schliessung der damaligen ungarisch-rumänischen Grenze bei Torda (Thorenburg) die sowjetischen Verbände aufzuhalten. Der ungarische Generalstabschef Generaloberst Elemér Kozar unterstellte hierzu die ungarische 2. und 3. Armee der Armeegruppe Fretter-Pico, unter dem Kommando von General der Artillerie Maximilian Fretter-Pico. Vorerst konnten diese auch erfolgreich die rumänischen Armeeverbände in der Region um Câmpia Turzii und Torda aufhalten und errichteten eine Kampflinie bis Mirăslău. Den sowjetischen Truppen war es aber bereits gelungen, die sich in Rumänien befindlichen deutschen Truppen, aus Luduș kommend, in die Defensive zu zwingen. Die sowjetische 6. Garde-Panzerarmee rückte dabei mit ihren T-34-Panzern auch in Richtung der ungarisch-deutschen Stellungen vor. Generaloberst Kozar schickte diesen Feindverbänden daraufhin die ungarische 2. Panzerdivision unter Generalmajor Laszlo Hollósy-Kuthy und die Honved-Regimenter 25 und 26 unter Oberst Géza Böszörményi entgegen. Diese bildeten gemeinsam mit den deutschen Verbänden einen Brückenkopf und konnten die rumänisch-sowjetischen Verbände, bestehend aus der sowjetischen 7. Schützen-Division und der rumänischen 18. Infanterie-Division, bis zum 7. Oktober aufhalten.

    Am 19. September durchbrachen 25 sowjetische Panzer die Brückenkopf-Stellung und konnten kurzfristig in Torda eindringen. Durch massive deutsche Fliegerangriffe wurden sie aber zum Rückzug gezwungen. Bei den Gefechten wurde auch der ungarische Oberst Böszörményi getötet, ein Umstand, der die Kampfmoral der ungarischen Soldaten verringerte.

    Schon zu dieser Zeit reiften bei Miklós Horthy Pläne zur Beendigung des Krieges gegen die Sowjetunion, und er beauftragte seinen im August neu ernannten Ministerpräsidenten Géza Lakatos mit der Aufnahme von Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen mit der Sowjetunion.

    052_69
    052_69/Region Siebenbürgen (Transilvania)

    In Siebenbürgen sammelten sich zwischenzeitlich die verstärkten sowjetischen Verbände, um am 22. September die zweite Phase ihrer Operation Torda einzuleiten. Hierbei wurden während der ersten Angriffswelle die ungarisch-deutschen Truppen bis vier Kilometer vor Torda zurückgedrängt. Am Morgen des 23. September startete die deutschen 23. Panzerdivision unter Generalleutnant von Radowitz, eine Gegenoffensive. Diese wurden erst am 24. September von rumänisch-sowjetischen Panzerdivisionen und motorisierten Einheiten gestoppt und zurück gedrängt. Ab dem 26. September brachen die sowjetischen Truppen an mehreren Frontabschnitten durch, so dass bis Anfang Oktober der dortige ungarisch-deutsche Widerstand weitgehend zusammenbrach. Diese sammelten ihre restlichen Kräfte und waren gezwungen sich weitgehend kampflos aus Siebenbürgen zurückzuziehen.

    Generaloberst Károly Beregfy nimmt die Meldung der angetretenen Pfeilkreuzler über den erfolgreichen Umsturz auf der Budapester Burg entgegen.

    Horthy nahm diese Entwicklung zum Anlass, die Bemühungen von Lakatos zu forcieren, um nach dem Verlust von Siebenbürgen einen Separatfrieden zur Sicherung des verbliebenen Stammlandes zu erreichen. Um die Bemühungen von Lakatos zu beenden, entführte das deutsche Kommandounternehmen „Panzerfaust“ unter Führung von Otto Skorzeny am 15. Oktober 1944 Miklós Horthy jr. (1907–1993), den Sohn des Reichsverwesers. Horthy verkündete daraufhin in einer Rundfunkansprache, dass er die Alliierten um einen Waffenstillstand gebeten hatte. Die Partei der Pfeilkreuzler setzte ihn daraufhin ab, zwang ihn, seine Proklamation zu widerrufen, und installierte eine faschistische prodeutsche Regierung unter Ferenc Szálasi, die bereit war, den Krieg fortzusetzen. Auch Lakatos wurde zum Rücktritt gezwungen und von den Pfeilkreuzlern in Sopron vom 21. Oktober 1944 bis 1. April 1945 unter Hausarrest gestellt.

    Nachdem die sowjetischen Truppen das gesamte Rumänien besetzt hatten, standen sie an der Donau und Theiss auf ungarischem Gebiet. Versuche der Heeresgruppe Süd, die nachfolgende 2. Ukrainischen Front aufzuhalten, scheiterte an der zahlenmässigen Übermacht er Roten Armee, welche über 10.200 Geschütze, 825 Panzer und 1.100 Flugzeuge verfügte. Während der Debrecener Operation vom 6. bis zum 27./28. Oktober versuchte Marschall Malinowski mit der 6. Garde-Panzerarmee und den mechanisierten Kavalleriegruppen Plijew und Gorschkow über Debrecen nach Norden zur Theiss durchzubrechen. Nach deutschen Gegenangriffen wurde dabei drei sowjetische Korps eingekesselt und erlitten schwere Verluste.

    Drohender Verlust der Ölreserven und Konsequenzen
    Nach dem Seitenwechsel Rumäniens befanden sich die letzten bedeutenden Ölreserven des Grossdeutschen Reiches in Ungarn. Die ungarische Ölproduktion, welche im Jahre 1943 auf etwa 838.000 Tonnen Rohöl angewachsen war, reichte zwar bei weitem nicht, die gesamte Wehrmacht in Bewegung zu halten, bot allerdings ab Mitte 1944 die einzige Möglichkeit, den Krieg überhaupt weiterführen zu können. Eine Verlegung der dortigen Kraftstoffreserven zu anderen Kriegsschauplätzen war nur noch eingeschränkt bis gar nicht möglich, da der Bahnverkehr durch die alliierte Lufthoheit weitgehend zusammengebrochen war. Daher war die Wehrmacht gezwungen, das wenige noch vorhandene Öl möglichst in der Nähe seiner Produktionsstätten zu verbrauchen. Durch die damals durchaus beträchtlichen ungarischen Ölreserven und bestehenden Ölraffinerien konnte die Heeresgruppe Süd vollständig und die Heeresgruppe Mitte teilweise versorgt werden. Praktisch war somit die Heeresgruppe Süd der einzige deutsche Grossverband, welcher zu dieser Zeit noch Angriffsoperationen in einem grösseren Radius durchführen konnte. Durch US-amerikanische Luftangriffe am 14. und 16. März wurden die Ölraffinerien bei Komárom und Pétfürdő weitgehend bzw. vollständig zerstört. Da bereits die deutschen Hydrierwerke seit Mai 1944 wiederholt Ziele der Bombenangriffe waren und die Produktion von deutschem synthetischen Benzin drastisch sank, war damit eines der wichtigsten Ziele der deutschen Truppen gescheitert. Allein die Zalaer und Zistersdorfer Ölfelder, welche bereits im Januar 1945 80 % der gesamten Treibstoffproduktion lieferten, waren noch nutzbar. Hitler begründete gegenüber dem Chef des Wehrmachtführungsstabes im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) Generaloberst Alfred Jodl und dem Oberbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine Grossadmiral Karl Dönitz zum Erhalt der letzten Ölreserve, die Zweckmässigkeit zu einer Gegenoffensive in Ungarn. Er ignorierte dabei allerdings, dass dies nur unter der Vorbedingung örtlicher Erfolge möglich gewesen wäre, was jedoch zu dieser Zeit nicht mehr der Fall war.

    Erste Sowjetische Offensive auf Budapest
    Am 29. Oktober 1944 gruppierte Marschall Malinowski die 2. Ukrainische Front nach Westen um und eröffnete die Schlacht um Budapest. Die sowjetische 46. Armee legte den Schwerpunkt in Richtung auf Kecskemét und durchbrach die Front der ungarischen 3. Armee (etwa 17.400 Mann unter General József Heszlényi) mit dem 37. Schützenkorps und dem 2. mechanischen Korps auf 25 Kilometer Breite. Ein Gegenangriff der deutschen 24. Panzerdivision scheiterte, Kecskemét fiel am 31. Oktober in sowjetische Hände. Der sowjetische Vorstoss auf das südöstliche Vorfeld von Budapest konnte durch Gegenangriffe der deutschen 1. und 13. Panzer-Division am 5. November vor der „Attila-Linie“ vorerst gestoppt werden. Die zumeist aus Donauschwaben ab September neu rekrutierte 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division konnte am 8. November, die zwischen Dunaharaszti und Gyal gelegenen Anhöhen von Kazankuti und Birö zurückerobern. Weil der Stawka das Vordringen von Malinowskis Truppen zu langsam erschien, erhielt auch die südlicher operierende 3. Ukrainische Front unter Marschall Tolbuchin Befehl die Donau zu überschreiten und sich an der Eroberung von Budapest zu beteiligen. Um die Umfassung der Stadt von Süden und Westen her vorzubereiten, überschritt die sowjetische 57. Armee zwischen 7. und 9. November die Donau im Raum Kisköszeg und errichtete bei Apatin und Batina Brückenköpfe am westlichen Flussufer.

    Nach den Erfolgen Marschall Tolbuchins in der Apatin-Kaposvarer Operation musste die deutsche Heeresleitung die 1. und 23. Panzer-Division aus dem Raum Hatvan abziehen und nach Transdanubien verlegen um die bedrohte „Margareten-Linie“ zwischen dem Balaton und dem Velencer See halten zu können. Am 4. Dezember gab Malinowski der 46. Armee (General Petruschewski) den Befehl zwischen Százhalombatta und Ercsi einen zusätzlichen Donau-Brückenkopf zu errichten, um Budapest unbedingt noch vor Tolbuchin zu nehmen. Ungeachtet der starken Artilleriestellungen der deutschen 271. Infanterie-Division auf dem westlichen Ufer, erkämpften die sowjetischen Truppen unter schweren Verlusten beim Flussübergang zwischen Adony und Erd-Ofalu vier Brückenköpfe, die aber erst nach dem Anrücken von Tolbuchins Truppen gesichert werden konnten. Generaloberst Friessner liess im östlichen Vorfeld der Stadt drei Panzerdivisionen aufmarschieren, welche die Sowjets zum Stehen bringen konnten. Während darauf das III. Panzerkorps (General Breith) die Verteidigung Budapests übernahm, sicherte das LVII. Panzerkorps (General Kirchner) den Raum zwischen Cegléd und Szolnok und das IV. Panzerkorps „Feldherrnhalle“ (General Kleemann) im Raum Jászberény.

    Einschliessung von Budapest
    Malinowskis Truppen konnten im Osten der ungarischen Hauptstadt zwischen Acsa und Galgamacsa durchbrechen und setzte auf die Umfassung der Stadt im Norden. Die sowjetische 6. Garde-Panzerarmee (General Krawtschenko) wurde wieder eingeführt, besetzte am 9. Dezember Balassagyarmat und erreichte die Donau bei Vác (Waitzen).[3] Am 21. Dezember nahmen Krawtschenkos Panzertruppen Leva ein und konnten am gleichen Tag den Fluss Gran überschreiten, die nördliche Umfassung von Budapest zeichnete sich ab. Gleichzeitig brachen auch Tolbuchins Truppen von Süden her, auf 60 Kilometer Breite durch die „Margareten-Linie“ durch. Das 18. Panzerkorps unter Generalmajor Goworunienko bedrohte am 22. Dezember bereits die Verteidigungsstellungen vor Bicske. Am 23. Dezember war die Eisenbahnlinie zwischen Budapest und Wien unterbrochen worden, am folgenden Tag war Budapest vollständig von sowjetischen Truppen eingeschlossen.

    052_70
    052_70/Panzersoldaten des Heeres in einem Panzer VI "Tiger II" (Königstiger) in Verteidigungsstellung am Burgberg im Oktober 1944

    Hitler reagierte in üblicher Manier und liess Generaloberst Friessner und General der Artillerie Fretter-Pico durch General Wöhler und General Balck ersetzen. Die jetzt im Raum zwischen den Flüssen Hron und Eipel eingesetzte deutsche 8. Armee erhielt mit General Kreysing einen neuen Oberbefehlshaber. Der abgesetzte Oberbefehlshaber der ungarischen 1. Armee, Generaloberst Béla Dálnoki-Miklós hatte sich nach der Verhaftung Horthys und den gescheiterten Friedensbemühungen schon Mitte Oktober in die Sowjetunion abgesetzt. Ab Dezember 1944 stand er einer in Debrecen residierenden Gegenregierung als Ministerpräsident vor, die von Moskau eingesetzt worden war und am 31. Dezember 1944 Deutschland den Krieg erklärte.

    Deutsche Entsatzversuche (Unternehmen Konrad)
    Deutsche Verstärkungen für Ungarn
    Nachdem die Rote Armee im Dezember 1944 die ungarische Hauptstadt Budapest vollständig eingeschlossen hatte, begann die Wehrmacht Anfang 1945 mit intensiver Vorbereitung einer Grossoffensive (Deckname: Operation „Konrad“), um wieder Verbindung mit den 78.000 eingekesselten deutschen und ungarischen Soldaten herzustellen.

    Ähnlich der Ardennenoffensive im Dezember 1944 an der Westfront führte die Wehrmacht in Ungarn nicht weniger als fünf grosse Offensiven durch, um den Vormarsch der sowjetischen Truppen in Transdanubien aufzuhalten. Aus deutscher Sicht wurde Ungarn ab Dezember 1944 daher einer der Hauptkriegsschauplätze. Es gab keine Heeresgruppe, die so viele Verstärkungen erhielt wie die Heeresgruppe Süd in Ungarn. Zwischen September 1944 und Februar 1945 wurden etwa 15 Panzer-, 4 Panzergrenadier-, 8 Infanterie- und 4 Kavalleriedivisionen nach Ungarn beordert. Die Wehrmacht setzte dort ihre, soweit verfügbar, modernsten Waffen ein, wozu unter anderem der Panzerkampfwagen V Panther, der Panzerkampfwagen VI Tiger sowie der schwere Jagdpanzer VI Jagdtiger gehörte.

    Am 1. Januar 1945 verfügte die Wehrmacht noch über 471 Panzer vom Typ Tiger, wovon allein 79 in Ungarn eingesetzt wurden. Bis zum 15. März wurde diese Zahl schliesslich auf 122 erhöht, wobei sich der Gesamtbestand aufgrund schwerster Verluste an anderen Frontabschnitten bereits auf 205 reduzierte. Damit waren in die Kämpfe in Ungarn zu dieser Zeit mehr als die Hälfte aller noch verfügbaren Tiger-Panzer eingesetzt.

    Bereits Mitte Januar 1945 fasste Hitler den Entschluss, die 6. Panzerarmee unter ihrem Befehlshaber SS-Oberst-Gruppenführer Sepp Dietrich aus den Ardennen abzuziehen, kurz aufzufrischen und als Verstärkung an die Ostfront zu verlegen. Dies also zu einem Zeitpunkt als das Misslingen der Ardennenoffensive offiziell noch nicht zugegeben wurde, aber bereits deutlich war, dass die damit verbundenen Hoffnungen sich nicht erfüllen würden. In einer Lagebesprechung im Führerhauptquartier Adlerhorst formulierte er diesen Schritt mit den Worten: „um das Gesetz des Handelns nicht ganz zu verlieren“. Zu dieser Zeit standen die Angriffsspitzen der Roten Armee vor Tata und Várpalota. Auch das südliche Transdanubien war bereits bis vor Nagykanizsa von den sowjetischen Truppen besetzt worden.

    Aufgrund der am 12. Januar begonnenen sowjetischen Offensive an der Weichsel wollte der Chef des Oberkommandos des Heeres Generaloberst Heinz Guderian die 6. Panzerarmee aus den Ardennen mit den anderen, von Westen umgruppierten Divisionen dort einsetzen, um den sowjetischen Angriffskeil, bestehend aus der 1. Weissrussischen Front, der 2. Weissrussischen Front sowie der 1. Ukrainischen Front, an deren Flanken fassen zu können, solange diese noch nicht zu stark geworden waren. Die sowjetischen Panzerarmeen kamen dort direkt auf Berlin zu, und bis auf die Oder befand sich kein nennenswertes Hindernis mehr zwischen den Verbänden Schukows und der Reichshauptstadt. Hitler bestand jedoch darauf, diese Kräfte zu teilen und somit die bedrohliche Lage zuerst in Ungarn bereinigen zu können. Seiner Ansicht nach würden für die Stützung der Oderfront die übrigen Divisionen ausreichen. Auf Guderians diesbezügliche Einwände reagierte er mit den ironischen Worten: […] „Sie wollen ohne Öl angreifen? Gut, wollen wir sehen, was dabei herauskommt“. In seinem Umkreis kommentierte er die Einwände Guderians auch mit den Worten, „Seine Generäle verstünden eben nichts von der Kriegsführung“.

    Hitler bestand von Anfang an unnachgiebig auf das Halten Budapests, weswegen er dort jeden Ausfallversuch verbot. Zur Unterstützung der Eingeschlossenen hatte er bereits am 24. Dezember 1944 ausserdem das IV. SS-Panzerkorps sowie die 96. und 711. Infanterie-Division nach Ungarn beordert, welche etwa 260 Panzer und 70.000 Soldaten umfassten. Das Kommando übertrug er dem SS-Obergruppenführer Herbert Otto Gille, welcher bereits im Rahmen der Korsun-Schewtschenkowsker Operation einen Kessel aufbrach und hierfür das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten erhalten hatte. Auch Guderian reiste für einige Tage persönlich nach Ungarn, um die dortigen Massnahmen zu kontrollieren.

    Auch die Planungen der sowjetischen Seite hatten durch die deutschen Verstärkungen weitgehende Folgen. Nach den im Herbst 1944 gefertigten Plänen des Hauptquartier des Kommandos des Obersten Befehlshabers (Stawka) sollte Budapest bis Mitte November und die Linie Graz-Wien-Brünn-Olmütz bis Mitte Dezember erreicht werden. Dieser Vormarsch beabsichtigte die Sicherung des Angriffs auf Berlin von Süden her und die politische Sicherung der sowjetischen „Interessensphäre“ in Südosteuropa. Diese Ziele konnten jedoch nicht annähernd erreicht werden, da die Rote Armee vier Monate hinter den Zeitplänen Stalins zurückblieb.

    Entsatzangriffe im Pilis-Gebirge
    Am 1. Januar 1945 begann auch im Raum Komárom (dt. Komorn) das zu dieser Zeit nur zur Hälfte eingetroffene und ausgeladene IV. SS-Panzerkorps eine Gegenoffensive, während die 96. Infanterie-Division von Norden her mit Sturmbooten über die Donau übersetzte und im Rücken der sowjetischen Truppen zwei Brückenköpfe errichtete. Im Rahmen dieser Offensive wurde am 6. Januar Esztergom (dt. Gran) zurückerobert. Zur gleichen Zeit verstärkte sich der sowjetische Angriff an deren Südfront und die 2. Ukrainische Front und die 3. Ukrainische Front, unter dem Kommando von Armeegeneral Malinowski, waren nördlich der Donau zum Generalangriff übergegangen. Allein die Donau trennte dort zwei gegeneinander operierende Panzerverbände, die in jeweils entgegengesetzter Richtung vorrückten. Bereits am 8. Januar hatten sich die sowjetischen Truppen bis auf einen Kilometer Komárom genähert, so dass den deutschen Verbänden eine weitere Einkesselung drohte. Im Hauptquartier der Heeresgruppe Süd entschied man sich daher für eine riskante Gegenoperation. Mit Hilfe der frisch eingetroffenen 20. Panzer-Division konnte die Front vorübergehend gehalten werden.

    Das IV. SS-Panzerkorps unter General Gille beabsichtigte, in der Region Esztergom die sowjetische Abwehr zu durchbrechen. Die hier operierenden ungarisch-deutschen Verbände bei Tatabánya und Székesfehérvár (dt. Stuhlweissenburg) wurden als Flankensicherung eingesetzt und mussten später einige Kampfverbände der sowjetischen Armee ablenken und binden. Während dieser heftigen Kämpfen wurden zahlreiche kleine Siedlungen im Komitat Fejér zerstört, welche nach dem Zweiten Weltkrieg auch nicht wieder aufgebaut wurden. Aus dem belagerten Budapest kamen immer verhängnisvollere Meldungen, welches die Operationen im Norden weiter aufwertete. Nach dem fehlgeschlagenen Durchbruchsversuch im Vértes-Gebirge versuchte das Panzerkorps mit einem nördlichen Angriff über das Pilis-Gebirge den Entsatz Budapests (Operation „Konrad 2“).

    Am 7. Januar begann der Entlastungsangriff, welcher die sowjetischen Kräfte binden und die sich bereits im Kampf befindlichen SS-Panzerverbände entlasten sollte. Das III. Panzerkorps unter General der Panzertruppe Hermann Breith hatte hierzu mit der 1., 3. und 23. Panzerdivision Stellungen ostwärts von Mór, Csókakő und Söréd, im Kleingebiet Mór, sowie drei Kilometer südwestlich von Csákberény, ostwärts von Magyaralmás, nordwestlich von Sárkeresztes sowie östlich von Iskaszentgyörgy im Kleingebiet Székesfehérvár bezogen. Ihr Vorstoss aus dem südlichen Vértes-Gebirge erfolgte nach Norden in Richtung Csákvár und Bicske.

    Auf der Gegenseite standen das 20. Garde-Schützenregiment und das 7. mechanisierte Korps der sowjetischen Armee, welche in tief gegliederten Stellungen den deutschen Angriff bereits erwarteten. Teile der Kampfgruppe Breith konnten aus dem Raum Magyaralmás kommend in östlicher Richtung vordringen und kleinere Ortschaften erobern. Während das Panzergrenadier-Regiment 128 Sárkeresztes besetzte, blieb das Panzergrenadier-Regiment 126 in starkem sowjetischen Pak-Feuer östlich Borbálamajor stecken.

    Am 8. Januar starteten Teile der 2. SS-Panzerdivision und der 23. Panzer-Division einen weiteren Angriff östlich von Sárkeresztes. Diese konnten zunächst die Verbindungsstrasse von Székesfehérvár nach Zámoly absichern, welche später einer der Rückzugswege der deutschen Verbände war, blieben aber danach auch vor den sowjetischen Pak-Stellungen stecken. Bei den Gefechten wurden zwar 25 sowjetische Panzerfahrzeuge, 38 Pak, 60 Geschütze und mehrere Lastwagen zerstört, aber auch die deutschen Verbände hatten 16 Panzerfahrzeuge verloren.

    Unternehmen Konrad II
    Am 9. Januar startete von Esztergom aus die Operation Konrad 2. Hierzu waren etwa 200 Tonnen Versorgungsgüter zusammengetragen worden, um diese im Erfolgsfall nach Budapest transportieren zu können. Der im Südosten angreifenden 711. Infanterie-Division gelang es, in die sowjetischen Linien eine Lücke zu schlagen, in welcher auch die 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ einrückte. Gille erwähnte hierzu in seinen Frontaufzeichnungen: „Gegner schwach, völlig überrascht. Schwieriges Berggelände. Voralpencharakter. Mitternacht erste Erfolgsmeldungen, Gefangene meist Trossangehörige Budapester Einschliessungs-Divisionen. Pak und Granatwerferabwehr. Keine eigenen Verluste. ‘Westland’ kommt gut voran“. Bis zum 11. Januar hatte sich auch das Panzerregiment Westland über das Pilis-Gebirge gekämpft und war in die Gemeinde Pilisszentkereszt eingedrungen, womit es etwa 21 Kilometer vor Budapest stand. Im Dorf befanden sich seit dem letzten Rückzug zwei Wochen vorher, noch zahlreiche deutsche Fahrzeuge und zurückgebliebene Verwundete, um die sich wieder die deutschen Soldaten kümmerten. Aufgrund der teilweise bereits sehr deutschfeindlichen Stimmung war es dort in der Zwischenzeit auch zu beidseitigen Pogromen gekommen, wobei gefangene sowjetische Soldaten und verwundete deutsche Soldaten ermordet wurden.

    Die Heeresgruppe bat erneut um eine Genehmigung, den Ausbruch aus Budapest zu versuchen, wobei sie auch erhoffte, durch die Eroberung eines Flugplatzes bei Pomáz, die nicht mehr gehfähigen Verwundeten abtransportieren und die ausgebrochenen Truppenverbände versorgen zu können. Hitler untersagte jedoch weiterhin jegliche solcher Aktionen und verbot auch den weiteren Entsatzangriff, welcher bereits bis 17 Kilometer an Budapest herangerückt war.

    Scheitern der deutschen Entsatzangriffe
    Einige der Vorausabteilungen der SS-Panzer-Division Wiking hatten auch bereits die Strassenabzweigung der nach Pomáz führenden Chaussee unmittelbar vor Csobánka erreicht, als sie am Abend des 12. Januar der Rückzugsbefehl erreichte. Dies war für diese Verbände umso weniger nachvollziehbar, weil in den verbliebenen 17 Kilometer nach Budapest wegen des schwer zugänglichen Hügelgeländes sowjetische Angriffe kaum zu befürchten waren. Für die Verbände von Gille war daher das Risiko, dass sich seine am Pilis-Gebirge vorrückenden Kräfte bei Dorog in unmittelbarer Nähe sowjetischer Truppen befanden. Hitler und der General der Panzertruppe Hermann Balck teilten diese Ansicht allerdings nicht und trotz der Proteste des IV. SS-Panzerkorps befahlen sie die beschleunigte Umgruppierung der Panzerdivisionen vor Székesfehérvár (dt. Stuhlweissenburg). Von dort aus sollte die Operation Konrad 3 gestartet werden.

    Die von dieser am 18. Januar begonnenen Offensive vollkommen überraschten sowjetischen Generäle traf dieser Gegenschlag empfindlich, wie die Lageeinschätzung an das Stawka „Die Aufklärungsabteilung des Stabs der 4. Gardearmee befand sich nicht auf der Höhe der Lage“, urteilte. Gilles Panzer überrollten noch am gleichen Tag den Gegenangriff des 7. Mechanisierten Korps der sowjetischen Truppen, während gleichzeitig das 133. Schützen- und das 18. Panzerkorps der 3. Ukrainischen Front von ihren rückwärtigen Verbindungen abgeschnitten wurden. Das IV. SS-Panzerkorps stiess am ersten Tag der Offensive etwa 60 Kilometer tief und 30 Kilometer breit in die sowjetische Front hinein und durchbrach sie stellenweise. Am 19. Januar erreichten die deutschen Panzerverbände im Raum Dunaújváros die Donau und rissen damit die transdanubische Kampflinie der sowjetischen Truppen auseinander. Der Geländegewinn bei diesem Angriff betrug etwa 400 Quadratkilometer, in weniger als vier Tagen, und war einer der letzten grossen Erfolge für die deutsche Seite. Dementsprechend negativ war die Bilanz für die sowjetische Seite und an den Überfahrtstellen an der Donau entstanden teilweise chaotische Verhältnisse. Binnen einiger Tage verlegte das sowjetische Oberkommando daraufhin mehr als 40.000 Soldaten und grosse Mengen an Kriegsmaterial an das östliche Ufer, wobei diese dabei ständig von der deutschen Luftwaffe bombardiert wurden. Am 22. Januar fiel nach schweren Strassenkämpfen Székesfehérvár und die ungarische SS-Kampfgruppe Ney, welche zu diesem Zeitpunkt schon Regimentstärke erreicht hatte, zog in die Stadt ein, verlor aber dabei etwa ein Viertel ihres Bestandes. Die Eroberung Székesfehérvárs war eine notwendige Voraussetzung für alle weiteren Angriffe, da fast alle Versorgungswege durch diese Stadt führten. Vom 19. bis zum 20. Januar war die militärische Lage für die 3. Ukrainische Front sehr bedrohlich, da zwischen Budapest und den vordringenden deutschen Panzerverbänden keine weiteren sowjetischen Truppen mehr standen. Am 21. Januar erreichten die deutschen Angriffsspitzen den 28 Kilometer südwestlich von Buda fliessenden Fluss Váli, wobei zur gleichen Zeit auch die nachrückenden sowjetischen Panzer in dieser Region erschienen. Die deutschen Panzer konnten sich nur mit Mühe über die vereisten Steilhänge des Gewässers schleppen. Trotzdem hatte sich diese Offensive bis zum 26. Januar dem Budapester Kessel auf etwa 25 Kilometer genähert. Einer deutschen Kampfgruppe war sogar eine Sprechfunkverbindung mit den Verteidigern Budapests möglich.

    Diese deutschen Erfolge trafen die Stawka völlig unerwartet, zumal sich der sowjetische Diktator Stalin gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr gern auf Abenteuer einlassen wollte. Noch zu Kriegsbeginn hatte er durch seine unnachgiebigen Ausharrungsbefehle Millionen Soldaten in die Kriegsgefangenschaft geschickt. Nunmehr erwog er zeitweise sogar die vollständige Räumung Süd-Transdanubiens und überliess für die weiteren Massnahmen Marschall Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin freie Hand. Dieser erkannte allerdings, dass eine vollständige Räumung gleichbedeutend wäre mit dem Totalverlust der Bewaffnung, aller Kampfmittel und Kriegsmaterialien zweier Armeen, da aus Zeitgründen lediglich der Abzug der Soldaten in Frage gekommen wäre. Tolbuchin entschied sich daher für die riskantere und gleichzeitig mutigere Option. Er ordnete an, den Brückenkopf in Süd-Transdanubien auf jeden Fall zu halten, weil es seiner Einschätzung nach aussichtslos war, die bereits eroberten Gebiete in der Hoffnung auf eine neuerliche reibungslose Donauüberquerung, aufzugeben. Er ordnete seine Kräfte neu und leitete am 27. Januar ein Angriffsgefecht ein. Der bis zur Donau vorgedrungene deutsche Keil war äusserst verwundbar, da die sowjetischen Divisionen vom Velencer See her und aus dem Raum Simontornya kommend, diesen jederzeit von seinen rückwärtigen Linien abschneiden konnten.

    Sowjetische Gegenoffensive ab 22. Januar 1945
    Im Vergleich zu den enormen Kräften, welche eingesetzt wurden, erwiesen sich die Erfolge der 2. Ukrainischen Front als gering, welche den Gegner direkt zu einer grosse Umfassungsoperation herausforderte. Diese scheiterte jedoch, obwohl am 25. Januar nur noch 16 % der Panzer des IV. SS-Panzerkorps (insgesamt 50 von 306) einsatzbereit waren. Die restlichen Panzer befanden sich infolge der heftigen Kämpfe in Reparatur. Malinowski schickte ohne vorherige Abstimmung mit der Stawka das 23. Panzerkorps in das Hauptkampfgebiet, da er dort andernfalls einen Durchbruch der deutschen Truppen nach Budapest für unvermeidlich hielt. Ein solcher Durchbruch hätte angesichts der geringen und abgekämpften angreifenden Kräfte aber für die sowjetischen Truppen verheerende Folgen haben können, so dass Malinowskis schnelles Handeln – im Nachhinein betrachtet – nicht gerechtfertigt war. Die deutsche Abwehr schoss bereits am ersten Tag der sowjetischen Gegenoffensive, bei geringen eigenen Verlusten, 122 sowjetische Panzer ab, wovon allein 100 zum Bestand des 23. Panzerkorps gehörten. Trotzdem war es den deutschen Verbänden nicht möglich, die sowjetische Offensive zu stoppen, denn zeitgleich begann auch der Angriff in die Flanke der deutschen Front. Die sowjetischen Einheiten konnten damit in den nördlichen Teil von Székesfehérvár eindringen. Hitler befahl daraufhin am 22. Januar, die 6. Panzerarmee unverzüglich nach Ungarn zu verlegen, um die sowjetische Offensive zu stoppen.

    Zur weiteren Unterstützung wurden ausserdem die 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ – unter dem Kommando von SS-Oberführer Otto Baum, aus Italien – und die SS-Panzer-Division Totenkopf – unter dem Kommando von SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Hellmuth Becker, von der Warschauer Front – nach Ungarn beordert.

    Der Endkampf in Budapest
    Nachdem aufgrund von strategischen Fehlern Stalins die Einnahme Budapests nicht bereits im Herbst 1944 erfolgte – hierzu hätte er mit seinem Angriff fünf Tage warten müssen, um die Angriffsarmeen vollständig vor Ort zu haben –, konnte die Rote Armee Budapest erst nach einer mehrmonatigen und verlustreichen Belagerung erobern. Hitler hatte Anfang Dezember 1944 Budapest zur Festung erklärt.

    Zu Beginn des Jahres 1945 wurden die Kampfhandlungen in Budapest stärker, sie erreichten Vororte der ungarischen Hauptstadt. Den sowjetischen Truppen gelang es, immer mehr Gebiete um und in der Stadt zu besetzen, bis sie schliesslich am 9. Februar den westlich der Donau liegenden Stadtteil Buda fast vollständig erobern konnten. Die ersten sowjetischen Panzer drangen, von Budakeszi aus kommend, zwar schon am 24. Dezember 1944 in Buda ein, jedoch stabilisierte sich diese Front in den folgenden Tagen. Anfänglich waren weder die sowjetischen Verbände noch die deutsch-ungarischen Verteidiger in der Lage, genügend Infanterie nach Buda zu beordern, um den Stellungskrieg in einen Bewegungskrieg zu drehen. Somit existierte bis Anfang Januar 1945 keine zusammenhängende Frontlinie. Kleinere Verbände der angreifenden Roten Armee konnten sich in den Villen des Rosenhügels festsetzen. Die Front verlief von Süden nach Norden entlang dem Bahndamm an der Lágymányosi híd, dem Sashegy (Adlerberg), dem Farkasréter Friedhof, dem Orbán-Berg, dem Rosenhügel, dem Burgviertel und der Kiscelli út. Obwohl die Angreifer in den ersten Wochen der Einkesselung vieles unternahmen, konnten sie die Frontlinie nur unwesentlich verändern. Aufgrund der am 18. Januar gestarteten Entsatzangriffe kam es auf der Budaer Seite bis zum 25. Januar sogar zu einer Kampfpause. Die deutsch-ungarischen Verteidiger hofften zudem auf Hitlers Genehmigung, aus dem Kessel ausbrechen zu dürfen. Der Festungskommandant und General der Waffen-SS und der Polizei Karl Pfeffer-Wildenbruch stellte daher aus den letzten verfügbaren Reserven eine bewegliche Kampfgruppe zusammen. Jedoch musste diese bald zur Unterstützung der wankenden Verteidigung eingesetzt werden, und Hitler verbot weiterhin einen selbstständigen Ausbruch (Haltebefehl). Am 25. Januar eröffneten die sowjetischen Angreifer mit starken Kräften eine neue Offensive im Mittelabschnitt der Budapester Verteidigung. Die Margareteninsel wurde unter grossen Verlusten zwischen dem 19. und 28. Januar erobert. Der sowjetische Angriff gewann zwischen dem 26. und 28. Januar auch in der Városmajor (dt. Stadt-Meierhof) und am Rosenhügel immer mehr Raum und sowjetische Sturmtruppen drangen bis zur Csaba utca vor. Daher musste die Verteidigungslinie am Rosenhügel wegen einer drohenden Umklammerung aufgegeben werden. Die Hauptkampflinie rückte unmittelbar zum Burgberg heran. Hitler befahl trotz der schlechten Versorgungslage und zahlreicher Verwundeter am 27. Januar, dass Gross-Budapest bis zum Erfolg der Entsatzangriffe zu halten sei, und dies obwohl diese ihre Operationen auf seinen Befehl gerade einstellen mussten. Am 30. Januar erreichten die ersten sowjetischen Angriffsspitzen den Nordrand der Blutwiese, am westlichen Fuss des Burgbergs, und konnten damit den strategisch wichtigen Hauptlandeplatz der versorgenden Lastensegler unter unmittelbaren Beschuss nehmen. Trotzdem landeten diese Lastensegler hier weiterhin, auch und gerade, weil die meisten von weitgehend unausgebildeten und blutjungen Fliegern der Hitlerjugend geflogen wurden. 13- bis 16-jährige Kinder der Budapester Sektion der „Deutschen Jugend“ mussten den Fliegern mit Taschenlampen die Landebahn anzeigen, wobei auch einige, von der Pester Seite herangeschaffte, Theaterscheinwerfer eingesetzt wurden. Ebenfalls am 30. Januar erstürmte eine sowjetische Sturmtruppe, unterstützt von ungarischen Freiwilligen, die Schule in der Attila út und konnte damit das erste Haus am Fusse des Burgbergs erobern. Dieser Angriff, welcher zeitweise die Várfok utca erreichte, wurde erst nach vier Tagen von den deutsch-ungarischen Verteidigern in einem zehrenden Häuserkampf zurückgeschlagen. Zur gleichen Zeit eroberten sowjetische Sonderkommandos mit Flammenwerfern die Strassen um den Sashegy (Alderberg) sowie die davon etwa einen Kilometer westlich liegenden Stellungen der 8. SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“ am Farkasréter Friedhof, welche dort auch vernichtet wurde. Bis zum 6. Februar verschob sich die innerstädtische Front derart, dass der Adlerberg eingekesselt wurde. Die Versorgung der Soldaten war vorher schon nicht mehr gewährleistet, so lebten die meisten Soldaten seit Wochen von Vorräten der Bevölkerung, aber ab diesem Zeitpunkt war eine Verteilung des ohnehin ungenügenden Nachschubs nicht mehr möglich. Es fehlte Treibstoff, wobei die Strassen wegen des Beschusses nur in den Nachtstunden und nur zu Fuss begehbar waren und Schutt sowie Granattrichter diese für Fahrzeuge versperrt hatten. Die hungernde Budapester Bevölkerung versuchte trotz drohender Todesstrafe die Versorgungsbomben zu plündern. Ungarische und deutsche Soldaten der Verteidiger und marodierende Pfeilkreuzler lieferten dabei einander regelrechte Gefechte, wenn es um die Inbesitznahme der Versorgungsbomben mit Lebensmitteln ging. In den Lazaretten wurde den Toten Verbandmaterial abgenommen, um damit neue Verwundete versorgen zu können. Trotz dieser aussichtslosen Situation starteten die Verteidiger auf Befehl Wildenbruchs immer wieder Gegenstösse. Die sowjetischen Angriffstruppen hatten dabei so hohe Verluste, dass sie ab Ende Januar dazu übergingen, ungarische Kriegsgefangene in eigene Bataillone zu rekrutieren. Ihnen wurde hierzu das Versprechen gegeben, sie kämen nicht nach Sibirien. Bis zum 13. Februar wurden auf diese Art aus über 3.100 kriegsgefangenen ungarischen Soldaten 20 selbständige Kompanien aufgestellt. Etwa 600 Soldaten von ihnen sind bei den anschliessenden Kämpfen gefallen. Zwischen dem 6. und 9. Februar wurde der Südbahnhof am Rand der Blutwiese umkämpft, wobei gleichzeitig im Südabschnitt der Verteidigung die sowjetischen Angriffe zusammenbrachen. Hier konnten die deutsch-ungarischen Verteidiger den Bahndamm zwischen der Donau und dem Adlerberg bis zum 13. Februar halten. In dem Bewusstsein, dass sich die Kämpfe einem Ende näherten, wurde mit der Vergabe von Auszeichnungen begonnen.

    Häuserkampf in Buda
    Ab dem 3. Februar erstreckte sich die deutsch-ungarische Hauptverteidigungslinie vom Budaer Brückenkopf an der Margaretenbrücke bis zum Széll-Kálmán-Platz und weiter an der nördlichen Ecke der Blutwiese am kurzen Abschnitt der Krisztina körút bis zur Mündung der Kékgolyó utca, wo die sowjetischen Angreifer bereits unmittelbar vor dem Südbahnhof standen. Der Budaer Postpalast in der Andrássy út sowie die südlichen Häuserblocks der Krisztina körút befanden sich noch in deutscher Hand, wohingegen sich die an der Bors-Strasse (heute Hajnóczi utca) durchgebrochenen sowjetischen Truppen bereits in den beiden Häusern am nördlichen Rand der Blutwiese befanden. Noch unübersichtlicher war die Lage zwischen der Kékgolyó utca und dem Sas-Berg in Újbuda. Hier verlief die Hauptverteidigungslinie noch weiter Richtung Westen. Die Deutschen hielten sich auf dem Farkasréter Friedhof, in den am östlichen Fusse des Orbán-Berges gelegenen Strassen und in der Istenhegyi utca bis zur Nárcisz utca, wohingegen die sowjetischen Truppen bereits die Németvölgyi utca und die parallel zu ihr verlaufende Böszörményi utca besetzt hatten, sie erreichten somit gegenüber dem Haupteingang des Farkasréter Friedhofs auch schon die Hegyalja utca. Allein südlich vom Sas-Berges existierte noch eine zusammenhängende deutsche Verteidigungslinie.

    Ebenfalls am 3. Februar suchte der Apostolische Nuntius in Budapest, Angelo Rotta, im Namen des Budapester Diplomatischen Corps den Kommandeur der Verteidiger, SS-General Pfeffer-Wildenbruch, in seinem Bunkerhauptquartier auf. Dieser sollte Hitler bitten, auf die Leiden und die Vernichtung der Budapester Bevölkerung endlich Rücksicht zu nehmen. Hitler antwortete, dass sein Befehl unabänderlich sei; Budapest sei bis zum Letzten zu halten.

    Am 4. Februar durchbrachen die vom Orbán-Berg angreifenden sowjetischen Truppen die Verteidigungslinie und erreichten die Németvölgyi utca. Sie griffen von der Nagyenyed- und Kékgolyó utca aus den Südbahnhof an und hatten damit den Sas-Berg eingeschlossen. Zur Versorgungslage meldete das I. Ungarische Armeekorps: „Angehörige von Soldaten und sonstige Zivilpersonen überwinden vom Hunger gequält jegliches Schamgefühl und suchen die Küchen der Kommandanturen und Honvéd-Einheiten auf und betteln hier“. Am frühen Morgen des 5. Februar landeten die letzten sieben Lastensegler in Budapest; während der ganzen Aktion brachten die Lastensegler 97 Tonnen Munition, 10 Tonnen Treibstoff, 28 Tonnen Lebensmittel und vier Behälter mit Motorenöl beziehungsweise Ersatzteilen. Am selben Tag musste wegen des Weiteren Vorrückens der sowjetischen Truppen bis zur Krisztina-körút der Postpalast von den deutsch-ungarischen Verteidigern geräumt werden.

    Am folgenden Tag, dem 6. Februar 1945, kam es zu heftigen Kämpfen in der Umgebung des Südbahnhofs und der Hegyalja utca, wobei die sowjetischen Angreifer auch Flammenwerfer einsetzten. Ein versuchter Gegenangriff durch die 8. SS-Kavallerie-Division aus Südosten und Nordwesten auf den Sas-Berg konnte die sowjetischen Truppen nur kurzzeitig an ihrem Vorrücken hindern. Daraufhin stellten die dort eingesetzten ungarischen Kampfverbände die Kämpfe ein, nachdem ihnen auch die Verpflegung und Munition ausgegangen war. Die deutschen Einheiten versuchten einen Ausbruch in Richtung Burgberg.

    Ab dem 7. Februar konnten die sowjetischen Truppen den westlichen und nördlichen Teil des Südbahnhofs besetzen und erreichten die damalige Gömbös-Gyula-utca (heute Alkotás utca).

    Daraufhin griffen die sowjetischen Einheiten am 8. Februar vom Németvölgyer Friedhof aus, in Richtung der parallel zur südlichen Eisenbahnlinie verlaufenden Avar utca, an. Ein letztes Mal konnten an diesem Tag noch ungarische Einheiten in den Postpalast eindringen und einen Teil des Gebäudes besetzen. Ebenfalls an diesem Tag warf die Luftwaffe – per Fallschirm – zum letzten Mal vier Tonnen Versorgungsgüter ab.

    Nachdem am Abend des 9. Februars teilweise der Gellértberg und der Südbahnhof durch sowjetische Truppen besetzt wurden, versuchten ungarische Freiwilligenverbände in der Roten Armee vorerst erfolglos, bis zur Naphegy (Sonnenwirtswiese) vorzudringen. Die Kampflinie verlief nun entlang der Linie Karácsonyi utca (heute Kuny Domokos utca), Győző utca, sowie dem oberen Abschnitt der Mészáros utca, Hegyalja utca, Harkály utca und Alsóhegy utca. Zwischen dem Bahndamm der Budapester Vorortbahn und der Villányi utca fanden hierbei die schwersten Gefechte statt.

    Am 10. Februar rückten sowjetische Panzer bis an den Döbrentei-Platz und bedrohten die Verbindung zwischen der Zitadelle, Lágymányos (dem heutigen Újbuda) und dem Burgviertel, wobei Teile eines sowjetischen Bataillons bereits bis in direkte Nähe der bereits am 18. Januar gesprengten Elisabethbrücke vorrückten. Diese wurden jedoch durch einen Gegenangriff der deutschen Truppen unter Einsatz von schweren Geschützen und Selbstfahrlafetten zurückgeschlagen. Nach weiteren schweren und verlustreichen Kämpfen im oberen Abschnitt der Kelenhegyi utca, der Zitadelle und des Bahndammes der Vorortbahn wurde auf Befehl eines ungarischen Majors die weisse Fahne gehisst und die Kämpfe dort eingestellt. Nur südlich des Gellértberg kam es noch vereinzelt zu Widerstand, wobei sich ein grosser Teil der deutschen Soldaten in die Burg zurückzog. Nachdem die sowjetischen Truppen am Abend die Felsenkapelle am Gellértberg eingenommen hatten, in der ein Notlazarett der Verteidiger war, endeten auch die letzten Kampfhandlungen im 11. Budapester Stadtbezirk.

    Der Ausbruch aus Budapest
    Während der gesamten Belagerung der Stadt Budapest erarbeitete das Generalkommando der deutsch-ungarischen Verteidigung mehrere Ausbruchspläne, welche jedoch sämtlich von Hitler verworfen und untersagt wurden. Erst am 11. Februar befahl SS-General Pfeffer-Wildenbruch einen Ausbruch, nachdem bereits sämtliche Versorgungs- und Hilfsmassnahmen der Heeresgruppe Süd unmöglich waren. Er verständigte seine Vorgesetzten, liess alle Funkgeräte zerstören und startete gegen 20 Uhr den Ausbruch aus der belagerten und grösstenteils schon durch sowjetische Truppen besetzten Stadt.

    Der Ausbruch erfolgte ohne Mitnahme der schweren Waffen und Panzer, da es ohnehin an Treibstoff fehlte und wegen der selbst angelegten unzähligen Panzersperren und Schuttberge der zerstörten Häuser die Strassen unpassierbar waren. Die Truppen sollten hierzu auf dem kürzesten Weg durch die Wälder und über die flachen Berge um Buda nach Westen vorstossen. Kritisch für die Verbände war hierbei, dass der Waldrand etwa 15 bis 18 Kilometer von der Ausbruchsstelle entfernt war und dazwischen ungeschütztes (da unbewaldetes) flaches Ackerland und Grünland (Wiesen, an dessen Rand Weingärten) lagen. Weiterhin bestand die letztlich unerfüllte Hoffnung auf einen Entsatzangriff der Heeresgruppe Süd in diesem Bereich, der den Ausbruch absichern sollte. Da diese Heeresgruppe jedoch über die Planungen Pfeffer-Wildenbruchs nicht ausreichend informiert war, erfolgte ein solcher Unterstützungsangriff nicht. Hinzu kamen die falschen Informationen der Aufklärer, dass sich auf dem Ausbruchsweg nur sowjetische Etappenverbände befinden würden und somit der alleinige Einsatz von Handfeuerwaffen ausreichen würde. Den ausbrechenden Truppenverbänden schlossen sich auch unzählige Zivilisten an, welche zum Teil mit sehr viel Gepäck und Kinderwagen auf der Flucht vor den sowjetischen Verbänden waren. Pfeffer-Wildenbruch war sich der Lage bewusst und konnte einschätzen, dass eine solche Aktion nicht ohne schwere Verluste möglich war. Er wählte daher in Begleitung von etwa 500 SS-Soldaten den ungefährlicheren Weg durch den Kanal des Ördög-árok (dt. Teufelsgraben), welcher auf einer Länge von ungefähr fünf Kilometern weitgehend sicher war.

    Überlebende des Ausbruchs berichteten später, dass über Lautsprecher der sowjetischen Propagandatruppen auch der damals bekannte ungarische Schlager „Dein Fliehen ist zwecklos, dein Rennen nützt nichts, von der Karte entfernen kannst du dich nicht“ gesendet wurde und Rufe wie „Wir wissen, dass ihr kommt, wir erwarten euch schon“! auf ungarisch ertönten.

    Nachdem die ersten tausenden Ausbrechenden die Stellungen der 180. sowjetischen Infanteriedivision überwunden hatten, was bereits unzählige Tote kostete, wurden sie an der Strassenabzweigung bei Budagyöngye von starken sowjetischen Kampfverbänden aufgehalten. Bereits die Soldaten der zweiten Ausbruchsgruppe wagten kein weiteres Vorrücken mehr, worauf die Oberstleutnante Georg Wilhelm Schöning und Helmut Wolff erkannten, dass ein Weiterkommen in Richtung der heutigen Szilágyi Erzsébet fasor unmöglich sei. Sie gaben daraufhin einem Bataillon der Division den Befehl, den Ausbruch über die Blutwiese in Richtung Kékgolyó utca vorzunehmen und erreichten dadurch die Anhöhe des Svábhegy (dt. Schwabenberg) vor Budakeszi.

    Der Fluchtversuch durch den Kanal des Teufelsgrabens scheiterte. Pfeffer-Wildenbruch floh in eine nahestehende Villa und ergab sich am 12. Februar kampflos den sowjetischen Soldaten.

    Die etwa 20.000 durchgebrochenen deutschen und ungarischen Soldaten wurden weiterhin von sowjetischen Verbänden verfolgt.

    Resümee der Kämpfe um Budapest
    Die Belagerung von Budapest war einer der längsten und blutigsten Stadtkämpfe während des Zweiten Weltkriegs. Zwischen dem Erscheinen des ersten Sowjetpanzers an der Stadtgrenze der ungarischen Hauptstadt und der Eroberung der königlichen Burg auf der westlichen Stadtseite vergingen 102 Kampftage. Zum Vergleich: der direkte Kampf um Berlin dauerte nur etwa zwei Wochen; der im Stadtgebiet Wien nur vom 6. bis zum 13. April 1945.

    Mit Ausnahme von Warschau wurden die anderen europäischen Hauptstädte kaum oder gar nicht zu Kriegsschauplätzen.

    Auch die ebenfalls zur Festung erklärten und stark umkämpften Städte wie Königsberg (heute Kaliningrad) oder Breslau (heute Wrocław) hielten nur 77 bzw. 82 Tage den Belagerern stand. Die Eroberung von Breslau wurde von der Stawka auch nicht forciert, der dortige Festungskommandant kapitulierte letztlich am 6. Mai 1945.

    Die Intensität der Budapester Kämpfe kann nur mit der Belagerung von Leningrad (heute Sankt Petersburg), der Schlacht von Stalingrad (heute Wolgograd) und während des Warschauer Aufstandes verglichen werden.

    Für dessen Niederschlagung benötigte die Wehrmacht 63 Tage.

    Die Blockade von Leningrad dauerte rund drei Jahre, aber kam es dort zu keinen Strassenkämpfen.

    Stalingrad war etwa vier Monate lang direkter Kriegsschauplatz.

    Die rund 800.000 Einwohner von Budapest waren den Kämpfen, welche bereits in den zeitgenössischen militärischen Aufzeichnungen, mit denen von Stalingrad verglichen wurden, voll ausgesetzt.

    Die Budapester Bevölkerung beklagte etwa 38.000 Tote. Ohne Anrechnung der sowjetischen Opfer war jedes zweite Opfer der Belagerung eine Zivilperson. Seitens der sowjetischen Armee gab es beinahe 80.000 Tote, welche damit zahlenmässig etwas höher waren als jene der deutsch-ungarischen Verteidiger und der Zivilbevölkerung insgesamt.

    Die vorwiegend aus Ungarndeutschen (Volksdeutsche) aufgestellten und in Budapest eingesetzten Einheiten, wie die 18. SS-Panzergrenadier-Division Horst Wessel, die 22. SS-Kavallerie-Division Maria Theresia, die SS-Polizeiregimenter 6, 8, 12 sowie die 8. SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“ wurden während der Kämpfe oder beim Ausbruch fast vollständig vernichtet.

    Fortsetzungskrieg in Ungarn
    Nachdem am 13. Februar in Budapest die Kampfhandlungen eingestellt wurden, verlagerten sich diese in die Wälder von Nagykovácsi, wo die deutschen und ungarischen Verbände unter schwersten Verlusten versuchten, die Hauptkampflinie der Heeresgruppe Süd hinter dem Zsámbéker Becken und nahe dem Gerecse-Gebirge zu erreichen, wobei sie ständig mit sowjetischen Fliegerangriffen konfrontiert waren. Allein die bewaldeten Gebiete boten etwas Schutz vor sowjetischen Infanterie- und Kavallerieverbänden, welche von Panzern begleitet wurden. Die deutschen Linien bei Mány, Zsámbék (dt. Schambeck) und bei Szomor waren allerdings nur erreichbar, wenn das unbewaldete Zsámbéker Becken überwunden wurde, wo sich ein Riegel aus sowjetischen Panzern positioniert hatte. Letztlich erreichten nur 624 Soldaten und Offiziere, von ca. 20.000 Ausgebrochenen, bis zum 16. Februar 1945 die deutsche Hauptkampflinie.

    Am Abend des gleichen Tages erreichte die erste Gruppe unter Führung des ungarischen Oberleutnant László Szilasi Szabó, im Zivilleben ein Schauspieler, die zwischen Szomor und Máriahalom gelegene Anhöhe bei Anyácsa-Puszta. Stunden später kam auch die ungefähr 300 bis 400 Mann starke Gruppe, angeführt von Helmut Wolff beziehungsweise Wilhelm Schöning an. Die Soldaten hatten zuvor kleinere Gruppen von 15 bis 25 Personen gebildet, da sich das Vordringen auf diese Weise am besten organisieren liess.

    Einige der deutschen Soldaten, welche es nicht bis zu den eigenen Linien mehr schafften, verbargen sich bis zum Frühling, vereinzelte sogar bis zum Sommer 1945, in den Wäldern und konnten sich zeitweilig auch wieder in Budapest verstecken. Bekannt wurde hier beispielsweise, dass eine ungarische Familie, die bereits vorher vielen Juden Schutz geboten hatte, nach der sowjetischen Besetzung einem deutschen Soldaten bis Mai 1945 Zuflucht gewährte. Andere deutsche Soldaten versuchten nach mehreren Tagen in Zivilkleidung aus Budapest zu fliehen.

    Vorbereitungen zur Operation Frühlingserwachen
    Ab dem 15. Februar 1945 wurde in Ungarn durch die Heeresgruppe Süd eine neue Offensive eröffnet. Hitler schickte hierzu ein SS-Panzerkorps, gefolgt von den Resten der 6. Panzerarmee, welche zu diesem Zeitpunkt noch nicht dort eingetroffen waren. Mit der Operation Frühlingserwachen wurde die letzte Grossoffensive des Dritten Reiches geplant und eingeleitet. Eine entsprechende Entscheidung über einen totalen Kriegseinsatz in Ungarn hatte Hitler und das OKW bereits im Januar 1945 gefällt, als er befahl, die 6. Panzerarmee nach Ungarn zu verlegen. Durch eine Funktäuschung wurde die Stationierung dieser Panzerarmee im Raum Frankfurt (Oder)–Fürstenwalde der 1. Weissrussischen Front unter dem Befehl von Marschall Schukow vorgespielt. Sepp Dietrich, als Oberbefehlshaber dieser Panzerarmee, erschien persönlich bei zahlreichen Dienststellen in und um Berlin, um die Verlegungen seiner Verbände über Dresden, Prag und Brünn bis nach Wien zu tarnen. Als erstes trafen im Raum Győr–Komárom die 1. und 12. SS-Panzer-Division des I. SS-Panzerkorps ein. Wegen der starken Zerstörungen im Bahnverkehr wurde die Verlegung immer wieder verzögert. Hitler plante mit seinen Generalstabsoffizieren im OKW bereits zu Beginn der Entsatzangriffe auf Budapest eine „kleine“ und eine „grosse“ Variante. Die „kleine“ sah den Entsatz der Hauptstadt, welche aber mittlerweile abgebrochen wurde und durch den Verlust Budapests keine Rolle mehr spielte. Als „grosse“ Variante wollte er die komplette Rückeroberung Transdanubiens vornehmen lassen. Diese Planungen hatte er bereits während des dritten Entsatzversuches der ungarischen Hauptstadt seinem Generalstab mitgeteilt.

    Die 6. Panzerarmee sollte den Hauptschlag gegen die in Südwestungarn stehende 3. Ukrainische Front führen und diese über die Donau zurückdrängen. Die Armee wurde hierzu durch die 356. und 44. Infanterie-Division, die 23. Panzer-Division, die 3. und 4. Kavallerie-Division der Wehrmacht verstärkt. Unterstützt wurden die Operationen durch Angriffe von der südlich des Plattensee stehenden 2. Panzerarmee und von Jugoslawien stehenden Heeresgruppe E mit zusätzlichen neun kroatischen Divisionen. Dieser zwischen dem Balaton und der Drau operierenden 2. Panzerarmee der Wehrmacht hatte Hitler die Weisung erteilt, unter dem Decknamen „Eisbrecher“ einen weit gestreckten Angriff gegen den Raum Kaposvár vorzubereiten. Von Südosten her, Richtung dem kroatischen Osijek und Donji Miholjac, sollte diese dann einen Angriff auf die Südflanke der 3. Ukrainischen Front führen.

    Die Armeegruppe Balck sollte zeitgleich aus dem Raum Székesfehérvár eine Offensive nach Süden starten um somit durch einen Zangenangriffes, mit der 2. Ukrainischen Front unter dem Kommando von Generaloberst Iwan Stepanowitsch Konew, gleich zwei Sowjetarmeen einkesseln zu können. Hitler erliess hierzu mehrere „Führerbefehle“ über die Tarnung und Geheimhaltung der Zuführung der beiden SS-Panzerkorps. Unter anderem waren Ärmelbänder und Schulterklappenabzeichen abzulegen, die Nummernschilder der Fahrzeuge abzudecken. Bei einer geringsten Verletzung der Geheimhaltung war die Todesstrafe angedroht. Die Divisionen des I. SS-Panzerkorps waren als „Ersatzstaffel“ des IV. SS-Panzerkorps und die Divisionen der II. SS-Panzerkorps als „Ausbildungsgruppe“ getarnt. Das Oberkommando der 6. Panzerarmee erhielt die Tarnbezeichnung „Höherer Pionierführer Ungarn“.

    Zunächst wollte Hitler die Gefahr einer sowjetischen Offensive aus dem Raum Esztergom ausschalten lassen, von wo auch die sowjetischen Verbände, unter dem Kommando von Issa Alexandrowitsch Plijew, einen Brückenkopf gebildet hatten und die noch in deutscher Hand befindlichen Ölraffinerien in Komárom und Bratislava, sowie auch die Wiener Pforte bedrohten. Dieser Brückenkopf sollte durch den Angriff zweier Panzerkorps zerschlagen werden, über den Garam eigene Brückenköpfe gebildet werden. Das I. SS-Panzerkorps und die Panzer-Division Feldherrnhalle 2 hatten den Auftrag, den sowjetischen Brückenkopf von Norden und Nordosten aus anzugreifen.

    Begünstigt wurde diese Operation dadurch, dass ausreichend Infanterie zur Verfügung stand und der Heeresgruppe Süd noch 260 einsatzbereite Panzer für den Angriff zur Verfügung standen. Des Weiteren hatte der sowjetische Oberkommandierende der 3. Ukrainischen Front Marschall Malinowskij, die Armeegruppe Plijew und die 6. Garde-Panzerarmee einige Wochen vorher zur Auffrischung aus dem Brückenkopf nach Osten zurückgezogen, so dass die sowjetischen Verbände nur aus dem 24. und 25. Schützenkorps und zwei Panzerbrigaden bestanden.

    Aus Witterungsgründen begann der Angriff am 17. Februar morgens um 4 Uhr, bei welchem es trotz Tauwetter gelang, die Front zu durchbrechen, und innerhalb von 24 Stunden den Brückenkopf um 30 % einzudrücken. Daraufhin bauten die sowjetischen Verbände eine tief gegliederte Verteidigung auf. Zur Unterstützung der Offensive startete die 96. Infanterie-Division ein Landungsunternehmen über die Donau von Süden nach Norden und bildete einen dort eigenen Brückenkopf im Rücken der sowjetischen Verteidigung. Der Division war die Region noch sehr bekannt, da sie wenige Wochen vorher in umgekehrter Richtung den Rückzug der deutschen Ostfront absicherten. Bei starken Hochwasser, die Donau stieg an einem Tag um 3,3 Meter, gelang es der übergesetzten Kampfgruppe 20 Sturmgeschütze auf die andere Uferseite zu bringen, wobei sie allerdings erhebliche Verluste durch die sowjetische Luftüberlegenheit erlitt. Die 7. Gardearmee musste daraufhin ihren Südflügel unter erheblichen Verlusten räumen. Im Mittelabschnitt des Brückenkopfes hielten aber die sowjetischen Schützen noch fest ihre Stellungen. Die letzten der von sowjetischen Truppen verteidigten Ortschaften wurden schliesslich am 24. Februar wieder in Besitz genommen. Im Ergebnis dieser deutschen Operation wurden mehrere sowjetische Divisionen zerschlagen, und die beiden Schützenkorps verloren fast alle ihrer schweren Waffen. Der Wehrmachtbericht meldete 700 Gefangene, 4000 gezählte Tote, 90 abgeschossene Panzer und 334 erbeutete Geschütze. Jedoch waren auch die deutschen Verluste erheblich. Etwa 6500 Soldaten waren gefallen, verwundet oder wurden vermisst und 156 Panzer und Sturmgeschütze waren nicht mehr einsatzfähig, womit die Divisionen des I. SS-Panzerkorps auf deren Ausgangsstand nach der Ardennenoffensive zurückfielen. Noch schwerwiegender wog allerdings die Tatsache, dass die aufwendige Tarnung des Aufmarsches der 6. Panzerarmee weitgehend preisgegeben wurde. Für das OKW war der Erfolg der Operation „Südwind“ eine notwendige Voraussetzung aller Gegenoffensiven in der Region Transdanubien, wobei aber der verbliebene sowjetische Brückenkopf weiterhin Komárom, Bratislava und Wien gefährdete und die südlich der Donau operierende deutsche Angriffsgruppe konnte nicht für weitere Operationen frei gekämpft werden. Die Situation ähnelte weiterhin der von Anfang Januar 1945, als die 6. Garde-Panzerarmee beinahe Komárom und Érsekújvár (damals Ungarn) erobert hatten.

    052_71
    052_71/Szálasi-Bunker und Hauptquartier bei Kőszeg (Güns)

    Die schlimmsten Zustände für die Zivilbevölkerung herrschten allerdings beim Bau des Südostwalls an der Grenze zu Österreich. Hier mussten auch mehr als 50.000 ungarische Juden unter unbeschreiblichen Bedingungen Erdarbeiten verrichten, wobei viele tausende von ihnen starben. Im ungarischen Parlament wurden zwar diese Tatsachen angesprochen, allerdings nur weil die Abgeordneten befürchteten, die zusehende Bevölkerung könnte sich gegen Szálasi wenden und den heranrücken den sowjetischen Truppen helfen.

    Der damalige nationalsozialistische Abgeordnete Károly Maróthy äusserte laut Protokoll des Parlaments bei einer Plenarsitzung folgendes: […]“…man darf nicht zulassen, dass aufgrund einiger Fälle Mitleid mit ihnen aufkommt. (…) Auch muss mit den Sterbenden etwas getan werden, damit sie nicht den ganzen Tag lang im Graben röcheln. Man darf nicht zulassen, dass die Bevölkerung das Massensterben mitbekommt. (…) Die Todesfälle sollten nicht in ungarischen Totenregistern aufgeführt werden. [Sie] sollten nicht von den Pfeilkreuzlerbehörden, sondern von den Deutschen registriert werden“.

    In der Region des heutigen Bezirk Oberwart wurden noch mehrere hundert jüdische Zwangsarbeiter von der SS, Angehörigen der Hitlerjugend und dem Volkssturm bei den Massakern von Rechnitz und Deutsch Schützen ermordet.

    Operation Frühlingserwachen
    Nachdem am 6. März 1945 alle Divisionen der deutschen 6. Panzerarmee in Ungarn eingetroffen waren, wurde mit der Operation Frühlingserwachen begonnen. Hitler setzte mit dieser Offensive alles auf eine Karte. Es war bereits absehbar, dass die Westalliierten und die Rote Armee auch an den anderen Fronten mit ihren Offensive beginnen würden.

    Die Wetterbedingungen für diese Offensive waren schlecht, da seit Ende Februar Tauwetter eingesetzt hatte und es stark regnete. Es standen nur wenige Strassen für die Fahrzeuge zur Verfügung, und die sowjetische Luftaufklärung überwachte sämtliche Bewegungen der deutschen Truppenverbände. Dem sowjetischen Generalstab lagen bereits seit Ende Februar sichere Informationen über die geplante Operation vor. Die deutschen Stäbe hatten gerade im geplanten Angriffsraum nur eingeschränkte Kenntnisse zum ungarischen Terrain und den dortigen Wetterbedingungen.

    Trotz eindringlicher Hinweise mehrerer ungarischer Offiziere, welche darauf verwiesen, dass das Gebiet des Sárvíz-Kanal bei Sárbogárd sich zu dieser Jahreszeit nicht für einen Angriff mit gepanzerter Kräften eigne, wurde an den Planungen der Offensive festgehalten. Um die Beweglichkeit der Panzer zu erhöhen, setzte die Armeegruppe Balck sogenannte „Strassen-Standgerichte“ ein, die jeden für die Strassenwiederherstellung Verantwortlichen, welcher seine Pflicht versäumte, sofort aburteilen sollten. Die deutschen Truppen waren, abgesehen von nur bedingt einsetzbaren Panzern und Sturmgeschützen, in allen Bereichen den heranrückenden sowjetischen Truppen unterlegen. Besonders deutlich war diese Unterlegenheit auf dem Gebiet der Artillerie. Der 6. Panzerarmee standen in ihrem 40 Kilometer langen Angriffsstreifen nur etwa 400 Geschütze (10 Stück pro Frontkilometer) zur Verfügung. Den sowjetischen Verbänden standen dagegen bis zu 65 Geschütze und Granatwerfer je Frontkilometer zur Verfügung, was eine 6,5-fache Überlegenheit darstellte.

    Allerdings hatten die sowjetischen Verteidigungsstellungen nur eine geringe Tiefe von etwa 25 bis 40 Kilometer. Das Operationsgebiet wurde mit dem Balaton und dem Velencer See durch zwei natürliche Barrieren geteilt, was die Manövriermöglichkeiten der angreifenden deutschen Panzer allerdings erheblich einschränkte. Die sowjetische Verteidigung wurde daher besonders dicht ausgebaut. An den Kampfschwerpunkten setzte sie dann 2500 bis 3000 Panzerminen sowie 65 Geschütze und Granatwerfer pro Frontkilometer ein. Die Panzerabwehr wurde durch Verstärkung von selbständigen Pakregimentern aus der Reserve der Stawka, auf 28 Panzerabwehrkanonen je Frontkilometer erhöht.

    052_72
    052_72/Operationsplanungen der Plattenseeoperation
    052_73
    052_73/Rückzug der deutschen Truppen

    Am 6. März 1945 um 1 Uhr begann der Angriff der deutschen Verbände über die Drau, bei Nagybajom unterstützt durch die 2. Panzerarmee, unter dem Kommando von General der Artillerie Maximilian de Angelis, mit geringen Kräften, welche somit kaum Geländegewinne erzielen konnten. Um 4 Uhr begannen Hauptkräfte der 6. Panzerarmee zwischen dem Balaton und dem Velencersee ihre Operationen. Im Oberkommando der Heeresgruppe Süd wurde man bereits kurz nach Beginn der Operation nervös, weil trotz gegenteiliger Funkrufe von einem unterstützenden Einsatz des II. SS-Panzerkorps bis zum Abend nichts zu spüren war. Ab dem 7. März wurde stellenweise das sowjetische Verteidigungssystem aufgebrochen, jedoch war die Geschwindigkeit des Vordringens so gering, dass man nicht von einem strategischen Durchbruch sprechen konnte. Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, General der Infanterie Wöhler, musste jedoch feststellen, dass die sowjetischen Armeen ihre verfügbaren operativen Reserven im Frontbereich noch gar nicht eingesetzt hatten. Auch mussten dem nervösen Hitler durch die 6. Panzerarmee täglich Meldung über Personenverluste und Ausfälle von Panzern und Sturmgeschützen erstattet werden.

    Trotz der deutschen Probleme wurde die Situation auch für den sowjetischen Oberbefehlshaber Tolbuchin ernst. Das langsame, aber sichere Vordringen der 6. Panzerarmee verleitete ihn zur Überschätzung der deutschen Kampfkraft. Am 9. März bat er die Stawka, auch die 9. Gardearmee zur Verteidigung einsetzen zu dürfen. Er erwog weiterhin sogar, sich mit seinem Stab oder auch mit der gesamten Front auf die andere Seite der Donau zurückzuziehen. Stalin lehnte dies ab und antwortete ihm: […]“Genosse Tolbuchin, wenn Sie denken, den Krieg noch um fünf bis sechs Monate zu verzögern, dann beordern Sie doch ihre Truppen zurück. Dort wird es zweifelsohne ruhiger sein. Aber ich bezweifle, dass Sie das wollen. Deshalb ist es notwendig, sich am linken Ufer der Donau zu verteidigen, und Sie sollten sich mit ihrem Stab auch dort aufhalten“. Nachdem sich ab dem 12. März die Wetterverhältnisse gebessert hatten und auch weitgehend die Wege und Strassen stabilisiert waren, war allerdings die deutsche Offensive bereits festgefahren. Zwischen Siófok bzw. Pincehely, im Süden Ungarns, und dem Velencersee war die dritte sowjetische Verteidigungslinie vom deutschen Angriff nicht einmal erreicht worden. Trotzdem musste die Heeresgruppe Süd bereits in der ersten Angriffswoche 12.358 tote, verwundete und vermisste Soldaten melden, wobei es sich hierbei nur um die deutschen Verluste handelte. Auch 31 Panzer waren vollständig ausgefallen. Zwar standen inzwischen theoretisch wieder 1796 Stück zur Verfügung, allerdings waren davon nur 772 wirklich einsatzbereit. Die geringe Ausfallzahl kann damit begründet werden, dass aufgrund der Witterungs- und Strassenverhältnisse, entgegen den ursprünglichen Planungen, diese nur vereinzelt eingesetzt werden konnten. Die sowjetischen Verluste waren mit insgesamt 32.899 toten, verwundeten und vermissten Soldaten noch höher. Die 3. Ukrainische Front zählte den Verlust von 152 Panzern und 415 Panzerabwehrkanonen.

    Ab 14. März meldete das IV. SS Panzerkorps und die ungarische 3. Armee übereinstimmend, dass seitens der sowjetischen Armeen bis zu 1.000 Fahrzeuge herangezogen wurden. Die deutsche Luftaufklärung bestätigte diese Erkenntnisse ebenfalls. Daraufhin planten die Heeresgruppe Süd und die 6. Panzerarmee, den Angriff einzustellen, um die Kräfte bei Székesfehérvár umgruppieren zu können, um einerseits dem drohenden sowjetischen Gegenangriff zu begegnen und andererseits die Offensivkraft der eigenen Truppe, bei besseren Geländeverhältnissen östlich des Sárvíz-Kanals, besser auszunutzen zu können. Im Bewusstsein, dass Hitler diese Umgruppierung nicht erlauben würde, wurden diese Planungen verworfen. In Anbetracht der Erfahrungen und Kampfkraft der eigenen Truppe bei günstigem Wetter und gut gewähltem Gelände war die militärisch sinnvolle Variante damit verworfen worden. Allein die 20. Panzer-Division reichte im Januar 1945 aus, um den Angriff der ganzen 6. Garde-Panzerarmee zu stoppen, und das IV. SS-Panzerkorps zerschlug im Rahmen Operation Konrad 3 fast alle schnellen Truppenverbände Tolbuchins.

    Die Heeresgruppe Süd verfügte am 15. März insgesamt über 1796 Panzer, wovon sich jedoch 1024 in der Reparatur befanden. Auch daran ist erkennbar, dass deren Einsatzart letztlich eine schwerwiegende Fehlplanung des OKW war. Die drei Abteilungen Königstiger kamen während der Angriffe fast überhaupt nicht zur Geltung. Auch an Schützenpanzerwagen standen der 6. Panzerarmee am 15. März noch 957 Stück zur Verfügung, wobei erwähnenswert ist, dass von diesen Fahrzeugen bis zum genannten Datum nur ein einziges Fahrzeug durch Totalausfall verloren ging. Daraus ist ersichtlich, dass diese wirksame Angriffswaffe aufgrund der Witterungsverhältnisse überhaupt nicht zum Einsatz kam und die oberste deutsche Führung mit ihren Einsatzbefehlen zum Scheitern der gesamten Operation entscheidend beitrug.

    Der sowjetische Gegenschlag auf Wien und Bratislava
    Mit starken Überlegenheit an Soldaten und Material im Rücken begann die Rote Armee in Ungarn ihren Gegenschlag, mit den strategischen Zielen Wien und Bratislava. Erklärtes Ziel war es, mit Wien die zweitgrösste Stadt des Deutschen Reiches zu erobern. Mit der frisch aufgefüllten 9. Gardearmee und der 6. Gardepanzerarmee verfügte sie über zwei grosszügig ausgestattete Eliteverbände und sicherte sie sich damit nicht nur schnelle eigene militärische Erfolge, sondern auch eine moralische Ernüchterung bei den ungarischen Soldaten.

    Witterungsbedingt, starker Nebel lag nördlich von Székesfehérvár, verzögerte sich der für den am Morgen des 16. März geplante sowjetische Doppel-Angriff um einige Stunden. Planungsgemäss sollte die 2. Ukrainische Front den Hauptschlag in Richtung Bratislava führen und die 3. Ukrainische Front in Richtung Wien angreifen. Noch am 9. März änderte Stalin aber diese Pläne, indem er die 9. Gardearmee der Front von Marschall Tolbuchin zuwies und eine Verstärkung für den Angriff in Richtung Wien bildete. Seitens der Artillerie war die Überlegenheit der sowjetischen Armeen am deutlichsten zu spüren. Auf einer Länge von 31 Kilometer wurden 5425 Geschütze und Granatwerfer eingesetzt. Den deutschen Truppen standen im gleichen Abschnitt dagegen lediglich 14 Geschütze und Granatwerfer pro Kilometer zur Verfügung. Die Überlegenheit betrug also 1 zu 12,5.

    Der Auftrag der 2. Ukrainischen Front bestand darin, zwischen dem Vértes- und dem Gerecse-Gebirge, um Csákvár die deutsche Front zu durchbrechen und den Angriff bis nach Komárom und Győr auszuweiten. Insgesamt verfügte die Angriffsgruppe der 3. Ukrainischen Front über 745.600 Soldaten; die Truppenstärke der 2. Ukrainischen Front, die nördlich der Donau vorgehen sollte, lag bei über 272.200 Soldaten. Diese Einheiten rückten am rechten Flügel der 3. Ukrainischen Front auf und griffen zusammen mit der dort bereits eingesetzten 4. Gardearmee die Sicherungen der 6. deutschen Armee an, deren Aufgabe war, der SS-Panzerarmee den Rücken freizuhalten.

    Die sowjetischen Angriffe zeigten nördlich von Székesfehérvár, wo nur schwache ungarische Einheiten die Front hielten, schnell Erfolge. Das IV. Die 6. SS-Panzerarmee wurde daher nach Norden zurückbefohlen und übernahm den Frontabschnitt bis zur Donau, während die 6. Armee der Wehrmacht nun für den südlichen Frontabschnitt bis zum Plattensee verantwortlich wurde. Das SS-Panzerkorps konnte seine Stellungen daraufhin vorerst halten. Auch in die Hauptfront der Armeegruppe Balck im Vértes-Gebirge waren sowjetische Verbände bis zum Abend des 16. März auf einer Breite von 30 Kilometern und in einer Tiefe von 10 Kilometern eingebrochen. Stalin persönlich befahl daraufhin Malinowskij, die 6. Garde-Panzerarmee an Tolbuchin zu übergeben, um in dessen Abschnitt die Erfolge auszuweiten zu können. Der Einsatz dieser Einheit konnte aufgrund der notwendigen Verlegungen aber erst ab dem 19. März erfolgen und führte zu einem verhängnisvollen Zeitverlust für die sowjetische Operation.

    Generaloberst Heinz Guderian, Chef des Oberkommandos des Heeres, der die drohende Gefahr durch die sowjetischen Offensive erkannte, befahl zur selben Zeit „eine grundsätzliche Umschaltung aller Pläne“, jedoch war Hitler bezüglich seiner Planungen nicht umzustimmen. Über alle taktischen Fragen oberhalb der Bataillonsebene verlangte er eine ausführliche „fernschriftliche Lagebeurteilung“ vom Oberkommando der Heeresgruppe Süd. Während dieser Unstimmigkeiten zwischen dem Führerhauptquartier und Heeresgruppe Süd, gelang der Roten Armee der entscheidende Durchbruch, nachdem 42 sowjetische Divisionen und acht schnelle motorisierte Verbände gegen die Stellungen der Wehrmacht anrückten. Die sowjetischen Angriffsspitzen überschritten nach diesen Erfolgen die Kammlinie des Vértes-Gebirges.

    Die 6. Armee entging dabei nur knapp einer Einkesselung, weil den sowjetischen Truppen ganze drei Kilometer bis zum Plattensee fehlten, um den Divisionen dieser Armee den Rückweg abzuschneiden. Die Armeegruppe Balck gab hierfür den ungarischen Verbänden die Schuld, welche sich nach deren Vorwürfen „ohne Feinddruck“ in das Vértes-Gebirge abgesetzt hätten. Tatsächlich wurden die Stellungen aber durch einen schweren Angriff mit Artilleriegeschossen und Katjuscha-Raketenwerfer regelrecht umgepflügt und in jede sich ergebene Frontlücke drangen mehrere sowjetische Armeekorps ein. Die Lücke, die sich nun zwischen der 6. SS-Panzerarmee im Norden und der 6. Armee im Süden ergab, konnte danach nicht mehr geschlossen werden.

    Am Morgen des 16. März begannen auch die Angriffe der sowjetischen 46. Armee, deren erste Bataillone in der natürlichen Enge zwischen dem Vértes- und dem Gerecse-Gebirge um Tatabánya standen, sodass es bereits bis zum gleichen Abend gelang, bis zu zehn Kilometer tief in die deutsch-ungarischen Stellungen einzudringen. Die unpassend optimistische, teilweise realitätsfremde Haltung Balcks drückte sich in mehreren irrealen Haltebefehlen aus. Noch am 17. März meldete er, dass der Feinddurchbruch bis jetzt verhindert worden sei, was seinen Vorgesetzten, Generaloberst Wöhler, zu einer diesbezüglichen Notiz schon am 15. März veranlasste […] „Für das K.T.B. [Kriegstagebuch]“ „Gen.d.Pz.Tr. [General der Panzertruppe] Balck zeigt in der Beurteilung der Lage den bekannten Optimismus auch dort, wo er nicht am Platze ist“.

    Erst am 18. März gab Hitler die Erlaubnis, das II. SS-Panzerkorps herauszuziehen, die Front Richtung Székesfehérvár umzugruppieren und die Frontlinie der Armeegruppe Balck mit jener der 6. Panzerarmee zu tauschen sei. Diese Rochade wirkte sich sowohl auf die Führung der Heeresgruppe wie auch für den weiteren Kampfverlauf jedoch nachteilig aus. Der sowjetische Vormarsch beschleunigte sich dadurch und die Front brach nach und nach zusammen.

    Nachdem auch am 19. März die sowjetische 6. Garde-Panzerarmee ihren Angriff begann, stiess diese schnell und wirkungsvoll in Richtung Westen nach Várpalota vor. Dort umschloss sie die deutschen Truppen auf einer Breite von zehn Kilometern teilweise und es drohte auch hier eine Einkesselung. Zur gleichen Zeit kesselte unterdessen die 46. Armee, die 3. ungarische Armee im Raum Esztergom und Komárom ein. An der Donau versuchten die sowjetischen Truppen ein Landungsunternehmen mit einer Flottille, der einen weiteren Brückenkopf in die deutschen Linien am Südufer des Flusses schlagen sollte. Dieses konnte von den deutsch-ungarischen Verbänden zeitweise abgeriegelt werden und somit der in den folgenden Tagen erfolgte Rückzug von etwa 20.000 Soldaten, vor allem die 96. Infanterie-Division, auf das Nordufer gesichert werden, welche somit innerhalb von drei Monaten zum vierten Mal die Seite der Donau wechselten.

    Im von Deutschen und Pfeilkreuzlern kontrollierten restlichen Ungarn versuchten in diesen Tagen viele ungarische Soldaten, Offiziere und Angehörige der paramilitärischen Milizen unterzutauchen. Insbesondere die Waffen-SS bot hierbei den ungarischen Angehörigen der Honvéd-Armee an, diese etwa sechs Monate lang auszubilden, zu versorgen und neu zu bewaffnen. Bereits im November 1944 hatten ähnliche Versprechungen eine Massenmeldung unter den ungarischen Wehrpflichtigen bewirkt, die dann später vor allem in Ostpreussen, Westpreussen und Schlesien eingesetzt wurden. Andererseits änderte sich in einem grossen Teil der ungarischen Verbände und bei der Zivilbevölkerung die Stimmung gegenüber den Deutschen. Viele waren aus ihren ungarischen Stäben herausgezogen worden und deutschen Einheiten unterstellt worden. Dieses Vorgehen war weder bei den ungarischen Soldaten noch Offizieren populär, da diese sich sinnlos „verheizt“ fühlten und die Wehrmacht zu hassen begannen. Generaloberst Károly Beregfy, der Chef des ungarischen Generalstabes, sagte hierzu bei einer Besprechung mit dem Bevollmächtigten General der deutschen Wehrmacht in Ungarn Hans von Greiffenberg: „[…] die untere Führung und die Bevölkerung empört sich über den Verkauf der Magyaren nach Deutschland zu Hiwizwecken und es ist fraglich, ob die nicht allzu starke neue [Pfeilkreuzler-] Regierung sich weiter behaupten kann. Zum Schluss muss ich sagen, dass in Ungarn die allgemein verbreitete Ansicht herrscht, der Bolschewismus könne nicht schlechter sein als eine Flucht nach Deutschland, im ersten Fall könne man jedoch mindestens im eigenen Land bleiben“.

    Der Rückzug aus Ungarn

    052_74
    052_74/Darstellung der Angriffsrichtungen 1944–45 (grüne Pfeile zeigen auch die Angriffsrichtung der Roten Armee in Richtung Wien)

    Die von der 2. und 3. Ukrainische Front am 16. März gestartete Gegenoffensive kam schnell voran, und die deutschen Divisionen wurden nun sehr schnell und unter schweren Verlusten in Richtung Reichsgrenze zurückgedrängt. Durch sinnlose Haltebefehle seitens des OKW und Hitlers wurden diese Verluste noch verstärkt. Die sowjetischen Einheiten trieben die deutschen Verbände regelrecht vor sich her, was immer wieder die Gefahr einschloss, dass entstehende Frontlücken genutzt werden könnten, diese zu umfassen und einzukesseln. 

    Am 21. März gab der SS-Gruppenführer Ullrich, als Kommandeur der 5. SS-Panzer-Division, entgegen dem „Führerbefehl“ die Stadt Székesfehérvár auf, womit diese zum dritten Mal in vier Monaten den Besatzer wechselte. Südwestlich des Plattensee war die Offensive der Deutschen festgefahren, und deren Verbände befanden sich in einem tiefen Einschnitt in den sowjetischen Linien. Da diese Stellungen vom Norden her bereits seit Tagen überflügelt waren, drohte nun mit dem Verlust von Székesfehérvár und Várpalota, die Einkesselung der gesamten Angriffsgruppe.

    Hitler und das OKH ignorierten diese Tatsachen. Der Chef der Führungsabteilung im OKH, General der Infanterie Hans Krebs bemerkte: [ ] „die Gefahr bestehe, dass wir ins Gleiten kommen, wenn wir die Stadt [Székesfehérvár] aufgeben. Ausserdem gibt es an der ganzen Ostfront keine Stelle, wo das Kräfteverhältnis so günstig ist, wie bei der Heeresgruppe Süd (…) Der Führer ist schon ungehalten, weil der Angriff der 6. Panzerarmee keine besseren Ergebnisse gebracht hat“.

    Auch Guderian äusserte seine Unzufriedenheit, indem er dem Chef des Stabes der Heeresgruppe Süd antwortete: Die „Schwerfälligkeit und Nachlässigkeit“ der Führung sei empörend. Nur darauf sei die Erfolglosigkeit zurückzuführen. „Mit den Führern muss Fraktur geredet werden“. Hitler und Generaloberst Otto Wöhler, als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe, hielten den Befehl aufrecht, dass kein Stückchen Boden ohne Kampf aufgegeben werden durfte. Die Frontführung der am meisten gefährdeten Gruppierungen, südwestlich des Balaton, widersetzte sich aber diesem Befehl und zog ihre Truppen langsam nach Nordwesten zurück, was auch später, trotz Verstoss gegen den „Führerbefehl“. nicht bestraft wurde.

    Die 6. SS-Panzerarmee zog sich in Richtung Nordburgenland und Wien zurück und wurde hierbei von den drei sowjetischen Gardearmeen verfolgt. Die 6. Armee der Wehrmacht wählte den Weg in Richtung Südburgenland und Steiermark und wurde hierbei von der sowjetischen 26. und 27. Armee verfolgt. Am 22. März war nur noch ein 2,5 bis 3 Kilometer breiter Korridor offen, welcher die sieben umklammerten Divisionen verband. Die 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ konnte diesen Korridor solange offen halten, bis die meisten deutschen Soldaten die Umklammerung verlassen hatten. Die schwere Bewaffnung musste dabei aber grösstenteils aufgegeben werden. Bei den heftigen Rückzugsgefechten schoss das eingesetzte SS-Panzerregiment zwar an einem Tag 108 sowjetische Panzer ab, jedoch wurde gleichzeitig die 44. Division „Hoch- und Deutschmeister“ fast vollständig vernichtet, und auch deren Kommandeur Generalleutnant Hans-Günther von Rost fiel bei den Kämpfen.

    Obwohl die Einkesselung der deutschen Armeen gescheitert war, war es ein wichtiger Erfolg für den Oberbefehlshaber der 3. Ukrainischen Front, Marschall Tolbuchin, der nun imstande war, nach der ersten Etappe der „Wiener Angriffsoperation“, dem Durchbruch der Front und Vernichtung der 6. Panzerarmee, sofort die zweite Etappe, die Verfolgung der deutschen Truppen bis in den Raum Wien, einzuleiten. Hierzu hatte er bislang die 9. Gardearmee und der 6. Garde-Panzerarmee geschont, welche während der deutschen Offensive nicht in die Kämpfe eingreifen durften, auch als die Lage der sowjetischen Truppen zweiten Märzwoche zeitweise bedrohlich erschien. Dadurch gelang es beiden Fronten, mit ausgeruhten Verbänden eine schnelle tiefe Operation durchzuführen. Der Grund für diese Eile bestand auch darin, dass Stalin befürchtete, die Wehrmacht könnte in Italien eine Sonderkapitulation unterzeichnen, und entgegen seinen Plänen könnten die alliierten Truppen schneller in Österreich vorankommen, als ihm passte.

    Auch die seit September 1944 beschleunigt ausgebauten und teils auch schon fertigen Verteidigungsstellungen des „Südostwall“ konnten dies nicht gewährleisten, zumal die vorhandenen deutschen Arbeitskräfte und Zwangsarbeiter bei weitem nicht ausreichten, um die geplanten Befestigungsstellungen vor dem Eintreffen der sowjetischen Verbände fertigzustellen. Deshalb wurden in der für die Rekrutengewinnung der Wehrmacht und SS organisierten „Ungarn-Aktion“ gezielt auch Pionier- und Bausoldaten geworben. Die grösste Gruppe der Arbeitskräfte stellten hier die 76.209 ungarischen Juden dar, deren Deportation aber vom Sommer bis Herbst 1944 auf Betreiben der ungarischen Regierung Lakatos unterbrochen war. Erst ab Ende November 1944, mit Regierungsantritt er Pfeilkreuzler, wurden diese zwar wieder aufgenommen, aber aufgrund der anhaltenden Kämpfe in Ungarn und der Luftangriffe der Alliierten auf die Bahnverbindungen, die Hauptroute war hierbei jene nach Hegyeshalom, konnten diese nicht in der gewünschten Geschwindigkeit herangebracht werden und nur in kräftezehrenden Fussmärschen unter Aufsicht ungarischer Wachmannschaften zu den Reichsgrenzen getrieben werden. Hier waren auch besondere KZ-Lager entlang der Baustellen errichtet worden. Neben den ungarischen Juden bauten Angehörige von elf Nationen an den Befestigungsanlagen.

    Letztlich war es einerseits Glück und andererseits auch teilweise Fehlentscheidungen der sowjetischen Armeeführung, welche es ermöglichte, dass die deutschen Divisionen während des Rückzugs aus Ungarn nicht ganz eingekesselt oder aufgerieben wurden. Den sich zurückziehenden Armeen der Heeresgruppe Süd gelang es auch nicht mehr, in Ungarn eine zusammenhängende und stabile Verteidigung aufzubauen. Balck, Guderian und Wöhler schoben sich hierbei die Verantwortung gegenseitig zu und warfen auch der Waffen-SS und den eigenen Soldaten „Versagen“ vor. Die Waffen-SS-Führung beschuldigte wiederum Generaloberst Balck, wie ein Funkspruch am 23. März an die 6. Panzerarmee aussagt: „Division restlos zerschlagen und wird ausgenutzt bis zum letzten. Bitte um sofortige Herauslösung aus Verband Balck“.

    In dieser letzten Phase des bereits verlorenen Kampfes um Ungarn wurde durch das OKH und die Führung der Heeresgruppe Süd durch sinnlose und gewissenlose Befehle eine grosse Anzahl von deutschen Soldaten und Offizieren geopfert und bei kleinsten Vergehen gegen die Haltebefehle schwer bestraft. Die Befehle über die sogenannte „Bewahrung der Manneszucht“ verordneten beispielsweise die sofortige Erschiessung der „Drückeberger“. Bis zum 3. April 1945 wurden allein im Bereich der 6. Panzerarmee der Wehrmacht aufgrund dieser Befehle noch mehr als 500 Soldaten ohne standgerichtliches Urteil erschossen. Zur Erhöhung der Kampfmoral war der Generalität und dem OKH jedes Mittel recht. Nachdem ein Grossteil der schweren Bewaffnungen am Plattensee hatte zurückgelassen werden müssen, wurden die freiwerdenden Panzerbesatzungen mit einer Handfeuerwaffe in die vordersten Linien geschickt, ohne hierbei Rücksicht auf die zu erwartenden Verluste zu nehmen, da diese in dieser Art des Kampfes nur ungenügend ausgebildet waren. Hitler, der den SS-Panzerdivisionen ebenfalls Versagen vorwarf, beauftragte Himmler, die Angelegenheit zu untersuchen. Dieser versuchte aber nicht einmal bis zu den Divisionsgefechtsständen vorzudringen. Als Hitler am 26. März ein weiteres Mal die Bitte der 6. SS-Panzerarmee um eine Herauslösung aus der Armeegruppe Balck und weiteren Rückzug hinter die Reichsgrenzen vorgetragen wurde, regierte er mit den Worten: „Die Leibstandarte hat nicht mehr das Recht, meinen Namen zu tragen“. In der Folge erteilte Himmler den sogenannten Ärmelstreifenbefehl, nach dem entsprechende Binden von den Uniformen zu entfernen waren. Er ignorierte hier aus nicht überlieferten Gründen die Tatsache, dass diese bereits seit der getarnten Verlegung nach Ungarn gar nicht mehr getragen wurden. Die Frontlücken zwischen der Armeegruppe Balck und der 6. SS-Panzerarmee konnten bis zum Erreichen der Steiermark, Niederösterreich bzw. Wien nicht mehr geschlossen werden, da allmählich auch die Befehlsstruktur der Heeresgruppe zusammenbrach und Unterstellungsverhältnisse fast täglich wechselten.

    Während des Rückzugs verloren die Divisionen der Heeresgruppe Süd mehr als 2.500 Panzer und Schützenpanzerwagen, und dies wegen Treibstoffmangels und somit überwiegend ohne Feindeinwirkung. Teilweise wurden sie noch gesprengt, und wenn dies nicht mehr rechtzeitig erfolgen konnte, an der Strasse stehengelassen. Insbesondere am Nordufer des Balaton, in der Gegend um Veszprém, dem Bakony-Gebirge und Keszthely, wurden ganze Kolonnen von intakten Panzerfahrzeugen zurückgelassen. Die 2. und 3. Ukrainische Front konnte aus den so unversehrt erbeuteten Fahrzeugen eigene Kompanien aufstellen und ebenfalls gegen die Deutschen einsetzen.

    Bereits am 25. März hatte die 2. Ukrainische Front ihren Angriff nördlich der Donau begonnen. Die deutsche Verteidigung war in diesem Abschnitt nicht in der Lage, diesen aufzuhalten. Erst an der damaligen deutsch-slowakischen Grenze konnte wieder eine zusammenhängende Front gebildet werden. Dieser letzte Teilerfolg der deutschen Verbände war ermöglicht worden, weil dieser Angriff erst neun Tage nach der sowjetischen Grossoffensive in Westungarn eröffnet wurde und somit Tolbuchins Truppen die 3. ungarische Armee und den Nordflügel der Armeegruppe Balck, welche noch auf das Nordufer übersetzten, nicht einkesseln konnten.

    Zur selben Zeit überschritten die Westalliierten in Deutschland den Rhein, in Ostpreussen und Schlesien rückte die 1. Ukrainische Front vor, und die Alliierten bereiteten sich auf die Vereinigung mit der 2., 3. und 4. Ukrainischen Front sowie die Prager Operation und nördlich auf die Schlacht um Berlin vor. Die 1. Weissrussische Front unter Schukow stand bereits 60 Kilometer vor Berlin in der Schlacht um die Seelower Höhen. In Österreich, nach der vollständigen Besetzung Ungarns, leiteten die sowjetischen Verbände die entscheidende Schlacht um Wien ein, wo bereits Ende März die ersten Divisionen der 6. Gardepanzerarmee, der 4. und 9. Gardearmee im südlichen Burgenland, in Rechnitz und Schachendorf im Bezirk Oberwart, nach Österreich eingedrungen und in der ersten Aprilwoche von der nachstossenden 26. Armee grösstenteils erobert wurde.

    Verbleib der Heeresgruppe Süd
    Nachdem die Heeresgruppe Süd in Ungarn fast vollständig zerschlagen worden war und sich die Reste in das Reichsgebiet in die Ostmark (heute Burgenland und Niederösterreich) hatten zurückziehen müssen, wurden sie dort gesammelt, neu strukturiert und am 2. April 1945 als Heeresgruppe Ostmark, unter dem Oberkommando von Generaloberst Lothar Rendulic, neu aufgestellt. Bis zum 7. Mai 1945 war sie dann an den Kämpfen der Schlacht um Wien beteiligt und kapitulierte am 8. Mai 1945.

    Verbleib der deutschen und ungarischen Front-Befehlshaber

    • Generaloberst Heinz Guderian war seit dem 28. März 1945 von Hitler in die Führerreserve versetzt worden und geriet am 10. Mai 1945 in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus welcher er am 17. Juni 1948 entlassen wurde.
    • General der Infanterie Otto Wöhler wurde am 7. April, nach der Niederlage in Ungarn, in die Führerreserve versetzt, geriet in Kriegsgefangenschaft und im OKW-Prozess 1948 in Nürnberg zu acht Jahren Gefängnis verurteilt und im Januar 1951 wieder aus diesem entlassen.
    • General der Infanterie Hans von Greiffenberg wurde bei seiner Flucht vor den sowjetischen Truppen in Österreich von amerikanischen Verbänden aufgegriffen und kam bis 1947 in Kriegsgefangenschaft.
    • General der Artillerie Maximilian de Angelis führte die Reste der 2. Panzerarmee in die südöstliche Steiermark nach Kärnten und in die Steiermark zurück. Dort geriet er am 9. Mai 1945 in US-amerikanische Gefangenschaft. Diese lieferten ihn am 4. April 1946 an Jugoslawien aus, wo er im Oktober 1948 als Kriegsverbrecher zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Daraufhin wurde er an die Sowjetunion ausgeliefert, wo er nochmals zu zweimal 25 Jahren verurteilt wurde, jedoch bereits am 11. Oktober 1955, nach dem Besuch von Konrad Adenauer in Moskau, bei dem dieser die Entlassung von rund 10.000 deutschen Kriegsgefangenen vereinbarte, freigelassen und kehrte nach Deutschland zurück.
    • General der Panzertruppe Hermann Balck kapitulierte mit den Resten der 6. Armee im Mai 1945 in der österreichischen Steiermark und war bis 1947 in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft.
    • Generalleutnant Joseph von Radowitz, lehnte noch am 2. Mai 1945 die Annahme des Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub ab und geriet kurze Zeit später in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. In dieser war er bis 1947 und wurde im Rahmen der Wiederbewaffnung reaktiviert und in der Bundeswehr am 1. Dezember 1955 zum Generalmajor ernannt.
    • SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Sepp Dietrich war mit der 6. SS-Panzerarmee noch an den Kämpfen um Wien beteiligt, geriet danach in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde im Rahmen des Malmedy-Prozess im Internierungslager Dachau zu lebenslanger Haft verurteilt, welche er aber nur zu einem Teil, bis zu seiner Freilassung 1951, im War Criminals Prison No. 1 absitzen musste.
    • SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Karl Pfeffer-Wildenbruch, kam am 11. Februar 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft, wurde dort 1949 zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und im Oktober 1955 im Zuge der Heimkehr der Zehntausend aus dieser entlassen.
    • SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Herbert Otto Gille führte sein Korps noch bis nach Kärnten, wo er sich am 8. Mai 1945 bei Radstadt in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft begab, aus der er am 21. Mai 1948 entlassen wurde.
    • SS-Oberführer Otto Baum kapitulierte mit der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ ebenfalls am 8. Mai 1945 bei Völkermarkt/Kärnten gegenüber den britischen Truppen und war bis Sommer 1946 in deren Kriegsgefangenschaft.
    • General der Panzertruppe Hermann Breith, zog sich mit seinen Truppen ins österreichische Alpenvorland zurück, wo er sich am 8. Mai 1945 den US-amerikanischen Einheiten ergab und in Kriegsgefangenschaft bis Mai 1947 kam.
    • SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Hellmuth Becker zog mit seiner Division nach Wien und nahm an den dortigen Kämpfen teil. Kurz vor der Kapitulation der Stadt erhielt er den Befehl, sich nach Westen zu begeben und sich dortigen US-Amerikanern zu ergeben. Der Kommandant der amerikanischen Einheit lehnte die Entgegennahme der Kapitulation der Division ab. Daraufhin unternahm er den Versuch der ehrenhaften Kapitulation gegenüber den sowjetischen Truppen, wurde jedoch von diesen gefangen genommen. Im November 1947 wurde er von einem sowjetischen Militärgericht in Poltawa zu dreimal 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und kam in das Kriegsgefangenenlager 377 in Swerdlowsk. Am 28. Februar 1953 starb er in diesem aus nicht näher bekannten Gründen, wobei eine Erschiessung wegen Sabotage durch Augenzeugen behauptet wurde.
    • Oberstleutnant Helmut Wolff war mit der Panzer-Division Feldherrnhalle 2 an den Kämpfen um Wien beteiligt, welche am 8. Mai 1945 gegenüber der Roten Armee kapitulierte. Nach der Kriegsgefangenschaft wurde er im Rahmen der Wiederbewaffnung reaktiviert und später Oberst der Bundeswehr sowie Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 32.
    • Der ungarische Verteidigungsminister (bis 27. März 1945) und Oberbefehlshaber der ungarischen Armee, Generaloberst Károly Beregfy, wurde am 30. April 1945 von Ferenc Szálasi wegen Unfähigkeit aller seiner Ämter enthoben und geriet danach auf der Flucht in Österreich in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Diese übergaben ihn den ungarischen Behörden, von denen er im Februar 1946 wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt und zusammen mit dem Chef der Pfeilkreuzler, Gábor Vajna, am 12. März 1946 in Budapest öffentlich gehängt wurde.
    • Ministerpräsident Ferenc Szálasi floh mit seiner Regierung über Wien nach München, wo er im Mai 1945 in US-amerikanische Gefangenschaft geriet. Diese lieferten ihn am 3. Oktober des gleichen Jahres an die ungarischen Behörden aus, wo er am 5. Februar 1946 von einem Volksgericht wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt wurde. Die öffentliche Hinrichtung durch Erhängen erfolgte am 12. März 1946 in Budapest. Sein Gnadengesuch an das Volksgericht wurde erst einen Tag später vom Justizminister István Ries bearbeitet und auch trotz der bereits durchgeführten Hinrichtung als nicht diskutabel und als „einer Barmherzigkeit unwürdig“ abgelehnt. Auch Staatspräsident Zoltán Tildy schloss sich dieser Haltung an, obwohl Ministerpräsident Ferenc Nagy bereits einen Gesetzesentwurf erarbeitete, welcher den Vollzug der Todesstrafe aussetzen und bereits erfolgte Verurteilungen in langjährige Haftstrafen umgewandelt werden sollten. Der Gesetzesentwurf wurde dem ungarischen Parlament zwei Tage nach den erfolgten öffentlichen Hinrichtungen, am 14. März 1946, zur Diskussion vorgelegt, jedoch wurde die Todesstrafe durch die politische Entwicklung in Ungarn erst 1990 abgeschafft. Szálasi wurde an einem geheim gehaltenen Ort anonym beigesetzt.

    Schlacht am Kapelsche Veer (09.11.1944 – 31.01.1945)

    052_75
    052_75/Kartenausschnitt Kapelsche Veer

    Im Winter 1944/45 kam es am Kapelsche Veer in Noord-Brabant beim Dorf Capelle an der Maas zu einer Schlacht zwischen der deutschen Wehrmacht, die seit dem Westfeldzug im Mai 1940 die Niederlande besetzte, und vorrückenden alliierten Truppen. Die Schlacht dauerte etwa fünf Wochen und fand unter extremen winterlichen Bedingungen statt. Beide Seiten verloren zusammengerechnet etwa 1200 Mann (Tod, vermisst, Verwundung, Kriegsgefangenschaft). Die Schlacht gilt auch als ein ‚Prestigeduell‘ zwischen den beiden beteiligten Generälen.

    Der deutsche Fallschirmspringer-General Kurt Student beschloss, den deutschen Brückenkopf nicht zu räumen. Er wollte so viele alliierte Truppen wie möglich an der Maas zu binden und wollte auch, dass unerfahrene deutsche Truppenteile dort Gefechtserfahrung unter realistischen Umständen sammeln konnten.

    Der britische General Sir John Crocker wollte den deutschen Brückenkopf um jeden Preis einnehmen.

    Kapelsches Veer
    Nachdem am 9. November 1944 die Alliierten Noord-Brabant von Süden kommend von Wehrmachtstruppen ‚gesäubert‘ hatten, war die Maas die Frontlinie. In der Nacht vom 8. auf den 9. November waren auf der Insel ‚Kapelsches Veer‘ deutsche Patrouillen aktiv. Sie kamen von Norden aus dem Dorf Sprang Capelle und von Süden aus dem Dorf Dussen. Sie bemerkten, dass die Alliierten die Insel und die umliegenden Polder nicht dauerhaft besetzt hatten, und bildeten einen Brückenkopf. Sie besetzten die Häuser dort und begannen, Verteidigungsstellungen anzulegen. Das Gelände bot ihnen natürliche Deckung. Im November und bis Mitte Dezember schickten sie Patrouillen in die Umgebung. Als das Datum des Beginns der Ardennenoffensive – 16. Dezember – näherrückte, wurde der Brückenkopf Kapelsches Veer in die Planungen aufgenommen und die Stellungen wurden verstärkt.

    In den besetzten Niederlanden waren zu dieser Zeit noch etwa 125.000 deutsche Soldaten stationiert.

    Angriff

    052_76
    052_76/Monument Kapelsche Veer

    In der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 1945 unternahmen die Polen einen zweiten Angriff. Die Polen verloren 134 Mann, davon 34 Gefallene. Inzwischen war deutlich geworden, dass die deutsche Ardennenoffensive missglückt war. Eine britische Eliteeinheit, das 47. Royal Marine Commando, griff in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar – ebenfalls erfolglos – an („Operation Horse“). Sie verloren 49 Mann, darunter 9 Norweger.

    Nun wurde ein Angriff durch die 4. Panzerdivision vorbereitet. Sie unternahm am 26. Januar tagsüber einen grossen Angriff. 60 Mann mit Kanus paddelten die Bergsche Maas hinunter, um dem Brückenkopf in den Rücken zu fallen. Die Gefechte hielten fünf Tage an. Am frühen Morgen des 31. Januar zogen sich die Deutschen freiwillig aus dem Brückenkopf zurück. Die Kanadier verloren bei der Operation 240 Mann, davon 76 Gefallene.

    Kämpfe um Elsass und Lothringen (12.11.1944 – 19.12.1944)

    052_77
    052_77/Kartenausschnitt vom Elsass

    Vorgeschichte
    Nachdem alliierte Truppen im August und September 1944 die Wehrmacht aus grossen Teilen Frankreichs herausgedrängt hatten, kam der schnelle Vormarsch der Alliierten Mitte September an der belgisch-niederländischen und belgisch-deutschen Grenze sowie an der Mosel und deren Nebenflüssen zum Stehen. Auch das Elsass und Lothringen blieben zunächst in deutscher Hand, einige Teilregionen sogar bis März 1945. Da das SHAEF – Hauptquartier zunächst mit dem Rheindelta und mit Aachen andere Schwerpunkte verfolgte, gab es im September und Oktober 1944 nur örtliche Kampfhandlungen.

    Kampfhandlungen
    Auf Drängen Frankreichs und in der Hoffnung, hier aus der Bewegung in den Westwall einzubrechen und hohe Verluste wie in den vorangegangenen Kämpfen vermeiden zu können, entschloss sich SHAEF dennoch zu einer Offensive in diesem Abschnitt, mit der von Mitte November bis Mitte Dezember 1944 grosse Teile des Elsasses und Lothringens erobert werden konnten. Am 12. November 1944 trat die 6. US-Heeresgruppe im Zusammenwirken mit der 3. US-Armee zur Offensive beiderseits der Vogesen an. Die alliierten Armeen durchbrachen die Zaberner Steige und die Burgundische Pforte und erreichten das Flussufer im Oberrheingraben am 19. November bei Mülhausen und am 23. November bei Strassburg.

    052_78
    052_78/Die französische 1. Armee erreichte als erstes den Oberrhein
    052_79
    052_79/Nach Einnahme des Schlüsselgeländes der Zaberner Steige erreichte die 7. US-Armee den Oberrhein und blieb am Westufer des Rheins stehen

    Anfang bis Mitte Dezember hatten sie die deutsche 1. Armee weitestgehend aus dem Unterelsass nach Norden zurückgedrängt und Teile der 19. Armee im Brückenkopf Elsass umfasst. Letztere wurde am 2. Dezember 1944 aus der Heeresgruppe G herausgenommen und in die neu gebildete Heeresgruppe Oberrhein überführt, deren Oberbefehl Himmler am 10. Dezember erhielt und die direkt dem Führerhauptquartier unterstand. Am 19. Dezember räumten Wehrmacht-Soldaten das (zur Maginot-Linie gehörende) Artilleriewerk Simserhof (bei Bitche, 30 km südlich von Zweibrücken); alliierte Soldaten besetzten es anschliessend. Über Verluste liegen von beiden Seiten keine Angaben vor.

    Die Ardennenoffensive zwang die alliierten Truppen am 19. Dezember zum Abbruch der Angriffe und zur Umgliederung der 3. US-Armee. Dadurch herrschte im Elsass und in Lothringen militärisch Ruhe, bis dort die Wehrmacht am 31. Dezember 1944 das Unternehmen Nordwind begann, ihre letzte Offensive an der Westfront.

    Nach den Kämpfen
    Die Deutschen beendeten ihr Unternehmen Nordwind am 25. Januar mit einigen Erfolgen. Sie hielten nun wieder rund 40 Prozent des Elsass besetzt.

    Durch das Ausweichen hinter die Moder verschafften sich die alliierten Kräfte die Handlungsfreiheit für einen Angriff auf den nunmehrigen deutschen Brückenkopf im Elsass, der zur Zerschlagung mehrerer deutscher Divisionen in den Vogesen und zur Beseitigung ebendieses Brückenkopfes am 9. Februar 1945 führte. In diesem Zeitraum wurden auch Teile des ehemaligen Gambsheimer Brückenkopfes zurückerobert.

    Das Gebiet zwischen Moder und den deutschen Ausgangsstellungen räumten die dortigen deutschen Truppen erst während der folgenden Angriffs-Operation Undertone (15. bis 24. März 1945).

    Schlacht von Monte Castello (25.11.1944 – 12.02.1945)

    052_80
    052_80/Kartenausschnitt Bologna

    Die Schlacht von Monte Castello (Teil der Operation Encore) war eine Schlacht, die vom 25. November 1944 bis zum 21. Februar 1945 während des italienischen Feldzugs im Zweiten Weltkrieg stattfand. Es wurde zwischen den alliierten Streitkräften, die nach Norditalien vordrangen, und den eingegrabenen deutschen Verteidigern gekämpft.

    Die Schlacht markierte den Eintritt der brasilianischen Expeditionary Force in den Landkrieg in Europa. Ab November 1944 dauerte der heftige Kampf drei Monate und endete am 21. Februar 1945. Sechs alliierte Angriffe wurden gegen die deutschen Streitkräfte ausgetragen, von denen vier taktische Fehlschläge waren.

    Ort
    Monte Castello liegt 61,3 km südwestlich von Bologna (Denkmal für die brasilianischen Gefallenen) über Località Abetaia (SP623) in der Nähe von Abetaia di Gaggio Montano auf einer Höhe von 977 m (3.205 ft) die Grenze zwischen der Toskana und der Emilia-Romagna.

    Kampfhandlungen
    Im November 1944 löste sich die 1. Expeditionsdivision der brasilianischen Armee (DIE) von der Schlacht am Fluss Serchio, wo sie zwei Monate vor dem Fluss Rino im nördlichen Apennin gekämpft hatte. General Mascarenhas de Moraes hatte sein Hauptquartier in der Stadt Porretta Terme eingerichtet, die vor den Bergen unter deutscher Kontrolle stand. Dieses Gebiet hatte einen Radius von ungefähr 15 km.

    Die deutschen Artilleriestellungen galten als hervorragend positioniert, was die Alliierten einer ständigen Behinderung unterwarf und jegliche Fortschritte in Richtung Bologna und Poebene verhinderte. Schätzungen zufolge würde der Winter hart werden, was die Situation, die sich bereits aufgrund der Regenfälle und Bombenangriffe verschlechtert hatte, erschweren und die Strassen in Morast verwandeln würde.

    Trotz der Situation hatte General Mark Clark, Befehlshaber der Alliierten Streitkräfte in Italien, durch die Truppen des IV. Korps (zu dem auch die brasilianische Division gehörte) geplant, den Weg der 8. britischen Armee nach Bologna freizumachen, bevor der erste Schneefall einsetzte .

    Deutsche Streitkräfte
    Die italienische Front unterstand der Heeresgruppe C unter dem Kommando von General Oberst Heinrich von Vietinghoff. Er kontrollierte die deutsche 10. und 14. Armee sowie die „Armee von Ligurien“, die die Grenze zu Frankreich verteidigte. Das 14. bestand aus dem 14. Panzerkorps und dem 51. Gebirgskorps. Innerhalb des 51. Korps befand sich die 232. Grenadier-Division (Infanterie) unter General Eccard von Gablenz, einem Veteranen von Stalingrad. Die 232. wurde am 22. Juni 1944 aktiviert und bestand aus Veteranen, die von der russischen Front verwundet und genesen waren. Es wurde als „Static Division“ klassifiziert. Es bestand aus drei Infanterie-Regimentern (1043 °, 1044 ° und 1045 °) mit jeweils nur zwei Bataillonen sowie einem Bataillon von Marines (Aufklärungsbataillon) und einem Artillerieregiment mit vier Gruppen und kleineren Einheiten. Das waren ungefähr 9.000 Männer. Das Alter der Truppen lag zwischen 17 und 40 Jahren, wobei sich die jüngeren und fähigeren Soldaten auf das Seebataillon konzentrierten. Während der Endschlacht wurde es durch das 4. Bergbataillon (Mittenwald) verstärkt, das in Reserve gehalten wurde. Die Veteranen, die diese Position verteidigten, hatten nicht die gleiche Begeisterung wie zu Beginn des Krieges, waren aber immer noch bereit, ihre Pflicht zu erfüllen.

    Der Angriff
    Es lag in der Verantwortung der Brasilianer, die kämpferischsten Sektoren der gesamten Apennin-Front zu erobern, aber der 1. DIE war eine zu unerfahrene Truppe, um sich einem Kampf dieser Grössenordnung zu stellen. Da Clark Bologna vor Weihnachten einnehmen wollte, musste das Training in der Praxis, dh im Kampf, absolviert werden.

    Dementsprechend schlossen sich das Aufklärungsgeschwader und das 3. Bataillon, 6. Infanterieregiment des 1. DIE, am 24. November der US-Task Force 45 für einen ersten Vorstoss nach Monte Castello an.

    Am zweiten Angriffstag schien die Operation erfolgreich zu sein. Die US-Truppen erreichten den Gipfel des Monte Castello, nachdem sie den benachbarten Mount Belvedere erobert hatten.

    In einer mächtigen Gegenoffensive erlangten die für die Verteidigung von Monte Castello und Monte Della Torraca verantwortlichen Männer der 232. deutschen Infanteriedivision jedoch die verlorenen Positionen zurück und zwangen die brasilianischen und amerikanischen Soldaten, die bereits gewonnenen Positionen aufzugeben – mit Ausnahme des Berges Belvedere . Am 29. November war ein zweiter Angriff auf den Hügel geplant. Diese gegenoffensive Angriffsformation war fast ausschliesslich das Werk des 1. Gruppierung – mit drei Bataillonen – mit der alleinigen Unterstützung von drei Zügen amerikanischer Panzer. Unterdessen ereignete sich am Vorabend des Angriffs ein unerwartetes Ereignis, das die Pläne der Alliierten untergrub: In der Nacht des 28. unternahmen die Deutschen einen Gegenangriff auf den Belvedere, nahmen die Position der Amerikaner ein und liessen die linke Flanke der Alliierten unbedeckt.

    Die Alliierten überlegte zunächst, den Angriff zu verschieben, doch da die Truppen ihre Positionen besetzt hatten und die Strategie beibehalten worden war, wurde um 7 Uhr ein neuer Versuch unternommen.

    Das Wetter erwies sich als äusserst schwierig: Regen und bewölkter Himmel verhinderten jegliche Unterstützung durch die Luftwaffe und der Schlamm verhinderte praktisch die Teilnahme von Panzern. Die Gruppierung von General Zenóbio da Costa hatte zunächst einen guten Vorsprung, aber der deutsche Gegenangriff war sehr stark. Deutsche Soldaten des 1.043., 1044. und 1045. Infanterieregiments blockierten den Vormarsch der alliierten Soldaten. Am späten Nachmittag waren die beiden brasilianischen Bataillone wieder auf der Ausgangsposition.

    Am 5. Dezember erhielt General Mascaren einen Befehl des 4. Korps: „Der 1. DIE soll den Gipfel des Monte Della Torraca – Monte Belvedere erobern und halten“. Das heisst, nach zwei erfolglosen Versuchen war Monte Castello immer noch das Hauptziel der nächsten Offensive der Brasilianer, die um eine Woche verschoben worden war.

    Aber am 12. Dezember 1944 wurde die Aktion durchgeführt, an welches Datum die FEB als eines der stärksten Ereignisse der brasilianischen Truppen auf dem Operationsgebiet in Italien erinnern würde. Bei den gleichen Wetterbedingungen wie vor dem Angriff benötigten das 2. und 3. Bataillon des 1. Infanterieregiments Hilfe. Einige Positionen wurden gewonnen, allerdings mit Verlusten durch deutsches Artilleriefeuer. Wieder erwies sich der Eroberungsversuch als erfolglos und forderte 150 Opfer, wobei 20 brasilianische Soldaten starben. Die Lektion untermauerte Mascarenhas Überzeugung, dass Monte Castello nur erobert werden könne, wenn die gesamte Division für den Angriff eingesetzt würde – und nicht nur einige Bataillone, wie die 5. Armee befohlen hatte.

    Erst am 18. Februar 1945, nachdem sich das Winterwetter gebessert hatte, entschied das Kommando der 5. Armee eine neue Offensive, die Operation Encore, um die von den Deutschen gebildeten Verteidigungsstellungen um die Berge und Standorte des Monte Castello, Belvedere und Della zu besiegen Toraccia, Castelnuovo (di Vergato), Torre di Nerone und Castel D’Aiano, die sich als äusserst widerstandsfähig erwiesen hatten. Es wurden Truppen der 1. brasilianischen Division und der neu angekommenen 10. US-Bergdivision einsetzen.

    052_81
    052_81/Kartenausschnitt Frontverläufe

    Der letzte Angriff
    Der letzte Angriff, Operation Encore genannt, setzte die Brasilianer ein, um den Berg zu gewinnen und folglich die Deutschen zu vertreiben. Die angewandte Taktik sollte die gleiche sein wie die von Mascarenhas de Moraes im November. Am 20. Februar befanden sich die Truppen der brasilianischen Expeditionstruppe in Kampfstellung, und ihre drei Regimenter waren bereit, Castello anzugreiffen. Links von den Brasilianern rückte die Elite der 10. amerikanischen Bergdivision vor, die die Verantwortung hatte, den Monte della Torraca einzunehmen und so die schwächste Flanke des Sektors zu schützen.

    Der letzte Angriff auf Castello begann am 21. Februar um 6 Uhr morgens. Rechts folgte das Uzeda-Bataillon, vorne das Franklin-Bataillon. Das Sizeno-Sarmento-Gebirgs-Bataillon wartete in den privilegierten Stellungen, die es in der Nacht erreicht hatte, um sich den anderen beiden anzuschliessen Bataillone. Wie in den Plänen für Encore dargelegt, sollten die Brasilianer spätestens um 18.00 Uhr den Gipfel des Monte Castello erreichen – eine Stunde nachdem der Monte della Torraca für die 10. Bergdivision gewonnen worden war, ein Angriff, der für 17.00 Uhr angesetzt war. Das 4. Korps war zuversichtlich, dass Monte Castello nicht vor Della Torraca eingenommen werden würde.

    Als jedoch um 17.30 Uhr das erste Bataillon des 1. Regiments Franklin den Gipfel des Monte Castello eroberte, hatten die Amerikaner den deutschen Widerstand nicht überwunden. Sie würden dies nur in der Nacht erreichen, wenn die Pracinhas ihre Mission längst erfüllt und begonnen hatten, sich in den neu eroberten Gräben und Bunkern zu positionieren. Ein Grossteil des Erfolgs der Offensive wurde der von General Cordeiro de Farias befohlenen Artillerie-Division zugeschrieben, die zwischen 16.00 und 17.00 Uhr am 22. einen perfekte Angriff gegen den Gipfel des Monte Castello durchführte und die Bewegung brasilianischer Truppen ermöglichte.

    Brasilianisches Expeditionskorps in Europa
    Das Brasilianische Expeditionskorps (portugiesisch: Força Expedicionária Brasileira, FEB) war ein Truppenverband, der während des Zweiten Weltkriegs auf Seiten der Alliierten im Mittelmeerraum gegen die Achsenmächte kämpfte. Er bestand aus 25.000 Soldaten des Heeres und der Luftstreitkräfte.

    Brasilien war das einzige südamerikanische Land, das in diesem Krieg Bodentruppen nach Europa schickte. Luft- und Landstreitkräfte kämpften von September 1944 bis Mai 1945 in Italien. In den acht Monaten dieses Feldzugs verloren diese fast 500 Soldaten und nahmen 20.573 Italiener und Deutsche gefangen. Die brasilianische Marine und die Luftwaffe nahmen bereits seit Mitte 1942 an den Kämpfen im Südatlantik teil.

    Schlacht bei Wahlerscheid (13.12.1944 – 26.12.1944)

    052_82
    052_82/Kartenausschnitt Region Südlich von Aachen

    Die Schlacht bei Wahlerscheid fand an einer wichtigen Strassenkreuzung zwischen Monschau und Schleiden in der Nähe eines Forsthauses statt. Durch dieses stark bewaldete Gebiet verlief der Westwall und damit die ehemalige deutsche Grenzsicherung Richtung Belgien. Anfang Dezember 1944 setzte das V. US Corps die 2nd Infantry Division in den belgischen Ortschaften Rocherath-Krinkelt nahe dem Elsenborn-Kamm, etwa 25 km südlich des Hürtgenwaldes ein, um sich für den weiteren Angriff nach Westen vorzubereiten.

    Die Schlacht ging in die amerikanische Militärgeschichte als Battle of Heartbreak Crossroads (Schlacht bei der Strassenkreuzung der Verzweiflung) ein, da sich die angreifenden, amerikanischen Truppen nach der verlustreichen Eroberung dieses Geländeabschnitts aufgrund der deutschen Ardennenoffensive wieder zurückziehen mussten. Östlich des Westwalls befand sich ein gut ausgebautes Eisenbahnnetzwerk, das zu den Talsperren und Stauwerken der Rur führte. Um zu verhindern, dass die Deutschen diese Stauseen zerstörten, um somit den amerikanischen Angriff nach Deutschland zu stoppen, sollte die Eifel rasch besetzt werden. Die Strassenkreuzung bei Wahlerscheid diente dabei als geplanter Ausgangspunkt. Von da aus sollte entlang der Strassen und Wege rasch nach Nordwesten vorgestossen werden. Während der ersten beiden Tage der Schlacht gelang es den Amerikanern nicht, die Strassenkreuzung zu nehmen. Sie erlitten dabei erhebliche Verluste. Am dritten Tag sickerte ein amerikanischer Infanteriezug durch die stark befestigte, deutsche Verteidigungslinie, wodurch es gelang, in das Graben- und Stellungssystem der Deutschen einzudringen und die Strassenkreuzung zu besetzen. Mit dem Beginn der deutschen Ardennenoffensive am 16. Dezember 1944 drohten die Amerikaner jedoch bei Wahlerscheid eingeschlossen und isoliert zu werden und erhielten den Befehl, sich nach Krinkelt – Rocherath zurück zu ziehen.

    Die deutschen Vorbereitungen
    Zur Verteidigung der Reichsgrenzen angesichts des bevorstehenden Angriffs der Alliierten auf Deutschland wurde das LXVII. Corps unter Generalleutnant Otto Hitzfeld entlang des Westwalls zwischen Vossenack und Udenbreth eingesetzt. Hitzfeld befahl dazu die 272. und 277. Volksgrenadierdivision an die deutsch-belgische Grenze. Entlang der Linie Höfen – Alzen – Monschau – Wahlerscheid – Udenbreth sollten die Grenadierregimenter 989, 990 und 991 (277. Volksgrenadierdivision) verteidigen. Den Deutschen blieb vor dem amerikanischen Angriff ausreichend Zeit, die Verteidigungsanlagen des Westwalls weiter zu verstärken und sich in den Stellungssystemen einzurichten. Stacheldrahtverhaue und Drahthindernisse wurden verlegt, Gräben verstärkt, Minen vergraben und die bereits vorhandenen Bunker besetzt. Diese Vorbereitungen sollten zusätzlich durch den Einsatz der 326. Volksgrenadierdivision unterstützt werden, deren Verlegung in die Südeifel sich jedoch verzögerte.

    Die amerikanischen Vorbereitungen
    Entlang der deutsch-belgischen Grenze bei Elsenborn waren Anfang Dezember 1944 die 99th Infantry Division und die 2nd Infantry Division nebeneinander eingesetzt.

    Zwischen beiden Divisionen klaffte bei Krinkelt – Rocherath eine Lücke in der Verteidigung. Dabei bestand die Gefahr, dass die Deutschen diese Lücke für einen Gegenangriff nutzen könnten, um nach Westen vorzustossen. General Leonard T. Gerow befahl daher am 13. Dezember dem 9th Infantry Regiment einen Angriff in die Gegend um Krinkelt – Rocherath. Das dortige Gelände war bis zum weiter nördlich gelegenen Wahlerscheid durch dichte Wälder und kurze Sichtstrecken gekennzeichnet. Dies erlaubte es den Amerikanern zudem nicht, die tatsächliche Stärke der deutschen Verteidigungen festzustellen. Das 9th Infantry Regiment wurde bei seinem bevorstehenden Angriff durch schwere Artillerie, einem Panzerbataillon und zwei Panzerjägerbataillonen unterstützt.

    052_83
    052_83/Kampf um die Strassenkreuzung bei Wahlerscheid am 13. Februar 1945, durch die 9th Infantry Division
    052_84
    052_84/Angriff der 6. Panzerarmee südlich des Gebiets bei Wahlerscheid und Krinkelt während der Ardennenoffensive im Dezember 1944

    Der Angriff
    In den frühen Morgenstunden des 13. Dezember begannen die Amerikaner ihren Angriff von Rocherath aus Richtung Norden durch den dichten Wald bei starkem Schneefall, Kälte und eingeschränkter Sicht. Als Angriffsachse galt die noch heute existierende Landstrasse zwischen Krinkelt – Rocherath und der Strassenkreuzung beim Forsthaus Wahlerscheid. Bei dieser Kreuzung befanden sich über 30 deutsche Bunker und befestigte Stellungen. Der dortige Wald war vorab von den Deutschen umfassend abgeholzt worden, um freies Schussfeld für Maschinengewehre und Artillerie zu haben. Zudem wurden die Landstrasse und in den Wäldern befindliche Pfade und Wege vermint. Der Angriff der Amerikaner verlief zunächst planmässig und ohne grösseren Widerstand. Da der Vorstoss jedoch ohne vorheriges Feuer der Artillerie geführt wurde, traf das 9th Infantry Regiment vor allem bei der Strassenkreuzung und beim Forsthaus Wahlerscheid auf besonders heftige Gegenwehr. Das Grenadierregiment 991 verteidigte die Kreuzung sehr effektiv aus den Bunkern und Stellungen heraus. Den Amerikanern gelang es nicht, in die Verteidigungspositionen der Deutschen einzubrechen. Am 13. und 14. Dezember gelang es den Amerikanern nicht, die deutschen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Obgleich das 9th Infantry Regiment präzises Artilleriefeuer gegen die deutschen Stellungen einsetzte, sahen sich die angreifenden Infanteristen immer wieder schwerem Handwaffenbeschuss ausgesetzt. Das Vorankommen war zudem durch den Schnee und die massiven Stacheldrahthindernisse erschwert. Der Versuch, diese Hindernisse mit Sprengladungen zu beseitigen scheiterte häufig an den feucht gewordenen Zündkapseln. Am 14. Dezember sickerte ein amerikanischer Trupp durch eine kleine Stelle des Stacheldrahts und beschoss mehrere Stunden lang deutsche Patrouillen. Er musste sich bei Einbruch der Nacht jedoch wieder zurückziehen. Am 15. Dezember gelang es einem weiteren Trupp sich durch die Hindernisse an die deutschen Bunker heran zu bewegen. Der Kommandeur des 2nd Bataillon, 9th Infantry Regiment befahl daraufhin zwei seiner Kompanie einen Angriff durch die schmale Lücke in der Verteidigungslinie. Dadurch fielen zunächst mehrere Bunker in die Hand der Amerikaner, bis es am 16. Dezember schliesslich trotz zähem Widerstand gelang, die Strassenkreuzung beim Forsthaus Wahlerscheid zu besetzen.

    Drohender Einschluss durch die Ardennenoffensive
    Nachdem es den Amerikanern gelungen war, die Kreuzung bei Wahlerscheid zu nehmen, setzte am 16. Dezember 1944 weiter südlich entlang der deutschen – luxemburgischen Grenze massives Artilleriefeuer der Wehrmacht auf amerikanische Stellungen ein. Die Heeresgruppe B griff mit drei Armeen an, um den Raum zwischen Brüssel und Antwerpen zu besetzen. Durch die Ardennenoffensive völlig überrascht, mussten sich die Amerikaner überstürzt zurückziehen. Innerhalb weniger Tage gelang es der Wehrmacht, in das Hinterland der amerikanischen Front vorzustossen. Dadurch drohte der 2. Infantry Division bei Krinkelt, Rocherath und Wahlerscheid der Einschluss und die Trennung vom Rest der amerikanischen Front. Um dies zu verhindern, erhielten die 2. Infantry Division und die 99th Infantry Division am Abend des 16. Dezember 1944 den Auftrag, den Angriff auf die Region Hürtgenwald einzustellen.

    Amerikanischer Rückzug nach Elsenborn
    Am 17. Dezember 1945 hatte General Robertson seine Truppen im Gebiet um Rocherath und Krinkelt sammeln können. Die Amerikaner hatten ihre Stellungen bei der Strassenkreuzung, die man nach harten Kämpfen besetzt hatte, wieder verlassen müssen und sich nach Westen zurück gezogen. Bei den eingesetzten amerikanischen Soldaten etablierte sich deshalb schnell der Begriff der „Heartbreak Crossroads“ – weil man diese so wichtige Kreuzung schweren Herzens und trotz aller damit einhergehender Verluste wieder dem Feind überlassen musste. Die Amerikaner zogen sich auf die Höhenlinie bei Elsenborn zurück und hielten diese Stellungen während der deutschen Ardennenoffensive. Dass sie während ihres Rückzuges die Bunker in den Wäldern Wahlerscheids nicht zerstört hatten, stellte sich im Februar 1945 als Fehler heraus. Bei der neuerlichen, amerikanischen Offensive Richtung Hürtgenwald musste im Frühjahr 1945 erneut und hart um diese Stellungen mit der Wehrmacht gekämpft werden.