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Schlachten im Jahr 1942, Teil 2

(aus Wikipedia)

Erste Schlacht von El Alamein (01.07.1942 – 31.07.1942)

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03_25/Kartenausschnitt von El Alamein

Als erste Schlacht von El Alamein werden die Gefechte im Zeitraum vom 1. bis 31. Juli 1942 während des Afrikafeldzugs im Zweiten Weltkrieg bei El Alamein in Ägypten zwischen der deutsch-italienischen Panzerarmee Afrika, befehligt von Generalfeldmarschall Erwin Rommel, und der britischen 8. Armee, unter Claude Auchinleck, bezeichnet. Die Schlacht führte zur Beendigung des Vormarschs Rommels durch Ägypten und markiert zusammen mit der folgenden Schlacht bei Alam Halfa und schliesslich der zweiten Schlacht von El Alamein das Scheitern der Expansionsbemühungen der Achsenmächte in Nordafrika.

Hintergrund
Italien hatte Frankreich und Grossbritannien am 10. Juni 1940 den Krieg erklärt. Der italienische Diktator Benito Mussolini ging von einem nur kurzen Krieg aus und hoffte, durch ein Bündnis mit dem Deutschen Reich einige der Gebietsansprüche Italiens befriedigen zu können. In Nordafrika bestanden diese zum einen aus einer Vergrösserung der Kolonie Italienisch-Libyen Richtung Westen um das französische Protektorat Tunesien. In östliche Richtung strebte Italien eine Kontrolle über Ägypten und den strategisch wichtigen Sueskanal an, sowie die Herstellung einer direkten Landverbindung zu seinen Kolonien in Ostafrika. Nachdem Frankreich im Westfeldzug geschlagen worden war und Tunesien zum nun verbündeten Vichy-Frankreich gehörte, richteten sich die italienischen Expansionsziele in Nordafrika ganz auf Ägypten. Am 9. September 1940 marschierte Italien schliesslich mit der 10. Armee in Ägypten ein.

Kriegsverlauf in Afrika
Die Invasion verlief allerdings wenig erfolgreich und kam aufgrund der schlechten Versorgung und Ausrüstung der Truppen nur wenig mehr als 100 km hinter der ägyptisch-libyschen Grenze zum Stehen. Am 8. Dezember starteten die Alliierten mit der Operation Compass eine Gegenoffensive. Das ursprünglich auf nur wenige Tage begrenzte und der Vertreibung der italienischen Armee aus Ägypten gerichtete Unternehmen erwies sich als derart erfolgreich, dass der Vormarsch bis nach Libyen fortgesetzt wurde. Bis Anfang Februar 1941 hatten die alliierten Truppen die Kyrenaika bis einschliesslich El Agheila besetzt und die italienische 10. Armee nahezu restlos aufgerieben.

Die vollständige Einnahme Italienisch-Libyens unterblieb allerdings, da Teile der in Nordafrika eingesetzten alliierten Truppen zur Abwehr des sich ankündigenden Balkanfeldzugs des Deutschen Reichs im April 1941 benötigt wurden. Während die Alliierten somit ab Februar 1941 Truppen zur Verteidigung Griechenlands abzogen, verschiffte Deutschland im so genannten Unternehmen Sonnenblume zeitgleich und heimlich erste Truppenkontingente nach Tripolis und begründete das Deutsche Afrikakorps. Nur wenige Wochen nach seinem Eintreffen ging das von Erwin Rommel kommandierte Afrikakorps zusammen mit den italienischen Divisionen in Libyen zu einer erneuten Offensive über. Die wenigen und überwiegend unerfahrenen alliierten Truppen zogen sich hastig aus der Kyrenaika wieder zurück.

Im Laufe des April waren die Achsenmächte erneut bis zum Halfaya-Pass auf ägyptisches Territorium vorgedrungen. Lediglich der strategisch bedeutsame Tiefwasserhafen Tobruk wurde weiterhin von einer alliierten Besatzung gehalten. Nachdem eine Reihe von Angriffen auf Tobruk im April und Anfang Mai 1941 gescheitert waren, stellte sich Rommel zur Schonung seiner begrenzten Ressourcen, auf eine längere Belagerung der Stadt ein. Das alliierte Oberkommando im Nahen Osten unter Archibald Wavell begann zeitgleich mit der Planung und Vorbereitung einer Gegenoffensive, um die Kontrolle über die Kyrenaika zurück zu erlangen und die belagerte Stadt zu entsetzen. Die erste Gegenoffensive, genannt Operation Brevity, startete bereits am 15. Mai, konnte allerdings wenig mehr als die Rückeroberung des Halfaya-Passes (und das auch nur bis zum 27. Mai) erreichen. Zeitgleich (20. Mai – 1. Juni 1941) wurde die Luftlandeschlacht um Kreta geführt, die, sollte das Deutsche Reich erfolgreich sein, die Luftunterstützung und die Versorgung der Achsenmächte deutlich verbessern würde. Eine zweite, am 15. Juni gestartete alliierte Offensive, die Operation Battleaxe, scheiterte unter grossen Verlusten an Panzern, wobei die alliierten Truppen nur knapp der Einkreisung und Vernichtung entgingen. Nach diesem Fehlschlag wurde Archibald Wavell als Oberkommandierender des Middle East Command durch Claude Auchinleck abgelöst.

Auchinleck gelang es mit einer im November 1941 gestarteten Offensive, genannt Operation Crusader, schliesslich die belagerte Stadt Tobruk zu entsetzen und das gesamte Gebiet bis zur ägyptisch-libyschen Grenze unter alliierte Kontrolle zu bringen. Eine erneute Besetzung der restlichen Kyrenaika scheiterte aber an einer schnell eingeleiteten Gegenoffensive Rommels, die schliesslich Anfang Februar beim alliierten Verteidigungsgürtel bei Gazala zu einem Patt führte. Nach einer mehrmonatigen Kampfpause, die beide Seiten zum Wiederaufbau ihrer Truppen nutzten, griff Rommel schliesslich am 26. Mai 1942 im so genannten Unternehmen Theseus die Alliierten bei Gazala an. Die etwa drei Wochen dauernde Schlacht führte zum Rückzug der britischen 8. Armee nach Ägypten, sowie der Einnahme Tobruks durch die Panzerarmee Afrika. Rommel liess keine Zeit verstreichen, sondern setzte unmittelbar nach dem Fall der Stadt zur Verfolgung der alliierten Truppen und dem Einmarsch in Ägypten an.

Militärische Ausgangslage
Nach der Niederlage bei der Schlacht von Gazala im Juni 1942 hatte sich die britische 8. Armee zunächst auf Marsa Matruh in Ägypten, dann auf die noch einmal etwa 160 km weiter östlich gelegene Alamein-Linie zurückgezogen. Den sicheren Rückzug seiner Truppen liess Auchinleck durch kleine, aber kampfkräftige Formationen decken, die die Panzerarmee Rommels zunächst bei Mersa Matruh, dann bei Fuka in zeitraubende Gefechte verwickelten. Auf ihrer endgültigen Verteidigungslinie hielten die Alliierten einen 65 km breiten, relativ ebenen Wüstenstreifen zwischen der Stadt El Alamein an der Mittelmeerküste und der für schweres Gerät unpassierbaren Qattara-Senke im Süden. Nach der Erfahrung bei der Schlacht von Gazala, wollte Auchinleck so sicherstellen, dass Rommel nicht wieder die Möglichkeit für eine Umgehung seiner Position haben würde. Die Verteidigungsstellungen selbst waren mangels Zeit kaum vorbereitet worden und verfügten weder über Drahtverhaue noch Minenfelder. Anstatt einer durchgehenden Linie von Stellungen konzentrierten sich die alliierten Truppen an drei strategisch wichtigen Punkten: an der Bahnstation el-Alamein im Norden, Bab el Qattara im Zentrum und Naqb Abu im Süden am Rand der Senke. Ende Juni 1942 erreichten die Truppen der Achsenmächte die Stellungen der Alliierten bei el-Alamein.

Rommels Angriffsplan
Ursprünglich hatten die Pläne der Achsenmächte nach der Einnahme Tobruks eine sechswöchige Pause zur Erholung und Versorgung der Truppen vorgesehen. Angesichts des Rückzugs der 8. Armee wollte Rommel die Situation aber so schnell wie möglich ausnutzen und Auchinleck keine Möglichkeit geben, seine Truppen neu zu formieren. Wäre die 8. Armee überwunden, läge ganz Ägypten und der Nahe Osten offen. Die Panzerarmee Afrika setzte den Vormarsch nach Osten daher unmittelbar nach dem Fall Tobruks fort. Als sie vor el-Alamein eintraf, waren die Vorräte insbesondere an Treibstoff weitgehend aufgebraucht, die Nachschubwege bis an die Belastungsgrenzen überdehnt und die Soldaten erschöpft. Rommel wusste, dass es ihm gelingen musste, die alliierte Verteidigung in einem schnellen Stoss zu durchdringen und die Rückzugswege der 8. Armee abzuschneiden.

Sein Plan sah vor, mit der 90. leichten Afrika-Division nördlich des Ruweisat-Kamms, und mit der 15. und 21. Panzer-Division südlich davon vorzurücken. Die beiden Panzerdivisionen würden dann nach Süden abdrehen und bis zum Miteirya-Kamm vorstossen. Die 90. leichte sollte östlich von el-Alamein Stellung beziehen. Während die deutschen Truppen damit die alliierten Verteidigungsstellungen nach Osten abdeckten, würden die italienischen Divisionen diese von Westen angreifen, und zwar das XXI. Korps el-Alamein im Norden und das XX. Korps Bab el Qattara im Süden. In der nachfolgenden Kesselschlacht sollten die alliierten Verbände aufgerieben und zugleich mögliche Verstärkungen von Osten abgewehrt werden. Sobald damit der überwiegende Grossteil der alliierten Verteidiger vernichtet wäre, könnte der finale Vormarsch auf Alexandria erfolgen.

Beteiligte Streitkräfte
Achsenmächte
Panzerarmee Afrika (Generalfeldmarschall Erwin Rommel) Deutsches Afrikakorps

  • Panzer-Division
  • Panzer-Division
  • leichte Afrika-Division
  • italienisches XX. Korps
  • Panzer-Division „Ariete“
  • motorisierte Infanteriedivision „Trieste“
  • Panzerdivision „Littorio“
  • italienisches XXI. Korps
  • motorisierte Infanteriedivision „Trento“
  • Infanteriedivision „Sabratha”
  • italienisches X. Korps
  • Infanteriedivision „Pavia“
  • Infanteriedivision „Brescia“

Alliierte
Middle East Command Claude Auchinleck 8. Armee (Claude Auchinleck) XIII Corps

  • südafrikanische Infanteriedivision
  • britische Panzerdivision
  • indische Infanteriedivision
  • XXX Corps
  • britische Panzerdivision
  • freifranzösische Brigade
  • neuseeländische Infanteriedivision
  • indische Infanteriedivision

Reserve:

  • britische Infanteriedivision
  • freifranzösische Brigade
  • griechische Brigade
  • australische Infanteriedivision
  • britische Panzerdivision

Verlauf der Schlacht
Der weitere Vormarsch nach Osten führte zur ersten Schlacht von El Alamein. In dieser sollte nach Plänen der Achsenmächte am 1. Juli ein Durchbruch der Alamein-Stellung im Norden herbeigeführt werden. Nach anfänglichen Erfolgen scheiterte der Versuch jedoch am Widerstand der alliierten Truppen. Das Oberkommando der Panzerarmee vermutete, dass britische Gegenangriffe erfolgen würden. Daher erging am 3. Juli die Anordnung, zur Verteidigung überzugehen und Truppenverschiebungen durchzuführen, die der Vorbereitung der Wiederaufnahme der Offensive dienten. Dies interpretierten die Briten in Kombination mit dem durch Ultra entschlüsselten Funkspruch, der den Befehl zur Einstellung des Angriffes übermittelte, als Beginn eines allgemeinen Rückzuges von Rommel. Daher gingen die alliierten Truppen zur vermeintlichen Verfolgung über und stiessen auf den deutsch-italienischen Panzerabwehrschirm, der zwar grösstenteils aus Attrappen aufgebaut war, jedoch seinen Zweck erfüllte. Es erfolgten noch kleinere lokale Vorstösse, die von den deutsch-italienischen Truppen mit Mühe abgewehrt werden konnten.

Bis zum 9. Juli wurden die Umgruppierungen am Südflügel vollendet. Gemäss Schlachtberichten der Panzerarmee Afrika wurde es als besonders notwendig angesehen, die neuseeländische 2. Division auszuschalten. Der Grund dafür war, dass die Division einen Frontvorsprung nach Westen besetzt hielt, wodurch eine permanente Gefahr für die deutsch-italienischen Truppen bestand, die nordöstlich des Verbandes standen. Nach Erfolgen von Angriffen der 21. Panzer-Division, der Aufklärungsabteilung 33 sowie der 90. leichten Afrika-Division am 9. Juli ging Rommel von einem Rückzug der britischen 8. Armee aus. Daher ordnete er für den Anbruch des folgenden Tages einen Angriff des Südflügels der Panzerarmee Afrika an.

Dieser Vorstoss begann planmässig und die Verbände der Achsenmächte konnten gut vorankommen. Im äussersten Norden der Front lief unterdessen ab 6:00 Uhr ein britischer Grossangriff an, der durch starke einstündige Artillerieangriffe vorbereitet worden war. Dabei konnte die australische 9. Division, unterstützt von der 1. Heeres-Panzerbrigade, nördlich der Küstenstrasse einen Durchbruch bei der italienischen Division Sabratha erzielen. Diese wurde auf ihrer Flucht nahezu vollständig zerschlagen, wobei der Grossteil der italienischen Truppen sowie der Fernaufklärungskompanie 621 in Gefangenschaft gingen. Erst fünf Kilometer weiter westlich brachten das neu herangeführte Infanterieregiment 382 gemeinsam mit Unterstützung von Flak und MGs den Vorstoss zum Erliegen. Am nächsten Tag wurden die Angriffe südlich der Küstenstrasse fortgesetzt. Aufgrund von erneuten Erfolgen mussten grosse Teile der Armeeartillerie sowie neue Verbände zur Abriegelung des Durchbruchs herangeführt werden. Aus diesem Grund liess Rommel die Offensive im Süden einstellen.

Die 21. Panzer-Division nahm am 13. Juli um 12 Uhr erneut ihren Angriff von Süden auf die Alamein-Box auf, die sie durchdringen und zur Küstenstrasse vorstossen sollte. Diese Attacke wurde jedoch trotz starker Unterstützung von Sturzkampfbombern durch das Abwehrfeuer der alliierten Artillerie gestoppt. Nachdem ein erneuter Vorstoss, nun auf den australischen Frontvorsprung, scheiterte, ging die Panzerarmee aufgrund der Erschöpfung ihrer Kampfkraft zur Verteidigung über.

Nachdem die Funkaufklärung Claude Auchinleck am 13. Juli über die Nordverschiebung der 21. Panzer-Division in Kenntnis gesetzt hatte, nahm er umgehend die Planungen für einen erneuten Grossangriff im Frontzentrum auf, da ihm die deutschen Verbände überdehnt erschienen. Gemäss diesen Plänen sollten die indische 5. Division, die 1. Panzerdivision und die neuseeländische 2. Division in Frontmitte angreifen. Schon kurz nach dem Beginn der Operation am 15. Juli um 4:30 Uhr konnten Erfolge erzielt werden, die letztendlich zur Vernichtung eines Grossteils des italienischen X. Armeekorps führte. Durch einen Gegenstoss der 15. Panzerdivision und der Aufklärungsabteilungen 3 und 33 konnte die Lage wieder stabilisiert werden. Trotzdem erfolgten weiterhin neue Angriffe seitens der 8. Armee. Bei einer Attacke von zwei durch Panzer verstärkten Kampfgruppen der australischen 9. Division verloren die italienische Division Trieste ein Bataillon, die Division Trento eine Artillerieabteilung. Die Vorstösse konnten durch die Kräfte der Kampfgruppe Briel, Aufklärungsabteilungen 3 und 33 sowie Teile des Schützenregiments 104, die aus dem Mittelabschnitt herangeführt wurden, bis zum Abend gestoppt werden, wobei die angreifenden Truppen zurückgedrängt wurden.

Durch die Erfolge bildete sich im Oberkommando der 8. Armee die Auffassung, dass die italienischen Kräfte nicht mehr weit von einem Zusammenbruch entfernt seien, was wiederum zur Planung einer grösseren Angriffsoperation des XIII. Korps in den folgenden Tagen führte. Letztendlich konnte die Offensive der indischen 5. Division und der 1. Panzerdivision trotz starker Artillerieunterstützung nicht ihre Ziele erreichen. Ein Grund dafür war unter anderem, dass die angreifenden Verbände auf deutsche Kräfte stiessen, die einen Durchbruch zu den Italienern verhinderten. Die britische RAF führte ohne Unterbrechung Bombenangriffe von höchster Intensität durch, die jedoch nach Aussage des Kriegstagebuches der 21. Panzer-Division zumindest in ihrem Bereich vollständig unbedeutend seien. Trotzdem wurde jedoch die Verbindung des Afrikakorps zu seinen Truppenteilen zerstört, sodass weitgehende Unklarheit herrschte. Walther Nehring, der Kommandierende General des Afrikakorps, gab daher den Befehl, einen Gegenangriff der 21. Panzer-Division mit dem Panzer-Regiment 8 der 15. Panzer-Division abzubrechen, um bei Anbruch des Tageslichtes erneut eine Offensive mit gesammelten Kräften durchführen zu können. Die am 22. Juli vorgetragene Attacke zeigte Erfolg, wobei vor allem neuseeländische Truppen starke Verluste erlitten. Bei einem folgenden Angriff der Neuseeländer mit Panzerunterstützung erzielten die Verbände einen Durchbruch durch die italienischen Linien, wobei sich die italienischen Truppen ergaben und der Vorstoss bis zur Höhe 63 weitergeführt werden konnte. Bei der nun erreichten Qattara-Piste leitete das deutsche Panzerregiment 5 einen Gegenangriff ein, in dessen Folge die 23. britische Panzerbrigade 203 Mann sowie 40 ihrer 100 Panzer verlor. Des Weiteren wurden 47 Stück schwer beschädigt. Zusätzlich konnte ein weiterer Einbruch in ein Minenfeld bereinigt werden. Ein erneuter starker britischer Angriff mit dem Ziel, zu den italienischen Truppen vorzustossen und in weiterer Folge einen Zusammenbruch der Front herbeizuführen, scheiterte nach Anfangserfolgen der Inder und Neuseeländer. Sowohl die britische 8. Armee als auch die Panzerarmee Afrika erlitten schwere Verluste, wobei auf britischer Seite zwei erfahrene Infanteriebrigaden komplett und eine Panzerbrigade zu zwei Dritteln vernichtet wurden.

Zum selben Zeitpunkt verlor die Panzerarmee am 22. Juli zwei schwache Bataillone des Schützenregiments 104 sowie eine Kompanie des Infanterieregiments 155. Dabei zeigte sich, dass sowohl die italienischen als auch die eingeschobenen deutschen Verbände an der Obergrenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt waren. Im Armeeoberkommando war man der Meinung, dass die Lage sich zwar stabilisiert habe, die Krise jedoch noch nicht zu Ende sei. Ein weiterer, letzter Durchbruchsversuch von alliierten Verbänden in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli scheiterte nach vielversprechenden Anfangserfolgen an schlechter Koordination zwischen Infanterie und Panzertruppen.

Die Kräfte der 8. Armee waren erschöpft, und am 31. Juli verlangte Auchinleck ein Ende der offensiven Operationen und das Verstärken der Verteidigung, um sich auf eine Grossoffensive vorzubereiten.

Folgen
Die Schlacht endete in einer Pattsituation, aber der Vormarsch der Achsenmächte auf Alexandria (und dann Kairo) wurde aufgehalten. Ein zweiter Versuch Rommels, die alliierten Stellungen zu durchbrechen, wurde in der Schlacht von Alam Halfa im August verhindert. Claude Auchinleck, der sich geweigert hatte, einen erneuten Angriff durchzuführen, bevor er seine Truppen neu gruppiert hätte, wurde durch General Harold Alexander als Oberbefehlshaber Nahost und General Bernard Montgomery als Befehlshaber der 8. Armee ersetzt. Im Oktober besiegte die 8. Armee, jetzt unter dem Befehl von Bernard Montgomery, die Achsenmächte in der zweiten Schlacht von El Alamein.

Erste Ladoga-Schlacht (19.08.1942 – 10.10.1942)

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03_26/Kartenausschnitt von Leningrad

Die Erste Ladoga-Schlacht (auch Sinjawinsker Operation, russisch Синявинская операция) war eine Offensive der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg, die vom 19. August bis zum 10. Oktober 1942 dauerte.

Vorgeschichte
Nach dem Ende des deutschen Vormarsches Ende 1941 war es den sowjetischen Truppen in der Schlacht am Wolchow Anfang 1942 nicht gelungen, die Leningrader Blockade zu beenden. Die Leningrader Front unter Leonid Goworow und die Wolchow-Front unter Kirill Merezkow sollten Leningrad entsetzen und das geplante deutsche Unternehmen Nordlicht verhindern. Die deutsche 18. Armee (Generaloberst Lindemann) wurde für die geplante Offensive durch Verbände der 11. Armee von der Krim und durch weitere Einheiten aus Westeuropa verstärkt. In ihren Memoiren waren sich Merezkow und Erich von Manstein, damaliger Befehlshaber der 11. Armee, einig, dass das Gelände für die angreifende Seite sehr schwierig ist.

Verlauf

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03_27/Gewinne der Sowjets und Gegenangriffe der Deutschen in der Ersten Ladoga-Schlacht (Überblickskarte in englisch)

Am 19. August begann die erste Operation durch die 55. Armee (Generalleutnant Swiridow) der Leningrader Front. Teile der 268. Schützendivision und das separate 86. Panzerbataillon (21 Panzer) gingen mit starker Artillerie- und Fliegerunterstützung in die Offensive. Der Befehl lautete, den Durchbruch über Tosna zu erzwingen und die Siedlungen Iwanowo und Ust-Tosno sowie die dortige Eisenbahnbrücke zu erobern. Am 27. August griffen auch die Truppen der Wolchow-Front (General Merezkow) an, nachdem 1657 Geschütze den Artillerieschlag durchgeführt hatten. Die erste Staffel bestand aus den Einheiten der 8. Armee (General Starikow).

Den Hauptstoss in Richtung Sinjawino führte das 6. Garde-Schützenkorps (Generalmajor S. T. Bijakow) mit vier Schützendivisionen, drei weitere Schützendivisionen deckten die Flanken der Angriffsgruppe. Die deutsche Verteidigung wurde durchbrochen, deutsche Gegenschläge wurden abgeschlagen und Sinjawino wurde erreicht. Die Front des deutschen XXVI. Armeekorps wurde an der Naht zwischen der 227. und 223. Infanterie-Division an der Linie Lipka – Tortolowo aufgerissen. Als zweite Staffel wurde das 4. Garde-Schützenkorps (Generalmajor N. A. Gagen) in Richtung Mga eingesetzt. Schliesslich wurde die noch von der Wolchow-Schlacht dezimierte 2. Stossarmee (General N. K. Klykow, später Romanowski) als dritte Staffel eingesetzt, um die die Linie Dubrowka – Krasny Bor zu erreichen und die Verbindung zu den Truppen der Leningrader Front herzustellen.

Der nächste Angriff der Leningrader Front (Generalleutnant Goworow) wurde am 9. September in Richtung Sinjawino begonnen. Teile der 86., 46. Schützen-Division mit Unterstützung der 11. Infanterie-Brigade überquerten den Fluss Newa und eroberten einen Brückenkopf, der gehalten werden konnte. Bereits am 12. September war diese Offensive vorerst gestoppt: die Verluste von Goworows Truppen in der ersten Angriffsphase beliefen sich auf 738 Tote und 2254 Verwundete.

Der zweite Versuch, den Durchbruch über die Newa zu erzwingen, wurde von der Leningrader Front Ende September unternommen, als die Truppen der Wolchow-Front bereits gestoppt waren. Die operative Gruppe Newa (Generalmajor Nikitin) führte einen weiteren Angriff in Richtung Sinjawino und erweiterte den Brückenkopf. Am 26. September konnten sowjetischen Infanterieeinheiten mit Unterstützung durch wassergängige T-38 Panzer mehrere Brückenköpfe bei Dubrowka, Arbuzowo und Annenskoje errichten. Das deutsche Kommando verstärkte die Verteidigung mit Teilen der 121. Infanterie- und der 5. Gebirgs-Division, die aus dem Bereich Sinjawino abgezogen wurden.

Die deutsche Gegenoffensive
Das Oberkommando der Wehrmacht verlegte sechs Divisionen in den Abschnitt und konnte die sowjetischen Truppen stoppen. Die deutsche Gegenoffensive begann am 21. September:

  • im Norden mit dem XXVI. Armeekorps (General der Artillerie Wodrig) mit der 121. Infanterie-Division und der 5. Gebirgs-Division.
  • im Westen mit der 28. Jäger-Division.
  • Im Süden mit dem XXX. Armeekorps (General Fretter-Pico) mit der 24., 132. und 170. Infanterie-Division

Im Abschnitt der 170. Infanterie-Division (Generalleutnant Sander) wurden auch einige neue Tiger-Panzer eingesetzt, die sich wegen technischer Mängel nicht bewährten. Bis zum 24. September gelang es den deutschen Truppen die bereits abgekämpften sowjetischen Einheiten in einem kleinen Kessel am westlichen Ufer der Tschernaja zusammenzudrängen. Die Reste von 8 sowjetischen Divisionen und 6 Schützen-Brigaden waren eingeschlossen, nur im Osten über Gaitolowo wurde ein Korridor gehalten. Weil die an diesen Kämpfen beteiligten deutschen Einheiten nicht mehr vorankamen, musste zusätzlich die 3. Gebirgs-Division (General Kreysing) ab 28. September über Mga herangeführt werden. Am folgenden Tag erfolgte an der südlichen Kesselfront der direkte Hauptstoss gegen die Mitte des Kessels, wo die sowjetische 24. Garde-Division eingesetzt war. Gleichzeitig versuchten Teile der 12. Panzer-Division zusammen mit der 132. Infanterie-Division (Generalleutnant Lindemann) bei Tortolowo die Basis des sowjetischen Einbruchkeiles abzuschneiden. Die 73. Marine-Brigade, die bis Anfang Oktober einen schmalen Korridor bei Tortolowo offenhielt, verhinderte, dass die deutschen Keile sich sofort schliessen konnten. Weil eine durchgehende Frontlinie noch nicht ausgebildet werden konnte, gelang es einem beträchtlichen Teil der 2. Stoss- und 8. Armee zwischen 29. und 30. September aus dem Kessel herauszukommen.

Die Wehrmacht konnte den Kessel bis 1. Oktober ausräumen und machte 12.000 Gefangene, vernichtete bzw. erbeutete 300 Geschütze, 500 Mörser und 244 Panzer. Die Wolchow-Front zog sich am 5. Oktober und die Leningrader zum 10. Oktober in ihre Ausgangsstellungen zurück.

Verluste
Die deutsche Wehrmacht verzeichnete zwischen dem 28. August und dem 30. September nach eigenen Angaben 4.893 Gefallene (darunter 172 Offiziere) und 21.043 Verwundete. Nach sowjetischen Angaben belief sich die Zahl der deutschen Ausfälle insgesamt auf 60.000 Mann.

Andererseits bestätigen die Archivunterlagen des Militärarchivs in Freiburg, dass im Zeitraum vom 20. August bis 10. Oktober 1942 die deutsche 11. und 18. Armee insgesamt 41.164 Ausfälle hatten, darunter 7911 Gefallene, 31.713 Verwundete und 1540 Vermisste oder Gefangene.

Die Verluste waren auf sowjetischer Seite noch deutlich höher. Alle sowjetischen Kräfte (Wolchow-Front, Leningrader Front, Teile der Baltischen Flotte und Ladoga-Kriegsflottille) hatten zwischen 19. August 1941 und 10. Oktober 1942 insgesamt 113.674 Ausfälle, darunter 40.085 Gefallene, Vermisste und Gefangene.

Folgen
Die Rote Armee konnte zwar die Belagerung Leningrads nicht sprengen, ihr Angriff durchkreuzte aber die deutschen Offensivpläne (Unternehmen Nordlicht) bei Leningrad. Anfang 1943 griffen sowjetische Truppen in der Zweiten Ladoga-Schlacht erneut den Belagerungsring an.

Operation Jubilee (19.08.1942 – 19.08.1942)

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03_28/Kartenausschnitt von Dieppe

Operation Jubilee war eine am 19. August 1942 durchgeführte Landungsoperation der Westalliierten – hauptsächlich kanadische Truppen – im Zweiten Weltkrieg gegen den Hafen von Dieppe im deutsch besetzten Nordfrankreich. Beteiligt waren 237 Schiffe und 7500 kanadische, US-amerikanische, britische, polnische und französische Soldaten. Ziel des Angriffs war die kurzzeitige Inbesitznahme der Stadt Dieppe, die nach wenigen Stunden wieder hätte geräumt werden sollen. Außerdem sollte die Reaktion der deutschen Führung auf den Ausfall der dort installierten Radaranlage getestet werden, weiters, ob ein zweites vermutetes Radarsystem einsatzfähig war. Die Operation wurde unter hohen alliierten Verlusten von bis zu 70 % der eingesetzten Streitkräfte abgebrochen. Im englischen Sprachraum ist der Angriff auch als Dieppe Raid bekannt.

Angriffsvorbereitung
Der Vorstoß gegen Dieppe ging maßgeblich von Admiral Lord Louis Mountbatten, Chef der Combined Operations, aus. Der Angriff sollte ursprünglich im Juli 1942 stattfinden und erhielt den Codenamen Operation Rutter. Das Ziel lag hauptsächlich in der Erprobung der Möglichkeit, einen Hafen auf dem besetzten Festland über einen kurzen Zeitraum zu halten. Des Weiteren sollten nachrichtendienstliche Informationen gesammelt und das Verhalten der deutschen Besatzer analysiert werden. Für den Angriff wurden überwiegend kanadische Soldaten ausgewählt, die nach längerer Zeit wieder einen Kampfeinsatz bestreiten sollten.

Operation Rutter wurde im Mai 1942 genehmigt. Der Hauptangriff sollte auf den Strand von Dieppe durchgeführt werden. Mit Unterstützung der Royal Air Force (RAF) und der Royal Navy sollten in erster Linie britische Fallschirmjäger und die 2. kanadische Division das Gebiet besetzen. Allerdings verhinderte schlechtes Wetter das Unternehmen, so dass Rutter am 7. Juli abgebrochen wurde.

Nachdem der Angriff auf Dieppe zu dieser Zeit nicht ausgeführt werden konnte, und sogar General Montgomery ein solches Unternehmen auf unbestimmte Zeit verschieben wollte, arbeitete Mountbatten Pläne für einen erneuten Vorstoß aus. Der Angriff erhielt nun die Bezeichnung Operation Jubilee. Obwohl er nicht die nötige Unterstützung übergeordneter Stellen erhielt, ließ Mountbatten nicht von seinem Vorhaben ab und begann mit entsprechenden Angriffsvorbereitungen Mitte Juli des Jahres 1942. Es wurde später von alliierter Seite vermutet, dass der deutsche Geheimdienst zu jener Zeit detaillierte Informationen über den Angriff besaß, die in Großbritannien operierende Agenten geliefert hatten. Angeblich soll Hitler auf Grund dieser Berichte kampferprobte Einheiten der Wehrmacht nach Nordfrankreich verlegt haben. Weitere Indizien stützten den Verdacht einer baldigen Landung, wie beispielsweise auffälliger britischer Schiffsverkehr entlang des Kanals. Ebenfalls hielten deutsche Militärs am 17. August in Angers Planspiele bezüglich eines alliierten Angriffs auf Dieppe ab. Die Vermutung, dass die Deutschen über den bevorstehenden Angriff informiert waren, konnte allerdings bis heute nicht bestätigt werden.

Für Jubilee wurde erneut die 2. kanadische Division unter Leitung von Major General J. H. Roberts ausgewählt. Nach ihrer Landung bei Pourville und Puys sollte sie einen Frontalangriff auf Dieppe durchführen. Verteidigungsstellungen im Westen bei Varengeville-sur-Mer und Quiberville sowie im Osten bei Berneval sollten zuvor durch Kommandoeinheiten ausgeschaltet werden. Bodenunterstützung sollten 30 Kampfpanzer des Typs Churchill leisten. Von Seeseite her gaben 252 britische Schiffe Feuerschutz, und die RAF und die 8th US Air Force boten 74 Flugzeugstaffeln auf. Insgesamt sollten 6100 alliierte Soldaten – darunter 5000 Kanadier – an der Küste abgesetzt werden.

Auf deutscher Seite stand die 302. Infanterie-Division, insbesondere das Infanterie-Regiment 571 mit etwa 1500 Soldaten, zur Verteidigung des Abschnitts bereit.

Verlauf
Am Abend des 18. August 1942 verließen etwa 240 Schiffe mehrere englische Kanalhäfen. Den ersten Zwischenfall gab es, als ein Schiffsverband, der den 3. Kommandotrupp transportierte, am frühen Morgen des 19. August auf einen deutschen Konvoi stieß. Dieser konnte zwar schnell aufgerieben werden, er alarmierte zuvor jedoch noch die Küstenverteidigung. Nach dem Zwischenfall waren die Einheiten zerstreut, weswegen nur 18 Kommandosoldaten die Küste bei Berneval erreichten, wo sie die Mannschaften einiger Verteidigungsstellungen überwältigen konnten. Obwohl es ihnen nicht möglich war, die Anlagen zu sprengen, hielten sie die Stellungen anderthalb Stunden. Die Soldaten des 4. Kommandotrupps landeten vollzählig bei Varengeville, wo sie die Küstenbatterie zerstörten und sich wieder einschifften.

Die alarmierten deutschen Einheiten des Infanterie-Regiments 571 der 302. Infanterie-Division unter Oberstleutnant Hermann Bartelt hatten sich inzwischen bei den gefährdeten Küstenabschnitten positioniert. Ein kanadisches Regiment landete nach 5:00 Uhr – später als erwartet und damit nicht mehr im Schutze der Dunkelheit – bei Puys, wo es sofort unter Beschuss genommen wurde. Innerhalb einer Stunde fielen 225 von 600 kanadischen Soldaten; 264 wurden gefangen genommen und nur 33 konnten nach England zurückkehren. Um 4:50 Uhr waren die South Saskatchewan und die Cameron Highlanders bei Pourville gelandet. Auch sie konnten ihre Ziele auf Grund starken deutschen Widerstands nicht erreichen und mussten sich zurückziehen.

Um 5:20 Uhr landeten Soldaten der Royal Hamilton und Essex Scottish am Strand von Dieppe, wo sie sofort starkem Maschinen-gewehrfeuer ausgesetzt waren. Die zur Unterstützung bereitgestellten Churchill-Panzer wurden zu spät abgesetzt und blieben in Sperren stecken; sie wurden größtenteils zerstört. Wegen gestörter Nachrichtenübermittlung war die alliierte Führung nicht über die Vorgänge an den Landungszonen informiert und entschied, weitere Einheiten abzusetzen. Die bereits hoffnungslose Lage am Strand vermochten auch die Verstärkungstrupps nicht zu ändern.

Um 10:50 Uhr gab die alliierte Führung den Rückzugsbefehl. Bis dahin hatte sie 4359 Mann an Verlusten zu beklagen, darunter 1179 Gefallene und 2190 Gefangene. Die britische RAF und die kanadische RCAF verloren 119 Flugzeuge, vor allem Spitfires; die deutsche Luftflotte 3 verlor am 19. August 1942 74 Flugzeuge (davon 50 Totalschäden): 5 Aufklärer, 29 Jagdflugzeuge und 40 Bomber. 109 Mann betrugen die Personalverluste der Luftwaffe, davon 25 Verwundete und 37 Vermisste. Die Wehrmacht hatte insgesamt mindestens 311 Gefallene und 280 Verwundete zu beklagen.

Folgen
In Großbritannien verfestigte sich nach der Niederlage die Erkenntnis, dass die von Stalin geforderte zweite Front in Westeuropa 1942 noch nicht aufgebaut werden konnte. Des Weiteren lieferte der Dieppe-Angriff wichtige Erkenntnisse für die spätere Operation Overlord.

Insgesamt zeigte sich, dass die deutschen Truppen sehr schnell reagierten und eine starke und konsequente Gegenwehr organisieren konnten, der die alliierten Angreifer noch nicht gewachsen waren. Die deutsche Propaganda übertrieb das Ausmaß der Kämpfe und die Anzahl der beteiligten Truppen allerdings dramatisch und bezeichnete den alliierten Vorstoß in der Deutschen Wochenschau (Nr. 628) als den lange erwarteten großangelegten Invasionsversuch, um eine zweite Front zu errichten; er habe aber gegen jegliche militärische Logik verstoßen und rein politischen Zwecken gedient.

Soldatenfriedhof

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03_29/Soldatenfriedhof Dieppe Canadian War Cemetery

Die Wehrmacht legte einen Friedhof für die gefallenen Soldaten an. Dieser heißt heute Dieppe Canadian War Cemetery. Die Gräber wurden nach deutschem Muster in Reihen, mit Grabsteinen Rücken an Rücken angelegt – unüblich für alliierte Soldatenfriedhöfe.

Nachspiel
Am 1. September 1944 marschierte die kanadische 2. Infanteriedivision (dies mal auf dem Landweg) kampflos in Dieppe ein; die Wehrmacht hatte sich am Tag zuvor zurückgezogen. Bernard Montgomery hatte dafür gesorgt (Befehl vom 20. August 1944), dass genau diese Division Dieppe einnahm. Im Hafen von Dieppe landeten am 7. September die ersten alliierten Versorgungsschiffe.

Schlacht von Stalingrad, heute Wolgograd (22.08.1942 – 02.02.1943)

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03_30/Kartenausschnitt von Stalingrad

Die Schlacht von Stalingrad ist eine der bekanntesten Schlachten des Zweiten Weltkrieges. Die Vernichtung der deutschen 6. Armee und verbündeter Truppen im Winter 1942/Anfang 1943 gilt als psychologischer Wendepunkt des im Juni 1941 vom Deutschen Reich begonnenen Deutsch-Sowjetischen Krieges. Der Industriestandort Stalingrad war ursprünglich ein operatives Ziel der deutschen Kriegführung und sollte als Ausgangspunkt für den eigentlichen Vorstoss in den Kaukasus dienen. Heutiger Name der Stadt ist Volgograd/Wolgograd (seit 1961).

Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt im Spätsommer 1942 wurden in Folge einer sowjetischen Gegenoffensive im November 1942 über 330.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten von der Roten Armee eingekesselt. Hitler entschied, dass die deutschen Truppen ausharren und auf eine Entsatzoffensive warten sollten, die aber im Dezember 1942 scheiterte. Obwohl die Lage der nur unzureichend versorgten Soldaten im Kessel aussichtslos war, bestanden Hitler und die militärische Führung auf einer Fortführung der verlustreichen Kämpfe. Die meisten Soldaten stellten Ende Januar/Anfang Februar 1943 zum Teil auf Befehl, zum Teil aus Material- und Nahrungsmangel die Kampfhandlungen ein und gingen in Kriegsgefangenschaft, ohne dass es zu einer offiziellen Kapitulation kam. Rund 10.000 versprengte Soldaten, die sich in Kellern und der Kanalisation versteckt hielten, setzten ihren Widerstand noch bis Anfang März 1943 fort. Von den rund 110.000 Soldaten der Wehrmacht und verbündeter Truppen, die in Gefangenschaft gerieten, kehrten nur rund 6000 in ihre Heimat zurück. In den Kämpfen von Stalingrad kamen über 700.000 Menschen ums Leben, die meisten davon Soldaten der Roten Armee.

Obwohl es während des Zweiten Weltkriegs grössere operative Niederlagen der deutschen Wehrmacht gab, gewann Stalingrad besondere Bedeutung als deutscher und sowjetischer Erinnerungsort. Die Schlacht wurde von der NS-Propaganda noch während des Krieges instrumentalisiert und ist mehr als jede andere Schlacht des Zweiten Weltkriegs noch heute im kollektiven Gedächtnis verankert.

Vormarsch auf Stalingrad – Unternehmen Blau
Nach dem Angriff des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 und der Gegenoffensive der Roten Armee im Winter desselben Jahres wurde für den Sommer 1942 eine neue Offensive geplant mit dem Ziel, die sowjetischen Ölfelder im Kaukasus einzunehmen, die den Namen Fall Blau erhielt.

Die Stadt Stalingrad wurde einerseits aufgrund ihrer industriellen und geografischen Bedeutung und andererseits wegen ihres Symbolwertes als bedeutendes Operationsziel eingestuft:

Stalingrad war für die Sowjetunion von grosser strategischer Bedeutung, da die Wolga eine bedeutende Wasserstrasse darstellt. Die Stadt zog sich 40,2 km in nordsüdlicher Richtung am Westufer der Wolga entlang, war aber an der breitesten Stelle nur 6,4 bis 8 Kilometer breit. Die Wolga, die an dieser Stelle 1,6 Kilometer breit ist, schützte die Stadt vor einer Einschliessung. Der Fluss war Teil eines wichtigen Nachschubweges für Rüstungsgüter, die aufgrund des Leih- und Pachtgesetzes aus den USA über den Persischen Korridor und das Kaspische Meer nach Zentralrussland transportiert wurden. Deutsche Pläne, die auf einen erneuten Vorstoss auf Moskau hinzielten, wurden daher verworfen, da Hitler die kaukasischen Ölfelder für die weitere Kriegsführung für wichtiger hielt. Die Eroberung Stalingrads sollte diesen Transportweg unterbinden und ein weiteres Vorstossen der Wehrmacht in den Kaukasus mit seinen Ölvorkommen bei Maikop, Grosny und Baku sichern.

Die symbolische Bedeutung des Namens Stalingrad sowohl für Stalin als auch für Hitler war zusätzlicher Anreiz beider Kriegs-parteien für einen militärischen Sieg. Stalin hatte diese Stadt während des Russischen Bürgerkriegs als Armeekommissar der Südfront verteidigt und unter anderem mit Massenerschiessungen angeblicher Saboteure die Macht der WKP(B) gefestigt. 1925 wurde die Stadt von Zarizyn in Stalingrad umbenannt.

Nach Berechnungen von Stalins Oberkommando standen 1942, trotz einer Million gefallener Soldaten der Roten Armee und über drei Millionen in Deutschland kriegsgefangener Soldaten, noch 16 Millionen Sowjetbürger im waffenfähigen Alter den deutschen Armeen gegenüber. Die hinter den Ural verlagerte Rüstungsindustrie produzierte bis 1942 4500 Panzer, 3000 Kampfflugzeuge, 14.000 Geschütze und 50.000 Granatwerfer. Auf deutscher Seite waren eine Million Soldaten gefallen, verwundet oder vermisst; von den am Angriff beteiligten Panzern war nur noch jeder zehnte funktionsfähig.

Hitler ging jedoch davon aus, dass „der Feind die Massen seiner Reserven im ersten Kriegswinter weitgehend verbraucht“ habe. Aus dieser Fehleinschätzung heraus befahl er, gleichzeitig Stalingrad und den Kaukasus anzugreifen. Das zersplitterte die begrenzten deutschen Offensivkräfte und führte zu einer räumlichen Überdehnung und Ausdünnung der Front. Der Erfolg des Plans hing davon ab, dass die weit ausgedehnte Flanke der Heeresgruppe B entlang des Don von den Armeen verbündeter Staaten verteidigt werden konnte, während deutsche Armeen die eigentlichen Angriffsoperationen führen sollten. Die Hauptangriffskraft war dabei die circa 200.000 bis 250.000 Mann starke deutsche 6. Armee unter General Friedrich Paulus. Sie erhielt Unterstützung von der 4. Panzerarmee unter Generaloberst Hermann Hoth mit diversen unterstellten rumänischen Verbänden.

Starker sowjetischer Widerstand im Donbogen sowie Treibstoffmangel führten zu einer Verzögerung des deutschen Vorgehens um mehrere Wochen. Erst Anfang August 1942 konnte nach der Kesselschlacht bei Kalatsch der Don überschritten und der Vormarsch nach Stalingrad angetreten werden. Ende August erreichten deutsche Truppen die Wolga nördlich und südlich von Stalingrad und begannen mit dem Vorstoss in das Stadtgebiet. Am 12. September 1942 verlangte Hitler von Paulus die Einnahme Stalingrads. „Die Russen“, so Hitler, seien „am Ende ihrer Kraft“.

Schlachtverlauf
Der Verlauf der Schlacht gliedert sich in drei grosse Phasen.

  1. Phase: Die 6. Armee versucht ab Spätsommer 1942, die Stadt Stalingrad zu erobern. Nachdem sie sie zu 90 Prozent unter beidseitig hohen Verlusten erobert hat, wendet sich die Situation zu Gunsten der Roten Armee.
  2. Phase: Die Truppen der Roten Armee kesseln im Unternehmen Uranus die 6. Armee grossräumig ein. Die zur Flankensicherung abgestellten schwach ausgerüsteten rumänischen und italienischen Verbände können der sowjetischen Offensive nicht standhalten.
  3. Phase: Nach Hitlers Verbot, einen Ausbruch zu versuchen, igelt sich die 6. Armee ein und wartet auf Hilfe von aussen. Im Unternehmen Wintergewitter unternehmen die Deutschen einen Versuch, den Kessel zu erreichen, der aber schliesslich am Widerstand der Roten Armee scheitert. Nach hohen Verlusten durch Kampf, Kälte und Hunger kapitulieren die Reste der 6. Armee im Februar 1943.

Erste Phase: Angriffsphase der 6. Armee
Eine Abteilung der deutschen 16. Panzer-Division erreichte am 23. August um 18 Uhr die Wolga bei Rynok im Norden von Stalingrad. Am gleichen Tag hatte ein massiver deutscher Luftangriff mit 600 Maschinen zum Tod tausender Zivilisten in Stalingrad geführt, welche auf Befehl Stalins nicht evakuiert werden sollten. Die deutsche Luftflotte 4 warf insgesamt ungefähr eine Million Bomben mit einem Gesamtgewicht von 100.000 Tonnen auf die Stadt ab.

Den deutschen Truppen stellten sich die 62. Armee unter Generalmajor Kolpaktschi, die 63. Armee unter Generalleutnant Kusnezow und die 64. Armee unter Generalleutnant Tschuikow, dem späteren Marschall, entgegen. Den Oberbefehl hatte der sowjetische Marschall Timoschenko, der im späteren Verlauf der Schlacht auch noch die herangeführte 21. Armee unter Generalmajor Danilow in Stalingrad einsetzen konnte. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass eine damalige sowjetische Armee aufgrund einer anderen Organisationsstruktur, im Vergleich zu einer deutschen, personell und materiell eher einem deutschen Korps gleichzusetzen war. Hieraus folgt, dass zu Beginn der Schlacht beide Seiten in etwa gleich stark aufgestellt waren – wenn man davon ausgeht, dass eine deutsche Armee je nach Lage, Ausstattung und Auftrag aus vier bis fünf Armeekorps bestand.

Personell konnte die sowjetische Armeeführung, dem Sollbestand entsprechend, auf etwa 1.000.500 Mann zurückgreifen, denen 13.541 Geschütze, 894 Panzer und 1115 Flugzeuge zur Verfügung standen.

Lange Zeit hinderte Stalin die Bevölkerung daran, die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt zu verlassen, da er der Meinung war, dass deren Verbleiben die Moral der kämpfenden Soldaten steigern würde. So mussten Frauen und Kinder beim Ausbau der Verteidigungsstellungen mithelfen, Panzergräben ausheben und teilweise sogar kämpfend eingreifen. Im August 1942 hielten sich rund 600.000 Menschen in der Stadt auf. In den ersten Tagen der Schlacht kamen bei Luftangriffen über 40.000 Zivilisten ums Leben. Erst Ende August begann man Einwohner in Gebiete jenseits der Wolga umzusiedeln. Doch für eine vollständige Evakuierung Stalingrads war es bei einer so grossen Bevölkerungszahl zu spät. Um die 75.000 Zivilisten mussten in der zerstörten Stadt bleiben. Weder die Rote Armee noch die Deutschen nahmen auf die Zivilbevölkerung Rücksicht. Zahlreiche Einwohner mussten in Erdlöchern wohnen. Viele erfroren im Winter 1942/1943; andere verhungerten, weil es keine Lebensmittel mehr gab.

Am 23. August 1942, als deutsche Vorauskommandos die Wolga bei Rynok nördlich von Stalingrad erreichten, verhängte das sowjetische Oberkommando auf Weisung Stalins den Belagerungszustand über die Stadt.

Ab diesem Tag lag die Verantwortung für die unmittelbare Verteidigung der Stadt bei Generaloberst Jerjomenko, der auf Stalins persönliche Weisung hin die Organisation und Leitung der sowjetischen Stalingrader Front innehatte. Als politischer Kommissar stand ihm Nikita Chruschtschow zur Seite. Der von Stalin am 28. Juli 1942 ausgegebene Befehl Nr. 227 unter der Parole „Keinen Schritt zurück!“ führte zur Bildung von Erschiessungskommandos und Strafbataillonen für Rotarmisten, denen mangelnde Kampfbereitschaft oder Feigheit vorgeworfen wurde.

Nach der Verhängung des Belagerungszustands wurde Generalmajor Kolpaktschi als Oberbefehlshaber der 62. Armee abgelöst und durch Generalleutnant Tschuikow ersetzt. Kolpaktschi hatte bezweifelt, die Stadt gegen die deutschen Truppen entsprechend Stalins Befehl halten zu können.

Die Verteidiger verwandelten jedes Schützenloch, jedes Haus und jede Kreuzung in eine Festung. Je weiter die Deutschen in die Stadt vordrangen, desto heftiger fiel der sowjetische Widerstand aus. Besonders heftig waren die Kämpfe im Stadtzentrum Stalingrads um die beiden Bahnhöfe, das Getreidesilo, das Pawlowhaus, den Mamajew-Hügel (deutscherseits als Höhe 102 bezeichnet, auch Mamai-Hügel genannt) sowie die im Norden gelegenen grossen Fabrikanlagen mit dem Stahlwerk „Roter Oktober“, der Geschützfabrik „Barrikaden“ und dem Traktorenwerk „Dserschinski“.

Erst im November gelang es den deutschen Einheiten im Rahmen der Operation Hubertus, die fast völlig zerstörte Stadt nahezu vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen, was von Hitler in seiner Rede im Löwenbräukeller vom 8. November 1942 als grosser Sieg gefeiert wurde. Die 62. Armee unter Befehl von Generalleutnant Tschuikow hielt nur noch einen schmalen, wenige hundert Meter breiten Streifen an der Wolga sowie kleine Teile im Norden der Stadt.

Zweite Phase: Operation Uranus – Einkesselung der 6. Armee
Durch die am Morgen des 19. November 1942 begonnene „Operation Uranus“ wurden die Truppen der Wehrmacht von sowjetischen Streitkräften der Donfront unter Rokossowski und der Südwestfront unter Watutin, die durch die Linien der rumänischen 3. Armee durchgebrochen waren, innerhalb von fünf Tagen eingeschlossen. Die rumänische 3. Armee konnte sich nicht lange halten, da sie eine überdehnte Flanke sichern sollte und dafür ungenügend ausgerüstet war. So verfügten diese Verbände zur Abwehr der sowjetischen Panzer überwiegend über von Pferdegespannen gezogene 3,7-cm-PaK, welche gegen die sowjetischen T-34-Panzer praktisch wirkungslos waren. Der Vorstoss der Roten Armee ging rasch voran, auch weil zum Zeitpunkt der „Operation Uranus“ schlechtes Wetter herrschte und die deutsche Luftwaffe nicht eingreifen konnte. Als sich das Wetter besserte, fand sich die Luftwaffe ungewohnt in der Defensive, da in dieser Schlacht erstmals die Lawotschkin La-5 in grösserer Zahl zum Einsatz kam, ein Flugzeugtyp mit vergleichbaren Leistungen wie die deutsche Fw 190 und damit in der Lage, die eigenen Schlachtflieger wirksam zu decken.

Hinter der rumänischen 3. Armee befand sich das XXXXVIII. Panzerkorps, bestehend aus der 22. deutschen und der 1. rumänischen Panzerdivision. Auf Befehl Hitlers wurde es den sowjetischen Truppen entgegengeworfen, um die Situation zu stabilisieren. Das Panzerkorps, primär ausgerüstet mit tschechischen Panzerkampfwagen 38(t), lag in Ställen und Scheunen in Bereitstellung. Im Stroh massenhaft vorhandene Mäuse hatten sich durch die Verkleidungen und elektrischen Kabel der Fahrzeuge gefressen, wodurch nur rund 30 Panzer einsatzbereit waren, die aufgrund der geringen Stückzahl und ihrer recht geringen Kampfstärke den Angriff der Roten Armee nicht stoppen konnten. Der Kommandeur jenes Panzerkorps, Ferdinand Heim, diente im Nachhinein als Sündenbock, wurde aus der Wehrmacht ausgestossen und erst 1944 wieder mit einem Kommando in Boulogne betraut. Die Rote Armee griff ihrerseits durch die Südfront unter General Jeremenko die rumänische 4. Armee und die deutsche 4. Panzerarmee an, so dass sich beide Speerspitzen der Zangenbewegung am 23. November bei Kalatsch am Don treffen und den Ring um Stalingrad endgültig schliessen konnten.

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03_31/Einkesselung der 6. Armee durch sowjetische Streitkräfte

Die Wehrmacht befand sich nun in der Zwickmühle: Im Fall einer Niederlage in Stalingrad hätte die Rote Armee zum Schwarzen Meer durchbrechen können und somit die gesamte Heeresgruppe A abgeschnitten – der drohende Verlust einer ganzen Heeresgruppe wäre praktisch ein „Super-Stalingrad“ gewesen. Ein Rückzug aus dem Vorkaukasus hätte jedoch andernfalls bedeutet, dass die kaukasischen Erdölfelder in unerreichbare Ferne rücken würden und ein geplanter Vorstoss in Richtung Iran oder Indien völlig illusorisch geworden wäre. Dies wollte Hitler sich jedoch nicht eingestehen und zögerte den Rückzugsbefehl für die Heeresgruppe A daher hinaus. Erst als sich mit dem Scheitern des Entsatzversuches eine Niederlage der 6. Armee abzeichnete, wurde am 28. Dezember 1942 der Rückzug der Heeresgruppe A eingeleitet, der aufgrund der späten Entscheidung teilweise zu einer verlustreichen Flucht über hunderte Kilometer geriet.

Dritte Phase: Eroberung des Kessels
Kesselschlacht
Seit dem 22. November war die 6. Armee völlig von sowjetischen Truppen eingekesselt. Paulus und sein Stab planten, zunächst die Fronten zu stabilisieren und dann nach Süden auszubrechen. Schon zu jenem Zeitpunkt mangelte es aber an der notwendigen Ausrüstung für ein solches Unternehmen.

Am 24. November entschloss sich Hitler endgültig, den Kessel aus der Luft zu versorgen, nachdem Reichsmarschall Hermann Göring ihm versichert hatte, dass die Luftwaffe in der Lage sei, den benötigten Mindestbedarf von 500 Tonnen Versorgungsmaterial täglich einzufliegen. Angeblich wurden sowohl Göring als auch Hitler von den Generalstäben des Heeres und der Luftwaffe darüber informiert, dass dies nicht möglich sei. Der höchste Versorgungsumfang wurde am 19. Dezember 1942 mit 290 Tonnen erreicht, an manchen Tagen konnten jedoch wegen des schlechten Wetters keine Versorgungsflüge durchgeführt werden. Vom 25. November 1942 bis zum 2. Februar 1943 konnten im Durchschnitt anstelle der versprochenen 500 Tonnen täglich nur 94 Tonnen eingeflogen werden.

Am 24. November wurden die Rationen der Soldaten halbiert und die Brotzuteilung auf täglich 300 Gramm festgelegt und in der Folgezeit auf 100 Gramm, gegen Ende auf lediglich 60 Gramm pro Mann reduziert.

Die Versorgung aus der Luft, für die in erster Linie das VIII. Fliegerkorps der Luftflotte 4 zuständig war, brach weiter zusammen, als die Flugplätze Tazinskaja und Morosowskaja ausserhalb des Kessels und der Flughafen Pitomnik innerhalb des Kessels von der Roten Armee erobert wurden und eine Versorgung nur mehr über den notdürftig hergerichteten Feldflugplatz Gumrak durchgeführt werden konnte. Die meisten der eingekesselten Soldaten starben deshalb auch nicht infolge von Kampfhandlungen, sondern an Unterernährung und Unterkühlung.

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03_32/Kriegsrat der Stalingrader Front im Dezember 1942 (links Nikita Chruschtschow, rechts Andrei Jjomenko)

Ein weiteres für die Soldaten und Offiziere im Kessel wesentliches Problem war, dass über diese Versorgungsflugplätze auch der Abtransport der Verwundeten erfolgen musste. Insbesondere nachdem nur noch der Behelfsflugplatz Gumrak zur Verfügung stand, mussten die Flugzeugbesatzungen oft genug unter Waffengewalt die Verzweifelten davon abhalten, sich an die Flugzeuge zu hängen, was ihnen nicht immer gelang. So kam es vor, dass sich Männer beispielsweise an den Fahrgestellen der startenden Maschinen festhielten, bis die Kräfte sie verliessen und sie abstürzten.

Die sowjetische Armee machte sich zu diesem Zeitpunkt die Arbeit deutscher Kommunisten (darunter Walter Ulbricht, Erich Weinert und Willi Bredel) zunutze. Die Hauptaufgabe der damaligen sowjetischen Propaganda-Abteilung war es, 20- bis 30-minütige Programme mit Musik, Gedichten und Propaganda auf mobilen Grammophonen abzuspielen und über riesige Lautsprecher zu verbreiten. Über diese Lautsprecher wurde unter anderem der beliebte alte Schlager mit dem Refrain „In der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn!“ verbreitet.

Andere Mittel der Propaganda, darunter der Spruch „Alle sieben Sekunden stirbt ein deutscher Soldat. Stalingrad – Massengrab“. der dem monotonen Ticken einer Uhr folgte, und die sogenannte „tödliche Tango-Musik“ (Death Tango) sorgten für eine zusätzliche Demoralisierung der Soldaten im Kessel. Die meisten Propaganda-Rundsendungen dieser Art jedoch führten auf Befehl der deutschen Generäle zunächst zu einem verstärkten Beschuss der gegnerischen Stellungen, so dass ein Grossteil der sowjetischen Einsatzkräfte bei diesen Unternehmen getötet wurde. Aufgrund nachlassender deutscher Munitionslieferungen aber wurde dieser Beschuss mit der Zeit immer schwächer und ein „Weghören“ in der Folge kaum mehr möglich.

Ein ebenfalls genutztes akustisches Mittel der Demoralisierung war schliesslich der charakteristische „Schrei“ der deutscherseits „Stalin-Orgel“ genannten sowjetischen Katjuschas (Mehrfachraketenwerfer).

Stalingrad-Luftbrücke
Wesentlich für das Andauern der Kämpfe im Kessel war die Versorgung der eingeschlossenen deutschen Truppen mit Munition, Betriebsstoffen und Lebensmitteln über eine Luftbrücke. Der Generalinspekteur der Luftwaffe Erhard Milch wurde von Adolf Hitler beauftragt, sie zu gewährleisten. Dafür kamen Ju 52, geführt vom Lufttransportführer 2, umgerüstete Bomber wie die He 111 und He 177 sowie Schul- und Passagierflugzeuge der Typen Ju 86 und Fw 200 zum Einsatz. Der Lufttransportführer 1, auch Lufttransportführer Morosowskaja genannt, führte dabei die He-111-Verbände.

Die vom Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring versprochene Lieferung des erforderlichen Tagesbedarfes der Armee von mindestens 500 Tonnen Versorgungsgütern wurde nie erreicht. Die höchste Tagesleistung von 289 Tonnen Gütern konnte mit 154 Flugzeugen am 19. Dezember 1942 bei guten Wetterbedingungen erzielt werden.

In der ersten Woche ab dem 23. November 1942 wurden mit durchschnittlich 30 Flügen pro Tag nur insgesamt 350 Tonnen Frachtgut eingeflogen, davon waren 14 Tonnen Proviant für die 275.000 Mann im Kessel (dies entspricht 51 Gramm pro Person). 75 Prozent der Ladung bestanden aus Treibstoff für den Rückflug, für die Panzer und für die im Kessel befindlichen Bf-109-Begleit-jäger. In der zweiten Woche wurde mit insgesamt 512 Tonnen ein Viertel der geforderten Menge transportiert, davon nur 24 Tonnen Nahrungsmittel. Das führte dazu, dass bereits verstärkt Zugtiere geschlachtet werden mussten, um den Mangel an Nahrungsmitteln auszugleichen. Da die noch einsatzfähigen Truppen den Vorrang bei der Versorgung hatten, erhielten Verwundete und Kranke bald keine Verpflegung mehr und kämpften erbittert um die letzten Plätze in den Transportmaschinen.

Vom 24. November 1942 bis zum 31. Januar 1943 hatte die Luftwaffe bei den Versorgungsflügen folgende Verluste an Transportmaschinen:

Flugzeugverluste Stalingrad

Insgesamt gingen also 495 Maschinen verloren. Dies entsprach 5 Geschwadern und damit mehr als einem Fliegerkorps.

Die Verluste betrugen demnach etwa 50 % der eingesetzten Einheiten. Zudem wurde zugunsten der Luftversorgung das Ausbildungsprogramm der Luftwaffe angehalten und die Feindflüge an anderen Kriegsschauplätzen wurden erheblich reduziert, um Treibstoff für den Einsatz in Stalingrad zu sparen.

Deutscher Entsatzversuch – „Unternehmen Wintergewitter“
Vorbereitungen
Im Kessel ergriff General der Artillerie Walther von Seydlitz-Kurzbach, Kommandierender General des LI. Armeekorps, die Initiative und arbeitete mit seinem Generalstab einen Plan für den Ausbruch aus. Die Befehlshaber der anderen Korps im Kessel sowie das AOK 6 teilten seine Ansichten vollständig. Der Termin wurde auf den 25. November festgelegt und mit dem Einverständnis der Heeresgruppe B die notwendige Umgruppierung befohlen. Der Ausbruch sollte in drei Etappen erfolgen, wobei die Truppen schrittweise aus dem Norden des Kessels in den Süden verlegt werden sollten, bevor dann ein Panzerkeil die feindlichen Linien durchstossen und der nachfolgenden Infanterie den Weg nach Süden freimachen sollte. Die Vorbereitungen gediehen so weit, dass nur noch die Erlaubnis vom Oberkommando des Heeres fehlte. 130 Panzer und 17.000 Mann standen für die erste Welle bereit, 40.000 Soldaten für die zweite.

Hitler hatte bereits am 22. November Befehl gegeben, den Kessel zu halten. In einem Gespräch mit dem Vertreter des General-stabes des Heeres, General der Infanterie Kurt Zeitzler, liess Hitler sich überzeugen, den Ausbruch zu genehmigen. Ihm wurde versichert, dass die zurückgenommene Front sowie die Heeresgruppe A in ihren Stellungen gehalten werden könne. Bei der Heeresgruppe B glaubte man, dass der Ausbruchsbefehl stündlich eintreffen könne. Als am 24. November um 10:45 Uhr der Befehl noch immer nicht erteilt war, bereitete die Heeresgruppe eigenmächtig dessen Herausgabe vor. In dieser Situation erhielt das AOK 6 über die Heeresgruppe hinweg den Führerbefehl, bis auf weiteres auszuhalten. Ursache für Hitlers Haltung war das Versprechen des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Hermann Göring, die 6. Armee aus der Luft versorgen zu können.

Am 25. November wurde Generalfeldmarschall Erich von Manstein die neugebildete Heeresgruppe Don mit dem Auftrag unterstellt, durch Angriff der 4. Panzerarmee die Verbindung zur Festung Stalingrad wiederherzustellen. Die Heeresgruppen A und B sollten ihre Stellungen halten. Manstein hielt diese Aufgabe freilich für undurchführbar: Er plädierte für einen gemeinsamen Entlastungsangriff der Heeresgruppen Don und A bei gleichzeitigem Ausbruch der 6. Armee und eine Zurücknahme der Front auf Donez und Mius. Mit seiner Ansicht konnte sich Manstein im Führerhauptquartier (FHQ) aber nicht durchsetzen. Hitler bestand darauf, die Stellungen sowohl im Kaukasus als auch in Stalingrad zu halten.

So teilte Manstein nun seine Heeresgruppe zur Vorbereitung des Entsatzangriffes in zwei Teile: die Armeeabteilung Hollidt mit Front am Tschir im Norden und Don im Osten und die im Süden stehende Armeegruppe Hoth jenseits des Dons. Ursprünglich hatten beide Teile der Heeresgruppe Don angreifen sollen; da die für die Armeeabteilung Hollidt vorgesehenen Verbände aber nicht eintrafen und die Entwicklung der Lage am Tschir den Vorstoss nicht zuliess, verblieb sie in ihrer Stellung. Die unter Generaloberst Hoth stehende Armeegruppe erhielt am 1. Dezember somit allein den Befehl zur Durchführung des Unternehmens Wintergewitter. Zu diesem Zeitpunkt war sie jedoch noch nicht voll einsatzfähig: Die unterstellten rumänischen Truppenteile waren unzureichend ausgerüstet und bereits in den vorangegangenen Kämpfen stark dezimiert und demoralisiert worden. Von den deutschen war bisher nur die 6. Panzer-Division einsatzbereit. Die Ankunft der 17. Panzer-Division war noch völlig ungewiss und die 23. Panzer-Division traf nur sehr langsam ein. Zudem musste die ebenfalls vorgesehene neu aufgestellte 15. Luftwaffen-Felddivision erst im rückwärtigen Gebiet unter Hochdruck ihre Grundausbildung beenden.

Der zunächst auf den 8. Dezember festgesetzte Angriffstermin konnte unter diesen Umständen nicht eingehalten werden. Die deutsche Führung wartete zudem für ein besseres Vorankommen auf eine Kälteperiode mit Bodenfrost. Diese trat ab dem 10. Dezember ein.

Der Entsatzangriff

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03_33/Geplanter Verlauf (hellblaue Pfeile) und tatsächliche Angriffsbewegungen bis zum 23. Dezember

Da die Entwicklung der Lage bei der 6. Armee einen längeren Aufschub verbot, entschied sich Hoth am 12. Dezember für den Angriff, ohne das Eintreffen der 17. Panzer-Division abzuwarten. Auf deutscher Seite war man optimistisch; es wurde von den Militärstrategen insgesamt für unmöglich gehalten, eine Kesselumfassung gegen ein anrückendes Entsatzheer zu halten.

Das LVII. Panzerkorps (General der Panzertruppe Kirchner) griff aus dem Raum Kotelnikowo an und erreichte bis zum Abend das Ufer des Aksai, wo es alle Vorbereitungen für den Übergang am nächsten Tag traf. Am 13. Dezember drang das Korps auf das Höhengelände von Kumski vor, wo es auf sehr starken Widerstand stiess. So meldete die 6. Panzer-Division am 15. Dezember den Verlust von 23 Panzern und acht Feldhaubitzen Der bis zu dieser Zeit erreichte Vorstoss von lediglich 60 km hatte beträchtliche materielle und personelle Verluste zur Folge.

Nachdem die 17. Panzer-Division (Generalleutnant von Senger und Etterlin) am 17. Dezember auf dem Gefechtsfeld eingetroffen war, konnte am 19. der sowjetische Widerstand gebrochen und das südliche Ufer des Flusses Myschkowa gewonnen werden. In einem Handstreich besetzte die 6. Panzer-Division (Generalleutnant Raus) in der Nacht auf den 20. Dezember die einzige Brücke über den Fluss und richtete am Nordufer einen Brückenkopf ein. Die Spitzen der Armeegruppe hatten sich damit bis auf 55 km dem Einschliessungsring um Stalingrad genähert und konnten bereits über die öde Steppe hinweg die Leuchtkugeln der Südfront des Kessels erkennen. Vom 20. bis zum 22. Dezember kämpfte die 23. Panzer-Division (General Vormann) um die Erweiterung des Brückenkopfes. Die Lage verbot aber ein weiteres Angreifen der Panzertruppe. So riss nicht nur die Verbindung zum Brückenkopf mehrmals ab, sondern auch die Lage im Rücken der Truppen auf der Südseite der Myschkowa war alles andere als bereinigt. Nun war sich die sowjetische Führung sicher, dass ihr Plan aufgehen würde, warf alle verfügbaren Truppen in die Flanken der Entsatzarmee und erzielte schnell grosse Bodengewinne.

Zudem griff die Rote Armee jetzt auch die Armeeabteilung Hollidt an und drückte deren Brückenkopf bei Nischni-Tschirskaja ein. Die Donbrücken von Akimowski und Lutschenski waren bereits in der Hand der Sowjets. Damit bestand die Gefahr, dass die Armeegruppe Hoth auf dem westlichen Ufer des Dons umgangen werden würde und es zu einem weiteren Kessel kommen könnte. Da schon der benötigte Nachschub für den Stalingrader Kessel nur unzureichend eingeflogen wurde, war klar, dass die Luftwaffe keinen weiteren Kessel würde versorgen können. So blieb nur der verlustreiche Rückzug, der zumindest die noch kampftauglichen Verbände der Entsatzarmee rettete.

Abbruch des Angriffs
Im Kessel waren zum zweiten Mal alle Vorbereitungen für den Ausbruch getroffen worden, der auf das Stichwort „Donnerschlag“ erfolgen sollte: Panzer- und Truppenverbände lagen schwerpunktmässig im Süden, alle überflüssige Ausrüstung und das zurückzulassende Material waren vernichtet, die Riegelstellungen und Bunker am Nordrand des Kessels aufgegeben worden. Zu dieser Zeit schätzte das AOK 6, aufgrund des allgemeinen Kräfteverfalls der Truppe sowie des Brennstoff- und Munitionsmangels nur noch zu einem Ausbruch bis 15 km Tiefe befähigt zu sein. Es sollte vor dem Ausbruch daher abgewartet werden, bis die Armeegruppe Hoth bis auf 18 km herangekommen wäre. Am 21. Dezember erteilte Hitler die Genehmigung für den Angriff der 6. Armee, sofern Stalingrad gehalten würde. Noch am selben Tag forderte das FHQ die Brennstoffunterlagen der Armee an, wobei sich herausstellte, dass der Treibstoff nur noch eine maximale Eindringtiefe der Panzer von 30 km erlaubte. Daraufhin zog Hitler seine Erlaubnis wieder zurück, um zu vermeiden, dass das schwere Material in der Steppe zurückgelassen werden müsste.

Trotz der Lage im Rücken des Brückenkopfes und des Anmarsches weiterer motorisierter Feindkräfte entschloss sich Generaloberst Hoth, den Angriff fortzusetzen. Jedoch war der Roten Armee bereits am 17. und 18. Dezember bei der italienischen 8. Armee auf dem Südflügel der Heeresgruppe B ein Einbruch von wenigstens 45 km Tiefe gelungen und die Front auf einer Breite von 150 km aufgerissen. Die Nordflanke der Heeresgruppe Don und in der Folge die gesamte Heeresgruppe Süd war damit aufs Äusserste bedroht. Deswegen erteilte Generalfeldmarschall von Manstein am 23. Dezember der Armeegruppe Hoth den Befehl, den Angriff einzustellen und zur Abwehr überzugehen. Die 6. Panzer-Division sollte dann von der Gruppe Hoth in den bedrohten Raum abgegeben werden. Hoth war der Ansicht, dass seine inzwischen erfolgte Umgruppierung den Vorstoss aus dem Brückenkopf gewährleiste und bereits eine Annäherung auf 25 km für einen Ausbruch der 6. Armee ausreichen müsse. Die 4. Panzerarmee war bereit, am 24. Dezember mit allen Kräften zur Entscheidungsschlacht anzutreten und unter Missachtung von Rücken- und Flankensicherung durchzustossen. Der Befehl, die Panzer-Division abzugeben und den Raum zu halten, blieb jedoch bestehen. Damit war das Unternehmen Wintergewitter eingestellt.

Nachspiel
Kurz nach der Abgabe der verlangten Panzer-Division am 24. Dezember ging die Rote Armee zum Angriff über. Gegen das I. Gardeschützenkorps, XI. Garde-Mot.-Korps sowie das VII. und XIII. sowjetische Panzerkorps war die Front der Armeegruppe Hoth nicht zu halten. In letzter Minute erhielt sie am 26. Dezember die Genehmigung, auf ihre Ausgangsstellung zurückzugehen. Diese Linie musste unter dem Ansturm der Rotarmisten in der Nacht zum 29. Dezember ebenfalls aufgegeben werden. Der Frontbogen an Tschir und Don hielt zwar, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis auch er eingedrückt werden würde. Der Entsatz von Stalingrad war aussichtslos geworden. Die Heeresgruppe Don hielt ihre Stellung nur noch zu dem Zweck, den Weg für die zwischen Schwarzem Meer und Kaspischem Meer stehende Heeresgruppe A freizuhalten.

So hoffte man in von Mansteins Stab nun auf ein selbständiges Handeln von Paulus, aus eigener Kraft die 80 km bis zu den deutschen Linien am Don zu überwinden. Da dies dem Führerbefehl entgegenstand, konnte man Paulus dies aber nicht offiziell mitteilen. Entsatzhilfe war von der Heeresgruppe Don nicht mehr zu erwarten: Sie bereitete insgeheim bereits ihren weiteren Rückzug nach Taganrog vor. Auch die Heeresgruppe A, die noch im Raum nördlich des Kaukasus stand, hatte genug Mühe, ihren Rückzug über den Don zu organisieren, bevor die Rote Armee mit Stossrichtung auf Rostow sie ebenfalls abschnitt. Dennoch war der 6. Armee vom FHQ mitgeteilt worden, dass sie durch die (zersprengte) 17. Armee (Heeresgruppe A) entsetzt werden würde. Der von Manstein zum AOK 6 am 27. Dezember ausgesandte Emissär schilderte die Notwendigkeit zum sofortigen Ausbruch, doch Paulus lehnte wegen Hitlers Versprechen, die 6. Armee ausreichend zu versorgen und rechtzeitig zu entsetzen, jedes eigenmächtige Handeln ab. Die 6. Armee kämpfte noch bis Ende Januar/Anfang Februar 1943.

Die „Operation Kolzo“ und das Ende der 6. Armee
Trotz der aussichtslosen Lage lehnte Paulus noch am 8. Januar 1943 die Aufforderung der sowjetischen Seite zur Kapitulation ab.

Nach dem Abschluss der Operation Uranus begann die Rote Armee daher am 10. Januar 1943 unter dem Namen Operation Kolzo (russ.: Ring) ihre letzte Grossoffensive gegen die Reste der 6. Armee, mit dem Ziel, den Kessel von Stalingrad zu „zerschmettern“. Zum einen wurde dazu der Ring um die Eingeschlossenen enger gezogen, zum anderen rückte die unmittelbare Front weiter nach Westen, was die 6. Armee noch weiter von den eigenen Truppen abschnitt. In diesem Zuge gelang den sowjetischen Truppen auch die Eroberung der beiden Flugplätze Pitomnik (16. Januar) und Gumrak (22. Januar). Nur auf dem Notbehelfsflughafen „Stalingradski“ starteten und landeten ab da noch Flugzeuge der Wehrmacht, bis auch der in sowjetische Hände fiel und Versorgungsmaterial nur noch über dem Kessel abgeworfen werden konnte.

Am 25. Januar schliesslich wurden die Kräfte der Wehrmacht in einen Süd- und einen Nordkessel aufgespalten. Am 28. Januar wurde der Nordkessel nochmals in einen Mittel- und einen Nordkessel aufgespalten.

Durch Funkspruch aus dem Führerhauptquartier wurde Paulus am 30. Januar 1943 zum Generalfeldmarschall befördert. Da sich bis dahin noch kein Generalfeldmarschall der Wehrmacht in Gefangenschaft begeben hatte, wollte Hitler mit dieser Beförderung zusätzlichen Druck auf Paulus ausüben, unter allen Umständen die Stellung zu halten – oder aber ihn damit indirekt zum Suizid auffordern.

Am selben Tag war eine Ansprache an das deutsche Volk aus dem Ehrensaal des Reichsluftfahrtministeriums in Berlin angekündigt. Da der „Führer“ bewusst nie in Verbindung mit einer klaren Niederlage reden sollte, wurde der „zweite Mann des Reiches“, Göring, dazu bestimmt, die Deutschen auf diese vorzubereiten. Die Briten wussten von dem im Rundfunk verbreiteten Zwölf-Uhr-Termin Görings und sorgten mit wenigen Schnellbombern über der Reichshauptstadt für eine peinliche Verzögerung um eine Stunde. Aus den allgemein durchsichtig gewordenen Redeformeln konnten die Zuhörer dann auf die ausweglose Situation der Einge-schlossenen schliessen.

Am 31. Januar drangen morgens Truppen der Roten Armee in das Kaufhaus „Univermag“ ein, in dessen Keller sich das Hauptquartier der 6. Armee befand. Um 7:35 Uhr gab die dortige Funkstation ihre letzten beiden Meldungen ab: „Russe steht vor der Tür. Wir bereiten Zerstörung vor“. Kurz darauf: „Wir zerstören“. Nach weiteren Angriffen der Roten Armee auf die noch verbliebenen deutschen Stellungen gab Generalmajor Roske, Kommandeur der 71. Infanterie-Division, im Südkessel auf. Unmittelbar darauf kam Generalmajor Laskin, Chef des Generalstabes der 64. Sowjet-Armee, in das Hauptquartier der 6. Armee, wo sodann die Übergabeverhandlungen begannen. Am gleichen Tag kapitulierte auch der von Generaloberst Heitz befehligte Mittelkessel.

Der an diesem Tag zugleich in Gefangenschaft gegangene Oberbefehlshaber der 6. Armee Paulus wurde durch den damaligen Generaloberst und späteren Marschall der Sowjetunion Konstantin Rokossowski in der Nacht zum 1. Februar verhört. Hitler tobte, als er von der Gefangennahme des Oberbefehlshabers Kenntnis erhielt. Paulus hatte allen Offizieren den Suizid ausdrücklich verboten mit der Begründung, sie hätten das Schicksal ihrer Soldaten, nun in Gefangenschaft zu gehen, zu teilen.

Der am 30. Januar in letzter Minute zum Generalfeldmarschall beförderte Paulus geht am 31. Januar 1943 in sowjetische Kriegsgefangenschaft

Ihr definitives Ende fand die Operation Kolzo erst mit der Einstellung der Kämpfe im Nordkessel, der – mit den Resten von 21 deutschen sowie zwei rumänischen kaum mehr kampffähigen, ausserdem völlig unterversorgten Divisionen und dem General der Infanterie Karl Strecker als Kommandierendem General – am 2. Februar 1943 kapitulierte.

Am 3. Februar um die Mittagszeit liess das OKW im Grossdeutschen Rundfunk eine Sondermeldung verlesen, in der erklärt wurde, dass die 6. Armee „unter der vorbildlichen Führung von Paulus bis zum letzten Atemzug“ gekämpft habe, aber einer „Übermacht“ und „ungünstigen Verhältnissen erlegen“ sei. Man erklärte sie zu einem historischen „Bollwerk“ einer nicht deutschen, sondern „europäischen Armee“, die stellvertretend den Kampf gegen den Kommunismus geführt habe.

Die Behauptungen der Reichsrundfunksender gipfelten darin, alle Soldaten der Sechsten Armee hätten den Tod gefunden. In der Sondermeldung wurde nicht erwähnt, dass insgesamt 91.000 Soldaten in die Kriegsgefangenschaft gingen, was die BBC bereits gemeldet hatte und dazu führte, dass mehr Menschen in Deutschland ihre Informationen von ausländischen „Feindsendern“ bezogen. Goebbels, der diese Meldung lanciert hatte, war öffentlich als Lügner entlarvt worden.

Das NS-Regime ordnete drei Tage des nationalen Gedenkens an: Lokale, Kinos etc. waren geschlossen, der Rundfunk sendete nur Ernste Musik. Jedoch war Trauerbeflaggung untersagt, ebenso durften in der Presse keine schwarzen Umrandungen erscheinen.

Versprengte Truppenteile der Wehrmacht allerdings kämpften im Raum Stalingrad zum Teil noch bis in den März hinein. Als letzte dokumentierte Kampfhandlung vermerkt ein NKWD-Bericht einen Angriff deutscher Soldaten am 5. März. Beim Angriff wurden zwei sowjetische Soldaten verwundet. Nach einer Suchaktion wurden acht deutsche Offiziere erschossen.

Folgen
Der Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller spricht von „ungeheuren Opfern“ der sowjetischen Seite bei dieser Schlacht: „Nach offiziellen Zahlen kostete allein die Stalingrader Verteidigungsoperation die Rote Armee bis zum 18. November 1942 an Toten 323.856, an Verwundeten 319.986 Mann“. Die Militärhistoriker Gerd R. Ueberschär und Wolfram Wette betonen, „dass die Opfer der sowjetischen Armee sowie der Stalingrader Zivilbevölkerung wesentlich höher waren als die deutschen Verluste“.

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03_34/Gefangene bei Stalingrad (Februar 1943)

Sie gehen von ca. „einer Million Soldaten und einer unbekannten Zahl von Zivilisten“ aus. Während bei Kriegsausbruch Stalingrad knapp eine halbe Million Einwohner hatte, zählte die Stadt bei der Rückeroberung durch die Rote Armee, so der Historiker Jochen Hellbeck, weniger als 8.000 Einwohner.

Auf deutscher Seite ging Generalfeldmarschall Paulus mit seinem Stab und einer grösseren Zahl von Generälen in Gefangenschaft. Die Höhe der deutschen Verluste wird kontrovers diskutiert. Laut Rolf-Dieter Müller ist gegenüber früheren Schätzungen jetzt von etwas Geringeren Zahlen auszugehen. Nach Müller seien anfangs 195.000 deutsche Soldaten eingekesselt worden (andere Zahlen: 220.000). Davon seien 60.000 im Kessel gestorben, 25.000 Verwundete (andere Zahlen: 40.000) seien noch ausgeflogen worden. 110.000 Mann gerieten nach Müller in Gefangenschaft, von denen nach 1945 nur 5.000 (andere Zahlen: 6.000) zurückgekehrt seien; die meisten Gefangenen seien innerhalb weniger Wochen und Monate aufgrund von „Inkompetenz und Versorgungsmängel[n] auf sowjetischer Seite“ gestorben. Hierbei muss aber auch berücksichtigt werden, dass die Gefangenen sich in denkbar schlechtem Zustand befanden. Fast alle waren völlig unterernährt, viele hatten Erfrierungen und Verwundungen, und da die deutsche Luftwaffe alle Bahnhöfe im sowjetischen Hinterland zerstört hatte, mussten die Gefangenen nun grosse Strecken zu Fuss zurücklegen, was viele überforderte. Schlechte hygienische Zustände führten zu weiteren Krankheiten. Insbesondere das von Läusen übertragene Fleckfieber habe in den Gefangenenlagern die meisten Opfer gefordert. Am Ende der Schlacht um Stalingrad lagen in den Trümmern der völlig zerstörten – Stadt auch die Kadaver von ca. 52.000 Wehrmachtspferden.

In den Diskussionen über Stalingrad wird immer wieder argumentiert, das „Opfer“ der 6. Armee, d. h. das bewusste Festhalten an der militärisch aussichtslosen Position, sei „notwendig“ gewesen, um noch grössere Verluste an anderen Frontabschnitten zu verhindern. Doch nicht nur war der Krieg für die Deutschen bereits nach der Schlacht um Moskau und dem Kriegseintritt der USA im Winter 1941 verloren, sondern Hitlers Entscheidung, gleichzeitig im Kaukasus und in Stalingrad anzugreifen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil die Truppenverbände dadurch unterversorgt waren und es an schnellen motorisierten Verbänden fehlte. Nicht nur hatte die Rote Armee inzwischen eine flexiblere und effizientere Verteidigungsstrategie entwickelt, sondern spätestens Ende September 1942 war es zudem offensichtlich, dass die Truppen in diesen Regionen im Winter nicht ausreichend würden versorgt werden können. Die Lage der 6. Armee in Stalingrad war deshalb bereits unhaltbar, bevor sie im November 1942 eingeschlossen wurde. Dass Hitler trotzdem befahl, in dieser Lage auszuharren, lässt sich eher aus Prestigeerwägungen und durch seine Furcht vor Rückzügen erklären und nur zum Teil aus militärischen Erwägungen. Die Behauptung, schliesslich habe die Aufopferung der 6. Armee bei Stalingrad zur Verhinderung der Einschliessung der Heeresgruppe A im Kaukasus beigetragen und damit eine noch grössere Katastrophe verhindert, ist nach Ansicht von Bernd Wegner bis Mitte Januar grundsätzlich zu bejahen. Dabei werde laut Wegner jedoch verkannt, dass Hitlers Befehl zur Rücknahme der Heeresgruppe A am 28. Dezember 1942 viel zu spät kam: „Wäre er einen Monat früher erteilt worden“, so Wegner weiter, „hätte sich die Leidensgeschichte der 6. Armee wesentlich abgekürzt, unter Umständen sogar realistische Vorbedingungen für eine Befreiung derselben geschaffen werden können“. Zwar hatte die Heeresführung unter Manstein aus Sorge um eine Einschliessung der Verbände der Heeresgruppe A im Kaukasus auf einer Fortsetzung des Kampfes im Stalingrader Kessel bestanden, um dort sowjetische Truppen zu binden. Doch auch nach dem Rückzug der Heeresgruppe A untersagte Hitler die Einstellung der Kämpfe.

Lange Zeit wurde die Schlacht von Stalingrad als Wende des Zweiten Weltkriegs angesehen. Dies ist nicht zuletzt auf die symbolische Qualität des Ereignisses „Stalingrad“ zurückzuführen, das bereits in der nationalsozialistischen Propaganda mit der Wagnerschen Götterdämmerung assoziiert wurde, aber auch von Stalin als welthistorischer Moment inszeniert wurde. Auch in der sowjetischen Militärliteratur wird die Schlacht von Stalingrad meist als Entscheidungsschlacht dargestellt. Nikolai Iwanowitsch Krylow, Stabschef der 62. Armee und späterer Marschall der Sowjetunion, stellte fest, dass „die Menschen in den von Deutschland überfallenen Ländern und die Millionen in den Konzentrationslagern erste Hoffnung (schöpften)“. Die historische Wissenschaft schloss sich dieser Deutung von einer Kriegswende 1943 zunächst weitestgehend an, bis Andreas Hillgruber in seinem Buch Hitlers Strategie (1965) für eine Kriegswende schon im Jahr 1941 argumentierte.

So bezweifeln auch andere Militärhistoriker inzwischen, dass die Wehrmacht bis Anfang 1943 den Krieg hätte gewinnen können. Ein deutscher Sieg wird heute nach dem Kriegseintritt der USA und dem Scheitern der Blitzkrieg-Strategie vor Moskau im Dezember 1941 als unrealistisch angesehen. Die Stalingrader Niederlage habe militärisch gesehen zwar noch keine „Kriegswende“ für den Zweiten Weltkrieg insgesamt bedeutet, wohl aber den endgültigen Verlust der strategischen Initiative auf dem östlichen Kriegsschauplatz. „Insofern“, so der Militärhistoriker Bernd Wegner, „stellten die Stalingrader Ereignisse wirklich einen ‚point of no return‘ dar“.

So wird die Schlacht bei Stalingrad vor allem als psychologischer Wendepunkt angesehen, der das Vertrauen der Deutschen in das Regime weiter geschwächt habe. Zum ersten Mal wurde hier der deutschen Öffentlichkeit die Möglichkeit einer Niederlage auch des gesamten Krieges vor Augen geführt. An vielen Häuserwänden war daher die Zahl 1918 zur Erinnerung an die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg zu lesen. Innenpolitisch wurde Stalingrad für viele Offiziere ein Anlass, sich der militärischen Opposition gegen Hitler anzuschliessen. Politische Gegner konnten wieder hoffen, dass die nationalsozialistische Diktatur doch eines Tages untergehen würde. Die sowjetische Geschichtsschreibung hat immer die moralische Überlegenheit gegen einen Angriff im sogenannten Grossen Vaterländischen Krieg hervorgehoben. Heutige Historiker aller Seiten bemühen sich, bei der Beantwortung der Frage, welcher Preis für die einzelnen Militäroperationen gezahlt wurde, nicht den Unterschied zwischen Raub- und Verteidigungskrieg zu verwischen.

Aussenpolitisch begannen neutrale und mit Deutschland verbündete Staaten, sich auf eine deutsche Niederlage einzustellen. Grossbritannien und die USA rechneten seither damit, dass auch die Sowjetunion zu den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges gehören werde. Der Sieg der Roten Armee, bei der bis dahin die Hauptlast des Widerstands gegen das nationalsozialistische Deutschland gelegen hatte, führte zu intensiveren militärischen Anstrengungen der Westalliierten und förderte den Aufbau einer zweiten Front im Westen. Die Sowjetunion „wurde nun in Washington und London als gleichrangiger Partner im Krieg gegen Hitler-Deutschland anerkannt“. Zudem musste man erkennen, dass die Sowjetunion den Krieg im Zweifel auch allein gewinnen kann. Dies förderte die Bemühungen um die Errichtung einer zweiten Front im Westen.

Schlacht von Alam Halfa (30.08.1942 – 06.09.1942)

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03_35/Kartenausschnitt von Alam Halfa

Die Schlacht von Alam Halfa (englisch Battle of Alam el Halfa) fand vom 30. August bis zum 6. September 1942 bei El Alamein in Ägypten zwischen Einheiten der Panzerarmee Afrika und der britischen 8. Armee statt. Ziel dieser letzten strategischen Offensive der Achsenmächte im Afrikafeldzug (engl. Western Desert Campaign) des Zweiten Weltkriegs war es, die britischen Einheiten zu zerschlagen, bevor sie durch erwartete erhebliche Verstärkungen unüberwindlich wurden.

Nach einem Sieg in der Schlacht sollte der deutsche Befehlshaber Generalfeldmarschall Erwin Rommel den Vormarsch nach Osten über Alexandria zum Suez-Kanal wieder aufnehmen. Der britische Oberbefehlshaber Lieutenant General Bernard Montgomery verfolgte das Mindestziel, den Angriff der Achsenmächte aufzufangen, sowie das Maximalziel, die angreifenden deutschen und italienischen Einheiten zu schwächen. Die Schlacht endete mit einem Defensiverfolg der britischen 8. Armee, durch den das Maximalziel erreicht wurde.

Namensgebung
Namensgebendes Toponym der Schlacht ist der Höhenzug Alam Halfa / علم حلفا / ʿAlam Ḥalfā im Osten des Schlachtfeldes, der sich etwa 15 km von der Küste entfernt grob in Ost-West-Richtung erstreckt und dessen höchste Stelle 132 Meter über dem Meeresspiegel liegt. An den hier befindlichen ausgebauten Stellungen der 8. Armee scheiterte der deutsche Panzervorstoss am zweiten Tag der Offensive. In deutschen Quellen wie etwa den Kriegstagebüchern findet sich demgegenüber auch die Bezeichnung als „zweite Schlacht von El Alamein“, benannt nach der el-Alamein-Stellung, um die in insgesamt drei Schlachten jeweils im Juli, August/September, und Oktober/November 1942 gekämpft wurde. Die üblicherweise als „zweite Schlacht von El Alamein“ bezeichnete letzte dieser Schlachten wird in diesen Quellen entsprechend als „dritte Schlacht von El Alamein“ bezeichnet.

Namensgebung
Namensgebendes Toponym der Schlacht ist der Höhenzug Alam Halfa / علم حلفا / ʿAlam Ḥalfā im Osten des Schlachtfeldes, der sich etwa 15 km von der Küste entfernt grob in Ost-West-Richtung erstreckt und dessen höchste Stelle 132 Meter über dem Meeresspiegel liegt. An den hier befindlichen ausgebauten Stellungen der 8. Armee scheiterte der deutsche Panzervorstoss am zweiten Tag der Offensive. In deutschen Quellen wie etwa den Kriegstagebüchern findet sich demgegenüber auch die Bezeichnung als „zweite Schlacht von El Alamein“, benannt nach der el-Alamein-Stellung, um die in insgesamt drei Schlachten jeweils im Juli, August/September, und Oktober/November 1942 gekämpft wurde. Die üblicherweise als „zweite Schlacht von El Alamein“ bezeichnete letzte dieser Schlachten wird in diesen Quellen entsprechend als „dritte Schlacht von El Alamein“ bezeichnet.

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„Es blieb uns daher eine Frist von einigen Wochen, in der die riesigen Verstärkungen noch nicht auf afrikanischem Boden angelangt sein konnten […] Deshalb wollten wir vorher zuschlagen“.

Rommel unternahm für die Offensive Pläne, die der Konzeption von Gazala ähnlich waren. Problematisch wirkte sich von Beginn an die Unterlegenheit an Panzern und das Kräfteverhältnis der Luftstreitkräfte aus. Durch die Beengung des operativen Kampfraumes infolge geografischer Bedingungen, wie die Qattara-Senke, war keine echte, weit ausholende, Südumfassung der britischen Kräfte möglich. Zudem wusste Montgomery auf britischer Seite die „Ultra“-Informationen zu nutzen und verstand es, eine starke Abwehrfront an den gefährdetsten Abschnitten zu bilden. Bei Ultra handelte es sich um nachrichtendienstliche, streng geheime Informationen, die durch die Entschlüsselung des deutschen Chiffriercodes verfügbar wurden.

Dem Oberbefehlshaber der Panzerarmee waren trotz seiner optimistischen Lagebeurteilung die Risiken und vor allem das Treibstoffproblem der Operation bewusst. Der Historiker Reinhard Stumpf bezeichnet den deutsch-italienischen Angriff am Südflügel als „seinen letzten Trumpf“ und hielt auch Rommels Grauen vor der baldigen massiven alliierten Materialüberlegenheit fest.

Ugo Cavallero, der Chef des italienischen Militäroberkommandos (ital. Comando Supremo), hatte ähnlich optimistische Ansichten wie Erwin Rommel, forderte neben den Angriffszielen Alexandria, dem Gebiet rund um Kairo und dem Suezkanal jedoch auch, die Alamein-Linie „für alle Fälle besetzt“ zu halten. Danach stellte Cavallero fest, dass die Mittel für einen erfolgreichen Angriff der Panzerarmee bald vorhanden sein würden, und versprach auch, alle möglichen Anstrengungen für die Wiederauffüllung der Armee zu unternehmen. Er stellte auch in Aussicht, das von Rommel genannte Datum dem Duce vorzuschlagen, und machte davon etwaige Verzögerungen des Angrifftermins abhängig.

Es begann auch erneut die Diskussion um eine schnelle Auffüllung der deutsch-italienischen Panzerarmee. Zusagen von allen wichtigen deutschen und italienischen Befehlsstellen sowie der Führerbefehl vom 14. Juli lagen vor, die die Situation wesentlich verbessern sollten. Tatsächlich sank die hauptsächlich in Tobruk gelöschte Ladung im August statt einer erwarteten Steigerung gegenüber dem Vormonat um 43,5 Prozent, da es der britischen Royal Navy gelungen war, hauptsächlich durch U-Boote über 50.000 BRT Schiffsraum zu versenken, was eine Steigerung von 44.323 BRT gegenüber Juli bedeutete. Wegen dieser erheblichen Schwierigkeiten entsandte Rommel den Stabschef der Armee, Alfred Gause, nach Rom. Dort sollte er die Wünsche der Armee beim deutschen bevollmächtigten General beim Hauptquartier der italienischen Wehrmacht Enno von Rintelen und dem Stabschef des italienischen Comando Supremo Ugo Cavallero durchsetzen. Rommel verdächtigte auch die italienischen Verbündeten, entgegen der Vereinbarung und zu ihrem Vorteil gehandelt zu haben und statt deutscher Truppen und Material die italienische kriegsunerfahrene Division Pistoia überführt zu haben.

Rommel forderte auch trotz der ablehnenden Haltung Hitlers ein weiteres Generalkommando (motorisiert) und die Motorisierung der gesamten 164. leichten Afrika-Division und der Armeeartillerie sowie besseren Personalersatz und eine umfangreichere Führerreserve sowie den Austausch von Truppen, die länger als ein Jahr im Dienst der Armee standen.

Am 15. August vermeldete die Panzerarmee Afrika, dass die Lage sich durch die Auffüllung geschwächter und das Eintreffen von neuen Verbänden gebessert habe, es sei auch möglich gewesen, einen Teil der schnellen Verbände zur beweglichen Abwehr aus der Front zu lösen. Ausserdem seien die neuen, umfangreichen Feldbefestigungen fertiggestellt worden und die Anzahl deutscher Panzer an der Front belaufe sich auf 200, wobei diese Zahl bis Monatsende auf 250 anwachsen solle. Die Verpflegungsvorräte seien aufgefüllt, Munition in ausreichendem Masse vorhanden, und der Kraftstoff reiche nach Eintreffen der im Antransport befindlichen Kontingente für eine rund zehntägige Operation.

Bis Ende August rechnete das Oberkommando der Armee mit einer „gewissen Überlegenheit“ an Panzern: 450 bis 500 deutsche und italienische Panzer gegenüber 400 britischen. Diese Rechnung berücksichtigte jedoch nicht, dass die italienischen Panzer ihren englischen Gegnern wesentlich unterlegen waren. Ausserdem rechnete man mit „einer Überlegenheit an schwerer Artillerie von 50 %“. Nach der deutschen Einschätzung musste noch vor dem Eintreffen der gegnerischen Verstärkungen angegriffen werden.

Schliesslich standen den deutsch-italienischen Truppen am 28. August insgesamt 234 deutsche und 281 italienische Panzer zur Verfügung, wobei viele der italienischen Panzer abgenutzt waren und geringe Kampfkraft besassen. Auf Seiten der Achsenmächte hatte man mit 350 bis 400 Panzer auf alliierter Seite gerechnet, tatsächlich konnte die britische 8. Armee jedoch rund 700 Panzer aufbieten, obwohl die amerikanischen Shermans fehlten, mit deren Einsatz man auf Seiten der Panzerarmee Afrika gerechnet hatte.

Am 17. August benötigten deutsche Truppen in Afrika folgende Menge an Personal und Material:

  • rund 15.000 Mann (davon 6120 als „vordringlich zu überführen“ eingestuft)
  • 130 PaK (im Antransport)
  • 210 Panzer
  • 175 Mannschaftstransport- und Spähwagen
  • 1400 Kraftfahrzeuge.

Am 19. August forderte Erwin Rommel Nachschub von 2000 t Benzin und 500 t Munition in Tobruk oder Bengasi, da man ansonsten den Beginn der Offensive verschieben müsse. Sechs Tage später zeigte sich auch Treibstoffmangel bei den italienischen schnellen Truppen, da ein Dampfer mit dem benötigten Betriebsstoff versenkt worden war. Nachdem bekannt geworden war, dass die vierte Schiffsstaffel wegen verspätetem Auslaufen erst zum 28./29. August eintreffen konnte, wurde Rommel klar, dass der geforderte Nachschub nicht rechtzeitig ankommen würde.

Der Oberbefehlshaber der Panzerarmee Afrika entschied sich dennoch, den Angriff zu starten, da ihm der Oberbefehlshaber Süd Generalfeldmarschall Albert Kesselring leihweise 1.000 Tonnen Benzin aus seinen Beständen und darüber hinaus den Überflug von bereits in Italien lagernder Munition zugesichert hatte. Durch die erheblichen Probleme des Nachschubes hielt Rommel nur noch eine „örtlich begrenzte Operation, mit dem Ziel, die in der El Alamein-Stellung befindlichen Feindkräfte zu schlagen“ für im Rahmen des Möglichen.

Deutsche Planungen
Aufgrund des Zeitdrucks plante Rommel einen Angriff gegen den schwächer ausgebauten britischen Südflügel „etwa um den 26.8.“, der die Absicht hatte, einen schnellen Durchbruch der britischen Front zu erzielen. Im nördlichen Frontabschnitt waren Fesselungsangriffe vorgesehen, während die an der Südfront durchbrechenden schnellen Truppen zur Küstenstrasse vorstossen sollten, um die britischen Truppen zwischen Alamein und Ruweisat einzuschliessen und zu vernichten. „Anschliessend werden“, so endeten Rommels operative Planungen optimistisch, „die Operationen nach Osten fortgesetzt“.

Nach dem Angriffsplan sollte das italienische XXI. Armeekorps mit der 102. Infanteriedivision Trento, der 25. Infanteriedivision Bologna und dem XXXI. Guastatori-Bataillon den Nordabschnitt verteidigen, wobei die deutsche 164. leichte Afrika-Division bataillonsweise zwischen die italienischen Verbände verteilt wurde und auch Teile der Jägerbrigade Ramcke zur Verfügung standen. Zur Täuschung der britischen Armee waren während der ersten beiden Offensivtage auch Stosstruppunternehmen vorgesehen, und die Artillerie und schwere Infanteriewaffen hatten die Aufgabe, einen weiträumigen Angriff vorzutäuschen. Weiter südlich stand das italienische X. Armeekorps, das aus der 185. Jägerdivision Folgore, der 27. Infanteriedivision Brescia, 2 Bataillonen der Brigade Ramcke und sechs unbeweglichen Bataillonen des italienischen XX. Armeekorps bestand. Es sollte zu Beginn ebenfalls lediglich den Frontabschnitt verteidigen, der Plan besagte jedoch, dass die Stellung mit allgemeinem Angriffsbeginn am X-Tag um 22:00 Uhr durch eine starke Kampfgruppe (drei Bataillone der Jägerdivision Folgore und jeweils zwei Bataillone der Brigade Ramcke, des XX. Armeekorps und der ID Brescia) verbessert werden sollte, sodass eine Ausgangsposition für die folgende Fortsetzung der Vorstösse nach Norden am Tag x+1 war.

Die Offensivgruppe im Süden hatte ihre Ausgangsstellung zwischen dem El Taqa-Plateau und dem Ruweisat-Rücken. Sie bestand, von Norden nach Süden gesehen, aus einer Aufklärungsgruppe (am Rand der Qattara-Senke), dem Afrikakorps, dem italienischen XX. Armeekorps (mot.) und der deutschen 90. leichten Afrika-Division. Diese Truppen sollten am x-Tag um 22:00 Uhr aus den eigenen verminten Stellungen zum Angriff übergehen. Zur Geheimhaltung der Konzentration der Kräfte im südlichen Abschnitt der Front sollten die Verlegungen jeweils viertelweise in den aufeinanderfolgenden Nächten erfolgen, um eine ausreichende Tarnung der Truppenbewegungen zu erzielen.

Die Mängel an Betriebsstoff waren jedoch bereits am 26. August so gross, dass die Verlegungen der letzten beiden Viertel auf Befehl des Armeeoberkommandos erst in den Nächten vom 28. auf den 29. und vom 29. auf den 30. August stattfanden. An die bisherigen Plätze der Räderteile rückten zur Irritation der britischen Aufklärung die Trosse der Panzerdivisionen. Die deutsche und italienische Infanterie des Südflügels sollte den, wie man nach den Ergebnissen der Aufklärung meinte, recht schwach verminten Südflügel der britischen 8. Armee schnell durchstossen und noch in derselben Nacht in Zusammenarbeit mit dem Afrikakorps und Teilen des italienischen motorisierten Korps den Raum südwestlich von El Hammam erreichen, der rund 40–50 Kilometer von der Ausgangsstellung entfernt war. Im folgenden Morgengrauen sollte diese Stossgruppe zur Küstenstrasse eindrehen und ins britische Versorgungsgebiet marschieren. Dadurch sollten die britischen gepanzerten Kräfte auf diese Truppen der Achsenmächte gezogen werden und es sollte die Entscheidung in offener Feldschlacht gesucht werden. Der Angriffsgruppe wurden die 132. Panzerdivision Ariete, die 101. motorisierte Infanteriedivision Trieste, die 133. Panzerdivision Littorio und Teile der Brigade Ramcke sowie die 90. leichte Division nachgeführt. Diese sollten die Nordflanke abschirmen, die 90. Division sollte das rückwärtige Gebiet schützen. Nach der Niederlage der gegnerischen gepanzerten Hauptkräfte sollte die Stossgruppe den Kessel um den Nordflügel schliessen, in dem der Hauptkörper der 8. Armee stand. Dabei stützte sich Rommel auf die Faktoren der Schnelligkeit, der Überraschung und der erfahrungsgemäss langsamen britischen Reaktionszeit.

Britische Lage
Der Oberbefehlshaber der 8. Armee, Bernard Montgomery, der das Kommando im August 1942 übernommen hatte, glaubte wie auch schon sein Vorgänger Claude Auchinleck, dass ein deutsch-italienischer Angriff am Südflügel stattfinden würde, da dieser mit schwächeren Minengürteln ausgestattet war.

Laut dem britischen Historiker Ian Playfair war es für die alliierten Streitkräfte weiterhin notwendig, die Angriffe auf den Nachschub der Achsenmächte fortzusetzen. Aufgrund der vorhergehenden starken Verluste auf See wurden Teile des Nachschubs auf dem Luftweg von Kreta aus nach Afrika geflogen. Dafür wurden rund 500 Transportmaschinen der Luftwaffe eingesetzt. Für die britischen Kampfflugzeuge des Typs Bristol Beaufighter war es nur schwer möglich, diesen Luftverkehr abzufangen, jedoch konnten die Wellington-Bomber gemeinsam mit den Liberator-Bombern die Luftwaffenbasis auf Kreta bombardieren. Dort verursachten die Angriffe in einigen Fällen Desorganisation und Schäden.

Zu diesem Zeitpunkt war Tobruk der Haupthafen der Achsenmächte in Nordafrika, und nur die grössten der Schiffe nutzten Bengasi, das lediglich von den Liberator-Bombern erreicht werden konnte. Daher stellte Tobruk fortan das Hauptziel der Nachtangriffe dar. Wenn man die Überraschungsangriffe auf die nebensächlichen Häfen mit einrechnet, flog die britische Royal Air Force im Monat August 1646 Einsätze, im Durchschnitt rund 50 pro Tag.

Montgomery legte viel Wert auf Ultra-Aufklärung und baute daher ein neues Ultra Intelligence Team in seinem Armeestab auf. Nach der Dechiffrierung der Lagebeurteilung Rommels vom 15. August, genau: nur zwei Tage später konnte er in Ruhe Abwehr-vorbereitungen treffen, da aus dem Bericht neben den Angriffsabsichten auch der Schwerpunkt im Süden hervorging. Auch durch die Luftaufklärung konnten die sich abzeichnenden deutsch-italienischen Offensivvorbereitungen am Südflügel der Front ausgemacht werden.

Die britische 8. Armee bestand vor der Schlacht aus zwei Korps, dem XXX. Korps unter dem Befehl von Lieutenant General William H. Ramsden, welches im Norden stand, und dem XIII. Korps unter Lieutenant General Brian Horrocks im Süden. Dem XXX. Korps waren die australische 9., die südafrikanische 1. und die indische 5. Division unterstellt. Nach Fritz Bayerlein, dem Stabschef des Afrikakorps, entdeckte die Aufklärungsgruppe der Panzerarmee Afrika, dass die südafrikanische 1. Division an der Küste in Reserve gehalten wurde.

Das XIII. Korps gliederte sich von Norden nach Süden in die neuseeländische 2. Division, die britische 7. Panzerdivision, bestehend aus der 7. Motor-Brigade und der 4. leichten Panzerbrigade, dahinter stand in der Alam-Halfa-Stellung und im südlichen Vorfeld die britische 44. Division und später die britische 10. Panzerdivision. Das Oberkommando der Panzerarmee hatte richtig angenommen, dass der Südabschnitt von der 7. Panzerdivision geschützt wurde, es wurde jedoch vermutet, dass die 1. Panzerdivision und nicht die 10. Panzerdivision hinter dem mittleren Frontabschnitt zu beweglichen Einsatz bereitstünde. Die 44. Division am Alam Halfa-Rücken blieb dabei unerkannt. Bayerlein schreibt, dass die deutsch-italienische Aufklärung entdeckt hatte, dass die britische 1. Panzerdivision und später auch die 10. Panzerdivision hinter der Mitte des südlichen Frontabschnitts bereitstanden.

Die 10. Panzerdivision unter Major General Alexander Hugh Gatehouse verteilte Montgomery so, dass die 22. Panzerbrigade mit einer Stärke von 60 M3-Grant-Panzern, die zum Teil eingegraben waren, südlich des westlichen Endes des Alam-Halfa-Rückens und die 8. Panzerbrigade südlich der Armeemitte stand. Als Reserve stand die 23. Panzerbrigade, bestehend aus drei Regimentern, am Ostende, sodass sie im Falle eines deutsch-italienischen Erfolges wie ein Dominostein schnell in die Lücke zwischen dem Westende des Alam-Halfa-Rückens und der neuseeländischen Division bei Bab el Qattara nach Süden geschoben werden konnte. Zusätzlich lehnte sich die 22. Panzerbrigade an die Befestigungen der 44. Division an und hatte vor sich ein dichtes Netz von Anlagen zur Panzerabwehr, hinter dem es möglich war, sich zu verstecken und den Truppen der Panzerarmee im richtigen Moment in den Rücken zu fallen.

Eine echte Alarmbereitschaft der britischen Kräfte war jedoch nicht vorhanden, da Rommel den Angriffsbefehl erst einen Tag vor Beginn am 29. August für den 30. August um 22:00 Uhr herausgegeben hatte und daher die Nachricht noch nicht entschlüsselt war. Die Vorbereitungen wurden daher erst begonnen, als die Royal Air Force die Südbewegung der 15. Panzerdivision und im letzten Tageslicht die Truppenkonzentrationen der Panzerarmee bemerkt hatte.

Interessant ist, dass Montgomery bereits zu diesem Zeitpunkt seine eigene Offensive plante, die erst im Oktober stattfand. Dafür beabsichtigte er, ein stark gepanzertes Korps zusammenzustellen, wofür Mitte August das Hauptquartier des X. Korps unter dem Befehl von Lieutenant General Herbert Lumsden neu gebildet wurde. Dieses befand sich vorerst in Reserve.

Schlachtverlauf
Ab dem 20. August wurden die unterstellten Kommandeure von Rommel eingewiesen, und die Befehle der Armee zur Angriffsvorbereitung ergingen am 22. August um 8 Uhr morgens. Mit dem endgültigen Angriffssignal wartete Rommel bis zuletzt, um die Nachschublage zu klären. Die beiden Generalstabsoffiziere Siegfried Westphal und Friedrich Wilhelm von Mellenthin aus dem Panzer-AOK Afrika sprachen sich gegen einen Beginn der Offensive vor dem Eintreffen und der vollendeten Entladung der beiden benötigten Tanker, die am 28. und 29. August in Tobruk eintreffen sollten, aus. Den endgültigen Ausschlag zum Übergang zur Offensive gab Albert Kesselring, mit dem sich Rommel nach Bereitstellungen in der Höhe von 1500 t Benzin und weiteren 400 oder 500 t täglich an Betriebsstoff für den Notfall geeinigt hatte. Weiterhin unterbreitete Kesselring ein Angebot, Mangelmunition, die sich bereits in Italien befand, der Panzerarmee zuzuführen.

Vorstoss der Achsen-Truppen
Erste Phase
Die letzte Offensive der Achsenmächte in Ägypten startete am 30. August 1942 um 22 Uhr, als die deutsch-italienische Offensivgruppe aus ihrer Ausgangsstellung zwischen dem El-Taqa-Plateau und dem Ruweisat-Rücken ihren Vorstoss begann. Zu Angriffsbeginn war die Artillerie des Afrikakorps, der Hauptstosskraft, in einem voll aufgefüllten Zustand, und es standen 237 deutsche Panzer bereit. Einzig bei den Schützenregimentern bestanden weiter personelle Mängel.

Im nördlichen und mittleren Frontabschnitt verliefen die Stosstruppunternehmen weitgehend nach den Planungen des Armeeoberkommandos. Sie fanden gemäss dem britischen Historiker Playfair im Sektor des XXX. Korps rund um Mitternacht statt, wobei die stärkste Attacke gegen die 9. Infanteriebrigade am Ruweisat-Rücken ausgeführt wurde. Dabei konnten die Truppen der Achsenmächte kurzzeitige Geländegewinne erzielen, welche von den Briten durch einen Gegenangriff im Morgengrauen des 31. Augusts zurückgewonnen werden konnten. In der Nacht führten auch südafrikanische Verbände kleine Attacken durch, bei denen sie 56 italienische Gefangene nehmen konnten.

Währenddessen kam die eigentliche Offensive im Süden, mit der ein Durchbruch erzielt werden sollte, nur langsam voran. Gründe dafür waren die teilweise unerwartet grosse Tiefe der Minenfelder und die starken alliierten Wachposten an manchen Stellen. In Zusammenwirkung mit den starken alliierten Luftangriffen, die bereits in der ersten Nacht zwei deutsche Kommandeure ausfallen liessen, und dem schwierigen Gelände belastete die Situation die Truppen stark. In der Nacht vom 30. auf den 31. August starb Generalmajor Georg von Bismarck, einer der begabtesten Kommandeure Rommels und Kommandeur der 21. Panzer-Division durch einen Luftangriff, bei dem auch Walther Nehring, der Kommandierende General des Afrikakorps, verwundet wurde. Aus diesem Grund wurde Gustav von Vaerst, bisheriger Kommandeur der 15. Panzer-Division, stellvertretend für Nehring als Befehlshaber des Afrikakorps ausgewählt. Oberst Karl-Hans Lungershausen übernahm stellvertretend das Kommando über die 21. Panzer-Division.

Um etwa 2 Uhr morgens erreichten die Kräfte der Offensivgruppe das erste britische Minenfeld. Dort stiessen die deutsch-italienischen Truppen auf heftigen Widerstand zweier Verbände der britischen 7. Panzerdivision, der 7. motorisierten Brigade und der 4. leichten Panzerbrigade, was den Vorstoss in Zusammenwirkung mit den Luftangriffen stark behinderte. Bei Tagesanbruch des 31. Augusts standen die Spitzen des Afrikakorps lediglich vier anstatt wie geplant 40–50 Kilometer östlich der britischen Minenfelder und konnten nicht bereits nach Norden eindrehen, weswegen es erst nach zehnstündigen Kämpfen möglich war, die Panzerregimenter für den bevorstehenden Angriff nach Osten vorzuziehen. Dabei war aufgrund der erwarteten starken Luftangriffe der Alliierten eine grosse Staffelung in die Tiefe vorgesehen.

Schlachtverlauf
Ab dem 20. August wurden die unterstellten Kommandeure von Rommel eingewiesen, und die Befehle der Armee zur Angriffsvorbereitung ergingen am 22. August um 8 Uhr morgens. Mit dem endgültigen Angriffssignal wartete Rommel bis zuletzt, um die Nachschublage zu klären. Die beiden Generalstabsoffiziere Siegfried Westphal und Friedrich Wilhelm von Mellenthin aus dem Panzer-AOK Afrika sprachen sich gegen einen Beginn der Offensive vor dem Eintreffen und der vollendeten Entladung der beiden benötigten Tanker, die am 28. und 29. August in Tobruk eintreffen sollten, aus. Den endgültigen Ausschlag zum Übergang zur Offensive gab Albert Kesselring, mit dem sich Rommel nach Bereitstellungen in der Höhe von 1500 t Benzin und weiteren 400 oder 500 t täglich an Betriebsstoff für den Notfall geeinigt hatte. Weiterhin unterbreitete Kesselring ein Angebot, Mangelmunition, die sich bereits in Italien befand, der Panzerarmee zuzuführen.

Vorstoss der Achsen-Truppen
Erste Phase
Die letzte Offensive der Achsenmächte in Ägypten startete am 30. August 1942 um 22 Uhr, als die deutsch-italienische Offensivgruppe aus ihrer Ausgangsstellung zwischen dem El-Taqa-Plateau und dem Ruweisat-Rücken ihren Vorstoss begann. Zu Angriffsbeginn war die Artillerie des Afrikakorps, der Hauptstosskraft, in einem voll aufgefüllten Zustand, und es standen 237 deutsche Panzer bereit. Einzig bei den Schützenregimentern bestanden weiter personelle Mängel.

Im nördlichen und mittleren Frontabschnitt verliefen die Stosstruppunternehmen weitgehend nach den Planungen des Armeeoberkommandos. Sie fanden gemäss dem britischen Historiker Playfair im Sektor des XXX. Korps rund um Mitternacht statt, wobei die stärkste Attacke gegen die 9. Infanteriebrigade am Ruweisat-Rücken ausgeführt wurde. Dabei konnten die Truppen der Achsenmächte kurzzeitige Geländegewinne erzielen, welche von den Briten durch einen Gegenangriff im Morgengrauen des 31. Augusts zurückgewonnen werden konnten. In der Nacht führten auch südafrikanische Verbände kleine Attacken durch, bei denen sie 56 italienische Gefangene nehmen konnten.

Währenddessen kam die eigentliche Offensive im Süden, mit der ein Durchbruch erzielt werden sollte, nur langsam voran. Gründe dafür waren die teilweise unerwartet grosse Tiefe der Minenfelder und die starken alliierten Wachposten an manchen Stellen. In Zusammenwirkung mit den starken alliierten Luftangriffen, die bereits in der ersten Nacht zwei deutsche Kommandeure ausfallen liessen, und dem schwierigen Gelände belastete die Situation die Truppen stark. In der Nacht vom 30. auf den 31. August starb Generalmajor Georg von Bismarck, einer der begabtesten Kommandeure Rommels und Kommandeur der 21. Panzer-Division durch einen Luftangriff, bei dem auch Walther Nehring, der Kommandierende General des Afrikakorps, verwundet wurde. Aus diesem Grund wurde Gustav von Vaerst, bisheriger Kommandeur der 15. Panzer-Division, stellvertretend für Nehring als Befehlshaber des Afrikakorps ausgewählt. Oberst Karl-Hans Lungershausen übernahm stellvertretend das Kommando über die 21. Panzer-Division.

Um etwa 2 Uhr morgens erreichten die Kräfte der Offensivgruppe das erste britische Minenfeld. Dort stiessen die deutsch-italienischen Truppen auf heftigen Widerstand zweier Verbände der britischen 7. Panzerdivision, der 7. motorisierten Brigade und der 4. leichten Panzerbrigade, was den Vorstoss in Zusammenwirkung mit den Luftangriffen stark behinderte. Bei Tagesanbruch des 31. Augusts standen die Spitzen des Afrikakorps lediglich vier anstatt wie geplant 40–50 Kilometer östlich der britischen Minenfelder und konnten nicht bereits nach Norden eindrehen, weswegen es erst nach zehnstündigen Kämpfen möglich war, die Panzerregimenter für den bevorstehenden Angriff nach Osten vorzuziehen. Dabei war aufgrund der erwarteten starken Luftangriffe der Alliierten eine grosse Staffelung in die Tiefe vorgesehen.

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03_36/Der Verlauf der Schlacht

In einer Lagebesprechung noch in derselben Nacht vom 31. August auf den 1. September beschlossen Rommel und der Komman-dierende General des Afrikakorps, Generalmajor von Vaerst, beginnend mit dem 1. September temporär zur Verteidigung überzugehen. Die 15. Panzer-Division unternahm am Morgen noch einen letzten Versuch, die Höhe 132 zu erobern. Dabei konnte die Division bis Mittag an den Südrand des Hügels vorstossen, jedoch führten 100–150 von Osten kommende Panzer einen britischen Gegenangriff, welcher abgewehrt werden konnte. Trotz dieser Tatsache machte sich der akute Mangel an Betriebsstoff bereits so stark bemerkbar, dass die Offensivoperation abgebrochen werden musste.

Der Gegenangriff wurde von starken britischen Fliegerverbänden in permanenten Angriffen unterstützt, wobei die wenigen deutschen Jäger nie an die schwer gesicherten britischen Bomberverbände herankamen. Die deutsch-italienische Aufklärungsgruppe erlitt während nächtlicher Angriffe grosse Verluste. Eine Aussage des Kriegstagebuchschreibers des Flak-Regiments 136 spiegelt resigniert die Lage wider:

Bild1

„Schon um 7 Uhr morgens hat das übliche Bild der Luftlage begonnen. Starke Douglasverbände im Exerzierflug bewarfen die Truppenverbände. Der Tommy [verbessert in: Engländer] glaubte mit dem Recht der Gewohnheit nicht daran, dass auf deutscher Seite schwere Flakbatterien eingesetzt sein könnten“.

Später erreichte Rommel die Nachricht, dass die versprochenen Tanker, die am 31. August und 1. September in Tobruk oder Bengasi einlaufen sollten, nicht in Nordafrika angekommen waren, da sie mit Hilfe der britischen Ultra-Aufklärung geortet werden konnten. Daher waren die deutschen motorisierten Verbände nun ohne Treibstoff vor den befestigten Stellungen dauerhaften britischen Panzerangriffen und vor allem dauerhaften britischen oder amerikanischen Bombenangriffen ausgesetzt. Allein am 1. September starteten 111mal alliierte Flugzeuge und warfen bei ihren Einsätzen 80 Tonnen Bombenlast ab.

Zur Mittagszeit des 1. Septembers 1942 kam Rommel nach einer Lagebeurteilung und einem Besuch beim Afrikakorps zum Entschluss, dass die Offensive aufgrund der schlechten Versorgungslage temporär anzuhalten sei. Nach seinem Plan sollte die bestehende Lücke zwischen den beiden Panzerdivisionen, die etwa 5–6 Kilometer breit war, durch das Afrikakorps geschlossen werden. Auf dieser erreichten Linie sollten die Truppen eine Besserung der Nachschublage abwarten. Das italienische XX. Armeekorps (mot.) konnte auch keinen örtlich begrenzten Vorstoss nach Norden durchführen. Da mit den vorhandenen Mengen an Treibstoff kein „Bewegen grösserer Formationen“ in nächster Zeit möglich war, zog Rommel einen vorzeitigen Abbruch der Offensive in Erwägung.

Während der folgenden Nacht auf den 2. September führte die Royal Air Force von 22 Uhr bis 04:30 Uhr Bombardements auf die Offensivgruppe. Die Angriffe verursachten schwere Verluste, wobei die Bombenangriffe in der darauffolgenden Nacht noch weiter intensiviert wurden. Das Hauptziel waren in dieser Nacht Trosse, Artillerie und Flak. Nach einer Schätzung des Afrikakorps warfen rund 300 Maschinen 2400 Bomben auf die deutschen Stellungen ab. Dagegen waren die deutschen Truppen praktisch wehrlos, da die schwere 8,8-cm-FlaK 18/36/37 keine Messgeräte besass und der 2-cm-Flakvierling bei Flughöhen von 1500 Metern absolut ineffizient war.

Nachdem der Oberbefehlshaber der Panzerarmee Afrika die Information über die Beschädigung des italienischen Dampfers Abruzzi, der 611 Tonnen Treibstoff an Bord hatte, durch Luftangriffe zwischen Bengasi und Derna erfahren hatte, hielt er eine Fortsetzung der Offensive für momentan undurchführbar. Daher entschloss sich Rommel, die Offensive abzubrechen und sich schrittweise zunächst in den östlichen Raum vor der Linie El Taqa-Bab el Qattara zurückziehen. Dort sollte die Panzerarmee in Anlehnung an die britischen Minenfelder zur Defensive übergehen.

Am 3. September erreichten die Luftangriffe ihren Höhepunkt, es wurden elf Grossangriffe gezählt. Insgesamt hatten circa 500 Maschinen der Royal Air Force über den ganzen Tag verteilt 2500 Einsätze, zu denen 180 Einsätze der USAAF hinzukamen. Insgesamt wurden von den Alliierten nach Aufstellung der 19. Flak-Division am 31. August 64 Verbandsangriffe unternommen. Bei diesen 64 Angriffen wurden circa 15.600 Bomben auf ein Gebiet von 12 bis 15 Kilometern Breite und 8 bis 10 Kilometern Tiefe abgeworfen, das ergibt einen Schnitt von 100 Bomben pro Quadratkilometer.

Deutsch-italienischer Rückzug
Die deutsche Luftaufklärung sichtete am 3. September nördlich des Rückens von Alam Halfa, wo die 10. britische Panzerdivision stand, 200 Panzer. Westlich davon befanden sich in der Lücke zur neuseeländischen 2. Division die 22. und die 23. Panzerbrigade mit weiteren 150 Panzern. Die 23. Panzerbrigade war am 31. August aus dem Norden eingeschoben worden.

Gegen dieses Übergewicht an Panzern konnte die Offensivgruppe Rommels nichts mehr ausrichten. Das Treibstoffproblem blieb weiterhin ungelöst, und es war keine Besserung in Sicht. Daher genehmigte das italienische Comando Supremo den Rückzug in die Ausgangsstellungen, falls sich die Nachschublage nicht grundlegend zum Positiven änderte.

Am 3. September sollte die neuseeländische 2. Division unter General Bernard Freyberg gemeinsam mit der britischen 132. Infanteriebrigade einen Stoss nach Süden unternehmen, der die Panzerarmee Afrika von rückwärtigen Minenfeldern abschneiden sollte. Dieser Einsatz endete in einem totalen Fehlschlag, da sich die britischen und neuseeländischen Truppen unter hohen Verlusten auf ihre Ausgangsstellungen zurückziehen mussten. Die neuseeländischen Truppen meldeten 275, die britischen 697 Tote, Vermisste oder Verwundete.

Ab dem 4. September wurden die alliierten Luftangriffe wieder weniger und die deutsche Luftwaffe unterstützte mit Angriffen auf die feindlichen Angriffsspitzen den Rückzug, dieser wurde auch durch eine Verbesserung der Treibstofflage erleichtert, weshalb der offensive Südflügel bis zum 6. September wieder auf die Ausgangsstellung zurückgenommen werden konnte.

Folgen
Nach Playfair betrugen die deutschen Verluste der Schlacht 1859 Tote, Verwundete und Vermisste, die italienischen Verbände verloren 1051 Mann. An Ausrüstung verlor die Panzerarmee Afrika 33 deutsche und 22 italienische Geschütze, 298 deutsche und 97 italienische Fahrzeuge sowie 38 deutsche und 11 italienische Panzerkampfwagen. Auf Seiten der Alliierten verzeichnet Playfair Verluste von 1750 Mann, 67 Panzern und 15 Panzerabwehrkanonen. Das Kontingent der verlorenen Panzer setzte sich aus 31 Grants, von denen 5 bei der 22. und 13 in der 8. Panzerbrigade zerstört wurden. Der Rest wurde lediglich beschädigt. Ausserdem gingen 21 Valentines verloren, die als Infanteriepanzer eingesetzt wurden, wobei sie für diese Aufgabe nicht mehr geeignet waren. Generell gab es nach Playfair im Mittleren Osten keinen Panzer, der stark genug für einen Sturmangriff auf stark befestigte Stellungen war: Der Valentine war dafür zu leicht, und der Matilda-Panzer war zu langsam für die Aufgabe. Zusätzlich waren beide nur mit einer 2pdr-Kanone bewaffnet. Nach dem Ende der Schlacht wurden die Panzer vom Typ Matilda ausser Dienst gestellt und beendeten damit eine lange und wichtige Arbeitszeit für die britischen Streitkräfte.

Die Initiative der Truppen der Achsenmächte ging nach der Niederlage endgültig verloren, die grosse britische Offensive führte zur zweiten Schlacht von El Alamein, in der Teile der Panzerarmee Afrika vernichtet wurden. Die Schlacht markierte die endgültige Wende zu Gunsten der Alliierten in Afrika. Danach zogen sich die deutsch-italienischen Truppen in einer ungeordneten Flucht aus Ägypten zurück und besetzten Teile von Tunesien, wo die Einheiten gemeinsam mit weiteren Kräften zur Heeresgruppe Afrika vereinigt wurden. Diese kämpfte in einigen Schlachten gegen die im Zuge der Operation Torch in Nordafrika gelandeten alliierten Kräfte, bis ihre Verbände vom 9. bis 13. Mai 1943 kapitulierten.

Deutsche Truppen gaben jedoch nicht den Vorteil auf, britische Minenfelder in der Hand zu halten, und bauten sofort einen neuen Südflügel östlich der alten Stellung in Anlehnung an die Qattara-Senke auf, der balkonartig nach Osten ragte und umgehend unter dem Schutz der Panzerdivisionen vermint wurde.

Rezeption
Die letzte Offensive Rommels in der Schlacht von Alam Halfa scheiterte trotz eines Durchbruches der alliierten Linien wahrscheinlich an folgenden Faktoren:

  • dem eigenen Treibstoffmangel durch die Versenkung der Nachschubschiffe mit Hilfe der britischen Ultra-Aufklärung,
  • der alliierten Panzerkonzentration,
  • den starken Luftangriffen als Folge der alliierten Luftüberlegenheit.

Der britische Historiker und ehemalige Generalmajor Ian Stanley Ord Playfair beschreibt als weiteren Aspekt des Treibstoffproblems neben den Luftangriffen auf die Schiffsversorgung die grosse Distanz zwischen El Alamein und Tobruk. Die Stadt wurde als Haupthafen zur Versorgung der Truppen der Achsenmächte genutzt und lag 350 Meilen von El Alamein entfernt, was den Transport von Betriebsstoff langwierig gestaltete.

Insgesamt kann die Schlacht von Alam Halfa von der deutschen Seite als eine Niederlage, die in Grenzen gehalten werden konnte, angesehen werden. Nach Playfair stellte die Niederlage in der Schlacht den wahrscheinlichen Endpunkt der Hoffnung der Achsenmächte dar, den Suez-Kanal zu erobern.

Ian Playfair beschreibt den Ausgang als einen klaren Sieg, bei dem Rommel mit seinen eigenen Waffen geschlagen worden war. Er räumt jedoch ein, dass die kleinen Operationen bei Tell el Eisa wenig erreicht hatten und dass der Versuch, die Lücke im Minenfeld zu schliessen, gescheitert war. Trotzdem meint Playfair, dass die Auswirkungen auf die Moral der Truppen der 8. Armee als wesentlich wichtiger einzuschätzen sind. Gemäss seiner Aussage erreichte der Glaube an die Armee selbst, an den Oberbefehls-haber und die Royal Air Force einen neuen Höchststand. Die Gegenoffensive zeigte den Vorteil einer Konzentration von Ressourcen, die durch eine relativ genaue Aussicht von Rommels zukünftigen Operationen ermöglicht wurde. Aufgrund dessen konnte die gegnerische Schlagkraft am Boden durch starkes Feuer aus Feldartillerie und mittlerer Artillerie sowie aus Panzerabwehrkanonen und durch Kanonen von eingegrabenen Panzern, meist vom Typ Grant, zerschlagen werden. Ausserdem wurde für dieses Unterfangen auch eine grosse Menge von Flugzeugen eingesetzt, die einen Regen aus Projektilen und Bomben abfeuerten, die in ihrer Grösse vom Kaliber eines Maschinengewehrs bis zu 4000-lb für die grössten Bomben reichten.

Nach Aussage von Playfair stellte die Schlacht den letzten Teil in der Vervollständigung der Erfolge auf See gegen die Schifffahrt der Achsenmächte dar. Die Gesamtwirkung der permanenten Angriffe der Royal Navy und der Royal Air Force war die Schwächung der Panzerarmee. Dabei hatte die Schlacht von Alam Halfa zuletzt eine besonders grosse Wirkung.

Gemäss der Rezeption Fritz Bayerleins, Chef des Stabes des Afrikakorps, zeigte die Schlacht, dass der ungeduldige Premierminister sich dem Oberkommando beugen musste, da das Datum zum Beginn der erneuten Grossoffensive auf einen wesentlich späteren Zeitpunkt als geplant aufgeschoben worden war. In der Operation hatten die alliierten Verbände die erreichten Fortschritte vom vorhergehenden Kommando unter Claude Auchinleck in Relation zu setzen.

Der Autor der Buchserie The Official History of New Zealand in the Second World War 1939–1945 Ronald Walker schreibt, dass die Schlacht von Alam Halfa einen Test der Moral für die neuseeländischen Truppen darstellte, nach welchem die Hoffnung zurückkehrte.

Die britische Armee bewertete die Schlacht als begrenzten Sieg, da die Planung der Schlacht die mögliche Zerschlagung der deutsch-italienischen Kräfte aus übergeordneten Gründen nicht vorgesehen hatte.

Das Selbstbewusstsein der britischen 8. Armee wuchs nach der erfolgreichen Verteidigung, da die Schlacht den ersten grösseren gemeinsamen Sieg der britischen Armee mit amerikanischen Kräften der United States Army Air Forces darstellte. Ausserdem hatte diese Tatsache eines ersten gemeinsamen Sieges der Westalliierten eine nicht zu unterschätzende psychologische Auswirkung auf die alliierte Kriegsführung, obwohl Afrika für die deutsche Wehrmacht nur ein Nebenkriegsschauplatz war.

Winston Churchill traf in seinen Memoiren die Aussage, dass es der 8. Armee in der Schlacht von Alam Halfa gelungen war, den Gegner unter geringfügigen Eigenverlusten in eine erneute Versorgungskrise zu drängen, die Rommel in grosse Not brachte.

Zweite Schlacht von El Alamein (23.10.1942 – 04.11.1942)

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03_37/Kartenausschnitt von El Alamain

Die zweite Schlacht von El Alamein war eine entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz. Sie fand zwischen dem 23. Oktober und dem 4. November 1942 bei El-Alamein in Ägypten zwischen Verbänden der deutsch-italienischen Panzerarmee Afrika unter dem Befehl von Generalfeldmarschall Erwin Rommel und der britischen 8. Armee unter Lieutenant General Bernard Montgomery statt. Rommel hatte zuvor die 8. Armee 8. Armee nach Osten auf ägyptisches Gebiet bis 100 km vor Alexandria zurückgedrängt, konnte dann aber die dort aufgebaute britische Verteidigungsstellung auch in mehrfachen Versuchen nicht durchbrechen. Ziel der von Montgomery lange geplanten Grossoffensive war die Vernichtung der deutsch-italienischen Kräfte in Nordafrika.

Die Alliierten konnten dabei auf ihre Materialüberlegenheit setzen, während es den Achsenmächten hingegen an Nachschubgütern und Benzin fehlte. Die Schlacht endete mit einem alliierten Sieg und dem Rückzug der deutsch-italienischen Truppen.

In den folgenden Monaten mussten die Achsenmächte den weiteren Rückmarsch nach Westen antreten. So gingen zunächst die Kyrenaika und schliesslich ganz Libyen verloren. Nach der amerikanisch-britischen Landung in Algerien und Marokko Mitte November 1942 entwickelte sich überdies ein Zweifrontenkrieg, der nach dem Tunesienfeldzug mit der Kapitulation der deutsch-italienischen Truppen im Mai 1943 endete.

Vor allem im anglo-amerikanischen Raum besitzt die Schlacht einen hohen Stellenwert, da sie die bis dahin verbreitete Sorge vor einem Durchbruch der Achsenmächte zum strategisch wichtigen Suez-Kanal beendete. Die zweite Schlacht von El Alamein ist, auch aufgrund der britischen Berichterstattung, wesentlich für den hohen Bekanntheitsgrad und das Ansehen Montgomerys verantwortlich.

Vorgeschichte

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03_38/Vorstoss des Afrikakorps in Richtung Ägypten bis zum 25. April 1941

Ab September 1940 stiessen italienische Verbände auf direkten Befehl Benito Mussolinis nach Ägypten vor, wo sie die grenznahe Stadt Sidi Barrani einnehmen konnten. Aus diesem Grund führten die Alliierten unter dem Decknamen Operation Compass eine Gegenoffensive durch, bei der sie 800 Kilometer weit in libysches Territorium eindrangen und den italienischen Truppen hohe Verluste zufügten.

Da die britischen Verbände jedoch in Griechenland benötigt wurden, gab der britische Premierminister Winston Churchill einen Haltebefehl. Zu diesem Zeitpunkt war es den Alliierten fast gelungen, sämtliche italienischen Kontingente aus Nordafrika zu vertreiben.

Die ersten deutschen Verbände landeten am 11. Februar 1941 in Italienisch-Libyen. Ihnen wurde die Aufgabe zugewiesen, als Sperrverband einen Komplettverlust der italienischen Kolonie an die Briten abzuwenden. Das Deutsche Afrikakorps unter General der Panzertruppe Erwin Rommel ging zum eigenmächtigen Gegenangriff über, sodass die deutschen Verbände erst bei Sollum östlich von Tobruk, das ohne Erfolg bis November 1941 belagert wurde, im April 1941 aufgehalten wurden.

Im November 1941 führten die Alliierten unter dem Decknamen Operation Crusader einen erfolgreichen Gegenangriff durch. Die Achsenmächte mussten sich in der Folge auf die Ausgangsstellung, die westliche Kyrenaika, zurückziehen. Im Zuge einer erneuten Offensive ab Januar 1942 konnten die deutsch-italienischen Verbände am 21. Juni 1942 Tobruk erobern.

Der Vorstoss endete in der ersten Schlacht von El Alamein, rund 100 km westlich von Alexandria. Gemäss den Plänen der Achsenmächte sollte am 1. Juli ein Durchbruch der Alamein-Stellung erzwungen werden, was jedoch trotz anfänglicher Erfolge nicht gelang. Daher befahl Rommel die temporäre Einstellung der Offensive, um Umgruppierungen im Hinblick auf eine Wiederaufnahme der Offensive vornehmen zu können. Basierend auf dieser Information in Kombination mit Ultra-Erkenntnissen nahmen die alliierten Verbände ihrerseits erfolglos die vermeintliche Verfolgung auf.

Ausgangslage
Lage der Achsenmächte, Strategisch-operative Lage

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03_39/Übersicht über das Kampfgebiet in Libyen/Ägypten

Ende September 1942 hielt Rommel bei Adolf Hitler einen Vortrag, in dem er die Nachschublage bei der Panzerarmee Afrika weiterhin als „äusserst kritisch“ einschätzte. Ohne eine Lösung dieses Problems, so Rommel, könne der Kriegsschauplatz Afrika nicht gehalten werden. Rommel meldete auch, dass bereits erste Anzeichen von Zuführungen US-amerikanischen Materials (Flugzeuge, Panzer und Kraftfahrzeuge, geschlossene Luftwaffenverbände) zu erkennen seien. Des Weiteren berichtete er, die britische Luftwaffe habe ihre ausserordentliche Stärke bewiesen, die britische Artillerie werde beweglich und zahlreich mit unerschöpflichen Massen an Munition eingesetzt. Rommel kritisierte, die ihm unterstellten, italienischen Verbände, sie hätten vor allem infolge struktureller Probleme „erneut versagt“. In der Offensive seien die italienischen Verbände nicht, in der Defensive nur mit deutscher Unterstützung einsetzbar.

Für eine Wiederaufnahme von Offensivoperationen stellte der Oberbefehlshaber der Panzerarmee Afrika folgende Bedingungen:

  • die Auffüllung der deutschen Verbände,
  • die Verbesserung der Versorgungslage,
  • die Einsetzung eines „deutschen Bevollmächtigten für das gesamte Transportwesen Europa-Afrika“.

Teile der Forderungen hatte Rommel bereits vor der Schlacht von Alam Halfa erfolglos gestellt. Wie ihm bekannt war, waren die Aussichten auf eine Wiederaufnahme der Offensive trotz seines bei Benito Mussolini am 24. September gezeigten Optimismus schlecht. Die grosse Zuversicht im Führerhauptquartier machte ihn dafür umso betroffener, und durch die Propaganda des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels sah Rommel sich gezwungen, den Optimismus noch weiter durch Auftritte bei grossen öffentlichen Veranstaltungen und in Pressekonferenzen zu stärken. Dies bereute er im Nachhinein.

Der angeschlagene Zustand Rommels, der bereits vor der Schlacht von Alam Halfa unter Magenbeschwerden gelitten hatte, hatte sich indessen nicht nennenswert verbessert, sodass er Anfang September dem dringenden Anraten seines Arztes nachgab und sich bereit für einen längeren Aufenthalt in Europa zeigte. Auf seinem Weg in seinen Wohnort Wiener Neustadt, in der Rommel vor dem Ausbruch des Krieges Kommandeur einer Kriegsschule gewesen war, hielt er Vorträge bei Cavallero, Mussolini und Hitler. Den Kriegsschauplatz verliess er jedoch mit gemischten Gefühlen, da Rommel annahm, dass Winston Churchill in Ägypten im Zeitraum der nächsten vier bis sechs Wochen eine Grossoffensive beginnen werde. Als einzige Möglichkeit, dieses Vorhaben zu stoppen, sah Rommel eine Offensive im Kaukasus. Weitere wichtige Führungskräfte fielen durch Verwundung oder Krankheit zeitweise aus, so Alfred Gause, Chef des Generalstabes der Panzerarmee und sowohl sein IC als auch der Ia, Friedrich Wilhelm von Mellenthin und Siegfried Westphal. Des Weiteren hatten während der letzten zehn Tage sämtliche Divisionskommandeure sowie der Komman-dierende General des Afrikakorps gewechselt, Wilhelm Ritter von Thoma hatte von Generalmajor Gustav von Vaerst die Führung des Korps übernommen. Als problematisch erwies sich auch die Vertretung des Armee-Oberbefehlshabers durch General der Panzertruppe Georg Stumme. Dieser war zwar ein erfahrener Kommandeur von Panzerverbänden, hatte aber noch nicht auf afrikanischem Boden gekämpft, war herzkrank und stand als kriegsgerichtlich Verurteilter vor allem unter Bewährungszwang vor Hitler. Stumme war im Juni 1942 unter dramatischen Umständen als Befehlshaber des XXXX. Panzerkorps kurz vor Beginn der Sommeroffensive entlassen worden, wenn auch ohne direkte Schuld. Indessen liess sich der abwesende Erwin Rommel in Wiener Neustadt stets über die gegenwärtige Lage informieren und war bereit, beim Beginn der britischen Offensive umgehend an die Front zurückzukehren.

Überlegungen der verschiedenen Führungsebenen
Hitler, der unter anderem die Überführung einer Nebelwerferbrigade mit 500 Rohren sowie von 40 Panzerkampfwagen VI Tiger und Sturmgeschützen zum Teil mit Siebelfähren versprochen hatte, hielt ähnlich wie der italienische Chef des Generalstabes der Armee Ugo Cavallero mit seinen Versprechungen an Treibstoff seine Zusagen nicht ein. Lediglich Mussolini hatte keine Versprechungen gemacht und wirkte bereits resigniert. Dessen Ansicht nach sei der Krieg im Mittelmeer „vorläufig verloren“. Italien habe „nicht mehr genügend Schiffsraum“, und im nächsten Jahr müsse man „mit einer Landung der USA in Nordafrika rechnen“. Rommels Meinung nach war ein vorgetäuschter Angriff im Oktober 1942 und unter der Bedingung einer günstigen Nachschublage „der entscheidende Angriff“, der sehr schwer werde, in der Mitte des Winters […] möglich. Dieser Ansicht stimmte Mussolini schliesslich zu.

Im Nachhinein vermutete Rommel, dass der Duce die ernste Lage nicht erfasst hatte. Dieser hielt Rommel für einen physisch und moralisch gebrochenen Mann, weshalb er auch mit der Ablösung des Oberbefehlshabers der Panzerarmee kalkulierte. Letztlich änderte sich trotz der Bemühungen Rommels nichts zum Positiven; die gelöschte Tonnage sank seit Juli 1942, wobei sie nach einem erneuten kleineren Höhepunkt im Juli im August wieder abfiel, im September wieder anstieg und im Oktober wieder absank.

Nachschublage

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03_40/die Wüste bot keine Ressourcen zur Versorgung der Truppen

Beiden Seiten waren seit Beginn der Kämpfe am afrikanischen Kriegsschauplatz mit dem Problem konfrontiert, dass die Wüste keine Ressourcen zur Versorgung der Truppen bot. Dies war vor allem für die Achsenmächte von grosser Signifikanz, da diese, im Gegensatz zu den Briten, keinerlei Nachschubbasis auf dem afrikanischen Kontinent besassen und so die gesamte Nachschublage vom Seetransport aus Italien abhing. Des Weiteren erwies sich auch die mit zunehmendem deutsch-italienischem Erfolg immer grösser werdende Entfernung zwischen den Häfen und der eigentlichen Front als problematisch.

Der israelische Historiker Martin van Creveld gibt zur Veranschaulichung der Entfernungen das Beispiel, dass die Entfernung zwischen Tripolis und Alexandria rund 1930 km betrug, was ungefähr das Doppelte der Distanz zwischen Brest-Litowsk an der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie und Moskau ergibt. Dazu kam noch, dass nur einige wenige Eisenbahnabschnitte existierten, sodass der Grossteil des Weges über Fernstrassen zurückgelegt werden musste, wovon die Via Balbia, die sowohl anfällig auf Wetter als auch auf Luftangriffe war, die einzige in Libyen war.

Die fehlende Erfahrung im Wüstenkrieg führte auch zur falschen Ernährung der Soldaten, deren Rationen zu viel Fett enthielten. Dies wiederum war mitverantwortlich für die allgemeine Auffassung, dass eine Stationierung in Libyen, die über zwei Jahre hinausgeht, für den Betroffenen in bleibenden Gesundheitsschäden resultieren könne. Des Weiteren erhöhte sich der Verschleiss an Motoren aufgrund von Überhitzung, was sich in besonders grossem Ausmass bei den eingesetzten Motorrädern bemerkbar machte. Jedoch waren auch die Panzermotoren massiv betroffen, sodass sich deren Lebensdauer von etwa 2250‒2600 km auf etwa 480‒1450 km verringerte. Bereits zum Zeitpunkt der deutschen Landung in Nordafrika, als die Front sich durch den Abzug britischer Verbände nach Griechenland bei Sirte stabilisiert hatte, wies Mussolini den deutschen Bevollmächtigten General beim Hauptquartier der italienischen Wehrmacht, Enno von Rintelen, darauf hin, dass die Nachschublinien nach Tripolis mit etwa 480 km 1 ½ mal so lang seien, wie sie aufgrund der fehlenden Eisenbahnverbindung normalerweise effektiv bewerkstelligt werden konnten.

Über den gesamten Zeitraum der Kämpfe am nordafrikanischen Kriegsschauplatz erwies sich auch der überproportional hohe Bedarf an Kraftfahrzeugen zur Aufrechterhaltung einer stabilen Versorgungslage als hochproblematisch. Creveld gibt an, dass das Afrikakorps im Verhältnis zu den für das geplante Unternehmen Barbarossa bereitgestellten Kräften zehnmal so viel an motorisierten Transportkapazitäten erhielt.

Ein weiteres signifikantes Problem stellten auch die mangelhaften Hafenkapazitäten dar, die zwischenzeitlich dazu führten, dass der tunesische Hafen von Bizerta nach Verhandlungen mit der Vichy-Regierung zur Löschung von Ladung aus Italien genutzt werden sollte. Bis zum Sommer 1941 war jedoch kein einziges Schiff der Achse in Bizerta eingelaufen. Als Gründe dafür gibt Creveld an, dass die Franzosen nach der britischen Besetzung Syriens alarmiert waren und auch die deutschen Behörden ihre Gründe hatten, auf die er allerdings nicht näher eingeht. Auch die Rückeroberung des Hafens von Bengasi, der näher an der Front lag, löste das Problem keineswegs, da anstatt der theoretisch möglichen 2700 Tonnen am Tag maximal 700‒800 Tonnen Ladung entladen werden konnten. Der Grund hierfür war, dass Bengasi innerhalb der Reichweite der Royal Air Force lag und deshalb häufig angegriffen wurde. Creveld bezweifelt auch, dass die Einnahme des Hafens von Tobruk noch 1941, der eine theoretische Kapazität von 1500 Tonnen pro Tag bot, die jedoch mit maximal 600 Tonnen täglich gelöschter Ladung in der Praxis nur teilweise ausgenutzt wurde, das Problem der fehlenden Kapazitäten gelöst hätte.

Beginnend mit Anfang Juni 1941, als das X. Fliegerkorps, das zuvor die Konvois geschützt hatte, nach Griechenland verlegt wurde, stieg die Verlustrate unter den deutsch-italienischen Konvois massiv an, und die britischen Stützpunkte unter anderem auf Malta konnten sich erholen. Die Lage entspannte sich erst zum Beginn der zweiten Offensive Rommels im Januar 1942, als die absoluten Verluste an Schiffsraum trotz einem Anstieg der gesamt nach Libyen verschifften Ladung um 17.934 t um 18.908 BRT sanken. Nachdem die Verluste von Januar bis April kontinuierlich absanken, stiegen sie im Mai und im Juni, um sich nach einem Abfall im Juli im August zu vervielfachen.

Anfang September musste aufgrund von Mangel an Mehl die Brotration halbiert werden, und die begehrten Zusatzrationen mussten komplett gestrichen werden. Neben Mehl fehlte es der Armee vor allem auch an Fett. In dieser Zeit stieg die Anzahl an Kranken in den einzelnen Verbänden weiterhin permanent an, was unter anderem auch auf Unterernährung zurückzuführen war. Des Weiteren erlaubte die vorhandene Menge an Betriebsstoff keinerlei grössere Bewegungen der motorisierten Truppen, und auch der Munitionsbestand blieb knapp.

Nachdem Georg Stumme aufgrund von Rommels Abwesenheit – dieser hatte auf Anraten seines Arztes eine Kur angetreten – die Führung der Armee übernommen hatte, forderte er im Sinne Rommels eine komplette Neuorganisation der Versorgung, zeigte sich jedoch in einem persönlichen Schreiben, das seine Forderungen enthielt, teils auch bereits resigniert und hoffte auf eine baldige Rückkehr Rommels. Zum Beginn der britischen Grossoffensive befand der Oberbefehlshaber Süd, Albert Kesselring, wie auch die Panzerarmee Afrika selbst, die Betriebsstofflage für ernst und befahl daher Lufttransport. Noch am selben Tag überflog die Luftwaffe von Maleme auf Kreta nach Tobruk 100 t Benzin.

Im Oktober verbesserten sich die Verpflegung und der Munitionsbestand leicht. 30 % der Kraftfahrzeuge der Armee befanden sich zu diesem Zeitpunkt jedoch gerade in Reparatur, und auch der Nachschub an Wasser erwies sich aufgrund verschiedener Unwetter als problematisch. Daraus resultierend war das Oberkommando der Panzerarmee am 23. Oktober, dem Tag des Angriffsbeginns, gezwungen festzustellen, „dass die Armee bei der augenblicklichen Betriebsstofflage die unabweisbar notwendige operative Bewegungsfreiheit nicht besitzt“.

Als für die Panzerarmee problematisch erwiesen sich auch die hohen Verluste, die seit Juni 1942 rasant angestiegen waren. Allein in der Schlacht von Alam Halfa hatte die Panzerarmee Afrika in acht Tagen zahlreiche Panzer- und sonstige Fahrzeuge verloren und 2910 Soldaten. Durch Zuführung vor allem von Infanterie (die Masse der 164. Infanteriedivision wurde – allerdings mit nur wenigen schweren Waffen – von Kreta aus eingeflogen) versuchte das deutsche Oberkommando, eine Auffrischung der geschwächten Kräfte in Ägypten zu erzielen.

Verteidigungsvorbereitungen
Sofort nach dem Rückzug der Offensivgruppe am Südflügel in der Schlacht von Alam Halfa befahl das Oberkommando der Panzerarmee Afrika den Aufbau einer neuen Verteidigungslinie, die in Anlehnung an die neu eroberten, britischen Minenfelder verlaufen sollte. Die neue Abwehrfront bestand aus zwei Linien. In der ersten Linie standen die italienischen Truppen, die zweite Linie wurde vom Afrikakorps gebildet, das als Eingreifreserve fungierte.

Der nördliche Abschnitt (Küste bis Deir Umm Khawabir) wurde wie zuvor durch das aus den Infanteriedivisionen Bologna und Trento bestehende italienische XXI. Armeekorps gemeinsam mit der deutschen 164. leichten Afrika-Division verteidigt. Im Mittelabschnitt (bis Deir el Munassib) wurde das italienische X. Armeekorps mit der Infanteriedivision Brescia und der motorisierten Division Trieste sowie die 90. leichte Afrika-Division gemeinsam mit der Jägerbrigade Ramcke stationiert. Südlich davon standen im Abschnitt bis Qaret el Himeimat das italienische XX. Armeekorps (mot.), bestehend aus den beiden sehr geschwächten Panzerdivisionen Ariete und Littorio mit der Jägerdivision Folgore d’Italia und der deutschen Aufklärungsgruppe.

Das Afrikakorps wurde mit dem Grossteil seiner Kräfte hinter dem italienischen XX. Armeekorps platziert, wobei zwei Kampfgruppen hinter das italienische XXI. Armeekorps abgestellt wurden. Bis zum 18. September wurde das italienische XX. Armeekorps ebenfalls als Reserve zurückgehalten, was hiess, dass die beiden italienischen Infanteriekorps die Stellungen allein besetzen mussten. Die Aufteilung war, dass das XXI. Armeekorps gemeinsam mit der Hälfte der Brigade Ramcke wie bisher den Norden sicherte, während das X. Armeekorps mit der Verstärkung durch die Fallschirmjäger der Division Folgore und der Brigade Ramcke die Stellung im Bereich von Deir Umm Khawabir bis Qaret el Himeimat zu bewachen hatte. Die Südflanke des Korps wurde von einer verstärkten Aufklärungsabteilung gesichert. Hinter dem nördlichen Teil des Nordabschnittes war die Panzerdivision Littorio gemeinsam mit der 15. Panzer-Division als Eingreifreserve stationiert, im Norden des Südabschnittes waren die Panzerdivision Ariete und die 21. Panzer-Division in je drei gemeinsamen Kampfgruppen so eingesetzt, dass die Masse der Divisionsartillerie Sperrfeuer vor die Hauptkampflinie (HKL) des XXI. und des X. Armeekorps schiessen konnte. Die Verteilung der deutschen Armeeartillerie war in mehreren Gruppen auf die gesamte Breite der Front verteilt.

Aufgrund eines gescheiterten Kommandounternehmens gegen die Knotenpunkte der Versorgung Tobruk, Bengasi und Barce am 13. und 14. September 1942 kam dem Flankenschutz besondere Aufmerksamkeit zu. Die Oase Siwa wurde durch die italienische Jungfaschistendivision gemeinsam mit je einer italienischen sowie einer deutschen Aufklärungsabteilung gedeckt. Der Auftrag der 90. leichten Afrika-Division war es, gemeinsam mit dem Sonderverband 288 den Raum, um El Daba an der Küste zu schützen. Zusätzlich dazu standen die italienische Division Pavia mit einer weiteren deutschen Aufklärungsabteilung im Raum Marsa Matruh zur Verfügung, den sie gegen mögliche Landungen sowie versuchte Nordumgehungen der britischen Armee verteidigen sollte.

Die Panzerarmee wandte in ihren Verteidigungsvorbereitungen das sogenannte „Korsettstangenprinzip“ an, das bereits vor der Schlacht von Alam Halfa erfolgreich praktiziert wurde. Das „Korsettstangenprinzip“ war der Einschub von deutschen Bataillonen zwischen die italienischen Infanteriebataillone und wurde im Speziellen an Frontabschnitten mit kritischer Lage praktiziert. Die Verbände wurden jedoch nicht ineinander integriert, sondern weiterhin den nationalen Kommandobehörden unterstellt. Dabei wurden zur Verbesserung der Zusammenarbeit die Gefechtsstände sehr nah beieinander platziert und gleiche Befehle erteilt, wobei der deutsche Generalstab vereinzelt auch Anregungen zum Einsatz der italienischen Truppen gab, da deren Führung als „nicht entschlussfreudig“ galt.

Ende September befahl das Oberkommando der Panzerarmee Afrika aufgrund der Verluste im bisherigen Stellungskrieg eine in der Tiefe gestaffelte Auflockerung. Die vorderen Minensperren wurden in der Tiefe von 500 bis 1000 Metern lediglich durch Vorpostenstreifen bewacht. Dahinter folgte ein bis zwei Kilometer leerer Raum, hinter dem die neue Hauptkampflinie in der hinteren Hälfte der Minenfelder lag. Zur Verteidigung der neuen HKL befahl Rommel die Verstärkung der hinteren Minensperren, wofür aus einem Mangel an Minen verschiedene Sprengmittel wie Fliegerbomben verwendet wurden. Diese Minenfelder wurden „Teufelsgärten“ genannt. In der Tiefe umfasste das an die HKL anschliessende Hauptkampffeld rund zwei Kilometer, einem Bataillon war ein etwa 1,5 Kilometer breiter und fünf Kilometer tiefer Abschnitt zugewiesen.

Es wurden alle möglichen Verteidigungsmassnahmen durchgeführt, was dazu führte, dass fast die gesamte geplante Tiefen-gliederung der Panzerarmee Afrika bereits am 20. Oktober fertiggestellt war. Lediglich die Verminung des Küstenabschnittes war noch nicht abgeschlossen. Im Zuge dieser Arbeiten waren seit dem 5. Juli 1942 264.358 Minen durch deutsche und italienische Pioniere verlegt worden, was zu einer Gesamtanzahl von 445.358 Minen inklusive der früheren alliierten Minenfelder führte.

Feindaufklärung
Beginnend mit Anfang Oktober verdichteten sich die Anzeichen einer bevorstehenden Grossoffensive der britischen 8. Armee unter Bernard Montgomery. Stumme war wie auch Rommel der Meinung, die beste Lösung sei ein Zuvorkommen mit einer eigenen Offensive, was er auch am 3. Oktober in seinem Brief an Ugo Cavallero schrieb. Hinzufügend meinte der Oberbefehlshaber der Panzerarmee Afrika jedoch, dass die Versorgung in näherer Zukunft dazu nicht ausreiche und ein Gegenangriff aus der Defensive eher möglich sei. Dieser sollte die Vernichtung der 8. Armee sowie in weiterer Folge die Einnahme Alexandrias zum Ziel haben.

Im Oberkommando der Panzerarmee Afrika wurde die genaue britische Offensivabsicht differenziert betrachtet: Es wurde mit einer Offensive gerechnet, die sich über die gesamte Front erstreckte. Der Schwerpunkt könnte, wie durch die Aufklärungsgruppe genannt, zwischen Himeimat und Deir el Munassib im Süden der Front liegen, jedoch erwartete man stärkere Truppenkontingente entlang der Küstenstrasse. Ab Mitte des Monats wurde fast täglich mit dem Angriffsbeginn gerechnet, nachdem die 8. Armee als bereits voll aufgefüllt angesehen wurde. Die Panzerarmee wurde also nicht hinsichtlich des Angriffszeitpunktes, sondern in der Hinsicht der Schwerpunkte des britischen Angriffs überrascht.

Als mögliche Orte eines Durchbruchsversuches wurden in einem Tagesbefehl der Panzerarmee Afrika vom 15. Oktober genannt:

  • beiderseits Deir el Munassib und südlich (am 23. Oktober erfolgten dort lediglich Ablenkungsangriffe)
  • beiderseits el Ruweisat (dort erfolgten keine britischen Angriffe)
  • an und südlich der Küstenstrasse (dieser Abschnitt war den australischen Verbänden zugeteilt).

Die Hauptstossrichtung der Offensive ab dem 23. Oktober im Westen und Nordwesten der Stadt El Alamein erkannte die deutsche Aufklärung nicht. In diesem Abschnitt im Norden der Alamein-Front stand lediglich die 15. Panzer-Division und nicht die 21. Panzer-Division, die aufgrund der dort erwarteten Hauptangriffsrichtung im Süden belassen worden war. Da die deutsche Luftaufklärung aufgrund ihrer Probleme, die einem Totalausfall nahekamen, den britischen Schwerpunkt nicht sichten konnte, waren die beiden Panzerdivisionen, welche die Hauptschlagkraft der Panzerarmee darstellten, zu weit voneinander entfernt, um das am 15. Oktober entwickelte operative Verteidigungskonzept mit sofortiger Wirkung umzusetzen. Dieses sah vor, die durch-gebrochenen gegnerischen Truppen „mit den motorisierten Kräften unter Bindung in der Front in zangenartigem Gegenangriff“ einzukesseln und danach sofort zu vernichten.

Das Oberkommando der Panzerarmee Afrika liess sich nicht beeinflussen durch die Ansicht des Chefs der Abteilung Fremde Heere West im Generalstab des Heeres, Oberst i. G. Liss, der die Truppen der Armee am 20. Oktober besucht hatte und auch nach dem Angriffsbeginn nicht an die Grossoffensive glaubte. Liss sah in den Vorzeichen einer US-amerikanisch-britischen Landung in Nordwestafrika lediglich Anzeichen für die Offensive in Ägypten, mit deren Beginn er Anfang November rechnete.

Alliierte Lage
Alliierte Angriffsvorbereitungen
Der Befehlshaber der britischen 8. Armee, Bernard Montgomery, konnte mit der Unterstützung des britischen Oberbefehlshabers im Nahen Osten, Harold Alexander, den kompletten Neuaufbau der Armee in aller Ruhe durchführen und vor dem Beginn der Offensive abschliessen. Der britische Premierminister Winston Churchill drängte mehrmals auf einen früheren Termin zum Beginn des Angriffes, doch die beiden Planer liessen sich nicht dadurch beeinflussen. Auf das Verlangen Churchills eines Offensivbeginns bereits im September hin gaben Montgomery und Alexander bekannt, den Termin des Angriffsbeginns für Ende Oktober veranschlagt zu haben. Daraufhin resignierte der britische Premier schliesslich und antwortete: „Wir sind in Ihren Händen“.

Nach dem Sieg in der Schlacht von Alam Halfa stieg das Ansehen Montgomerys stark. Er vollzog grosse Wechsel bei den Kommandeuren, die von den Generälen über die Divisionskommandeure hinunter bis zu den Obersten reichten, ernannte den routinierten Herbert Lumsden, der zuvor die 1. Panzerdivision kommandiert hatte, zum Befehlshaber des zum Elitekorps erhobenen X. Armeekorps, auch die Ausbildung der Armee leitete er selbst. Montgomery entledigte sich Details der Armeeführung durch die Einsetzung eines Chefs des Generalstabes der Armee nach deutschem Vorbild. Dieser war mit der Aufgabe betraut, die Arbeit des Stabes zu koordinieren, wobei eine Position wie diese in Grossbritannien eher unüblich war. Den neu geschaffenen Posten übernahm Brigadier Freddie de Guingand. Mit seiner Persönlichkeit war er in dieser Position auch in der Lage, das Unvermögen Montgomerys im Umgang mit anderen Menschen auszugleichen.

Nach der Restrukturierung der Armee standen drei verschiedene Typen von Divisionen zur Verfügung:

  • die Panzer- (armoured -),
  • die motorisierte (leichte, mixed),
  • die Infanteriedivisionen.

Bis zum 11. September waren 318 Shermans und Selbstfahrlafetten in Afrika eingetroffen, das Personal war eingeübt und die USAAF verfügte bereits über eigene Kommandos und Stäbe, die aber auf die Zusammenarbeit mit der britischen Führung angewiesen waren. Die Offensive war bis ins kleinste Detail geplant. Bereits Claude Auchinleck, der Vorgänger Montgomerys, hatte im Juli 1942 die Vorbereitung einer Offensive befohlen, die ihren Schwerpunkt im Norden haben sollte. Grund für die Auswahl des nördlichen Abschnittes war, dass in diesem Teil der Front die alliierte Materialüberlegenheit besser als im Süden genützt werden konnte.[54] Der Stellenwert dieses Gesichtspunktes wurde vor dem Beginn der britischen Offensive im Oktober nochmals durch die intensiven und umfangreichen Verteidigungsvorbereitungen der Panzerarmee Afrika im Südabschnitt verstärkt. Sofort nach seiner Ankunft erstellte der neue Oberbefehlshaber der britischen 8. Armee binnen einer Woche nach seiner Ankunft in Ägypten allein den kompletten Offensivplan, den er am 14. September den 13 Kommandierenden Generälen und Divisionskommandeuren sowie dem Stab im Armeeoberkommando zur Ausarbeitung weiterer Details vorlegte.

Alliierte Planungen
Dieses Konzept mit dem Decknamen Operation Lightfoot hatte nach Aussage Montgomerys das Ziel, die der achten Armee gegenüberstehenden Kräfte zu zerstören. Gemäss den Planungen sollte die in ihren Stellungen gebundene Panzerarmee vernichtet werden. Für den Fall, dass deutsche oder italienische Truppen wider Erwarten nach Westen ausbrächen, sah der Plan vor, sie zu verfolgen und sich später um sie zu kümmern. Der Angriff sollte im Mondlicht des 23. Oktobers 1942 durch den gleichzeitigen Beginn des Vormarsches des XXX. Korps im Norden und des XIII. Korps im südlichen Abschnitt beginnen, wobei es jedoch vorgesehen war, die Entscheidung im Norden herbeizuführen. Die Aufgabe des XXX. (Infanterie-)Korps war es, mit sehr starker Unterstützung durch die Artillerie in die deutsch-italienischen Minenfelder vorzustossen, die Truppen der Achsenmächte entweder zurückzudrängen oder zu vernichten und anschliessend die Minen zu räumen. Der so neu gewonnene Raum sollte dem X. (Panzer-)Korps als Brückenkopf für den weiteren Vormarsch in Richtung Westen dienen, „um den Erfolg auszunutzen und den Sieg zu komplettieren“.

Für den folgenden Morgen wurde dieses X. Korps, das Montgomerys Hauptstosskraft darstellte, angewiesen, bei Anbruch des ersten Tageslichtes mit der 1. und der 10. Panzerdivision den „Teufelsgarten“ in zwei Korridore geteilt zu überqueren, Anschliessend sollte es dahinter ausharren und schliesslich in einem Zangenangriff rückwärtiges Gebiet der Panzerarmee Afrika einnehmen, das die von Norden nach Süden reichende Kattara-Piste (Telegraphen- oder Ariete-Piste der Panzerarmee) sperrte. Die Piste stellte den wichtigsten Weg der Nahversorgung der Armee dar, da durch diese hinter der Hauptkampflinie verlaufende Piste die Stellungsfront mit der Küstenstrasse verbunden wurde.

Der Vormarsch des aus einer Panzer- sowie zwei Infanteriedivisionen bestehenden XIII. Korps am Südflügel diente hauptsächlich der Ablenkung und der Bindung der deutsch-italienischen Truppen. Des Weiteren wurden jedoch auch begrenzte Ziele für das Korps geschaffen. Während des Vorstosses sollte Qaret el Himeimat erneut unter britische Kontrolle gebracht werden und im Falle einer günstigen Lage sollte die 4. Panzerbrigade nach El Daba vordringen, sodass die dortigen Versorgungslager und Flugplätze den Achsenmächten entzogen werden könnten. Der Plan Montgomerys endete mit den zusammengefassten Grundsätzen, die er einen seinen Truppen ohne Anzeichen von Müdigkeit ständig einprägte: Im Falle eines Gelingens der Offensive führe sie neben Säuberungsaktionen das Kriegsende am nordafrikanischen Kriegsschauplatz herbei, ja: „It will be the turning point of the whole war“, was so viel bedeutet wie: „Es wird die Wende des gesamten Krieges sein“. Nach seiner Auffassung seien auch der Siegeswillen und die Moral der 8. Armee von grosser Bedeutung, denn „no tip and run tactics in this battle, it will be a killing match; the German is a good soldier and the only way to beat him is to kill him in battle“.

Montgomery sah sich jedoch am 6. Oktober zu einer Planänderung gezwungen. Der Zeitpunkt des Angriffsbeginns stand mit dem 23. Oktober 1942 bereits fest und der Oberbefehlshaber der britischen 8. Armee wusste auch, dass das Resultat der Operation Torch, der alliierten Landung in Französisch-Nordafrika, sowie das Verhalten der dort ansässigen Franzosen und der Umfang des US-amerikanischen Engagements im Raum des Mittelmeers vom Ausgang dieser Offensive abhing.

Hintergrund der Veränderung am britischen Angriffsplan war eine Analyse der Intelligence-Abteilung im Armeestab, nach der das System der Verteidigungsanlagen der Panzerarmee Afrika komplizierter als ursprünglich angenommen sein wurde. Zusätzlich zu diesem Problem wurde auch der Grad des derzeitigen Standes der Ausbildung der Armee als nicht zufriedenstellend eingestuft und die Kommandeure der Panzerverbände waren gegen den bisherigen Plan. Vor allem der Kommandierende General des neuen Elitekorps, des X. Korps, Lumsden, dem Montgomery die entscheidende Rolle zugeteilt hatte, sagte für den Ausbruch den Panzer seines Korps aus dem Minenfeld in Richtung Westen Probleme voraus. Er beschwerte sich über die Rolle seines Verbandes, der lediglich als Unterstützung der Infanterie operieren sollte. Gemäss dem neuen Angriffskonzept sollten das XXX. Korps und das X. Korps nun zur gleichen Zeit ihren Vorstoss beginnen, sodass sowohl Panzer die Infanterie als auch umgekehrt unterstützen könnten.

Die Problematik der Konzentration der zwei Korps in einem Gefechtsabschnitt war jedoch damit noch immer nicht gelöst. Die Bedenken Lumsdens räumte Montgomery durch einen Befehl aus, der besagte, dass die Panzer eine Stellung innerhalb der deutsch-italienischen Minenfelder einnehmen sollten, um die Bekämpfung der gegnerischen Infanterie zu decken. Aus diesem Grund wären dann die beiden deutschen Panzerdivisionen, welche die Hauptstosskraft der Panzerarmee Afrika darstellten, zu einem Angriff gegen das X. Korps genötigt gewesen, der wie in der Schlacht von Alam Halfa an einer grossen stählernen Mauer aus einer Überzahl an überlegenen Panzern und Panzergeschützen gescheitert wäre. Zum Beginn der entscheidenden Schlacht in Nordafrika in der mondhellen Nacht vom 23. auf den 24. Oktober waren die deutsch-italienischen Kräfte in jeder Hinsicht- sowohl hinsichtlich Material als auch Personal der 8. Armee stark unterlegen.

Kräfteverhältnis
Die Panzerarmee meldete vier Tage vor Angriffsbeginn den Bestand von 273 einsatzfähigen deutschen sowie 289 italienischen Kampfpanzern, was einen Anstieg an deutschen Modellen um 39 Stück sowie einen Ausfall von 34 italienischen Panzern gegenüber dem Stand von fünf Tagen zuvor bedeutete. Unter diesen 273 deutschen Panzern waren jedoch nur 123 Stück moderne Modelle. Unter ihnen waren 88 Panzerkampfwagen III mit der langen 5-cm-KwK, sieben Panzerkampfwagen IV mit kurzer 7,5-cm-KwK und 28 mit langer 7,5-cm-KwK. Die italienischen Modelle wiesen gegenüber den britischen und US-amerikanischen Panzertypen nur einen geringen Kampfwert auf. Im Gegensatz dazu konnte die britische 8. Armee am Tag des Angriffes eine Übermacht von 1.029 einsatzbereiten Panzern aufbieten, die noch durch 200 in Reserve gehaltene sowie 1.000 in Reparatur und Umbau befindliche Fahrzeuge verstärkt werden konnten. Unter den einsatzbereiten Panzern waren fast nahezu die Hälfte amerikanische Panzertypen, die sich aus 170 Grants sowie 252 Shermans, deren Frontpanzerung ausschliesslich von den 8,8-cm-FlaKs durchschlagen werden konnten, zusammensetzten. Am 23. Oktober standen diesen Kontingenten 250 deutsche Panzer gegenüber.

Die Lage bei den Luftstreitkräften war ähnlich. Trotz vieler taktischer Einsätze der deutschen und italienischen Luftwaffe in den Monaten September und Oktober konnte nicht verhindert werden, dass die britische Royal Air Force zunehmend die Luftherrschaft auch über dem rückwärtigen Raum der Panzerarmee errang. Daran konnten auch die beiden Angriffe des X. Fliegerkorps Ende September auf die britische Nachschubbasis im Nildelta mit acht beziehungsweise fünf Flugzeugen nur wenig ändern. Insgesamt stand die deutsche Luftflotte 2 mit 914 Flugzeugen (528 Stück einsatzbereit) für den gesamten Mittelmeerraum 96 einsatzbereiten alliierten Staffeln mit über 1500 Flugzeugen, die im Mittleren Osten unter dem Kommando von Air Marshal Arthur Tedder operierten, gegenüber.

Zuvor hatten die Luftstreitkräfte der Achse im Oktober noch einmal unter enormem Kraftaufwand einen Grossangriff gegen Malta unternommen, der jedoch an der britischen Luftverteidigung scheiterte. Die britischen Nachtangriffe mit Wellington-Bombern gegen die italienischen Geleitzüge gingen daher unverändert weiter.

Auch in puncto Artillerie war die Materialüberlegenheit der Commonwealth-Truppen gegenüber den deutsch-italienischen Verbänden ähnlich gross wie schon bei den Luftstreitkräften und der Panzerwaffe. Im Vorfeld der Schlacht konnten die alliierten Truppen über 900 Feldartilleriegeschütze und mittlere Artilleriegeschütze aufbieten. Zusätzlich dazu standen den Commonwealth-Truppen noch 554 2-Pfünder- sowie 849 6-Pfünder-Panzerabwehrkanonen zur Verfügung. Die Panzerarmee Afrika verwendete eine Vielzahl an verschiedenen Panzerabwehrwaffen, von denen die 7,5-cm-PaK 40 und die 5-cm-PaK 38 die effektivsten waren. Verfügbar waren am Vorabend der Schlacht 68 Stück der PaK 40 und 290 Stück der PaK 38. Zusätzlich dazu konnte die Panzerarmee nach Stand vom 1. Oktober 1942 86 8,8-cm FlaKs aufbieten, von denen jedoch nur ein Teil zur Panzerbekämpfung verwendet wurde.

Insgesamt standen drei Tage vor dem Beginn der Schlacht am 23. Oktober rund 152.000 Soldaten der Achsenmächte auf ägyptischem Boden. Dieses Kontingent setzte sich aus 90.000 deutschen und 62.000 italienischen Truppen zusammen. Davon standen unter dem Kommando der Panzerarmee Afrika 48.854 deutsche sowie 54.000 italienische Soldaten. Wenn diese Zahlen auf die tatsächliche Gefechtsstärke, die nur von den deutschen Truppen bekannt ist, reduziert werden, betrug die Stärke der deutschen Kontingente bestehend aus der 15. und 21. Panzer-Division, der 90. und der 164. leichten Afrika-Division, dem höheren Artilleriekommandeur Afrika sowie den beiden taktisch unterstellten Grossverbänden der Luftwaffe aus der 19. Flak-Division und der Luftwaffen-Jägerbrigade 1 insgesamt 28.104 Mann, die noch von 4.370 Mann in Alarmeinheiten aus den Stäben und Versorgungstruppen verstärkt wurden. Die Gesamtgefechtsstärke der deutschen Verbände betrug also 32.474 Soldaten. Nach einer Annahme einer ähnlichen Stärke der italienischen Kontingente aus zwei Panzerdivisionen sowie einer motorisierten, einer Infanterie- und einer Jägerdivision ergibt sich eine ungefähre Gesamtgefechtsstärke der Panzerarmee von rund 60.000 Mann.

Bei einer Gleichsetzung des von Ian Stanley Ord Playfair benutzten Begriffs „fighting strength“ mit dem deutschen Wort Gefechtsstärke stünden den deutsch-italienischen Truppen Verbände aus 195.000 Briten, Australiern, Neuseeländern, Südafrikanern, Indern, Polen und Freifranzosen gegenüber, was eine mehr als dreifache Überlegenheit der alliierten Kontingente bedeuten würde. Bei der Luftwaffe, ganz abgesehen von dem Unterschied zwischen den Marinen, war die Überlegenheit wohl noch grösser.

Schlachtverlauf
Verlauf der zweiten Schlacht von El Alamein:

03_41A
03_41A/Die Position der Kräfte am 23. Oktober 1942
03_41B
03_41B/23. Oktober 1942 10 Uhr – Der alliierte Angriff beginnt
03_41C
03_41C/24. Oktober 1942 18 Uhr – Gegenangriff der Panzerdivisionen Rommels
03_41D
03_41D/25. Oktober 1942 12 Uhr – Die 1st Armoured Division und 51st Highland Division greifen die 164. leichte Division an 25. Oktober 1942 13 Uhr – Die 7th Armoured Division greift die 185. Fallschirmjägerdivision "Folgore" an
03_41E
03_41E/25. Oktober 1942 15:30 Uhr – Die 133. Panzerdivision "Littorio" und die 15. Panzerdivision greifen die 1st Armoured Division an.Die 7th Armoured Division stoppt ihren Angriff auf die "Folgore".25. Oktober 1942 21:30 Uhr – Die 9th Australian Division greift die 164. leichte Division an
03_41F
03_41F/25. Oktober 1942 22:30 Uhr bis 3 Uhr – Die 7th Armoured Division, die 44th Infantry Division, 50th Infantry Division und die freie französische Brigade greifen die "Folgore" von drei Seiten an
03_41G
03_41G/26. Oktober 1942 8 Uhr – Das 7. Bersaglieri-Regiment greift die 9th Australian Division an.26. Oktober 1942 17 Uhr – Die 51st Highland Division erobert Kidney Ridge – weitere Angriffe bleiben in Gegenangriffen der "Littorio" stecken.26. Oktober 1942 17:30 Uhr – Die 2nd New Zealand Division und 1st South African Infantry Division greifen die 102. motorisierte Division "Trento" an
03_41H
03_41H/Nacht vom 26. Oktober auf den 27. Oktober 1942 – Beide Seiten repositionieren ihre Truppen
03_41I
03_41I/27. Oktober 1942 8 Uhr – Die 15. Panzerdivision, 21. Panzerdivision und „Littorio“-Division greifen die 51st Highland Division an, können jedoch Kidney Ridge nicht zurückerobern. 27. Oktober 1942 10 Uhr – Das 7. Bersaglieri-Regiment versucht vergeblich, die 9th Australian Division von Hügel 28 zu vertreiben. Die 44th Infantry Division liefert sich Gefechte mit der „Folgore“. Die 7th Armoured Division wird nach Norden verlegt
03_41J
03_41J/28. Oktober 1942 10 Uhr – Die 9th Australian Division versucht westlich von Hügel 28 die Front zu durchbrechen. Die „Trento“-Division fällt unter schweren Angriffen der 1st South African und 4th Indian Division zurück. Der 21. Panzerdivision und der „Littorio“-Division gelingt es durch Gegenangriffe, die Front zu stabilisieren. Die 2nd New Zealand Division positioniert sich hinter der 9th Australian Division
03_41K
03_41K/29. Oktober 1942 – Die 9th Australian Division gibt den Versuch auf, westlich von Hügel 28 einen Durchbruch zu erzwingen. Rommel reorganisiert seine Truppen
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03_41L/31. Oktober 1942 23 Uhr – Operation Supercharge beginnt: Die 9th Australian Division versucht, eine Bresche in Rommels Front für die nachrückende 2nd New Zealand Division zu schlagen. Die 9th Australian Division scheitert und zieht sich auf ihre Ausgangsposition zurück. Supercharge wird um 24 Stunden verschoben
03_41M
03_41M/2. November 1942 1 Uhr – 2nd New Zealand und 1st Armoured Division greifen nach Süden an und zwingen die 102. motorisierte Division „Trieste“ zum Rückzug. 2. November 1942 9 Uhr – 15. und 21. Panzerdivision treten zum Gegenangriff an – Panzerschlacht von Tel el Aqqaqir. Rommel befiehlt die 132. Panzerdivision „Ariete“ nach Norden. 2. November 1942 22 Uhr – Die südlich Tel el Aqqaqir stehenden Divisionen „Trento“, „Bologna“, „Pavia“, „Brescia“ und „Folgore“ sowie die Fallschirmjägerbrigade „Ramcke“ beginnen mit dem Rückzug
03_41N
03_41N/3. November 1942 – Rommels Truppen ziehen sich geordnet zurück
03_41O
03_41O/3. November 1942 – Auf Befehl Hitlers stoppt Rommel den Rückzug
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03_41P/4. November 1942 7 Uhr – Die 9th Australian, 2nd New Zealand, 1st Armoured, 7th Armoured und 10th Armoured Division greifen auf breiter Front an. 1st Armoured und 10th Armoured brechen als erste durch und stoßen entlang der Küste vor. 2nd New Zealand bricht in Richtung Fuka durch und vernichtet auf dem Weg die Divisionen „Trento“ und „Bologna“. 7th Armoured bricht durch, umzingelt und vernichtet die Panzerdivision „Ariete“. Die Truppen der Achse beginnen eine unkontrollierte Flucht nach Westen
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03_41Q/Die trockene Wüstenluft konserviert die Überreste

Operation Lightfoot
Erste alliierte Erfolge
Am 23. Oktober, gegen 20:40 Uhr nach deutscher Zeitrechnung, nach britischer Zeitrechnung um 21:25 Uhr im südlichen und um 21:40 Uhr im nördlichen Abschnitt begann das britische XXX. Korps mit seiner Artillerievorbereitung. An dem Trommelfeuer, das 15 Minuten anhielt, beteiligten sich 456 Geschütze. Währenddessen flogen Wellington-Bomber der RAF einen Luftangriff auf identifizierte deutsche Stellungen, auf die insgesamt 125 Tonnen an Bombenlast abgeworfen wurden. Nach Ian Stanley Ord Playfair eröffnete das XIII. Korps im Süden mit 136 Geschützen das Artilleriefeuer, wobei es jedoch laut Reinhard Stumpf bald auf den Nordflügel konzentriert wurde. Das Trommelfeuer erreichte in der Schlacht eine auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz noch nie zuvor dagewesene Intensität. Rommel schrieb dazu später in seinen Memoiren bezogen auf das Artilleriefeuer, „es sollte die ganzen Kampfhandlungen vor El Alamein hindurch anhalten“. Im Frontabschnitt des XXX. Korps wurde das Trommelfeuer an die Bedürfnisse der einzelnen Divisionen angepasst, es hielt jedoch noch ohne jegliche Pause weitere 5 ½ Stunden an.

Der Angriff des XXX. Korps, das sich von Norden nach Süden in die 9. Australische Division, die 51. Highland-Division, die neuseeländische 2. Division sowie die südafrikanische 1. Division gliederte, begann um 22:00 Uhr. Die Front hatte eine Breite von 9 ½ Kilometern und verlief zwischen dem Tell el Eisa und Deir Umm Alsha. Jede der Divisionen gliederte sich in zwei Infanteriebrigaden und ein Panzerregiment, der neuseeländischen Division war eine Panzerbrigade unterstellt. Ziel der Operation Lightfoot war es, in einem Zug eine Linie unter dem Decknamen Oxalic Line zu erreichen, die hinter dem Minenfeld verlief und etwa fünf bis acht Kilometer entfernt war.

Der Oberbefehlshaber der Panzerarmee, Georg Stumme, erteilte der Artillerie keine Erlaubnis, Vernichtungsfeuer zu schiessen, da ein akuter Mangel an Munition bestand. Dies erwies sich als schwerer Fehler, da die britischen Verbände ohne jegliche Störung zum Angriff antreten konnten. Trotzdem wurden Teile der Artillerie durch den Befehls Stummes intakt gehalten, da sie nicht das Ziel britischer Luftangriffe wurden. Im Norden erfolgte ein kleiner Angriff zwischen der Küstenstrasse und der Bahnverbindung, den die deutschen Truppen jedoch aufhalten konnten. Die 51. Highland-Division konnte gemeinsam mit der australischen 9. Division Einbrüche in die mit Buchstaben gekennzeichneten Minenkästen J und L erzielen.

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03_41/Britische Panzer rücken durch das geräumte deutsche Minenfeld vor

Die Verbindung des deutschen Armeeoberkommandos zu den kämpfenden Truppen war durch die Wirkung des Trommelfeuers stark gestört und Stumme konnte nur mit grosser Mühe davon abgehalten werden, sich selbst an die Front zu begeben, wo er indessen in der Dunkelheit ohnehin wenig ausrichten hätte können. Um Mitternacht bestand noch immer kein klares Bild der Lage, das Armeeoberkommando war aber aufgrund der starken Kräftekonzentrationen an bestimmten Frontabschnitten gezwungen, davon auszugehen, dass die erwartete Grossoffensive begonnen hatte.

In der folgenden Morgenmeldung vom 24. Oktober gab es jedoch lediglich einen Lagebericht und keine expliziten Hinweise, dass die Offensive begonnen hatte. Dies änderte sich erst nach Hitlers abendlicher Forderung nach einer Lagebeurteilung, um die Entscheidungen über den weiteren Verbleib von Rommel treffen zu können. Unterdessen hatte sich der Armeeoberbefehlshaber gemeinsam mit dem Armeenachrichtenführer Oberst Büchting an die Front begeben, um Klarheit in der weiter unklaren Lage zu schaffen. Dabei nahm Stumme jedoch keine Eskorte und keinen Funkwagen wie sein Vorgänger Rommel in Anspruch. Büchting wurde bei diesem Frontbesuch durch einen Kopfschuss getötet, während Stumme einen Herzinfarkt erlitt. Daraufhin antwortete Siegfried Westphal, der nach dem Tod Stummes zu dieser Zeit der alleinige Führer der Armee war, dass die Panzerarmee am 25. Oktober mit dem entscheidenden Schlag rechnete. Dabei kalkulierte er auch eine längere Dauer der Kämpfe.

Nachdem Westphal Rommel bereits per Telegramm über Stummes Tod in Kenntnis gesetzt hatte, befahl Hitler diesem persönlich in einem Telefongespräch kurz nach Mitternacht, zurückzukehren. Bis zur Ankunft des Oberbefehlshabers übernahm Wilhelm Ritter von Thoma, der zu diesem Zeitpunkt Kommandierender General des Afrikakorps war, stellvertretend die Armeeführung, ohne dabei jedoch seinen eigenen Gefechtsstand zu verlassen.

Inzwischen war die Lage etwas klarer geworden, da durch Funkpeilungen starke Kräfteansammlungen im Norden der Front festgestellt wurden und so ein erster Hinweis auf die mögliche Hauptstossrichtung vorhanden war. Truppen der britischen 51. Highland-Division hatten gemeinsam mit Truppen der australischen 9. Division die Minenkästen J und L in einer Breite von zehn Kilometern durchquert und einen Einbruch in die Hauptkampflinie erzielt. Dieser Abschnitt wurde vom Infanterieregiment 62 der Division Trento gemeinsam mit dem Grenadierregiment 382 der 164. leichten Afrika-Division verteidigt. Das italienische Regiment hatte sich bereits im Vorfeld während der alliierten Artillerievorbereitung von seinen unvollendeten Stellungen zurückgezogen. Nach dem Korsettstangenprinzip wurden die beiden Verbände vermischt eingesetzt, um eine stabilere Lage aufrechtzuerhalten. Bei ihren Angriffen gelang es den alliierten Truppen, das gesamte italienische Regiment bis auf eine Kompanie und das isolierte I. Bataillon des deutschen Regiments nach langen Kämpfen bis zum nächsten Morgengrauen zu vernichten. Des Weiteren verlor die Division Trento rund 40 % ihrer schweren Waffen und Geschütze.

Stabilisierung der Lage durch deutsch-italienische Gegenangriffe
Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt angespannten Lage führte die 15. Panzerdivision, verstärkt durch die Panzer der italienischen Panzerdivision Littorio, einen Gegenangriff durch. Durch diesen wurde der Einbruch in die Hauptkampflinie am frühen Morgen des 24. Oktober überall ausser im nördlichen Teil des Keils bereinigt, sodass die erfolgreichen Verbände wieder an der Hauptkampflinie standen.

Am folgenden Tag wurde das bereits stark angeschlagene II. Bataillon des Grenadierregiments 382 in intensiven Gefechten während eines erneuten Angriffes der 51. Highland-Division aus dem Kasten L nahezu vollständig vernichtet. Zum selben Zeitpunkt legte das III. Bataillon des italienischen Infanterieregimentes 61 die Waffen nieder und ergab sich. Die deutsche 15. Panzerdivision konnte die Lage durch ganztägige Gegenangriffe erneut stabilisieren und die angreifenden Verbände in den Minenkasten L zurückdrängen. Diese Kämpfe hatten hohe Verluste gefordert, sodass bei der 15. Panzerdivision am Abend desselben Tages lediglich 31 einsatzbereite Panzer zur Verfügung standen.

Um 21:45 Uhr starteten die britischen Truppen nach vorhergehendem massivem Trommelfeuer einen erneuten Angriff aus den Kästen J und L. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Panzerarmee bereits in einer prekären Versorgungslage, da sowohl Mängel an Treibstoff als auch Munition bestanden. Im Gegensatz dazu gab es auf alliierter Seite keinerlei Engpässe.

Auch im südlichen Teil der Front operierten die alliierten Verbände offensiv. Nördlich von Qaret el Himeimat startete die britische 7. Panzerdivision mit 160 Panzern einen Angriff auf die italienische Fallschirmdivision Folgore. Die Attacke verlief erfolgreich, sodass Teile der italienischen Division überrannt werden konnten. Gegenangriffe der 21. Panzerdivision und der Panzerdivision Ariete stoppten den Vorstoss, unterstützt durch Massenfeuer der Artillerie, jedoch wieder. Die stark angeschlagene Division Folgore, bestehend zum grössten Teil aus fanatisch ergebenen Schwarzhemden, konnte sich jedoch in wenigen Stunden wieder sammeln. Der kommandierende Offizier meldete an die deutsch-italienische Kommandoebene, dass die Kampfmoral der Division exzellent sei und sie trotz Luftangriffen überlegene Feindeinheiten zurückgeschlagen habe. Die Verluste der Division bezifferte er auf 283 Mann.

Danach erging der Befehl, die strategisch wichtige Höhe des Himeimat unter allen Umständen zu halten. Alliierte Angriffe am 25. Oktober scheiterten am Widerstand der deutsch-italienischen Truppen. Noch am Abend desselben Tages kam Rommel über Rom in seinem Hauptquartier an, wo er sofort wieder das Kommando über die Panzerarmee übernahm.

Im AOK der mittlerweile umbenannten Deutsch-Italienischen Panzerarmee bildete sich die Meinung, dass Montgomery einen Durchbruch im Norden beabsichtigte, um danach seine Truppen zur Verfolgung antreten zu lassen. Dadurch wurde klar, dass keine Umfassung der deutsch-italienischen Kräfte von Süden her geplant war.

In der vorhergehenden Nacht konnte die australische 9. Division bei einem erfolgreichen Angriff die Höhe 28 einnehmen, die nördlich des Minenkastens J lag. Daraufhin wurden umgehend weitere Kräfte an diesen Teil der Front verlegt. Untertags führten die alliierten Verbände mehrere Attacken aus der Lücke zwischen den Kästen J und L in Richtung Westen. Diese hatten das Ziel, einen grossen Brückenkopf aufzubauen, der danach für einen Vorstoss nach Nordwesten auf die Küstenstrasse genutzt werden sollte. Alliierte Kräfte konnten einen Einbruch in die Stellungen des III. Bataillons des Grenadierregiments 382 erzielen, wobei der Verband zuvor bereits stark angeschlagen gewesen war. Dabei nahmen die Attacken weiter an Stärke zu.

Aus dem bisherigen Verlauf der Schlacht kam das AOK zum Ergebnis, dass Montgomery nach der nahezu vollständigen Einnahme des Territoriums zwischen den Kästen K und J in der Nacht zum 27. oder am 27. Oktober einen Angriffsbefehl erteilen werde. Dieser sah nach Meinung des Oberkommandos einen Grossangriff über J und L vor, der die Stossrichtungen Westen und Nordwesten haben sollte.

Rommel traf auf Basis dieser Einschätzung eine Entscheidung, die aufgrund der Treibstofflage irreversibel war. Er veranlasste, dass die 21. Panzerdivision mit Ausnahme einer Eingreifgruppe in den Norden der Front, in den Raum Tell el Aqqaqir, verlegte. In seiner Anordnung hiess es, dass mit Angriffen über die gesamte Frontbreite, die ihren Schwerpunkt nördlich von Ruweisat hatten, jederzeit zu rechnen sei. Die Stellungen sollten dabei gehalten werden, wobei feindliche Bereitstellungen jedoch durch gemeinsames Feuer der Artillerie und Flakartillerie nicht ermöglicht werden sollten.

Operation Supercharge
Neue alliierte Planungen
Im Oberkommando der britischen 8. Armee entstand am 25./26. Oktober ein neuer Schlachtplan, der im Gegensatz zum ursprünglichen Entwurf vorsah, dass das X. Panzerkorps in seinem Gefechtsstreifen selbst für die Minenräumung zuständig war. Der Hintergrund dieses Umdenkens war der unplanmässige Verlauf der Schlacht. In den ersten Planungen hätte das XXX. Korps die Aufgabe übernehmen sollen.

Durch diese Änderung erfolgte nach dem Urteil von Oberst Richardson, einem Stabsoffizier Montgomerys, eine totale Verwirrung mit der Folge, dass der Einbruch in die deutsch-italienischen Stellungen ungenutzt blieb, da die Panzer des X. Korps in ihrem Vorstoss scheiterten und im Nahkampf stecken blieben. Montgomery veranlasste dies zu einer grossen Umgliederung seiner Verbände.

Dabei verlegte er die 10. Panzerdivision mit ihrer ursprünglichen Position zwischen der 51. Highland-Division und der neuseeländischen 2. Division zur australischen 9. Division in den Frontnorden, wo fortan auch der neue Angriffsschwerpunkt lag. Insgesamt hatte der Armeeoberbefehlshaber die Platzierung seiner Verbände um exakt 180 Grad gewendet. Australische Truppen sollten gemeinsam mit der britischen 10. Panzerdivision nach Norden in Richtung der Küste vorstossen. Dem Elite-Korps, dem X. Korps, wurde die Aufgabe zugeteilt, vom Brückenkopf der 1. Panzerdivision westlich der Boxen J und L einen Vorstoss in Richtung Westen und Nordwesten zu unternehmen. Bei dieser Attacke sollte vom Überraschungseffekt Gebrauch gemacht werden. Geplant worden war der Angriff in einer Besprechung bei der 2. neuseeländischen Division, die am 25. Oktober um 12:00 Uhr stattfand. Ziel des Angriffs war es, die gepanzerten Einheiten zuerst in einem Raum von Montgomerys Wahl zu vernichten, um anschliessend zur Umfassung der nicht gepanzerten Verbände überzugehen.

In der folgenden Nacht gelang der australischen 9. Division die Einnahme der Höhe 28. Im Zusammenspiel mit weiteren britischen Offensivbemühungen veranlasste dies Rommel zu einer grossen Umgruppierung, durch die er den Südflügel der Panzerarmee entblösste. Aufgrund des Misserfolges von dem Vorstoss der britischen 1. Panzerdivision in Richtung Westen und Nordwesten fasste Montgomery abends den Beschluss, seine Kräfte umzustrukturieren, um so neues Potenzial für die folgende Offensive freizusetzen.

Dabei war es geplant, bis zur Morgendämmerung des 28. Oktober die neuseeländische 2. Division als Reserve aus der Front herauszulösen und den Grossteil der 7. Panzerdivision von Süden nach Norden zu verlegen. In der folgenden Nacht sollte die australische 9. Division ihre Offensivbemühungen fortsetzen.

Zur selben Zeit sollte das britische X. Korps Vorbereitungen treffen, gemäss den ursprünglichen Planungen ein Stosskorps aus den Reserven, der 9. Panzerbrigade sowie der 10. Panzerdivision und eventuell der 7. Panzerdivision, zu bilden. Dieses hatte die Aufgabe, den Durchbruch zu komplettieren, um danach zu geeignetem Zeitpunkt die Verfolgung der feindlichen Verbände aufzunehmen.

Am 29. Oktober überbrachte Duncan Sandys, der Schwiegersohn von Winston Churchill, ein Telegramm des Premiers, das die Armee über den geplanten Angriffstermin für die Landung in Nordwestafrika am 8. November informierte. Durch die Aufklärung erhielt das Oberkommando der 8. Armee am selben Tag noch die Information, dass eine Verschiebung der deutschen 90. leichten Afrikadivision nach Norden stattfand, sodass sie der am nördlichsten positionierte Verband der Deutsch-Italienischen Panzerarmee wurde. Als Grund wurde der erfolgreiche vorhergehende Vorstoss der australischen 9. Division vermutet, der erst kurz vor der Küstenstrasse gestoppt worden war.

Letzte deutsch-italienische Versuche zur Abwendung der Niederlage
Der bereits erwartete Grossangriff begann schliesslich ab 1:00 Uhr morgens des 2. November 1942 mit 7-stündigen Luftangriffen sowie einem 3-stündigen Trommelfeuer aus über 300 Geschützen. Alliierte Verbände griffen beiderseits der Höhe 28, nordwestlich des Minenkastens J mit 500 Panzern an, um einen Durchbruch nach Nordwesten zur Küstenstrasse bei El Daba zu erzielen. Dazu griffen die neuseeländische 2. Division gefolgt von der 1. Panzerdivision in zwei Kolonnen an, wobei ihnen eine massive Feuerwalze voraus ging. Bereits nach 15 Minuten gelang den alliierten Verbänden beim Grenadierregiment 200 der 90. leichten Afrikadivision ein Einbruch in die Stellung, welcher laut dem Schlachtbericht der Panzerarmee Afrika „nur notdürftig abgeriegelt“ werden konnten. Etwas weiter südlich überrannten alliierte Truppen im Zuge eines starken Panzerangriffs Bataillone des deutschen Infanterie-regiments 155 (90. leichte Afrikadivision), Teile des italienischen Bersaglieri-Regiments, des italienischen Infanterieregiments 65 (Division Trieste) sowie ein Bataillon des deutschen Grenadierregiments 115 (15. Panzerdivision). Die Infanteriespitzen stiessen neun Kilometer südwestlich von Sidi Abd el Rahman durch den Angriff bis zur Telegraphenpiste vor, wobei es gepanzerten Kräften sogar gelang, über die Piste hinaus noch weiter vorzudringen.

Am Beginn des folgenden Tages unternahm das Afrikakorps mit Teilen der deutschen und italienischen Panzerdivisionen (21. Panzerdivision von Norden, 15. Panzerdivision von Westen, Panzerdivision Littorio von Süden) einen erfolglosen Versuch, den vier Kilometer breiten Einbruch zu bereinigen. Obwohl die Achsenmächte es schafften, von der Panzerspitze mit 94 Panzern 70 abzuschiessen oder zu beschädigen, versorgte Montgomery seinen Angriffskeil permanent mit Verstärkungen aus dem Hinterland, sodass er ihn stabilisieren konnte. Zugleich versuchte der Oberbefehlshaber den Durchbruch durch immer neue Attacken herbeizuführen, was ihm noch am Morgen in Richtung Südwesten gelang, wo die Unterstützung der Panzerdivision Littorio und der motorisierten Division Trieste nicht rechtzeitig herbeikam.

So entwickelte sich eine harte Panzerschlacht, die während des ganzen Tages andauerte. Rommel wendete für diese Schlacht sämtliche Heeres- und Flakartillerie für den Einsatz im Erdkampf auf, sodass die Einbrüche bis Abend notdürftig bereinigt werden konnten. Der versprochene Nachschub blieb jedoch weit hinter den Erwartungen zurück, sodass trotz der Auffüllung der Verbände aus den Trossen die Gefechtsstärke der Panzerarmee auf ein Drittel des Standes bei Schlachtanfang gesunken war. Dem Afrikakorps standen nur noch rund 30 bis 35 einsatzbereite Panzer zur Verfügung. Zugleich mangelte es auch zu zwei Dritteln an schwerer Flakartillerie, primär an der 8,8-cm-FlaK 18/36/37, die das einzige wirksame Abwehrmittel gegen schwere US-Panzer waren. Bei den italienischen Divisionen Littorio und Trieste zeigten sich bereits Auflösungserscheinungen. Insgesamt befand sich die Panzerarmee nach Reinhard Stumpf in einer kritischen Lage.

Geplanter Rückzug und Haltebefehl
Aufgrund der Situation griff Rommel umgehend zu grundlegenden Massnahmen. Am Nachmittag des 2. November stellte er sämtliche italienische schnellen Truppen wieder unter das Kommando des XX. Armeekorps (mot.), das am Nordabschnitt der Front stand. Die Panzerdivision Ariete sowie die motorisierte Division Trieste wurden vom Südabschnitt in den Norden verlegt, sodass die Verteidigung des Südens fortan wieder ausschliesslich dem italienischen X. Armeekorps oblag, das keinerlei bewegliche Reserven zur Verfügung hatte. Rommel wies auch das deutsche Infanterieregiment 125, das bisher in der Nische an der Küste östlich Abd el Rahman seine Stellung gehalten hatte, an, sich hinter die Telegraphenpiste zurückzuziehen. Das italienische Comando Supremo hatte unterdessen in einem Funkspruch um 08:40 Uhr gemeldet, dass ein Angriff am 2. oder 3. November bevorstehe, obwohl Supercharge zu diesem Zeitpunkt seit fast acht Stunden im Gang war.

Noch am Abend desselben Tages wurde er über Montgomerys massenhafte Bereitstellung an Panzern hinter dem Einbruch in die deutsch-italienischen Linien in Kenntnis gesetzt. Das Afrikakorps verfügte im Gegensatz zu den alliierten Massen lediglich über maximal 35 Panzer, sodass Rommel sich über die bevorstehende Vernichtung seiner Armee im Klaren war. Aufgrund dieser Tatsache gab der Oberbefehlshaber der Deutsch-Italienischen Panzerarmee den Befehl, sich schrittweise auf die zuvor im Hinterland ausgebaute Fuka-Stellung zurückzuziehen. Im Süden gingen die Verbände zurück auf die Ausgangsstellung vor der Offensive in der Schlacht von Alam Halfa, wobei der Rückzug am nächsten Tag bis 15 Kilometer südöstlich von El Daba fortgesetzt werden sollte.

Da Rommel sich nicht sicher war, wie Hitler auf diese Rücknahme der Verbände reagieren würde, entsandte er seinen Ordonnanz-offizier Berndt in das Führerhauptquartier, um Handlungsfreiheit zu erbitten. Währenddessen lag der Panzerbestand beim Afrikakorps nur noch bei 30 Kampfwagen. Der Armeeoberbefehlshaber wies Teile der italienischen Infanterie, die keinerlei Fahrzeugbestand hatten, an, aufgrund der hohen Durchbruchsgefahr zurückzugehen.

Die Bitten von Rommels Ordonnanzoffizier waren vergeblich, denn am 3. November um 13:30 Uhr traf am Armeegefechtsstand ein Haltebefehl wie an der Ostfront im Winter 1941/1942 ein. Dies hinterliess einen so grossen Schock beim Oberbefehlshaber, dass er den 3. November später als „einen der denkwürdigsten Tage in der Geschichte“ bezeichnete. Des Weiteren stellte er fest, dass die Armee jegliche Entschlussfreiheit verloren hatte. Im Führerbefehl wurden in pathetischem Wortlaut Verstärkungen zugesichert und fanatischer Wille von den Soldaten gefordert. Hitler endete seinen Befehl mit den Worten „Ihrer Truppe können Sie [Rommel] aber keinen anderen Weg zeigen als den zum Siege oder zum Tode“.

Der Befehl, welcher die tatsächliche Lage der Armee keineswegs berücksichtigte, wirkte auf den zuvor von Hitler stets privilegierten Rommel nach eigener Aussage in seinen Memoiren erdrückend, sodass er sich als hilflos bezeichnete und den Haltebefehl aus einer „gewissen Apathie“ weitergab. In der folgenden Abendmeldung an Hitler bekundete er seinen Gehorsam, informierte er ihn jedoch kühl über die hohen Verluste, die sich bei der Infanterie, Panzerjägern und Pionieren auf rund 50 %, bei der Artillerie auf etwa 40 % beliefen. Bei den italienischen Divisionen Littorio und Trieste meldete Rommel ebenfalls „sehr hohe Verluste“ und auch den Zustand der Division Trento bezeichnete er als „stark angeschlagen“.

Die britischen Verbände reagierten auf den Rückzug im Süden erst am Nachmittag, wobei sie bis zum folgenden Morgen keinerlei besondere Angriffe unternahmen, sodass der Grossteil der verbliebenen Fusstruppen sich in die Fuka-Stellung zurückziehen hätte können. Diese Gelegenheit blieb ungenutzt.

Am nächsten Tag rückte das britische XIII. Korps im Süden schliesslich auf die ehemalige deutsche Hauptkampflinie östlich von El Mireir nach. Zwischen dem italienischen XXI. Armeekorps, das im Mittelabschnitt stand, und der Division Bologna bestand eine Lücke. Sie war dadurch entstanden, dass sich die Division gemäss dem vorhergehenden Befehl Rommels am Abend des 3. November wie ursprünglich geplant zurückgezogen hatte, ohne dabei den späteren Haltebefehl zu entschlüsseln. Die Offiziere des Korpsstabes unternahmen einen Versuch, den Verband in seine Ausgangsposition südlich der Division Trento zu bringen. Dieser scheiterte jedoch, da am Morgen des 4. November ein starker, gepanzerter, britischer Verband der 7. Panzerdivision einen Einbruch in die Stellungen des XXI. Korps erzielen konnte. Aus diesem Grund wichen die Divisionen Bologna und Trento zurück. Der alliierte Durchbruch erfolgte schliesslich bei der Division Trento, und die italienische Panzerdivision Ariete wurde von Süden umfasst. Diese Situation löste eine allgemeine Krise innerhalb der Deutsch-Italienischen Panzerarmee aus. Schliesslich erfolgte nach heftigen Gefechten um 15:30 Uhr eine totale Nordumfassung der Division Ariete.

Im Norden der Front griffen seit 8 Uhr morgens Truppen der 8. Armee mit rund 150 Panzern sowie enormer Artillerie- und Luftunterstützung das Afrikakorps an. Diesem gelang es unter persönlichem Einsatz seines Kommandierenden Generals Thoma, der die Kampstaffel an vorderster Front führte, den Angriff kurzzeitig an der Naht zwischen den beiden deutschen Panzerdivisionen aufzuhalten. Trotzdem erzielten die britische 1. und 10. Panzerdivision bereits mittags Durchbrüche beim Afrikakorps an verschiedenen Orten, sodass das Korps im Zuge seiner Umfassung durch etwa 150 Panzer nahezu komplett vernichtet wurde. Der Kommandierende General Thoma wurde von den Briten gefangen genommen.

Dieser Durchbruch der 1. Panzerdivision durch das Afrikakorps bei Tell el Manfsra um 15 Uhr in Richtung Nordwesten, der unmittelbar folgende Durchbruch des rechten Flügels der 15. Panzerdivision sowie der Durchbruch der 7. Panzerdivision beim italienischen XX. Armeekorps besiegelte endgültig die Niederlage in dieser Schlacht. Aufgrund der Erfolge konnte die 8. Armee nun aus dem freien Raum nach Norden und Nordwesten eindrehend die Deutsch-Italienische Panzerarmee aus dem rückwärtigen Gebiet angreifen. Dies ermöglichte nach Reinhard Stumpf wiederum, „die El-Alamein-Stellung aus den Angeln zu heben“.

Gemäss Stumpfs Aussage „hatte Rommel mit seinem Stab diese Entwicklung kommen sehen“. Über den starren, realitätsfernen Haltebefehl war sein Ärger unvermindert, sodass beim Eintreffen Kesselrings grobe Verstimmungen entstanden. Der Hintergrund dafür war, dass bei Rommel die Vermutung bestand, Kesselring sei durch seine optimistischen Lagebeurteilungen indirekt für den Führerbefehl verantwortlich. Kesselring vertrat jedoch eine ähnliche Position wie der Oberbefehlshaber der Deutsch-Italienischen Panzerarmee und ermutigte Rommel, den Rückzug ohne Erlaubnis von Hitler fortzusetzen.

Tatsächlicher Rückzug
Angesichts der Rückendeckung durch Kesselring genehmigte Rommel mittags bei Notwendigkeit den Rückzug für die 90. leichte Afrika-Division, welche weit nach Osten ragte, auf die Höhe des Afrikakorps. Zwischen 14 Uhr und 14:15 Uhr informierte der Kommandierende General des Afrikakorps Fritz Bayerlein die Kommandeure der zwei deutschen Panzerdivisionen, dass die 90. leichte Afrikadivision und der linke Flügel der südlich angrenzenden 21. Panzerdivision sich gegebenenfalls zurückziehen könnten. Bayerlein hatte stellvertretend für den in Gefangenschaft gegangenen Wilhelm von Thoma den Befehl über das Korps übernommen. Im Falle einer Rücknahme der Verbände sollten diese südlich von El Daba, 20 Kilometer rückwärts von der Front, Stellung beziehen.

Den endgültigen Befehl zum Rückzug auf die Fuka-Stellung ab Einbruch der Dunkelheit erteilte Rommel nach 15 Uhr, da er rund zehn Minuten zuvor von der Vernichtung der Panzerdivision Ariete in Kenntnis gesetzt worden war. Dies hatte zur Folge, dass nun eine grosse Lücke in der Front der Panzerarmee klaffte, durch die starke britische Panzerverbände vorstiessen. Der Oberbefehls-haber hatte bereits zuvor bei Hitler um eine Rückzugsgenehmigung ersucht, jedoch wartete er die Antwort des Diktators nicht ab. Während die Rücknahme der Front bereits im Gange war, gaben Mussolini und Hitler nach dem Vortrag von Rommels Ordonnanzoffizier Berndt im Führerhauptquartier um 20:45 Uhr und 20:50 Uhr ihre Zustimmung. Unterdessen hatte Rommel in einem Funkspruch, der durch Ultra am 4. November abgefangen worden war, bereits seine Niederlage eingestanden.

Zu Beginn des Rückzuges verfügte die Panzerarmee über etwa 30 deutsche und etwas mehr als 10 italienische Panzer, was jegliche beweglichen Operationen unmöglich machte. Der Mangel an Treibstoff liess lediglich zu, dass sich die Armee auf möglichst direktem Weg von den alliierten Kräften absetzte. Im Zuge der Absetzbewegung war sie dabei häufig zum kurzzeitigen Stillstand gezwungen, um auf die Zuführung von neuem Kraftstoff zu warten. Die deutsch-italienischen Verbände konnten vor den Verfolgern entkommen, was einen signifikanten Teil der Panzerarmee der Vernichtung entgehen liess. Während zu Beginn des Rückzugs ein Chaos aus zurückflutenden Fahrzeugkolonnen, bestehend aus Teilen von verschiedensten Einheiten herrschte, ordneten sich die Verbände nach Erreichen der Grenze zu Libyen am 6. November wieder. Für die in der Absetzbewegung befindlichen Truppen auf den Fahrzeugen hätte unterdessen keinerlei Chance bestanden, gegen einen unvorhergesehenen Angriff Widerstand zu leisten. Zahlreiche Soldaten zogen sich zu Fuss am Südflügel Richtung Westen zurück. Die Luftwaffen-Jägerbrigade Ramcke erbeutete dabei durch einen Angriff auf eine britische Kolonne Transportmittel zum Rückzug. Der Rückzug der deutsch-italienischen Verbände wurde darüber hinaus durch einen „heftigen Regensturm“, der am Abend des 6. November begann, begünstigt, da dieser es den alliierten Verbänden unmöglich machte, durch das nunmehr morastige Gelände die Verfolgung aufzunehmen.

Folgen
Nach dem britischen Historiker Ian Stanley Ord Playfair verzeichneten die britischen Verbände im Laufe der Offensive rund 2350 Tote, 8950 Verwundete sowie 2260 Vermisste. Die Desert Air Force verlor 77, die US-amerikanische Luftwaffe 20 Flugzeuge, während die deutschen Luftwaffenverbände 64 und die italienischen rund 20 Maschinen an Verlusten hatten. Des Weiteren gab es bei der 8. Armee noch 500 verlorene Panzer, von denen die meisten reparierbar waren, und 111 verlorene Geschütze verschiedener Art. Playfair gibt für die Truppenverluste auf deutscher und italienischer Seite keinerlei genaue Zahlen an, jedoch bezeichnete er die Verluste als gewaltig und betrachtete die deutschen Verbände als auf Skelette dezimiert, während er die italienischen Truppen als zerschlagen ansieht. Nur für die Kriegsgefangenen macht Playfair numerische Angaben: Am 5. November waren bereits 2.922 Deutsche und 4.148 Italiener in Gefangenschaft gegangen. Sechs Tage später lagen die Zahlen bereits bei 7.802 deutschen und 22.071 italienischen Soldaten. An Panzern verblieben laut ihm 36 von 249 deutschen und rund die Hälfte der 278 italienischen, von denen der Grossteil bis zum Abend des 4. November im Gefecht mit der britischen 7. Panzerdivision verloren ging.

In Italien wurde die Niederlage in der Schlacht, die fast komplette Auslöschung der Divisionen Trento und Trieste und vor allem die Vernichtung der aktiven Kampfverbände der Division Folgore zu einem bedeutenden Faktor für den Sturz Mussolinis im Sommer 1943. Der fanatisch ergebene Widerstand der Folgore wurde zwar vom Duce als Beispiel für die Überlegenheit der italienischen Truppen gegenüber den englischen gebracht und vor der Regierungspresse stark emphatisiert, doch der verheerende Rückschlag überzeugte die meisten Generäle, unter ihnen Ugo Cavallero und Vittorio Ambrosio, der Krieg sei nun verloren und ein Waffenstillstand sei der Fortführung des Konfliktes vorzuziehen.

Mit der teilweisen Vernichtung der Kräfte der Deutsch-Italienischen Panzerarmee begann nun ein anfangs ungeordneter Rückzug aus Ägypten durch Libyen, der sich nach der Überschreitung der libyschen Grenze am 6. November ordnete. Anschliessend besetzten die deutsch-italienischen Kräfte Teile Tunesiens, wo eine Vereinigung zur Heeresgruppe Afrika mit weiteren Verbänden stattfand. Trotz anfänglicher Erfolge im Tunesienfeldzug gegen die im Zuge der Operation Torch in Nordafrika gelandeten Verbände in der Schlacht am Kasserinpass kapitulierten die deutsch-italienischen Truppen im Mai 1943 nach mehreren Niederlagen, womit etwa 275.000 deutsche und italienischen Soldaten in Gefangenschaft gingen, was gemessen an der Anzahl der Kriegsgefangenen, die am Ende der Schlacht gegenüber den sowjetischen Verbänden kapitulierten, das dreifache Ausmass der Niederlage in der Schlacht von Stalingrad bedeutete. Zwei Monate später begannen die alliierten Verbände unter dem Kommando von Dwight D. Eisenhower ab dem 10. Juli 1943 unter dem Decknamen Operation Husky in Sizilien anzulanden. Nach dem Abschluss dieser Operation begann im September 1943 die Alliierte Invasion Italiens durch die 8. Armee unter Bernard Montgomery und die 5. US-Armee unter Mark W. Clark, die zur 15th Army Group zusammengefasst wurden.

Als Folge der Landung löste sich Italien durch den Waffenstillstand von Cassibile am 3. September 1943 aus dem Bündnissystem mit dem NS-Staat, nachdem deutsche Truppen der Heeresgruppe B ab 1. August bereits mit italienischer Zustimmung Oberitalien besetzt hatten. Nach der Bekanntgabe des italienischen Waffenstillstandes am 8. September löste der Oberbefehlshaber Süd Albert Kesselring den Fall Achse aus, durch den die italienischen Verbände entwaffnet wurden. Zwei Tage später okkupierten deutsche Verbände die italienische Hauptstadt Rom, wobei der gefangene Benito Mussolini weitere zwei Tage später durch ein Kommandounternehmen befreit wurde. In Folge erklärte das Königreich Italien dem Deutschen Reich am 13. Oktober 1943 den Krieg, wobei zuvor am 23. September 1943 die Italienische Sozialrepublik unter Führung von Mussolini ausgerufen worden war. Deren Truppen kämpften bis zur Kapitulation der deutsch-italienischen Verbände in Italien am 29. April 1945 weiterhin gemeinsam mit den deutschen Verbänden gegen die vorrückenden überlegenen alliierten Truppen.

Rezeption
Laut dem britischen Historiker I.S.O. Playfair stellt die zweite Schlacht bei El Alamein den Höhepunkt der zweijährigen Kämpfe am afrikanischen Kriegsschauplatz dar, obwohl sie sich in vielen bedeutenden Aspekten von den bisherigen Auseinandersetzungen unterschied. Vor El Alamein waren die alliierten Verbände bereits massiv überlegen gewesen, jedoch war diese Überlegenheit nie zuvor so komplett gewesen wie in dieser Schlacht. Playfair betont ebenfalls, dass das Kräfteübergewicht nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ gewesen sei. Als Grund dafür sieht er die neu eingeführten Panzer vom Typ M4 Sherman an. Die Moral der 8. Armee war, zum grössten Teil aufgrund dieser vollen Überlegenheit, während der Auseinandersetzung sehr hoch. Für den wichtigsten Faktor zur Erhaltung der hohen Moral hält Playfair die ständige alliierte Luftüberlegenheit, die häufige Luftangriffe ermöglichten, während deutsch-italienische Fliegerverbände nur sehr selten, und wenn nur mit geringer Intensität, Luftschläge auf das britische rückwärtige Gebiet durchführen konnten, allerdings ist die Moral alleine laut dem britischen Historiker Jonathan Fennell keine allgemein akzeptierte Erklärung für die Ergebnisse der Schlachten am nordafrikanischen Kriegsschauplatz.

Winston Churchill würdigte am 10. November die Schlacht mit den Worten:

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„Now this is not the end, it is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning“.

„Dies ist jetzt noch nicht das Ende, es nicht einmal der Anfang des Endes, aber es ist vielleicht das Ende des Anfangs“.

Über die Schlacht sagte er des Weiteren, dass „sie sich von allen bisherigen, schweren Kämpfen in der Wüste unterschied“ und zieht Parallelen zwischen El Alamein und der Schlacht von Cambrai sowie anderen Schlachten an der Westfront gegen Ende des Ersten Weltkrieges:

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„The front was limited, heavily fortified, and held in strength. There was no flank to turn. A break-through must be made by whoever was the stronger and wished to take the offensive. In this way we are led back to the battles of the First World War on the Western Front. We see here repeated in Egypt the same kind of trial of strength as was presented at Cambrai at the end of 1917, and in many battles of 1918, […]“.

„Die Front war begrenzt, schwer befestigt und wurde von starken Kräften gehalten. Es gab keine Flanke zu umgehen. Ein Durchbruch musste von dem geschaffen werden, der stärker war und die Offensive ergreifen wollte. In dieser Hinsicht werden wir zurückgeführt zu den Schlachten des Ersten Weltkrieges an der Westfront. Wir sehen hier in Ägypten die Wiederholung derselben Kräfteprobe wie sie sich bei Cambrai Ende des Jahres 1917 sowie in vielen Schlachten des Jahres 1918, […]“.

Den Rückzug der deutsch-italienischen Verbände nach der Niederlage in der zweiten Schlacht von El Alamein bezeichnet der britische Historiker Norman Davies als „glänzend“ und auch der britische Rommel-Biograph David Fraser beurteilt den Rückzug aus der Alameinfront und den folgenden Rückmarsch nach Tunesien als „zweifellos aussergewöhnliche Leistungen“. Fraser sieht die Vorsicht Montgomerys und die daraus resultierende zögerliche Verfolgung der Truppen der Deutsch-Italienischen Panzerarmee als einen wichtigen Faktor für die erfolgreiche Absetzbewegung. In seinen Memoiren urteilte Rommel, Montgomery habe nichts riskiert; kühne Lösungen seien diesem völlig fremd gewesen. Der Kritik an der langsamen Verfolgung durch die 8. Armee stellte Fraser Gegenpositionen gegenüber, die „die Halbherzigkeit der Verfolgung der Ängstlichkeit seiner Untergebenen und dem schlechten Wetter“ zuschrieben“.

Der deutsche Historiker Thomas Kubetzky sieht Montgomerys Sieg in der zweiten Schlacht von El Alamein als die Basis seiner Darstellung in der britischen Kriegsberichterstattung des Zweiten Weltkrieges und seines hohen Bekanntheitsgrades auch nach Kriegsende. In seiner Dissertation schreibt er, dass Montgomery vor der Übernahme des Kommandos über die 8. Armee im Sommer 1942 „einer breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt“ gewesen sei und erst dann langsam ein gewisses mediales Interesse an seiner Person aufkam. Der erste Höhepunkt der Berichterstattung über Montgomery sei Ende Oktober/Anfang November 1942 anzusiedeln, wobei er den Sieg in der zweiten Schlacht von El Alamein „als Ausgangspunkt der ausführlichen und stetig andauernden Berichterstattung zu Montgomery“ ansieht. Montgomery wurde nach Ende des Krieges aufgrund seiner militärischen Erfolge am 31. Januar 1946 als Viscount Montgomery of Alamein, of Hindhead in der Grafschaft Surrey zum Peer erhoben und in den Hosenbandorden aufgenommen.

Demgegenüber stellt dem britischen Militärhistoriker Antony Beevor zufolge Montgomerys Reputation als herausragender Heerführer eher das Ergebnis einer Mythenbildung dar, das er durch die realen Geschehnisse der Schlacht kaum gedeckt sieht. Montgomerys Entscheidung, ausgerechnet den stärksten Teil der deutschen Frontlinie anzugreifen, sei problematisch gewesen. Tatsächlich sei der Sieg ganz wesentlich auch der Desert Air Force zu verdanken, die deutsche Flugzeuge und Panzer zerstörten und Nachschublinien unterbrachen. Davon habe Montgomerys 8. Armee entscheidend profitiert, ebenso von den Massnahmen der Royal Navy und den Luftstreitkräften der alliierten Verbündeten, welche die logistischen Verbindungen der Streitkräfte der Achsenmächte zerschlugen.

Rommels Medienpräsenz hatte ihren Höhepunkt zwischen Anfang und Mitte 1942, um daraufhin ab Frühherbst 1942 bis Ende 1943 weitgehend wieder abzuflauen. Der britische Sieg hatte in der britischen Presse zur Folge, dass in den Artikeln über Rommel stets dessen endgültige Niederlage gegen Montgomery betont wurde. Im selben Zug verlor Rommel nach Juni/Juli 1942 auch „seine bisher vorhandene Aura der Unbesiegbarkeit“ bei einem Grossteil der Briten.

Eine weitere Folge der massiven Medienberichterstattung über die Schlacht ist laut Kubetzky das Schwinden der allgemeinen Angst vor einem deutsch-italienischen Durchbruch zum Suez-Kanal. Die Artikel waren teils in sachlicher (so zum Beispiel die New York Times), teils in recht überschwänglicher Sprache (etwa der Daily Express) verfasst.

Der Historiker Reinhard Stumpf sieht die zweite Schlacht von El Alamein als Ursache einer persönlichen Entfremdung zwischen Rommel und Hitler, die trotz Versuchen des Diktators nie mehr überwunden wurde. Diese Schlacht sei der „entscheidende Einschnitt in [Rommels] Verhältnis zu Hitler“ gewesen. Über einen langen Zeitraum nach El Alamein leugnete Hitler die militärische Notwendigkeit des Rückzugs aus Ägypten und weigerte sich entgegen jeder Vernunft, die alliierte Materialüberlegenheit sowie den Kraftstoffmangel einzugestehen. Der Diktator behauptete bis Sommer 1944, als Rommel mit dem Widerstand in Kontakt kam, dass Rommel lediglich seine Nerven verloren habe, da er kein guter „Steher“, sondern nur ein guter Operateur gewesen sei.

In der Zwischenzeit verfiel Hitler dem Wahn, dass jeder Feind durch den fanatischen Willen, eine Front zu halten, gestoppt werden könne, wobei er laut Stumpf „gänzlich von der Wirklichkeit abstrahierte“, dass die massiv überlegenen alliierten Verbände am 4. November 1942 nicht nur bei den viel gescholtenen italienischen Truppen, sondern auch beim Afrikakorps Durchbrüche erzielt hatten. Zuletzt war die Panzerdivision Ariete, die nach schweren Kämpfen vernichtet wurde, der stärkste Panzerverband der Armee gewesen.

Stumpf sieht Rommels endgültige Abwendung vom Diktator als durch den Schock über den Führerbefehl, seine Verbände ohne Sinn und Verstand für einen mittlerweile symbolträchtigen Schlachtennamen zu opfern, hervorgerufen. Er sei, mehr als jeder andere General, der Auffassung gewesen, dass der Krieg auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz verloren war. Diese Ansicht sei nach dem Durchbruch von Alamein und durch die enorme alliierte Materialüberlegenheit hervorgerufen worden. Fortan beschäftigte er sich während des Rückzuges mit der zentralen Frage, wie der gesamte Krieg noch gewonnen werden könne.

Operation Torch (08.11.1942)

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03_43/Kartenausschnitt Nordost Afrika

Operation Torch (englisch für Operation Fackel) war der Deckname der britisch-amerikanischen Invasion Französisch-Nordafrikas während des Zweiten Weltkrieges. Sie begann am 8. November 1942. Die ältere Bezeichnung aus der ersten Planungsphase lautete Operation Gymnast.

Hintergrund
Stalin hatte den amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und den britischen Premier Winston Churchill im Rahmen der Anti-Hitler-Koalition mehrfach bedrängt, in Europa eine zweite Front gegen Hitler-Deutschland im Westen zu eröffnen, um die Sowjetunion in ihrem Kampf zu entlasten. Während der amerikanische Generalstab, angeführt von General Marshall, ultimativ einen direkten Angriff mit einem schnellen Vorstoss in Nordfrankreich forderte, von wo er direkt ostwärts nach Deutschland ziehen wollte, bevorzugten die Briten, insbesondere Winston Churchill, einen Ansatz über die europäische Peripherie, bei dem sie die alliierte Überlegenheit zur See stärker zu Geltung bringen konnten. Churchill hatte die bitteren Erfahrungen des Ersten Weltkrieges (Schlacht von Gallipoli) sowie von Dünkirchen und Dieppe nicht vergessen. Präsident Roosevelt befürchtete, dass eine militärische Operation in Afrika eine Invasion Europas 1943 verzögern könnte, unterstützte aber Churchill dennoch.

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03_44/Operationsplan

Marokko, Algerien und Tunesien gehörten zu Französisch-Nordafrika, das nominell dem Vichy-Regime unterstand, in dem aber das Deutsche Reich einen grossen Einfluss besass. Die Vichy-Franzosen hatten ca. 60.000 Soldaten sowie Küstenartillerie, eine Handvoll Panzer und Flugzeuge in Marokko, etwa zehn Kriegsschiffe und elf U-Boote in Casablanca stationiert. Da Marschall Henri Philippe Pétain Hitlers Forderung nach einem französischen Kriegseintritt auf deutscher Seite nicht nachgekommen war, glaubten die Alliierten, dass die französischen Kolonialtruppen nicht kämpfen würden. Allerdings bestanden Befürchtungen hinsichtlich der französischen Marine, die wegen der britischen Operation Catapult vom Juli 1940 Rachegefühle hegen konnte. Die Alliierten kooptierten einen französischen General, Henri Giraud, als potenziellen Oberkommandierenden der französischen Truppen nach einer erfolgreichen Invasion. Sie beabsichtigten, schnell ostwärts nach Tunesien vorzustossen und so den Truppen des deutschen Afrikakorps von Feldmarschall Erwin Rommel in den Rücken zu fallen. Der amerikanische General Eisenhower erhielt das Kommando über die Operation und schlug sein Hauptquartier in Gibraltar auf.

Die „Agentur Afrika“ des exilpolnischen Geheimdienstes unter der Führung Mieczysław Zygfryd Słowikowskis lieferte den Alliierten wichtige Informationen, die massgeblich für die Planung der Invasion waren.

Die Landung
Die Alliierten planten, die Schlüsselhäfen von Marokko bis Algerien gleichzeitig einzunehmen, wobei vornehmlich Casablanca, Oran und Algier ins Visier gerieten.

Die westliche Streitmacht (Western (Naval) Task Force) mit Ziel Casablanca fasste alle amerikanischen Einheiten zusammen mit dem Kommandierenden Generalmajor George S. Patton und Konteradmiral H. Kent Hewitt, der die amphibische Operation leitete. Sie bestand aus der 2. Panzerdivision und der 3. und 9. Division, zusammen 35.000 Soldaten. Sie wurden von den Vereinigten Staaten direkt dorthin transportiert.

Die zentrale Streitmacht mit Ziel Oran umfasste Teile der 82. US-Luftlandedivision und die 1. US-Panzerdivision mit zusammen 18.500 Mann. Sie wurde von Grossbritannien auf Schiffen herangeführt und von Generalmajor Lloyd Fredendall kommandiert, während die Marineverbände durch Kommodore Thomas H. Troubridge kommandiert wurden.

Die östliche Streitmacht mit Ziel Algier wurde von Generalleutnant Kenneth Anderson befehligt und bestand aus der britischen 78. und der 34. US-Division, insgesamt 20.000 Mann. Die Marineverbände unterstanden dem Befehl von Vizeadmiral Sir Harold Burrough.

Casablanca
Die Landung in Marokko war eine rein amerikanische Angelegenheit. Die Truppen der Western Task Force (Maj. Gen. George S. Patton, USA) wurden direkt von Militärbasen an der Ostküste der USA aus verschifft (Western Naval Task Force, Rear-Admiral H. Kent Hewitt, USN). Sie landeten am 8. November 1942 an drei Punkten: Safi (→ Operation Blackstone), Fedala (→ Operation Brushwood) und Mehedia-Port Lyautey (→ Operation Goalpost). Die Landung begann vor Tagesanbruch. Wegen der Annahme, die Franzosen würden keinen Widerstand leisten, gab es kein einleitendes Bombardement.

In Safi verlief die Landung erfolgreich. Die Landung wurde ohne Deckungsfeuer ausgeführt in der Hoffnung, die Franzosen würden dann keinerlei Widerstand leisten. Als die Transportschiffe von der Küstenartillerie beschossen wurden, erwiderten die Begleitschiffe das Feuer. Als der Kommandierende General Harmon eintraf, hatten französische Scharfschützen die alliierten Sturmtruppen (die meisten von ihnen waren erstmals im Kampf) auf den Stränden festgesetzt. Die Landung geriet in Zeitverzug. Trägerflugzeuge zerstörten einen französischen LKW-Konvoi zur Unterstützung der Verteidiger. Safi kapitulierte am Nachmittag des 8. November. Am 10. November wurden die verbliebenen Verteidiger niedergeworfen, und der Haupttross von Harmons Kräften rückte zur Belagerung auf Casablanca zu.

Um Lyautey waren die Landungstruppen unsicher hinsichtlich ihrer Position, und die zweite Welle verspätete sich. Dies gab den Verteidigern Zeit, ihren Widerstand zu organisieren, und die weiteren Wellen mussten unter Artilleriefeuer an Land gehen. Schliesslich konnten mit Hilfe von Luftunterstützung die ersten Ziele eingenommen werden.

In der Gegend von Fedala, wo die grösste Landung mit 19.000 Mann stattfand, unterbrach das Wetter die Landung. Die Landungsstrände kamen nach Tagesanbruch auch hier unter Feuer. General Patton landete um 8 Uhr, und die Brückenköpfe wurden im Laufe des Tages gesichert. Die Amerikaner umzingelten den Hafen von Casablanca am 10. November, und die Stadt kapitulierte eine Stunde bevor der entscheidende Sturmangriff beginnen sollte. Pattons Truppen betraten die Stadt, ohne auf Widerstand zu stossen.

Generell war der französische Widerstand in Marokko, abgesehen von den Küstenbatterien, sporadisch. Die französische Marine, die in Casablanca nur wenige Minuten vom Landungsabschnitt entfernt massiv vertreten war, griff den amerikanischen Verband mit einem leichten Kreuzer, Zerstörern und U-Booten an, ihr Angriff wurde jedoch abgeschlagen. Der französische leichte Kreuzer Primauguet wurde schwer beschädigt, die Zerstörer Fougueux und Boulonnais sanken, der Zerstörer Albatros musste auf den Strand auflaufen, um den Untergang zu verhindern. Dazu zählten die Alliierten acht versenkte oder schwer beschädigte französische U-Boote und mehrere Schiffe, die im Hafen schwer beschädigt wurden.

Oran
Die Landungstruppen waren aufgeteilt auf drei Strände, zwei westlich von Oran und einer östlich der Stadt. Die Landung am westlichsten Strand fand verspätet wegen eines französischen Konvois statt, der auftauchte, als die Minenräumer eine Schneise bahnten. Einige Verspätung, Konfusion und Schäden an den Landungsschiffen wurden durch das unerwartet seichte Wasser und Sandbänke verursacht; zuvor waren keine Aufklärungseinheiten auf den Stränden abgesetzt worden. Man hatte den Strand vorher lediglich von U-Booten aus mit Periskopen beobachtet, ein Verfahren, von dem man bei späteren Invasionen abging.

Ein Versuch, US Army Rangers direkt im Hafen abzusetzen, um Zerstörungen und Schiffsversenkungen zu verhindern, scheiterte, als die beiden Zerstörer mit der Landungstruppe vom Kreuzfeuer französischer Kriegsschiffe gestoppt wurden. Französische Schiffe verliessen den Hafen und attackierten die Invasionsflotte, wurden jedoch versenkt bzw. wieder gegen die Küste gedrängt.

Französische Küstenbatterien und die Invasionsflotte hatten während des 8. und 9. Novembers mehrmals Schusswechsel, wobei die Vichy-französischen Truppen Oran und die Umgebung ansatzweise verteidigten. Heftiges Feuer der britischen Schiffsartillerie hatte am 9. November die Kapitulation zur Folge.

Erstmals wurde hierbei das amerikanische Nebelgerät MI Esso eingesetzt, welches innerhalb von 10 Minuten 2,5 km² einnebelte.

Algier
In den frühen Morgenstunden des 8. November starteten 400 Résistants, unterstützt von einem amerikanischen Vizekonsul, den Putsch in Algier: Die kleine Truppe unter dem Kommando von José Aboulker, Henri d’Astier de la Vigerie, Bernard Karsenty, Roger Carcassonne und Oberst Germain Jousse verhaftete nachts die Mehrzahl der Vichy-Militärs und zivilen Behördenchefs und nahm die Schlüsselstellungen inklusive der Telefonzentrale, der Radiostation, des Gouverneurspalastes, der Präfektur, des Stabshaupt-quartiers, des Hauptquartiers des 19. Korps der vichy-französischen Truppen und der Küstenartillerie von Sidi Ferruch ein. 15 Stunden hielten die schlecht ausgerüsteten Résistancekämpfer ihre Gegner in Schach, was die Einkreisung der Stadt durch die Alliierten ermöglichte.

Admiral François Darlan wurde von der Landung der Alliierten in Nordafrika überrascht. Er wurde zusammen mit General Alphonse Juin, dem befehlshabenden vichy-französischen Kommandanten für Nordafrika durch eine Handvoll Schüler des Lyceum Ben Aknoun festgenommen, kommandiert vom Reservekadetten Pauphilet. Darlan gelang die Rückkehr zur Admiralität, der er Widerstand gegen die Alliierten befahl. Befreit durch die Mobilgarde, sandte er am folgenden Morgen ein Telegramm nach Vichy, in dem er ein Bombardement der deutschen Luftwaffe auf die alliierten Truppentransporte im Raum Algier forderte.

Die eigentliche Invasion wurde von der 34. US-Infanteriedivision mit einer Brigade der britischen 78. Division ausgeführt, während die andere Brigade als Reserve fungierte. General Ryder, Kommandant der 34. Division, wurde das Kommando über die erste Welle erteilt, weil man annahm, dass die Franzosen Amerikanern freundlicher gegenübertreten würden als Briten. Die Landung wurde auf drei Strände aufgeteilt – zwei westlich von Algier und eine östlich. Einige Landungstruppen erreichten die falschen Strände, aber dies war solange bedeutungslos, wie es keinen französischen Widerstand gab, abgesehen von einigen Schüssen der Küsten-batterien, die schnell von britischen Kommandos zum Verstummen gebracht wurden. Ein französischer Kommandant hiess die Alliierten offen willkommen.

Die einzigen Kämpfe fanden im Hafen von Algier selbst statt, wo zwei britische Zerstörer versuchten, einige US-Rangers direkt auf dem Dock abzusetzen. Vichy-Franzosen sollten daran gehindert werden, Hafeneinrichtungen zu zerstören und Schiffe zu versenken. Heftiges Artilleriefeuer hielt einen Zerstörer von der Landung ab, der andere lief einige Stunden später wieder aus und liess 250 Mann zurück.

Die Landungstruppen rückten schnell ins Inland vor und bis zum Nachmittag wurde ein lokaler Waffenstillstand mit dem Kommandanten General Juin vereinbart.

Am Abend kapitulierte Darlan selbst, aber nur für Algier. Juin und Darlan lehnten es drei Tage lang ab, einen Befehl zur Feuerein-stellung an die Franzosen in Oran und in Marokko zu geben. 1346 Franzosen und 479 Alliierte starben, 1997 Franzosen sowie 720 Alliierte wurden verwundet. Am 10. November 1942 befahlen Darlan und Juin unter dem Druck von General Mark W. Clark und Dwight Eisenhower die Feuereinstellung in Oran und am 11. November in Marokko

Nach der Schlacht
Politische Ergebnisse
Eisenhower vereinbarte im Einverständnis mit Roosevelt und Churchill die Einsetzung von Vichy-Admiral François Darlan als Hochkommissar des Französischen Nordafrika, der das Vichy-Regime mit Gesetzen der Pétain-Regierung – die unter anderem den nationalsozialistischen Nürnberger Rassegesetzen entsprachen – restaurierte und Demokraten in Konzentrationslagern in der Sahara einsperrte. General Charles de Gaulle, der bei dieser Entscheidung übergangen wurde, reagierte empört. Dies änderte sich auch nicht nach Darlans Ermordung durch den französischen Widerstandskämpfer Fernand Bonnier de La Chapelle am 24. Dezember 1942. General Henri Giraud, der zunächst von den Alliierten in Gibraltar ultimativ die Leitung der Operation Torch gefordert hatte, hatte sich Darlan unterstellt und befand sich seit November in Algier ohne konkrete Aufgabe. Er war ein Verehrer von Marschall Pétain und lehnte alle demokratischen Reformen ab. Er liess Bonnier de la Chapelle von einem Standgericht zum Tode verurteilen und am nächsten Tag um 7.30 Uhr hinrichten. Giraud schockierte die Amerikaner, als er die Verhaftung der 27 Résistants anordnete, die durch ihren Einsatz zuvor Eisenhowers Truppen die Einnahme von Algier ermöglicht hatten. Roosevelts Repräsentant Robert Murphy protestierte nicht. Die Résistants wurden in südalgerischen Konzentrationslagern in der Sahara interniert. Amerikanische und britische Kriegskorrespondenten alarmierten die Öffentlichkeit in der Heimat über diese skandalösen Vorgänge.

Trotz der temporären Restauration des Vichy-Regimes in Algier unter amerikanischem Protektorat hatte der Putsch der Résistance vom 8. November 1942 nicht nur militärische Konsequenzen, sondern auch politische (siehe auch: Vichy-Regime im befreiten Afrika 1942 bis 1943).

Die Darlan-Giraud-Behörde nannte sich zunächst „Hochkommissariat von Frankreich in Afrika“ und wurde von einem selbsternannten „Conseil Impérial“ (Reichsrat) regiert, dem die französischen Territorien und Streitkräfte in Nordafrika und im französischen Westafrika unterstellt waren. Anfangs resolut „vichyistisch“, wurde die Behörde allmählich gezwungen, die Kriegsanstrengungen gegen Deutschland zu erhöhen, sich zu demokratisieren, ihre prinzipiell vichy-freundlichen Machthaber auszuschalten und dann mit dem Französischen Nationalkomitee in London zusammenzuarbeiten. Aus der Fusion des Nationalkomitees mit dem Hochkommissariat entstand gegen den Widerstand von Präsident Roosevelt das „Comité Français de la Libération Nationale“ (CFLN), das anfangs von Giraud und de Gaulle als gleichberechtigten Präsidenten geführt wurde, bis de Gaulle Giraud nach einigen Monaten ausmanövriert hatte und eine unabhängige Kriegsregierung von Frankreich bildete.

Als Hitler erfuhr, dass Admiral Darlan kapituliert und sich an die Spitze einer eigenen französischen Behörde unter amerikanischer Aufsicht gesetzt hatte, befahl er das Unternehmen Anton, die Besetzung des bislang „unbesetzten“ Vichy-Frankreich.

Militärische Konsequenzen
Zwischen dem 8. und 10. November liessen die vichy-französischen Streitkräfte in Tunesien unter dem Kommando von General Georges Barré das gesamte Land offen für die Deutschen, die sich von der algerischen Grenze zurückzogen. Der General empfing bis zum 14. November Befehle von General Juin, standzuhalten, aber wartete bis zum 18., bevor er die Deutschen bekämpfte. Dann kämpfte die französische Tunesienarmee, das sogenannte 19. Korps von ca. 60.000 Mann, trotz ihres Mangels an Ausrüstung, um dort die zentrale alliierte Angriffslinie in den tunesischen Bergen zu halten. Sie wurden dazu mit amerikanischer Bewaffnung ausgerüstet und mussten den Briten die bislang verwendeten britischen Waffen zurückgeben, die diese dringend selbst benötigten. Die Franzosen wurden schnell von britischen Truppen unterstützt. Nördlich lag die britische 1. Armee, südlich das VII. US-Korps, während die französische Sahara-Kavallerie die Reste von Rommels Afrikakorps und die 5. Panzerarmee des Generals Hans-Jürgen von Arnim von Süden angreifen sollte.

Nach der Konsolidierung auf dem französischen Territorium zogen die Alliierten nach Tunesien. Kräfte der britischen 1. Armee unter Generalleutnant Anderson erreichten Tunis, bevor ein Gegenangriff deutscher Truppen unter dem Kommando von General Walther Nehring in Djedeida sie zurückwarf. Im Januar 1943 zogen sich deutsche Truppen unter Feldmarschall Rommel von Libyen nach Westen Richtung Tunesien zurück.

Die britische 8. Armee im Osten, von Feldmarschall Bernard Montgomery befehligt, stoppte in der Gegend von Tripolis, um Verstärkungen zu ermöglichen und baute das Übergewicht der Alliierten aus. Im Westen wurden das II. US Korps unter Generalmajor Lloyd R. Fredendall am 14. Februar am Faidpass und am 19. Februar am Kasserinpass angegriffen. Die alliierte Streitmacht zog sich zurück, bis Verstärkungen am 22. Februar den deutschen Vorstoss zum Stehen brachten.

General Harold Alexander erreichte Tunesien Ende Februar, um das Kommando zu übernehmen. Die Wehrmacht griff am 6. März ostwärts bei Medenine erneut an, wurde aber zurückgeschlagen. Rommel bat Hitler, ihm einen vollständigen Rückzug zu gestatten, was aber abgelehnt wurde. Am 9. März verliess Rommel Tunesien, um durch von Arnim ersetzt zu werden, der seine Kräfte über mehr als 165 km im Norden Tunesiens zu verteilen hatte.

Diese Rückschläge zwangen die Alliierten, ihre Kräfte zu konsolidieren und ihre Kommunikationsverbindungen und Verwaltungen aufzubauen, so dass sie imstande waren, einen grossen Angriff zu unterstützen. Die 1. Armee und die 8. Armee griffen daraufhin die Deutschen an. Schwere Kämpfe folgten, aber die Alliierten schnitten mit ihrer Luft- und Seeüberlegenheit von Ägypten und Malta, aber auch von Algerien aus die Deutschen vom Nachschub zwischen Tunesien und Sizilien ab. Am 6. Mai nahmen britische Truppen Tunis ein, und amerikanische Streitkräfte erreichten Bizerta. Am 13. Mai kapitulierten die Achsenstreitkräfte in Tunesien. Sechs Monate dauerte der verzweifelte Kampf der eingeschlossenen, von Nachschub und Reserven weitgehend abgeschnittenen Deutschen, ihrer italienischen und wenigen verbliebenen Vichy-französischen Verbündeten, bis sich am 11. Mai 1943 252.000 deutsche und italienische Soldaten den Alliierten ergaben. Allein in Tunesien wurden 16.000 Soldaten des freien Frankreich verwundet.

Schlacht von Welikije Luki (24.11.1942 – 20.01.1943)

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03_45/Kartenausschnitt von Welikije Luki

Die Schlacht von Welikije Luki (russisch Великолукская операция) war eine Angriffsoperation der Roten Armee, die vom 24. November 1942 bis zum 20. Januar 1943 dauerte. Bodo Scheurig, der Biograph Henning von Tresckows, bezeichnete sie „ein Stalingrad im Kleinen“, das „ebenfalls infolge höchsten Starrsinns“ geopfert wurde.

Vorgeschichte
Der linke Flügel der Kalininer Front unter Maxim Purkajew hatte Befehl die Operation Mars (Angriff auf den Rschewer Frontbogen) durch den Angriff der 3. Stossarmee unter General Galitzki zu unterstützen. Die 3. Stossarmee sollte die Front der „Gruppe von der Chevallerie“ (LIX. Armeekorps) zwischen Tschernosjem und Schirpina durchbrechen und zunächst die Linie zwischen dem Jiwan-See über Nowosokolniki und Snamenskoje-See erreichen. Als Verstärkung war am 13. November das 2. mechanisierte Korps eingetroffen, es bestand neben 13.620 Soldaten aus 215 Panzern, darunter 112 vom Typ T-34.

Verlauf
Sowjetische Offensive
Am 24. November 1942 griffen die Vorauseinheiten (9., 46. und 357. Schützen- sowie 21. Garde-Division) und am folgenden Tag die Hauptstreitmacht des Generals Galitzkis an. Seit Anfang November waren die 3. Gebirgs-Division (General Kreysing) und die ostpreussische 291. Infanterie-Division (Generalmajor Goeritz) zur Sicherung der Bahnlinie zwischen Newel und Welikije Luki in den Raum Nowosokolniki verlegt worden. Nach erbitterten Kämpfen in der Gegend mit zahlreichen Wäldern und Sümpfen wurden die deutschen Verteidigungslinien durchbrochen, die deutsche 83. Infanterie-Division (Generalleutnant Scherer) zerschlagen und Welikije Luki mit ca. 7.500 Angehörigen der Wehrmacht durch das estnische 8. Schützenkorps (General Pärn) eingeschlossen. Nördlich Tschernosjem gelang es dem Gebirgsjäger-Regiment 138 (Oberst Klatt) zusammen mit dem Grenadier-Regiment 257 (Oberst Meyer) den Durchbruch des sowjetischen 2. mechanischen Korps (General Korchagin) einzudämmen und bis zum 26. November gegenüber dem 5. Garde-Schützenkorps (General Beloborodow) an der Dörferlinie Jeschewitzy – Meschutkinio – Waraksino eine Sperrfront aufzubauen.

Unter den in Welikije Luki eingeschlossenen Verbänden (welche der Heeresgruppe Nord unterstanden) befanden sich das Grenadierregiment 277, das Werfer-Regiment 3, die Heeres-Flak-Abteilung 286, das Artillerieregiment 70, das Artillerieregiment 183 und die Heeres-Artillerie-Abteilung 736 sowie verschiedene rückwärtige Dienste. Die Führung dieser eingeschlossenen Einheiten wurde Oberstleutnant von Sass, dem Kommandeur des Grenadierregiments 277, übertragen.

Bis zum 10. Dezember erweiterten die sowjetischen Truppen ihren Einbruchsraum auf 25 bis 30 Kilometer Tiefe und erreichten an zwei Stellen die Eisenbahnlinie, welche die deutschen Heeresgruppen Mitte und Nord verband. Das OKW verlegte zusätzliche Verbände und versuchte, die deutschen Truppen in der Stadt zu entsetzen. Die sowjetische 381. Schützendivision drang nördlich der durch die 3. Gebirgsdivision zur Festung ausgebauten Stadt Nowosokolniki weiter über die Bahnlinie auf Gorki und Dno vor, gleichzeitig erreichte eine Panzerbrigade im Südwesten der Festung die Orte Schubino und Koslowa.

Vergebliche deutsche Entsatzversuche
Mehrere Entsatzversuche der 8. Panzer-Division unter General Brandenberger, der Gruppe Klatt und der 291. Infanterie-Division scheiterten. Ende Dezember musste die deutsche Besatzung den Westteil der Stadt aufgeben und sich auf die Zitadelle von Welikije Luki zurückziehen. Ein letzter am 4. Januar durch die 8. Panzer-Division begonnener dritter Entsatzversuch (Unternehmen Totila) durch die 331. Infanterie-Division (Oberst Beyer), Kampfgruppe Tribukait und Teile der 205. Infanterie-Division kamen noch nahe an Welikije Luki heran, blieb aber ebenso erfolglos. Am 14. Dezember wurde viel zu spät auch die 12. Panzer-Division vom Lutschessa Tal bei Belyi zum Entsatz herangeholt.

Am 17. Januar 1943 wurde die deutsche Besatzung unter Oberstleutnant von Sass schliesslich überwältigt und musste kapitulieren. Die Sowjets nahmen 3.944 Gefangene (darunter 54 Offiziere), erbeuteten 113 Geschütze, 97 Mörser, 20 Panzer und Sturmgeschütze. Die Rote Armee verlor 104.000 Mann (23.000 davon Tote und Vermisste).

Vorwurf von Kriegsverbrechen
1946 wurden 8 Angehörige des Infanterie-Regiments 277, darunter die beiden Regimentskommandeure Fritz-Georg von Rappard und Eduard Freiherr von Sass, in Welikije Luki nach Verurteilung durch ein Militärgericht der Roten Armee gehängt. Der Vorwurf lautete auf Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Bevölkerung in Welikije Luki und bei der Anti-Partisanen-Operation „Greif“ im Raum von Witebsk.

Tunesienfeldzug (November 1942 – 13.05.1943)

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03_46/Kartenausschnitt Tunesienfeldzug

Der Tunesienfeldzug in Nordafrika war eine militärische Auseinandersetzung im Zweiten Weltkrieg zwischen alliierten und deutsch-italienischen Truppen (November 1942 – Mai 1943). Der Feldzug endete mit der Kapitulation von fast 250.000 deutschen und italienischen Soldaten bei Tunis. Sie wurde in Anspielung auf die Schlacht von Stalingrad (Dezember 1942/Januar 1943) von vielen Deutschen insgeheim als Tunisgrad bezeichnet.

Hintergrund
Nach der entscheidenden Niederlage der Achsenmächte bei El Alamein (November 1942) und der Landung alliierter Truppen in Marokko und Algerien (Operation Torch) zogen sich die deutschen und italienischen Verbände der Panzerarmee Afrika aus Libyen nach Tunesien zurück, um sich dort sowohl dem anglo-amerikanischen Vormarsch aus dem Westen als auch der von Osten aus Libyen vorrückenden britischen 8. Armee General Montgomerys in den Weg zu stellen.

Verlauf
Anfangsphase

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03_47/Anfangsphase der Kämpfe im Nordwesten

Im November 1942 wurden mehrere deutsche und italienische Divisionen aus Frankreich und Italien nach Tunesien verlegt, wo sie in der 5. Panzerarmee unter dem Befehl von General Hans-Jürgen von Arnim zusammengefasst wurden. Sie standen von Ende November bis Dezember 1942 im Nordwesten Tunesiens in Abwehrkämpfen mit den aus Westen herannahenden alliierten Truppen, die nach Anfangserfolgen der Angreifer zunächst zum Rückzug der Alliierten führten. Diese bauten ihre Kräfte im Westen weiter auf und fassten sie zum Jahreswechsel unter dem Kommando der britischen 1. Armee unter General Kenneth Anderson zusammen, die später auf insgesamt vier Korps anwuchs (zwei britische, ein amerikanisches und ein französisches).

Am 23. Januar besetzten britische Einheiten Tripolis. Anfang Februar 1943 besetzte die vor der britischen 8. Armee zurück-weichende italienische 1. Armee (ehemals Panzerarmee Afrika) unter General Giovanni Messe gemeinsam mit dem Deutschen Afrikakorps den südlichen Teil Tunesiens und insbesondere die an der tunesisch-libyschen Grenze gelegene Mareth-Linie. Diese Linie hatte Frankreich zwischen 1936 und 1940 stark ausgebaut, um seine Kolonie Französisch-Nordafrika gegenüber der italienischen Kolonialmacht in Italienisch-Libyen zu schützen. Am 23. Februar 1943 wurde Rommel Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika (die aus den beiden genannten Armeen bestand).

Kasserine-Pass (19.02.1943 – 22.02.1943)
Als die britische 8. Armee ihren Vormarsch an der Mareth-Linie wegen Nachschubproblemen vorübergehend einstellte, griff Rommel seinerseits umgehend die alliierten Angriffsspitzen im Westen an. Nach Rommels Planungen sollte der Angriff an der Nahtstelle zwischen britischen und amerikanischen Verbänden durchgeführt werden, mit dem Ziel, über den Kasserine-Pass auf Tebessa vorzustoßen, um dann in der algerischen Ebene die alliierten Verbände zu umfassen, die die 5. Panzerarmee von Arnims bedrohten. Die 5. Panzerarmee sollte ihrerseits in Richtung Sidi Bouzid und Bir El Hafey vorstoßen („Unternehmen Frühlingswind“), die deutsch-italienische Panzerarmee auf Gafsa („Unternehmen Morgenluft“).

Am 14. Februar griffen die 10. und die 21. Panzer-Division Sidi Bouzid an und zerstörten dort innerhalb weniger Stunden etwa 50 amerikanische Panzer. Ein Gegenangriff der amerikanischen 1. Panzerdivision scheiterte am folgenden Tag an deutschen 88-mm-Flugabwehrgeschützen und Panzerverbänden, wobei etwa 100 weitere US-Panzer vernichtet wurden und 1400 Amerikaner in Gefangenschaft gerieten. Am 20. Februar nahmen Verbände der 10. Panzer-Division und der Kampfgruppe Deutsches Afrikakorps sowie italienische Bersaglieri den Kasserine-Pass nach schweren Kämpfen ein. Das unzureichende Ineinandergreifen der Angriffe Rommels und von Arnims gab den Alliierten jedoch die Gelegenheit, sich von den Rückschlägen am Kasserine-Pass zu erholen und mit Verstärkungen einen Gegenangriff zu starten. Rommel musste sich in dieser Lage zurückziehen, um der völligen Vernichtung zu entgehen. Am 25. Februar nahmen die Alliierten den Pass wieder ein. Bei diesen Kämpfen verloren die Alliierten über 10.000 Mann (6500 davon das II. US-Korps). Deutsche und Italiener verloren demgegenüber nur etwa 2000 Mann.

Medenine und Mareth (23.02.1943 – 10.03.1943)
Nach den Kämpfen am Kasserine-Pass konzentrierte sich Rommel wieder auf die Mareth-Linie. An dieser 35 Kilometer langen Verteidigungslinie zwischen den Matmata-Höhen und dem Meer standen Anfang März 1943 vier deutsche Divisionen (90. und 164. leichte Afrika-Division, 15. und 21. Panzer-Division, dazu die Fallschirmjägerbrigade Ramcke) und fünf italienische Divisionen (Panzerdivision „Centauro“, motorisierte Division „Trieste“, Infanteriedivisionen „Pistoia“ und „La Spezia“, Division „Giovani Fascisti“). Mit der „Operation Capri“ sollten die Kräfte des britischen XXX. Korps zwischen Medenine und der Mareth-Linie vernichtet werden, bevor das X. Korps eingetroffen war. Diese Pläne waren jedoch den Briten dank Ultra genauestens bekannt.

Am 4. März schlug Rommel in einem ausführlichen Funkspruch an Hitler vor, die Frontlinie drastisch zu verkürzen und sich auf einen kleinen Brückenkopf, um Tunis zurückzuziehen.

Am frühen Morgen des 6. März griffen drei deutsche Panzerdivisionen die britischen Stellungen an. Der geplante Vormarsch auf Medenine scheiterte aber an den von den Briten hier konzentrierten 400 Panzern und 500 Panzerabwehrkanonen. Nach elf Stunden hatte Rommel 50 seiner insgesamt 150 Panzer verloren und stellte den Angriff ein. Einige Tage danach fand man bei einem gefangenen britischen Unteroffizier eine Karte, auf der der geplante deutsche Angriff genau eingezeichnet war (Datumsangabe: 4. März; die Briten hatten die Verschlüsselungsmaschine Enigma geknackt). Rommel glaubte nun nicht mehr an die Möglichkeit eines Sieges.

Am 7. März erhielt Rommel vom Führerhauptquartier die kategorische Ablehnung seines Vorschlags vom 4. März; Hitler äußerte sich wütend. Darauf entschloss sich Rommel, nunmehr seine Kur anzutreten. Am 9. März flog Rommel von Sfax aus nach Deutschland (er betrat Afrika nicht wieder). Rommel redete mit Hitler im Führerhauptquartier ‚Klartext‘ (was sich damals nicht viele der Generäle trauten, unter anderem weil Hitler sie vor Dritten ‚herunterputzte‘ und anschrie).

Am 9. März wurde Hans-Jürgen von Arnim zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika ernannt. Am 15. März stand die italienische 1. Armee (Messe) in folgender Aufstellung an der Mareth-Linie:

  • Korps (Gen. Orlando)
  • Schwarzhemden-Division „Giovani Fascisti“ (Gen. Sozzani)
  • motorisierte Division „Trieste“ (Gen. La Ferla)
  • Leichte Division (Gen. Sponeck)
  • Korps (Gen. Berardi)
  • Infanteriedivision „La Spezia“ (Gen. Pizzolato)
  • Infanteriedivision „Pistoia“ (Gen. Falugi)
  • leichte Division (Gen. Liebenstein)
  • Sahara-Verband (Gen. Mannerini)
  • Im Raum Gafsa befand sich die Panzerdivision „Centauro“ (Gen. Calvi di Bergolo).

Montgomerys 8. Armee bestand aus nachstehenden Verbänden:

  • Korps (u. a. 50. Division)
  • Korps (1. und 7. Panzerdivision)
  • neuseeländisches Korps
  • Panzerbrigade
  • französischer Verband des Generalmajors Leclerc
  • Im Südwesten stand das II. US-Korps des Generals George Patton, das auf Gafsa vorstoßen sollte.

Am 16. März griffen die Alliierten sowohl im Süden als auch im Westen an. Die Verbände der britischen 8. Armee versuchten an der Mareth-Linie beim Wadi Zig-Zaou einen Durchbruch. Obwohl 620 britische gegen nur 91 italienische Panzer zum Einsatz kamen, scheiterte der Angriff des britischen XXX. Korps am zähen italienischen Widerstand. Auch der Vormarsch von Pattons II. Korps biss sich zwölf Tage an der italienischen Panzerdivision „Centauro“ fest, die bei diesen Kämpfen fast völlig aufgerieben wurde. Ein alliierter Versuch (neuseeländische, französische und amerikanische Verbände), die italienische 1. Armee von der 5. Panzerarmee zu trennen, scheiterte bei El Hamma unter schweren Verlusten.

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03_48/Umgehung der Mareth-Linie durch das britische X. Korps, 21. bis 26. März 1943

Die Briten nahmen die Mareth-Linie erst am 26. März 1943 ein, nachdem das britische X. Korps unter Brian Horrocks unter westlicher Umgehung der Matmata-Höhen in den Rücken der Mareth-Linie gelangt war und sich v. Arnim und Messe daher dazu entschlossen hatten, ihre Verbände auf die Akarit-Linie (15 km nördlich von Gabès) zurückzunehmen. Der Rückzug erfolgte unter schweren alliierten Bombardements.

Mehrere Tausend Italiener gerieten dabei in Gefangenschaft, weil sie ohne Transportmittel zurückgelassen wurden.

Akarit
Der alliierte Angriff auf die deutsch-italienischen Stellungen beim Wadi Akarit begannen in der Nacht vom 5. zum 6. April 1943 mit einer massiven Artillerievorbereitung. Danach griff Montgomery mit 500 Panzern an, denen nurmehr etwa 20 Panzer der 15. Panzer-Division gegenüberstanden. Die schweren Kämpfe bei Akarit endeten nach enormen Verlusten auf beiden Seiten bereits nach einem Tag. Danach zog sich die italienische 1. Armee auf die 250 km nördlich gelegene Linie Enfidaville-Mansour zurück.

Enfidaville

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03_49/Endphase der Kämpfe von April bis Mai
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03_50/Italienische Kriegsgefangene bei Tunis

Dieser deutsch-italienische Rückzug war am 13. April abgeschlossen. Die Verbände (Divisionen hatte inzwischen nur noch die Stärke von Brigaden oder Regimentern) standen entlang der nördlich von Enfidaville gelegenen Hügel, von denen der Garci und der Takrouna besondere Bedeutung hatten. Die 1. Armee setzte sich zu diesem Zeitpunkt folgendermaßen zusammen:

  • Korps
  • Leichte Division
  • Division „Giovani Fascisti“
  • Division „Trieste“
  • Korps
  • Division „Pistoia“
  • Leichte Division
  • Die 15. Panzer-Division mit ihren verbliebenen 15 Panzern wurde zusammen mit den Resten der Panzerdivision „Centauro“ in Reserve gehalten.

Die Kämpfe bei Enfidaville begannen am 19. April wiederum mit einer massiven Artillerievorbereitung. Auf dem Takrouna wehrte das 1. Bataillon des 66. italienischen Infanterieregiments „Trieste“ zusammen mit Einheiten des deutschen Panzergrenadierregiments 47 mehrere Angriffe weit überlegener alliierter Verbände ab. Erst nach tagelangen verlustreichen Kämpfen gelang es den Alliierten, diesen strategisch wichtigen Hügel einzunehmen. Im britischen Rundfunk rechtfertigte man damals die schweren Verluste damit, dass Italien auf dem Takrouna seine besten Soldaten eingesetzt habe. Am 22. April sowie am 27. und 29. April scheiterten alliierte Angriffe an der Küste an den Divisionen „Giovani Fascisti“ und „Trieste“, auf dem Gerbi an der Division „Pistoia“.

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Massicault
„Sir, pflichtgemäß erstatte ich Meldung, dass der Feldzug in Tunesien beendet ist. Jeder feindliche Widerstand hat aufgehört. Wir sind die Herren der Küsten Nordafrikas.“

– General Alexander an W. Churchill am 13. Mai 1943

„Die Frage, die noch vor einigen Wochen in der Welt diskutiert wurde, ob der Feldzug in Tunesien in einem Dünkirchen oder mit einem Stalingrad enden würde, ist heute überholt“

Im Nordwesten begann der Angriff der britischen 1. Armee am 22. April. Südlich von Goubellat griff das IX. Korps mit zwei Panzerdivisionen und einer Infanteriedivision an, weiter nördlich das V. Korps mit zwei Divisionen. Diese Verbände versuchten fünf Tage lang vergeblich, entlang des Medjerda-Flusses auf Massicault vorzustoßen. Zugleich eroberten die Alliierten andere Positionen, die sich bei späteren Kämpfe als sehr wichtig erwiesen. Südlich des britischen Sektors besetzte das französische XIX. Korps den Mt. Fkirine, etwas weiter nördlich arbeitete sich das II. Korps ab dem 23. April auf Mateur vor. Die weit überlegenen Amerikaner zwangen die deutschen Verbände nach und nach zum Rückzug. Der entscheidende Angriff erfolgte am 6. Mai. Das IX. Korps trug hierbei entlang der Straße Medjez-Tunis die Hauptlast. Am 6. Mai flogen die alliierten Luftstreitkräfte 2500 Einsätze, die stark geschwächten Luftstreitkräfte der Achsenmächte brachten es nur auf 60 Einsätze. Nachdem die beiden Panzerdivisionen des IX. Korps Massicault erreicht hatten, stießen sie sofort weiter in Richtung Tunis vor, um sich dann anschließend von Norden aus mit amerikanischen Kräften zu vereinigen, die in ihrem Abschnitt am 7. Mai ebenfalls durchgebrochen waren und unter anderem Bizerta erobert hatten. Auf Grund dieser Operationen wurden drei deutsche Divisionen eingekreist, die sich am 9. Mai ergaben.

Nachdem die alliierten Verbände Tunis und Bizerta eingenommen hatten, konnten sich Italiener und Deutsche nur noch auf Cap Bon und bei Enfidaville halten. Enfidaville wurde am 9. Mai auch von Norden aus angegriffen.

Am 12. Mai 1943 kapitulierten die Reste der 5. Panzerarmee. Am 13. Mai 1943 um 12:30 Uhr kapitulierte als letzter Großverband schließlich die italienische 1. Armee unter ihrem Oberbefehlshaber Feldmarschall Giovanni Messe. Er begab sich ebenso wie von Arnim in alliierte Kriegsgefangenschaft.

Erst nach dieser Kapitulation erfuhr die deutsche Öffentlichkeit, dass Rommel Afrika bereits im März verlassen und (am 11. März) für seinen Einsatz in Afrika die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern erhalten hatte. Rommel war der erste Soldat des Heeres, der diese bis zum Kriegsende nur 27-mal verliehene Auszeichnung erhielt.

Bewertung und Ausblick
Der amerikanische Historiker Williamson Murray nennt Hitlers Entscheidung (gegen den Wunsch Rommels), Tunesien zu einem noch durchführbaren Zeitpunkt nicht zu räumen, einen seiner schlimmsten militärischen Fehler. Wie bei der Schlacht von Stalingrad wurden viele der besten Truppen der Wehrmacht in eine unhaltbare Position gebracht. So waren selbst erste Modelle der neuen Tiger-Panzer nach Tunesien gebracht worden. Abgeschnitten vom europäischen Kontinent, von den materiell und personell überlegenen Alliierten eingekreist, gab es aus dieser Situation für die Achsenmächte kein Entkommen, da die Alliierten die Luft- und Seeherrschaft vor der tunesischen Küste erringen konnten. Die deutsche Luftwaffe erlitt wie in Stalingrad enorme Verluste bei dem undurchführbaren Versuch, die Heeresgruppe Afrika mit Nachschub über eine Luftbrücke (etwa mit Messerschmitt-Me-323-Transportflugzeugen) zu versorgen. Der Historiker David M. Glantz beziffert die Verluste der Achsenmächte während des Tunesienfeldzuges zwischen November 1942 und Mai 1943 mit 1045 abgeschossenen und ca. 600 von den Alliierten erbeuteten Flugzeugen. Joseph Goebbels schrieb, die Niederlage von Tunis sei auf derselben Skala wie jene von Stalingrad. Im 3. Reich wiederum sprach die Bevölkerung von einem „2. Stalingrad“ oder, im passenden Kontext, von „Tunisgrad“. Den Alliierten hingegen stand nun der europäische Kontinent offen. Die Invasion von Sizilien konnte im Juli 1943 beginnen.

Am 20. Mai 1943 führten Abordnungen der britischen 1. und der britischen 8. sowie der US-amerikanischen Armee und der Forces françaises libres in Tunis eine Siegesparade durch, welche durch die Generäle Dwight D. Eisenhower, Alexander und Henri Giraud entgegengenommen wurde.