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Unternehmen Barbarossa (22.06.1941)

(aus Wikipedia)

Der Deutsch-Sowjetische Krieg

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02_25/Karte zu Marcks’ "Operationsentwurf Ost"

Unternehmen Barbarossa (ursprünglich Fall Barbarossa) war der Deckname des nationalsozialistischen Regimes für den Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 im Zweiten Weltkrieg. Er eröffnete den Deutsch-Sowjetischen Krieg. Adolf Hitler hatte die Vernichtung des Bolschewismus 1925 zu einem ideologisch-politischen Hauptziel des Nationalsozialismus erklärt. Er hatte den Angriff auf die Sowjetunion nach dem Sieg über Frankreich im Juni 1940 ins Auge gefasst und seinen Entschluss dazu dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW) am 31. Juli 1940 mitgeteilt. Am 18. Dezember 1940 befahl er dem OKW mit der „Weisung Nr. 21“ den Angriff unter dem genannten Codewort vorzubereiten.

Die darauffolgende Planung löste frühere Planstudien der Wehrmachtführung ab, die unter anderen Decknamen wie „Otto“ und „Fritz“ den Krieg gegen die Sowjetunion vorgesehen hatten. Sie zielte auf einen rassistischen Vernichtungskrieg zur Zerstörung des „jüdischen Bolschewismus“: Der gesamte europäische Teil der Sowjetunion sollte erobert, ihre politischen und militärischen Führungskräfte ermordet und grosse Teile der Zivilbevölkerung dezimiert und entrechtet werden. Mit dem Hungerplan, zu dem die Belagerung Leningrads gehörte, wurde der Hungertod vieler Millionen von Kriegsgefangenen und Zivilisten einkalkuliert, und nach dem „Generalplan Ost“ sollten grossangelegte Vertreibungen folgen, um die eroberten Gebiete anschliessend zu germanisieren. Ausserdem wurden Einsatzgruppen aufgestellt und ausgebildet, die hinter der Front Massenmorde an Juden begehen sollten. Zu all dem erteilte das NS-Regime seit März 1941 völkerrechtswidrige Befehle, die die Wehrmachtführung ihrerseits übernahm und weitergab.

Die Verwirklichung dieses Kriegsplans scheiterte bereits in der Schlacht um Moskau im Dezember 1941. Dennoch setzten das NS-Regime und die Wehrmacht diesen Krieg und den zeitgleich vorangetriebenen Holocaust gegen Teile der Zivilbevölkerung bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 fort.

Bezeichnung

Das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und die Oberkommandos der Wehrmachtteile Heer, Oberkommando des Heeres (OKH), und Marine, Oberkommando der Marine (OKM), hatten seit Juni/Juli 1940 je eigene Planstudien für einen begrenzten Krieg gegen die Sowjetunion erstellen lassen und ihnen Decknamen wie „Problem S“, „Fritz“ und Titel wie „Operationsstudie Ost“ (Abteilung Landesverteidigung im Wehrmachtführungsamt, OKW), „Operationsplan Ost“ (OKH) oder „Betrachtungen über Russland“ (OKM) gegeben. Diese Studien wurden bis zum 5. Dezember 1940 vereint und Hitler dann vorgetragen. Ab dann trug die Gesamtplanung den Decknamen „Otto“.

Schon der Anschluss Österreichs 1938 sollte unter dem Decknamen „Sonderfall Otto“ militärisch vorbereitet werden. General Ludwig Beck hatte den Plan für den „Sonderfall Otto“ nicht weisungsgemäss ausgearbeitet, so dass dieser nicht ausgeführt werden konnte. Hitler erliess daher am 11. März 1938 eine kurzfristig formulierte Weisung, den Anschluss Österreichs unter dem Decknamen „Unternehmen Otto“ am Folgetag durchzuführen. Dabei konnten weisungsgemässe militärische Eingriffe weitgehend unterbleiben, so dass der Befehl nicht allen Wehrmachtsstellen bekannt wurde.

Der Name spielt wohl auf den römisch-deutschen Kaiser Otto I. an, dessen „Verdienste um das Deutschtum“, „Slawen-“ und „Kolonialpolitik“ sowie „Eindeutschung“ eroberter osteuropäischer Gebiete verbreitete Geschichtsbücher der Weimarer Republik als vorbildlich hervorhoben. An dieses Geschichtsbild anknüpfend, verstanden die Nationalsozialisten ihre Eroberungspolitik als Wiederaufnahme angeblicher Pläne der Ottonen zur Unterwerfung der Slawen und zur Expansion nach Osteuropa. Dazu diente ihnen die „Ostforschung“, die von dem Historiker Albert Brackmann dominiert wurde. Die pseudowissenschaftliche Benutzung von historischen Bezügen auf mittelalterliche Herrscher für einen „hemmungslosen Imperialismus“ hatte Brackmanns Kollege Hermann Aubin am 25. Januar 1939 brieflich kritisiert: „Geben Sie acht, wie bald Otto I. und Friedrich I. obenauf sein werden, weil sie das Beispiel gegeben haben, wie man eine ‚deutsche Ordnung‘ aufzurichten hat“. Doch Brackmann erstellte nach dem Polenfeldzug im Auftrag Heinrich Himmlers im Oktober 1939 eine Broschüre über „Krisis und Aufbau in Osteuropa“ mit eben solchen Bezügen. Die Wehrmacht kaufte davon am 7. Mai 1940 7000 Exemplare.

Am 25. Juli 1940 tauchte der Deckname „Otto“ in einem Befehl des OKW erneut auf, diesmal für ein „bevorzugtes Wehrmachtsprogramm“ zum Ausbau von Schienen und Strassen im besetzten Teil Polens, das schnelle Truppen- und Panzertransporte an die Ostgrenze ermöglichen sollte. Darin sehen Historiker erste Vorbereitungen eines Krieges gegen die Sowjetunion. Zur Ausarbeitung eines entsprechenden Plans hatte Franz Halder, seit September 1938 Chef des Generalstabs des Heeres, seinen Stab am 19. Juni oder 3. Juli 1940 beauftragt. Dieser Plan wurde nach dem 31. Juli erweitert, mit anderen Plänen zusammengeführt und im Dezember den Kriegsvorbereitungen des OKW und OKH zugrunde gelegt.

Der seinerzeitige Oberstleutnant i. G. Bernhard von Lossberg erklärte 1956, Alfred Jodl (OKW) habe den bisherigen Decknamen „Fritz“ für den von ihm verfassten Plan „später“ durch „Barbarossa“ ersetzt. Hitler verfügte am 18. Dezember 1940 mit „Weisung Nr. 21“, den Krieg gegen die Sowjetunion unter dem neuen Decknamen „Fall Barbarossa“ vorzubereiten. Er spielte damit, wie von Aubin 1939 erwartet, auf Friedrich I. an, der diesen Beinamen trug und neben den ersten beiden Ottonen der anerkannteste mittelalterliche Kaiser war. Hitler hatte ihn bei seiner Einweihung des „Hauses der Deutschen Kunst“ im Juli 1937 als den gerühmt, „der als erster den germanischen Kulturgedanken ausgesprochen und als Bestandteil seiner imperialen Mission nach aussen getragen habe“. Erstmals am 18. Januar 1941 bezeichneten manche Wehrmachtsstellen den geplanten Angriff intern auch als „Unternehmen Barbarossa“.

Hitlers "Ostprogramm"

Hitler hatte einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion schon 1925 in seiner Programmschrift „Mein Kampf“ zum Hauptziel seiner Aussenpolitik erklärt. Er begründete diesen mit dem unvermeidbaren weltgeschichtlichen Kampf der „arischen Rasse“ gegen das „Weltjudentum“, dessen extremste Herrschaftsform der „Bolschewismus“ sei. Dort zeige sich „der Jude“ als „Völkertyrann“, so dass man nur beide zugleich bekämpfen könne.

Folglich komme ein Bündnis mit der Sowjetunion nicht in Frage; man könne „nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben“. Ferner sei die blosse Rückeroberung von durch den Ersten Weltkrieg verlorenen deutschen Gebieten „politischer Unsinn“. Es müsse vielmehr darum gehen, dem deutschen Volk für alle Zeit „den ihm gebührenden Grund und Boden auf dieser Erde zu sichern“, der ihm wirtschaftliche Unabhängigkeit im kontinentalen Grossraum Europa garantiere. Dieser Boden sei vor allem in Russland und dessen unterworfenen Randstaaten zu suchen. Der Nationalsozialismus verkünde daher auch gegenüber den „Annexionisten“ des Kaiserreichs als neues Ziel: „Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten“. Hitler legitimierte diese Perspektive mit zwei Annahmen: einer rassischen, daher auch politischen und militärischen Unterlegenheit der angeblich von den Juden beherrschten Slawen, so dass die Sowjetherrschaft „reif zum Zusammenbruch“ sei, und einer Bereitschaft Grossbritanniens, Deutschlands vorherige Eroberung Frankreichs zu akzeptieren und es dann im Kampf gegen die Sowjetunion zu unterstützen. Er kritisierte die Eliten des Kaiserreichs dafür, dass sie weder mit Grossbritannien noch Russland ein klares Bündnis gesucht, sondern Deutschland in einen nicht gewinnbaren Zweifrontenkrieg verwickelt hätten. Daraus folgerte er, die Sowjetunion sei erst nach einem Bündnis mit Grossbritannien, das die vorherige Eroberung Frankreichs und so deutsche „Rückenfreiheit“ decken sollte, zu erobern.

1928 bekräftigte Hitler in seinem „Zweiten Buch“: Da Deutschland seinen Lebensraum dauerhaft nur im Osten finden könne, habe ein Bündnis mit der Sowjetunion keinen Sinn. Das destruktiv veranlagte Judentum werde den Sowjetstaat zerstören und es den Deutschen erleichtern, die Hemmung gegenüber dem einzig möglichen „Ziel der deutschen Aussenpolitik“ abzulegen: „Lebensraum im Osten“ zu erobern, der „für die nächsten 100 Jahre“ ausreiche. Dazu müsse Deutschland „grosse militärische Machtmittel“ erlangen und alle seine staatlichen Kräfte auf diese Eroberung konzentrieren. In dieser Formel verband Hitler untrennbar rassistische, expansionistische und imperialistische Vorstellungen. Das Ziel, die europäischen Teile Russlands zu erobern, sollte die gesamte deutsche Rüstungs- und Aussenpolitik bestimmen und eine spätere Weltherrschaft der deutschen Arier ermöglichen.

Hitler bekannte sich auch nach seinem Machtantritt 1933 wiederholt öffentlich wie intern zum Ziel eines grossen Eroberungskrieges im Osten. Am 3. Februar 1933 erläuterte er sein Lebensraumkonzept den Befehlshabern der Reichswehr, die ihrerseits ähnliche Konzepte vertraten (siehe Liebmann-Aufzeichnung). 1934 erwog er erstmals, zuerst Blitzkriege im Westen zu führen, um sich dann dem Osten zuwenden zu können. Ab 1937 war er bereit, einen Krieg gegen Frankreich und Grossbritannien zu wagen, um die Expansion nach Osten durchzuführen. In zwei grossen Reichstagsreden 1937 und 1938 erklärte er, er führe unerbittlich den Kampf gegen den „jüdischen-internationalen Moskauer Bolschewismus“.

Am 30. Januar 1939 drohte Hitler im Reichstag, Ergebnis eines neuen Weltkriegs werde „die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ anstelle der „Bolschewisierung der Erde“ sein. Am 10. Februar 1939 erklärte er Truppenkommandeuren, dass er die Lösung des „deutschen Raumproblems“ durch Eroberungen im Osten dem gesteigerten Export-Importhandel vorziehe. Der dazu notwendige nächste Krieg werde „ein reiner Weltanschauungskrieg sein, d. h. bewusst ein Volks- und ein Rassenkrieg“. Er, Hitler, sei als Oberbefehlshaber der Wehrmacht auch weltanschaulicher Führer, dem alle Offiziere auf Gedeih und Verderb verpflichtet seien: selbst dann, wenn das Volk ihn dabei „im Stich“ liesse. Generaladmiral Conrad Albrecht hielt im April 1939 als Hitlers Aussage fest: „Das grosse Ziel deutscher Politik wird darin gesehen, Europa von der Westgrenze Deutschlands bis einschliesslich des europäischen Russlands unter der militärischen bzw. wirtschaftlichen Führung der Achsenmächte zusammenzufassen“. Am 23. Mai 1939, einen Tag nach Abschluss des Stahlpaktes zur Vorbereitung des Polenfeldzugs, erklärte Hitler Wehrmachtführern, es gehe ihm im Konflikt mit Polen nicht um Danzig, sondern „um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung sowie die Lösung des Baltikum-Problems“. Im August 1939 gab er dem Völkerbundkommissar Carl Jacob Burckhardt zu verstehen, dass er das „Problem Danzig“ militärisch auch gegen Widerstand Frankreichs und Englands lösen werde und endlich „freie Hand im Osten“ haben wolle:

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„Alles, was ich unternehme, ist gegen Russland gerichtet; wenn der Westen zu dumm und zu blind ist, um dies zu begreifen, werde ich gezwungen sein, mich mit den Russen zu verständigen, den Westen zu schlagen, und dann nach seiner Niederlage mich mit meinen versammelten Kräften gegen die Sowjetunion zu wenden. Ich brauche die Ukraine, damit man uns nicht wieder wie im letzten Krieg aushungern kann“.

Den am 23. August 1939 beschlossenen Hitler-Stalin-Pakt verstand Hitler nur als befristetes taktisches Manöver für den Polenfeldzug und den Krieg gegen Polens Schutzmächte Frankreich und Grossbritannien, wie er ausdrücklich gegenüber Wehrmachtführern betonte. Polen sei das zukünftige Aufmarschgebiet für Deutschlands „Weiterentwicklung“ nach Osten. Gegenüber NSDAP-Vertretern spielte Hitler am 27. August 1939 auf seine Aussage in „Mein Kampf“ an: Es handele sich um einen Pakt „mit dem Satan, um den Teufel auszutreiben“. Ulrich von Hassell notierte dazu, Hitler „ändere nichts an seiner grundsätzlich antibolschewistischen Politik“; jedes Mittel gegen die Sowjets, also auch dieser Pakt, sei ihm recht, da er sich innerlich „für später den Angriff auf Sowjetrussland vorbehält“.

Nach Nicolaus von Below erklärte Hitler am 31. August 1939, dem Vorabend des Angriffs auf Polen, im kleinen Kreis: Sein „Angebot an Polen“ – gemeint waren deutsche Vorschläge an Polen bis März 1939, sich als „Juniorpartner“ (abhängiger Satellitenstaat) mit Deutschland gegen die Sowjetunion zu verbünden – sei ehrlich gewesen. Denn seine aussenpolitische Aufgabe bleibe, „den Bolschewismus zu zerschlagen“: „Alle anderen Kämpfe dienten nur dem einen Ziel, sich den Rücken für die Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus freizumachen. Am 9. Oktober 1939 erklärte Hitler dem OKH die Notwendigkeit des Westfeldzugs gegen Frankreich damit, dass man sich nicht auf die sowjetische Vertragstreue, sondern nur auf militärische Stärke verlassen könne. Am 21. Oktober 1939 erklärte er gegenüber Reichs- und Gauleitern, er werde sich nach dem Sieg über England und Frankreich „dem Osten wieder zuwenden“ […] und „darangehen, ein Deutschland zu schaffen, wie es früher bestanden habe“. Am 23. November 1939 erklärte er dem OKW, die Sowjetunion bleibe auch „in Zukunft gefährlich“; man könne ihm aber nur entgegentreten, wenn man im Westen ungebunden sei. Verträge würden nur solange gehalten, wie sie für die Vertragspartner nützlich seien. Er drängte darauf, den Westfeldzug im Frühjahr 1940 durchzuführen, um das Heer dann wieder für „eine grosse Operation im Osten gegen Russland“ zur Verfügung zu haben.

Entscheidungsprozess bis 31. Juli 1940

Am 2. Juni 1940 erklärte Hitler dem Oberbefehlshaber des laufenden Westfeldzugs, Gerd von Rundstedt, er werde nach einem Frieden mit London „endlich die Hände frei“ haben für seine „grosse und eigentliche Aufgabe: die Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus“. Nur wisse er noch nicht, wie er den Deutschen sagen solle, dass der Krieg weitergehe. Hitler rechnete also angesichts des erwarteten Sieges über Frankreich mit Grossbritanniens Nachgeben und wandte sich daher nun wieder gedanklich dem „Ostkrieg“ zu, wie Tagebucheinträge hoher NS- und Wehrmachtsvertreter bestätigen.

Generalstabschef Franz Halder kannte Hitlers Lebensraumprogramm genau und schätzte es seit Dezember 1938 als „unveränderlich festgesetzt und entschieden“ ein. Er wusste seit dem 18. Oktober 1939, dass Hitler die besetzten Gebiete Polens als „deutsches Aufmarschgebiet für Zukunft“ ansah. Auch Wilhelm Keitel (Chef des OKW) betrachtete die besetzten polnischen Gebiete als „vorgeschobenes Glacis“ und wies Generalquartiermeister Eduard Wagner am 17. Oktober 1939 an, dort „Vorsorge“ für einen späteren „Aufmarsch“ zu treffen.

Am 25. Juni 1940 betonte Halder einen „neuen Gesichtspunkt: Schlagkraft im Osten“, den der Generalstab des Heeres billigte. Er liess die Divisionen des Armeeoberkommandos 18 (AOK 18) unter General Georg von Küchler, der seit dem Polenfeldzug als Ostexperte galt, und weitere 15 Infanteriedivisionen in den Osten verlegen und unterstellte sechs Divisionen unter General Heinz Guderian dem AOK. Er liess Sowjetmarschall Woroschilow über diese „Umgruppierung“ mit defensivem Zweck berichten. Am 30. Juni erfuhr er von Ernst von Weizsäcker, Hitlers Augen seien nun „stark auf den Osten gerichtet“.

Am 3. Juli beauftragte er seinen Mitarbeiterstab unter Oberst von Hans von Greiffenberg zu prüfen, „wie ein militärischer Schlag gegen Russland zu führen ist, um ihm die Anerkennung der beherrschenden Rolle Deutschlands in Europa abzunötigen“ und so englische Hoffnungen auf Fortsetzung des Krieges zu beenden. Am 4. Juli beauftragte er Küchler und Erich Marcks, das AOK solle künftig „Vorkehrungen für alle Fälle“ treffen. Demgemäss sah die „Aufmarschanweisung der 18. Armee“ vom 22. Juli einen Angriff zum „Zerschlagen“ sowjetischer Panzerdivisionen mittels rasch herangeführter massiver Kräfte vor. Als Teil eines „Otto-Programms“ forcierte das OKW ab 25. Juli 1940 den „Ausbau des Eisenbahn- und Strassennetzes im Osten“. Auch Bernhard von Lossberg, Mitarbeiter der Abteilung Landesverteidigung im Wehrmachtführungsamt, entwarf seit Ende Juni/Anfang Juli 1940 „aus eigenem Antrieb“ einen Kriegsplan gegen die Sowjetunion (Plan „Fritz“) und besorgte sich dafür Operationskarten.

Die beteiligten Generäle wollten sich so auf Hitlers erwarteten Angriffsentschluss vorbereiten, ihm anders als beim „Fall Weiss“ (11. April 1939) rechtzeitig einen fertigen Entwurf präsentieren und so die operative Kriegsvorbereitung stärker beeinflussen. Halder wusste: „Wenn politische Leitung Forderung stellt, dann wird grösste Schnelligkeit gefordert werden“. Ihre Pläne zielten darauf, die erreichte deutsche Hegemonie in Europa durch wirtschaftliche Unabhängigkeit zu sichern und sowjetische Angriffspotentiale auszuschalten, um Grossbritannien effektiver bekämpfen zu können, nicht auf die Zerstörung des sowjetischen Staates.

Seit 18. Juni 1940 plante das OKH, das Heer von 165 auf 120 Divisionen zu verkleinern, um Arbeitskräfte vor allem für die Rüstungsindustrie freizustellen. Kriegsmarine und Luftwaffe sollten weiter gegen Grossbritannien vorgehen, das den Krieg auch nach der Kapitulation seines wichtigsten Verbündeten Frankreich am 25. Juni fortsetzte. Am 13. Juli 1940 ordnete Hitler die Demobilisierung von 35 Divisionen an. Am selben Tag schrieb er an Benito Mussolini, dies bedeute keine Aufgabe weiterer Kriegspläne, da die demobilisierten Truppen innerhalb von 48 Stunden wieder einberufen werden könnten. Er halte sich jede Möglichkeit, auch die eines grossen Landkriegs, offen. Am 16. Juli 1940 befahl Hitler die Vorbereitung einer Invasion Englands nach den Entwürfen der Marine, das „Unternehmen Seelöwe“. Am 19. Juli appellierte er an die britische Regierung, die eingetretene Aufteilung Europas zu akzeptieren und den Krieg zu beenden. Am 22. Juli 1940 wies der britische Aussenminister Lord Halifax Hitlers Angebot zurück und sagte den Achsenmächten mit Bezug auf eine Rede Franklin D. Roosevelts den kompromisslosen Kampf bis zum Sieg an.

Am 21. Juli erläuterte Hitler den Oberbefehlshabern aller Teilstreitkräfte, dass England den Krieg gegen Deutschland in der Hoffnung auf ein Bündnis mit der Sowjetunion und den USA fortsetze. Deshalb solle das OKH das „russische Problem in Angriff nehmen“ und dafür „gedankliche Vorbereitungen treffen“. Walther von Brauchitsch trug Hitler daraufhin den von Halder initiierten Plan vor: Man könne die Rote Armee in vier bis sechs Wochen mit 80 bis 100 Divisionen schlagen und die sowjetische Angriffsfähigkeit zerstören mit dem Ziel, die Ukraine, das Baltikum und Finnland unter deutsche Kontrolle zu bringen. Die Sowjetunion habe 50 bis 75 „gute“ Divisionen; es sei so weit zu erobern, dass feindliche Luftangriffe gegen Berlin und schlesisches Industriegebiet unmöglich würden. Wilhelm Keitel und Alfred Jodl (OKW) überzeugten Hitler jedoch, dass ein Aufmarsch für einen Angriff auf die Sowjetunion mindestens vier Monate Zeit brauche und dieser deshalb im Herbst 1940 noch nicht durchführbar sei.

Nach diesem Treffen entwarf Vizeadmiral Kurt Fricke für das OKM einen Kriegsplan gegen die Sowjetunion namens „Betrachtungen über Russland“. Der am 28. Juli vorgelegte Plan sah vor, Deutschland den ganzen Ostseeraum, Rohstoffe, östliche Absatzmärkte, genügend „Vorgelände“ gegen einen sowjetischen Überraschungsangriff und „Lebensraum“ zu verschaffen. Die „chronische Gefahr des Bolschewismus“ müsse „in Bälde so oder so beseitigt“ werden. Am 29. Juli teilte Alfred Jodl seinen engsten Mitarbeitern mit, Hitler habe sich entschlossen, „zum frühestmöglichen Zeitpunkt, das heisst im Mai 1941, durch einen überraschenden Angriff auf Sowjetrussland die Gefahr des Bolschewismus ein für allemal aus der Welt zu schaffen“. Am 30. Juli sprachen sich Brauchitsch und Halder bei einem Treffen für die Fortsetzung der deutsch-sowjetischen Zusammenarbeit bis zum Sieg über Grossbritannien aus, um keinen Zweifrontenkrieg zu riskieren. Dennoch liess Halder die Planungen für den Krieg fortsetzen, ohne sich selbst daran zu beteiligen.

Am 31. Juli teilte Hitler auf dem Berghof den höchsten Generälen seinen Kriegsentschluss mit. Halder notierte: Um „Englands letzte Hoffnung“ auf dem Kontinent zu zerschlagen, müsse Russland ab Frühjahr 1941 „erledigt“ werden; je eher, desto besser. Der Angriff habe nur als Blitzkrieg „in einem Zug“ Sinn und müsse auf die „Vernichtung der Lebenskraft Russlands“ zielen. Dazu sei das Heer in neun Monaten auf zunächst 140 Feld- und Besatzungsdivisionen zu verstärken, von denen 120 für die Ostfront vorgesehen waren. Ein Widerspruch der anwesenden Generäle, die den Angriff auf die Sowjetunion noch am Vortag aufschieben wollten, ist nicht überliefert. Alternative Vorschläge, etwa eine direkte Invasion Grossbritanniens (Jodl), die Konzentration auf den Mittelmeerraum (Erich Raeder) oder die Unterbrechung britischer Nachschubwege im Atlantik (Karl Dönitz) waren damit verworfen.

Hitler wollte den „Lebensraum im Osten“ durch einen raschen Sieg über die Sowjetunion erobern und damit zugleich Grossbritannien die letzte Hoffnung auf einen „Festlandsdegen“ nehmen, um es so friedenswillig zu machen. Er benutzte Grossbritanniens Kriegsfortsetzung als Argument, um das OKW trotz des gewagten Zweifrontenkrieges von einem baldmöglichsten Angriff auf die Sowjetunion zu überzeugen. Der geplante Zeitraum ergab sich aus der damaligen Hochschätzung der eigenen und Geringachtung der sowjetischen Militärstärke und dem Streben, die Eroberungsziele im Osten zu verwirklichen, bevor die britische und US-amerikanische Aufrüstung rasche deutsche Erfolge erschweren oder verhindern würden. Hitler nahm an, nach einem deutschen Sieg über die Sowjetunion werde Japan die USA in Fernost militärisch binden und so von einem Kriegseintritt in Europa abhalten.

Planung bis Februar 1941

Nach Adolf Hitlers Vorgaben vom 31. Juli 1940 planten verschiedene Wehrmachtsabteilungen den Angriff auf die Sowjetunion weiter. Brauchitsch liess die eingeleitete Demobilisierung von 35 Divisionen des Heeres noch am selben Tag stoppen, nachdem Hitler schon drei Tage zuvor mit dem Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres Friedrich Fromm den Personal- und Rüstungsbedarf für einen Krieg gegen die Sowjetunion besprochen hatte. Keitel teilte dem Leiter des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes, General Georg Thomas, am 2. August mit, das Heer sei wieder auf 180 Divisionen zu erhöhen, weil das Verhältnis zur Sowjetunion sich 1941 ändern könne. Die noch während des Westfeldzugs eingeleitete „Umsteuerung der Rüstung“ für den Krieg gegen England mit Schwerpunkt auf Marine und Luftwaffe wurde in der Folge durch ein neues „Rüstungsprogramm B“ ersetzt, das am 28. September durch Führererlass in Kraft gesetzt wurde und bis zum Frühjahr 1941 gültig blieb.

Anfang August wies Jodl den Wehrmacht-führungsstab an, einen Befehlsentwurf für die „Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen die Sowjetunion“ zu erstellen. Am 3. August schrieb Küchler an den „Transportchef“ des OKH, Rudolf Gercke, das AOK 18 sei fortan unbedingt an den „Planungen Otto“ für den Verkehrswegeausbau zu beteiligen. Am 5. August legte Erich Marcks seinen seit 4. Juli erstellten „Operationsentwurf Ost“ Halder vor. Dieser beauftragte ihn, mit dem Generalquartiermeister die Versorgung der nach diesem Entwurf nach Osten zu verlegenden Divisionen zu erörtern.

Am 9. August befahl das OKW den Ausbau des Generalgouvernements in Polen als Operationsbasis für einen Krieg gegen die Sowjetunion unter dem Tarnnamen „Aufbau Ost“. Am 17. August besprach das OKW den Umbau des Heeres für den Angriffsplan. Am 3. September beauftragte Halder seinen neuen Stellvertreter, Generalleutnant Friedrich Paulus, die bisherigen Operationspläne des Heeres zusammenzuführen. Am 6. September befahl Jodl Wilhelm Canaris, Truppenverschiebungen in den Osten strikt zu tarnen; Moskau dürfe auf keinen Fall den Eindruck erhalten, dass Berlin „eine Ostoffensive vorbereite“.

Die Sowjetunion hatte den deutschen Polenfeldzug und den Westfeldzug genutzt, um die ihr im geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt zugestandenen Gebiete – Ostpolen, Teile Finnlands, Litauen, Lettland, Estland sowie Bessarabien – zu besetzen oder zu erobern. Diese Expansion beunruhigte die NS-Führung nicht; intern begrüsste Hitler das sowjetische Vorgehen gegen die baltischen Führungseliten, weil es die „Gefahr“ (Widerstand gegen spätere deutsche Eroberung derselben Gebiete) verringern werde. Am 9. August 1940 meinte er wie Goebbels, die Sowjetunion bleibe „Weltfeind Nr. 1“, mit dem ein Krieg unausweichlich sei. Mit einem sowjetischen Angriff auf deutsches Reichsgebiet rechneten weder Hitler noch das OKW, allenfalls mit weiteren Angriffen gegen Finnland oder Rumänien. Um sich deren kriegswichtige Industrien zu sichern, ohne Josef Stalin zu provozieren, liess Hitler am 26. August 1940 einige Truppen zu deren Grenzen verlegen. Berichte des Moskauer Militärattachés Ernst-August Köstring über Vertragstreue und fehlende Kriegsabsichten der Sowjetunion blieben dabei unberücksichtigt.

Am 15. September legte Lossberg Jodl im Wehrmachtführungsstab seine „Operationsstudie Ost“ vor. Dieses sah wie der „Operationsplan Ost“ von Marcks zwei Angriffskeile und die Umfassung grenznaher sowjetischer Kräfte vor, rechnete aber mit deren Rückzug hinter die Flüsse Dwina und Dnepr als ungünstigstem Fall und sah den aussichtsreichsten Angriffsschwerpunkt im Süden über Rumänien.

Am 28. September 1940 befahl Keitel die Aufrüstung des Heeres bis Frühjahr 1941 auf 180 Feld- und Besatzungsdivisionen, für die das Heer der Rüstungsindustrie schon 300.000 Facharbeiter zur Verfügung gestellt hatte. Am 29. Oktober 1940 legte Paulus seine Denkschrift über die „Grundlagen der russischen Operation“ vor. Am 28. November beauftragte Halder auch die Generalstäbe der für den Angriff vorgesehenen Heeresgruppen, Angriffsstudien für ihre Bereiche zu erstellen. Am 29. November, 3. und 7. Dezember 1940 versuchte Paulus, diese Studien aufeinander abzustimmen und liess Manöver durchführen, um die Kräfteverteilung und operativen Ziele des Angriffs gegen die Sowjetunion zu klären.

Bedenken einzelner Generäle richteten sich gegen den angestrebten Angriffstermin, nicht den Kriegsbeschluss. Besonders das OKM versuchte bis zum Jahresende 1940, dem Krieg gegen England Vorrang zu geben. Der parallele Invasionsplan wurde aber seit dem Scheitern der Luftschlacht um England ab Oktober 1940 allmählich aufgegeben.

Hitler hielt sich noch verschiedene Vorgehensweisen offen, darunter die Kontinentalblock-Idee Joachim von Ribbentrops. Am 24. Oktober informierte er das OKH, er erwarte den Beitritt der Sowjetunion zum Dreimächtepakt. Anfang November hoffte er, „Russland in die Front gegen England einbauen zu können“. Am 4. November verlangte er jedoch bei den regelmässigen Lagevorträgen des OKW, es sei alles zu tun, „um bereit zu sein zur grossen Abrechnung“ mit der Sowjetunion, dem „Problem Europas“. Am 12. November 1940, kurz vor dem Besuch des sowjetischen Aussenministers Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow in Berlin am selben Tag, befahl er mit seiner „Weisung Nr. 18“: Gleichgültig, was das Treffen ergeben werde, seien die schon mündlich befohlenen Kriegsvorbereitungen gegen Russland fortzusetzen. Sofort nach dem Treffen machte er im OKW klar, „dass der Ostfeldzug am 1. 5. 1941 beginnt“. Auf Stalins Angebot vom 14. November, Finnland nicht zu besetzen und dem Dreimächtepakt beizutreten, wenn Deutschland sowjetische Einflusszonen in Bulgarien und der Türkei anerkenne, antwortete Hitler nicht. Tage darauf erklärte er Vertrauten, er sei „richtig erleichtert“, denn er habe sich ohnehin nichts vom Hitler-Stalin-Pakt versprochen, der keine haltbare, ehrliche „Vernunftehe“ gewesen sei, „denn die Abgründe der Weltanschauung seien tief genug“. Er befahl den Ausbau von Gefechtsständen in seinem künftigen Hauptquartier im Osten, der Wolfsschanze, „in höchster Eile“. Nach Keitels Aussage im Nürnberger Prozess 1945 hielt Hitler „die Auseinandersetzung mit Russland in diesem Zeitpunkt für unvermeidlich“ und habe damit ihn und andere skeptische Generäle umgestimmt.

Am 5. Dezember 1940 trug von Brauchitsch Hitler die bisherigen operativen Kriegsentwürfe vor. Dabei billigte Hitler den Operationsplan des OKH mit den schon am 21. Juli vorgetragenen Kriegszielen. Die Entscheidung über die europäische Hegemonie falle im Kampf gegen die Sowjetunion. Auf Halders Rückfrage, ob der Luftkrieg gegen England dann fortsetzbar sei, erklärte Hitler, Rüstung und Personal der Roten Armee seien der Wehrmacht unterlegen. Diese werde, einmal angeschlagen, zusammenbrechen, wenn man grosse Heeresteile einkessele, nicht zurücktreibe. Darum forderte er zwei Angriffskeile, nannte als frühesten Angriffszeitpunkt „Mitte Mai“ 1941 und als Eroberungsziel das Erreichen „etwa der Wolga“, um von dort aus mit der Luftwaffe entferntere sowjetische Rüstungsanlagen zu zerstören. Das Unternehmen Seelöwe sei undurchführbar. Demgemäss notierte Halder als Befehl Hitlers: Otto: Vorbereitungen entsprechend den Grundlagen unserer Planung voll in Gang setzen. Wegen der Einwände des OKH versprach Hitler dem OKW am Folgetag, seine Stellung dauerhaft zu stärken. Am 13. Dezember 1940 trug Halder den Heeresgruppenführern Hitlers „Lagebeurteilung“ vom 5. Dezember vor und folgerte: „Daher Vorbereitung, wenn politische Lage es erfordert, gegen Russland anzutreten. […] Wir suchen Konflikt mit Russland nicht, müssen aber ab Frühjahr 1941 bereit sein auch für diese Aufgabe“.

Am 18. Dezember 1940 erteilte Hitler als Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht die von Lossberg vorformulierte Weisung Nr. 21:

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„Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa). […] Vorbereitungen, die eine längere Anlaufzeit benötigen, sind – soweit noch nicht geschehen – schon jetzt in Angriff zu nehmen und bis zum 15. 5. 41 abzuschliessen. Entscheidender Wert ist jedoch darauf zu legen, dass die Absicht eines Angriffes nicht erkennbar wird. […] Das Endziel der Operation ist die Abschirmung gegen das asiatische Russland aus der allgemeinen Linie Wolga – Archangelsk“.

Zur Geheimhaltung sollten alle internen Befehle als „Vorsichtsmassnahmen […] für den Fall, dass Russland seine bisherige Haltung gegen uns ändern sollte“, formuliert und sowenig Offiziere und so spät wie möglich mit konkreten, eng umgrenzten Vorarbeiten befasst werden. Der sowjetische Geheimdienst GRU erfuhr jedoch von diesem Befehl und informierte Stalin am 29. Dezember 1940 darüber.

Am 9. Januar 1941 bekräftigte Hitler gegenüber dem OKW seinen Kriegsentschluss damit, dass der „kluge Kopf“ Stalin künftig zunehmend Probleme bereiten werde, da er vom Drang nach Westen beseelt sei, das verarmte Europa beerben wolle und wisse, dass Hitlers voller Sieg in Europa seine Lage erschwere. Als nächste wichtigste feindliche Position müsse gemäss seinem bisherigen Vorgehen die Sowjetunion zerschlagen werden. Entweder gäben die Engländer dann nach oder man könne den Krieg gegen sie unter günstigeren Umständen fortsetzen. Auch könne Japan die USA dann mit allen Kräften bekämpfen und vom Kriegseintritt abhalten.

Trotz dieser Entscheidung wurde am 10. Januar 1941 noch ein weiteres deutsch-sowjetisches Wirtschaftsabkommen geschlossen, wonach die Sowjetunion Deutschland wichtige Rohstoffe wie Öl, Metallerze und grosse Mengen Getreide lieferte. Am 16. Januar 1941 bekräftigte Hitler gegenüber dem OKH seinen „Entschluss: Russland so früh wie möglich zu Boden [zu] zwingen“, weil Stalin immer mehr fordern werde und Deutschlands Sieg in Kontinentaleuropa für seine Ideologie inakzeptabel bleibe. Auch skeptische Generäle teilten Hitlers damalige Lagebeurteilung.

Da der Angriffstermin noch offengeblieben war, hielten manche Wehrmachtsvertreter Weisung Nr. 21 für reversibel. So fragte die Abteilung Landesverteidigung am 18. Januar bei Jodl nach, ob Hitler das „Unternehmen Barbarossa“ weiter durchführen wolle. Am 28. Januar notierte Halder nach einem Treffen mit Brauchitsch: „Barbarossa: Sinn nicht klar. Den Engländer treffen wir nicht. Unsere Wirtschaftsbasis wird nicht wesentlich besser“. Am 3. Februar trug Halder Hitler jedoch seine Aufmarschanweisung als Folge aus Weisung Nr. 21 vor, ohne Bedenken anzumelden.

Planung als Vernichtungskrieg

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02_26/Karte der Molotow-Linie

Am 26. Februar 1941 erklärte Hitler bei einem Treffen mit Hermann Göring, beim kommenden Krieg sei entscheidend, „zunächst schnell die bolschewistischen Führer zu erledigen“. Mit Hitlers Befehl an das OKW vom 3. März 1941, die ihm vorgelegten „Richtlinien auf Sondergebieten zur Weisung Nr. 21“ neu zu fassen, begann die Planung eines Vernichtungskrieges. Hitler erklärte, es gehe um einen Kampf zweier Weltanschauungen, so dass ein militärischer Sieg nicht genüge: „Die jüdisch-bolschewistische Intelligenz, als bisheriger Unterdrücker, muss beseitigt werden“. Danach seien „sobald wie möglich sozialistische Staatsgebilde aufzubauen, die von uns abhängen“. Diese schweren Aufgaben könne man aber dem Heer nicht zumuten. Daraufhin begrenzte Jodl die Aufgabe der Militärgerichtsbarkeit auf Strafsachen innerhalb der Wehrmacht und plante den Einsatz von SS-Einheiten zur Ermordung von „Bolschewistenhäuptlingen und Kommissaren“ im Operationsgebiet des Heeres ein.

Am 5. März erhielten alle Wehrmachtteile die dazu neu gefassten Richtlinien zugestellt, die das OKW am 13. März unverändert erliess. Ziel war die Aufteilung der westlichen UdSSR in zunächst drei Satellitenstaaten, organisiert als egalitäre „Volksgemeinschaften“, beherrscht von deutschen „Reichskommissaren“, die direkt Hitler unterstellt waren, und dem Reichsführer SS Heinrich Himmler unterstellten Polizei- und SS-Kräften mit „Sonderaufgaben im Auftrage des Führers“. Gemeint, aber nicht ausgesprochen war damit die Ermordung sowjetischer Eliten im Gefolge der Front, die die Täter selbständig, ohne Kontrolle des OKW und OKH, durchführen und über die sie Hitler direkt berichten sollten. Ob und wieweit das Heer daran mitwirken sollte, blieb offen. Kritik aus der Wehrmacht an diesen Richtlinien ist nicht dokumentiert, obwohl sie im Polenfeldzug an der SS geübt worden war. Diesmal sah das OKH die SS als Unterstützung beim Befrieden der eroberten Gebiete an, da man eigene Sicherungsdivisionen für zu schwach hielt und so viele Heeresverbände wie möglich für die Kampfführung brauchte.

m 17. März wiederholte Hitler gegenüber dem OKH: Die von Stalin eingesetzte Intelligenz sei zu vernichten, die Funktionäre seien zu beseitigen. Dazu sei „brutalste Gewalt“ notwendig, da das russische Volk ohne ideologische Führung „zerreissen“ werde. Halder kannte die gegenteilige Einschätzung der deutschen Botschaft in Moskau, das russische Volk und die Rote Armee würden sich national wie sozial im Fall eines Angriffs vereinen. Er widersprach Hitler aber nicht. Am 27. März erklärte Brauchitsch den Oberbefehlshabern des Ostheeres, alle Soldaten müssten sich klar sein, „dass der Kampf von Rasse zu Rasse geführt wird, und mit nötiger Schärfe vorgehen“.

Am 30. März trug Hitler 250 Generälen und höheren Offizieren der Wehrmacht, von denen viele als Offiziere das Ende des Ersten Weltkriegs miterlebt hatten und die antisemitische Fassung der Dolchstosslegende teilten, seine ideologischen Kriegsziele vor. Es gehe im bevorstehenden „Weltanschauungskampf“ um die „Ausrottung des Kommunismus für alle Zeiten“ durch die „Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und kommunistischen Intelligenz“. Widerspruch dagegen blieb aus. Dem folgten weitere Führererlasse, die das OKW in operative Befehle und Richtlinien umsetzte, darunter als wichtigste:

  • der „Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet ‚Barbarossa‘“ vom 13. Mai 1941,
  • die „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Russland“ vom 19. Mai 1941.
  • die „Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare“ (Kommissarbefehl) vom 6. Juni 1941,
  • Hitlers Sonderauftrag an Himmler zur Ermordung der „jüdisch-bolschewistischen“ Bevölkerungsteile hinter der Front durch SD- und SS-Einsatzgruppen,
  • Anweisungen zur Behandlung künftiger sowjetischer Kriegsgefangener.

Bei der Umsetzung gaben OKW und OKH eigene Anweisungen heraus, die die Soldaten auf Mordaufgaben einstimmten. So schrieb Halder am 6. Mai über die Erörterung des Kommissarbefehls im OKH in sein Tagebuch: „Truppe muss den weltanschaulichen Kampf mit durchfechten bei Ostfeldzug“. Mit besonderen Kursen wurden die Generalstäbe und Nachrichtenoffiziere auf ihre Zusammenarbeit mit den SD- und SS-Einsatzgruppen vorbereitet, da manche der verbrecherischen Befehle nur mündlich weitergegeben werden durften. Bis in die materielle Ausrüstung hinein wurde der „Ostfeldzug“ als Vernichtungskrieg vorbereitet.

Auch aus kriegswirtschaftlichen Gründen wurde der Hungertod von Millionen Menschen einkalkuliert (siehe Hungerplan und Generalplan Ost). In den „Vorstellungen der Fachmilitärs […] war selbst die Ausrottung von Teilen des Gegners aus wirtschaftlichen Gründen legitim“. Da angenommen wurde, der Krieg könne nur weitergeführt werden, wenn die gesamte Wehrmacht noch 1941 aus der Sowjetunion ernährt würde, wurde bei einer Besprechung von Staatssekretären am 2. Mai 1941 als „Ergebnis der Aussprache mit den Wirtschaftsgeneralen“ lapidar festgehalten, dass „zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird“.

Der kurzfristig beschlossene Balkanfeldzug vom April 1941 sollte eine mögliche alliierte Südfront, die das „Unternehmen Barbarossa“ gefährdet hätte, ausschliessen. Dafür wurde dessen ursprünglich für den 15. Mai 1941 anvisierter Angriffstermin verschoben. Nach Ausgabe der Vernichtungsbefehle und Abschluss der militärischen Vorbereitungen befahl Hitler den Überraschungsangriff auf die Sowjetunion am 20. Juni 1941 für den 22. Juni.

Historische Einordnung

Die NS-Forschung ist diesem Angriffsplan besonders intensiv nachgegangen, um seine Hintergründe, die Ursachen und Motive für Hitlers Kriegsentscheidung, die Kriegsziele, das Verhältnis von Wehrmacht und NS-Regime bei Kriegsplanung und Massenverbrechen sowie die Ursachen und Faktoren ihres Scheiterns näher zu bestimmen.

Besonders umstritten war die Frage, ob Hitlers Kriegsentschluss eher die nationalsozialistische Ideologie umsetzen sollte oder eher auf die damalige politisch-militärische Lage reagierte. In Verbindung damit wurde auch erörtert, wann dieser Entschluss endgültig fiel. Donald Cameron Watt etwa vertrat 1976 die These, Hitler habe wegen der unnachgiebigen britischen Haltung im Sommer 1940 entweder nur noch kapitulieren oder den Krieg gegen die Sowjetunion eröffnen können. Robert Cecil deutete Hitlers Kriegsentschluss 1976 als Rückkehr zu seinem Programm von 1925, das er aber gegenüber den Generälen der Wehrmacht militärstrategisch begründet habe. Bernd Stegemann zufolge (1979) wollte Hitler die Sowjetunion vernichten, weil sie von Grossbritannien als kontinentaler Kriegspartner („Festlandsdegen“) gegen Deutschland und Japan benutzt werden konnte.

Andreas Hillgruber, Hugh Trevor-Roper, Eberhard Jäckel, Gerd R. Ueberschär und andere betonten dagegen, Hitler habe die gemeinsame Vernichtung von Judentum und Kommunismus seit den 1920er Jahren als politisches Hauptziel angestrebt. Das „Unternehmen Barbarossa“ sei „Hitlers Krieg“ gewesen, mit dem er seine Ziele konsequent habe verwirklichen wollen. Diese Vernichtung habe, so Hillgruber, zugleich einen späteren deutschen Sieg über Grossbritannien und die USA und somit die Weltherrschaft ermöglichen sollen. Der Kriegsentschluss sei nicht wegen, sondern trotz des drohenden Zweifrontenkrieges zustande gekommen und somit aus politischem Wollen, nicht militärischer Zwangslage zu erklären.

Die These von „Hitlers Krieg“ wurde vielfach als einseitig kritisiert. Carl Dirks und Karl-Heinz Janssen vertreten seit 1997 eine Gegenthese, wonach das OKH ohne Befehl und Wissen Hitlers seit Anfang Juni 1940 einen Blitzkrieg zur Zerstörung der Roten Armee und Eroberung grosser Teile der Sowjetunion im Spätsommer 1940 geplant, mit heimlichen Truppenverlegungen vorbereitet und Hitler mit diesen vollendeten Tatsachen zum Krieg gedrängt habe. Der kanadische Historiker Benoît Lemay übernahm diese These ohne Quellenkritik. Deutsche Historiker dagegen beachteten sie kaum. Der Militärhistoriker Klaus Jochen Arnold wies sie als von NS-Dokumenten nicht gedeckt und verschwörungstheoretisch zurück. Der Halder-Biograph Christian Hartmann hatte 1991 Halders Wissen von Hitlers Kriegsabsichten und Distanz zu seinem Kriegsentschluss belegt.

Rolf-Dieter Müller hingegen wies mittels einer quellenkritischen Analyse von Halders Tagebucheinträgen nach, dass Hitlers Entschluss vom 31. Juli 1940, die UdSSR im Frühjahr 1941 anzugreifen, bereits Initiativen Halders in diese Richtung vorausgegangen waren. Demnach habe sich Halder schon im Juni 1940 „vorauseilend“ um einen entsprechenden Plan bemüht. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sowohl Halder als auch sein ehemaliger Adjutant und „Barbarossa“-Mitplaner Reinhard Gehlen, nun Chef des Bundesnachrichtendienstes, sowie Halders Chef der Operationsabteilung, Adolf Heusinger, unter Konrad Adenauer Generalinspekteur der Bundeswehr, aus persönlichem Interesse versucht, „Hitler als Alleinschuldigen für den Ostkrieg und das Scheitern eines vermeintlich genialen Feldzugsplans hinzustellen“.

Der Grund für einen solchen Feldzug lag jedoch nicht etwa darin, dass die UdSSR von den Deutschen als „Bedrohung“ wahrgenommen worden wäre, sondern im Wunsch Hitlers, einen Krieg um „Lebensraum im Osten“ zu führen. Zu diesem Zweck war der Nachbarstaat Polen von der deutschen Führung seit 1934 umworben worden, in der Hoffnung, ihn zu einem gemeinsamen militärischen Vorgehen gegen die UdSSR bewegen zu können, zumindest aber zu einer neutralen Haltung bei gleichzeitiger Überlassung Danzigs und eines Korridors als Aufmarsch-, Durchmarsch- und Nachschubgebiet für einen Krieg „im Osten“. Der polnischen Seite wurde dafür die Gewinnung von Teilen der Ukraine in Aussicht gestellt. Als sich Polen aber im März 1939 endgültig vom Deutschen Reich ab- und den Westmächten Frankreich und Grossbritannien zuwandte, geisterte in den Köpfen der deutschen Kriegsplaner noch die Option herum, nach einer Niederwerfung Polens gleich auch die Sowjetunion anzugreifen. Die Kriegserklärungen Frankreichs und Grossbritanniens liessen diese Option aber Makulatur werden und führten zu jenem Verlauf der Ereignisse, wie er schliesslich manifeste Geschichte wurde.

Kritiker betonen im Zusammenhang mit Müllers Analyse vor allem, dass „er eine in kein Korsett intentionalistischer oder funktionalistischer Metatheorien eingezwängte Analyse der realen Kriegsplanungen liefert“ und „anhand kritischer Quellenanalyse die tatsächliche Verantwortung Halders, Heusingers und Gehlens mit ihren kontrafaktischen Rechtfertigungen nach 1945 [kontrastiert]“. Ferner „kann Müller nachweisen, dass [aufseiten Deutschlands] in keiner Phase der militärischen Planungen [zwischen] 1938 [und] 1941 die Angst vor einem angeblich drohenden Angriff der Roten Armee eine Rolle gespielt hat. Im Gegenteil, man ging von deren Schwäche und einem in wenigen Wochen zu erringenden Sieg aus“.

Kesselschlacht bei Uman (15.06.1941 – 08.08.1941)

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02_27/Kartenausschnitt von Uman

Die Kesselschlacht bei Uman war eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg vom 15. Juli bis zum 8. August 1941. In ihr zerschlug die deutsche Wehrmacht mit Unterstützung durch ungarische und rumänische Einheiten 20 Divisionen der Roten Armee.

Voraussetzungen
Gemäss dem Plan des Unternehmens Barbarossa konzentrierte sich die Stossrichtung der Heeresgruppe Süd auf die Ukraine. Nach Überwindung der schwer befestigten Stalin-Linie (ab 7. Juli) kam es darauf an, grössere Truppenteile der Roten Armee in der Ukraine zu vernichten. Im Gegensatz zur Heeresgruppe Mitte, die mit zwei Panzergruppen Zangenoperationen durchführen konnte, verfügte die Heeresgruppe Süd nur über eine Panzergruppe. Die sowjetische Südwestfront, die zudem die stärkste der vier sowjetischen Fronten war und über mehr Panzer verfügte als die Deutschen, wurde von Generaloberst Michail Petrowitsch Kirponos geführt und wurde erstmals Ende Juni 1941 in Wolhynien während der Panzerschlacht zwischen Rowno und Dubno schwer angeschlagen.

So gelang es dem deutschen Oberbefehlshaber GFM von Rundstedt nach den erfolgreichen Grenzschlachten Mitte Juli, die 17. Armee unter General Carl-Heinrich von Stülpnagel so aufzustellen, dass die Panzergruppe 1 unter Ewald von Kleist 2 Armeen der sowjetischen Süd- und Südwestfront im Rücken zu umgehen und zu umfassen. Im Süden wurde diese Operation durch Verbände der verbündeten rumänischen 3. Armee gedeckt.

Schlachtverlauf
Nachdem die Panzergruppe Kleist im Raum Fastow kurz angehalten wurde, um ihre Nachschublieferungen abzuwarten, nahm sie am 15. Juli ihren Angriff wieder auf. Das III. Armeekorps (mot.) (General von Mackensen) verblieb vorerst mit der 13. und 14. Panzer-Division sowie der SS-Division „Wiking“ zur Deckung nach Osten im Raum Kasatin stehen. Die dort eingesetzte sowjetische 26. Armee (Generalleutnant Kostenko) bestand aus 8 Schützen- und 2 Kavallerie-Divisionen, hatte aber zu wenig Panzer, um Mackensens Panzerkorps im offenen Gelände wirksam entgegentreten zu können. Die 26. Armee sah sich infolgedessen, aus dem Raum Fastow und Belaja Zerkow zurückgeworfen. Die Reste des sowjetischen 15. und 16. mechanisierten Korps wurden dabei zusammen mit dem V. Kavallerie-Korps (General Kamkow) gegen den Dnjepr abgedrängt. Dadurch riss die Verbindung zwischen 6. und 26. Armee ab, eine riesige Lücke in der Front tat sich auf.

Das XXXXVIII. Armeekorps (mot.) (General der Panzertruppen Kempf) führte darauf von Norden her mit der 11. und 16. Panzer-Division die Umfassung in den Rücken der im Raum westlich des Sinucha-Abschnitts stehenden sowjetischen Kräfte durch. Zusätzlich wurde das XIV. Armeekorps (mot.) (General von Wietersheim) in diese Frontlücke eingeführt, die 9. Panzer-Division unter Generalleutnant von Hubicki wurde an die Spitze gestellt. Die sowjetische 6. Armee versäumte es auf diese Gefahr angemessen zu reagieren, indem sie das noch intakte 2. und 24. mechanisierte Korps (Generalmajor Tschistjakow) nach Norden umgruppierte, um die 11. und 16. Panzer-Division aufzuhalten. Eine heftige Panzerschlacht wurde vom XXXXVIII. Armeekorps (mot.) vom 21. bis 27. Juli im Raum Monastyryschtsche ausgetragen, als das 2. und 24. mechanisierte Korps der Sowjets versuchte, die bedrohte Flanke der Armee zu stützen, während die Masse der 6. und 12. Armee sich südwärts in Richtung Uman zurückzog. Das 2. mechanisierte Korps (Generalmajor Juri W. Nowosselski) verfügte nur noch über etwa 100 einsatzfähige Panzer, darunter 18 vom Typ T-34, Treibstoff und Munition waren knapp. Nach Osten sicherte das XIV. Armeekorps (mot.) im Raum zwischen Tolstyje und Swenigorod. Unterdessen stand das sowjetische 18. mechanisierte Korps am Südlichen Bug im Abwehrkampf gegen die verfolgende 17. Armee. Die deutsche 9. Panzer-Division nahm Nowo Archangelsk und bedrohte damit die rückwärtigen Verbindungen der nach Uman zurückgehenden sowjetischen Truppen.

Die Reste des Ende Juni bei Brody dezimierten 4. mechanisiertes Korps (General Wlassow) wurde am 31. Juli mit der Rückeroberung von Nowo Archangelsk beauftragt, aber die wenigen noch intakten T-34 hatten weder ausreichenden Treibstoff noch genug Munition. Nachdem die 9. Panzerdivision durch das verstärkte SS-Regiment „Leibstandarte Adolf Hitler“ abgelöst worden war, rückten die Verbände General Hubickis weiter nach Süden vor und konnten sich mit Teilen der 17. Armee – der 1. Gebirgs-Division – vereinigen. Die Infanteriedivisionen des deutschen LII. Armeekorps und des XXXXIX. Gebirgskorps bedrängten die sowjetische 6. und 12. Armee unter Generalleutnant Muzychenko und Generalmajor Ponedelin von Westen her.

Die 17. Armee verfügte an mobilen Kräften nur über das ungarische „Schnelle Korps“ unter Generalmajor Béla Miklós. Dem ungarischen Schnellen Korps wurde der Auftrag übertragen, den Übergang über den südlichen Bug bei Gaiworon zu bewerkstelligen, sowie den energischen Vormarsch längs der Eisenbahnlinie auf Perwomaisk aufzunehmen. Vom 26. bis zum 30. Juli führten die von drei Seiten umschlossenen sowjetischen Verbände schwere Abwehrkämpfe, nach Südosten war die Verbindung zur 18. Armee unter General Smirnow noch offen. Marschall Budjonny, Befehlshaber der im Südwesten operierenden Streitkräfte meldete an die Stawka, dass die Versuche der 6. und der 12. Armee die rückwärtigen Verbindungen vollständig zu öffnen, ohne zusätzliche Verstärkungen nicht gelingen werde. Am 29. Juli erfolgte die Begegnung ungarischer und rumänischer Truppen bei Berszad, obwohl sich diese ein Jahr vorher an der Grenze von Siebenbürgen noch als Gegner gegenübergestanden hatten. Das OKW schob vorsorglich zwischen dem ungarischen Schnellen Korps und den Rumänen eine deutsche Division mit einem neuen Generalkommando in die Front ein.

Die Vorhut der deutschen 1. Gebirgsdivision rückte Anfang August über Tarasowka zum Sinjucha-Abschnitt vor und traf bei Sabugskoje auf die Angriffsspitzen der 9. Panzerdivision. Auch Miklós Schnelles Korps erreichte am folgenden Tag die Verbindung zur 9. Panzer-Division und schloss den Kessel von Uman ab. Die 17. Armee und Kleists Verbände hatte den grössten Teil der sowjetischen 6. und 12. Armee umzingelt, einschliesslich der Überreste mehrerer mechanisierter Korps. Am 3. August war im Raum nördlich von Perwomaisk der Ring fest geschlossen, etwa 20 sowjetische Divisionen befanden sich im Kessel. Das nördlich der bei Perwomaisk haltenden Ungarn stehende deutsche XI. Armeekorps unter General von Kortzfleisch versammelte die 101. und 257. Infanterie-Division im Raum bei Jozefpol und verstärkte die dortige Kesselfront.

Das XXXXIX. Gebirgskorps verengte den Kessel im Süden zwischen der Linie Podwysskoje und Kopenkowata in Richtung auf Radwyssokoje, das ungarische Korps operierte zwischen Konstantinowka und Perwomaisk, im Westen schoben sich die Truppen des LII. Armeekorps zwischen der Linie Olschonka und Dobrjanka auf Golowaniewsk vor. Das XIV. Armeekorps hielt die östliche Kesselfront von Tischkowka-Olschanka-Perztschonyi, die Vorhut des XXXXVIII. Armeekorps marschierte bereits südwärts auf Wosnessensk vor. Da die deutschen und ungarischen Einschliessungskräfte noch relativ schwach waren, konnten Zehntausende Rotarmisten unter Aufgabe ihrer schweren Waffen und Ausrüstung nach Osten in sowjetisch gehaltenes Gebiet entkommen. Im Raum Podwysskoje schlugen die 1. und 4. Gebirgsdivision alle Ausbruchsversuche zurück. Unter verlustreichen Kämpfen wurde die Kesselschlacht bis zum 8. August von den deutschen Truppen erfolgreich beendet. Es kapitulierten 103.000 sowjetische Soldaten, dazu fielen 317 Panzer, 858 Geschütze und 5.250 LKW in deutsche Hand oder wurden vernichtet.

Ergebnis
Die Kesselschlacht um Uman war für die Deutschen der erste Schritt zur Eroberung des wirtschaftlich bedeutenden Donbass-Gebiets. Das Hinterland der Ukraine bis zum Dnjepr und zum Schwarzen Meer stand nun für weitläufige Angriffsunternehmen offen. Mackensens III. Armeekorps (mot.) war ebenfalls wieder im Vormarsch, hatte am 4. August Kirowograd besetzt und erreichte mit der 13. Panzer-Division am 15. August Krementschug. Am grossen Dnjeprbogen stürmten Truppen des XIV. Armeekorps (mot.) Dnjepropetrowsk und Teile der 14. Panzer-Division und der 60. Infanterie-Division (mot.) besetzten die Stadt Saporoschje. Den Sowjets gelang es jedoch, alle wichtigen Eisenbahnbrücken über den Dnjepr – in Dnjepropetrowsk, Saporoschje, Krementschug und Kanew rechtzeitig zu sprengen. Am 17. und 18. August wurde von den deutschen Truppen ein östlicher Brückenkopf über den Fluss errichtet und danach in wochenlangen Kampf gesichert. Anfang September wurde das im Brückenkopf Dnjepropetrowsk stehende III. Armeekorps durch die motorisierte 60. und die 198. Infanterie-Division sowie die SS-Division „Wiking“ freigemacht. In der Zwischenzeit war die „Gruppe Kempf“ (motorisierte 16., 16. Panzer- und verstärktes SS-Regiment „Leibstandarte Adolf Hitler“) bis 16. August weiter südwärts zum Hafen von Nikolajew vorgestossen und besetzten zusammen mit rumänischen Truppenteilen das untere Dnjepr-Gebiet. Ende August hatten Kleists Panzertruppen das gesamte Westufer des Dnjepr unter Kontrolle gebracht und gruppierten sich auf Anweisung des OKW wieder nordwärts, um an der Schlacht um Kiew teilzunehmen.

Kesselschlacht bei Białystok und Minsk (22.06.1941 – 09.07.1941)

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02_28/Kartenausschnitt von Białystok und Minsk

Die Kesselschlacht bei Białystok und Minsk war eine Schlacht zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee während des Zweiten Weltkrieges im Deutsch-Sowjetischen Krieg. Sie begann am 22. Juni 1941 mit der Überschreitung der Demarkationslinie zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion durch die Truppen der deutschen Heeresgruppe Mitte, die auf die sowjetische Westfront unter dem Kommando von Armeegeneral Dmitri Grigorjewitsch Pawlow traf. In der Schlacht konnte die Wehrmacht grosse Truppenkontingente der Roten Armee vernichten, die letzten Verteidiger kämpften jedoch bis zum 9. Juli 1941, um auf Befehl Stalins möglichst viele deutsche Truppen zu binden. Nach dem deutschen Sieg konnte die Wehrmacht ihre weitere Offensive auf Moskau fortsetzen und konzentriert auf Smolensk vorgehen.

Vorgeschichte
Am 17. Juni 1941 hatte Hitler der deutschen Generalität den Angriffstermin für seinen Angriff auf die Sowjetunion bekanntgegeben. Der unter dem Namen Barbarossa beginnende Angriff wurde für Sonntag, den 22. Juni 1941, um 3 Uhr früh festgelegt. An der gesamten Ostfront waren dazu drei deutsche Heeresgruppen mit 153 Divisionen – darunter 19 Panzer-Divisionen und zehn mo-torisierte Divisionen – in Stellung gegangen. Der kampfstärksten Heeresgruppe Mitte (mit etwa 37 Infanterie-, 9 Panzer-, 1 Kavallerie und 3 Sicherungs-Divisionen) und ihrem Befehlshaber Generalfeldmarschall Fedor von Bock wurde dabei die allgemeine Stossrichtung auf Minsk und als Endziel Moskau zugeteilt. Mit dem Eindringen der Fliegerverbände der Luftflotte 2 in den sowje-tischen Luftraum und dem deutschen Artillerieschlag um etwa 3:15 Uhr früh wurde auch die Kesselschlacht von Bialystok-Minsk eingeleitet.

Deutsche Einschätzung der sowjetischen Kräfte
Das deutsche Oberkommando ging in einer Einschätzung vom 17. Juni 1941 von 3 Armeen aus. Der Stawka standen entlang des Grenzgebietes der Weissrussischen SSR die 3. Armee, die 4. Armee und die 10. Armee zur Verfügung. Weiter dahinter verfügte die Westfront zudem über die 13. Armee, die im Raum Minsk als Reserve bereitstand. Laut der Einschätzung des OKW sollten in dem Gebiet zahlreiche Schützendivisionen und Kavallerieeinheiten, an motorisierten Einheiten aber nur ein Panzerkorps bereitstehen. Tatsächlich standen das sowjetische 6., 11. und 14. Mechanisierte Korps bei Angriffsbeginn sofort an der Grenze der Weissrussischen SSR zur Abwehr bereit. Insgesamt wurden die sowjetischen Schützenkräfte auf rund 40 % mehr geschätzt als tatsächlich vorhanden waren. Die Panzerkräfte waren jedoch wesentlich grösser als angenommen, denn sie wurden lediglich auf rund 20–30 % ihrer tatsächlichen Stärke geschätzt, wobei wiederum mehr Einheiten an Kavallerie erwartet wurden als tatsächlich vorhanden waren. Der Grund waren die neuen unentdeckten mobilen Divisionen der Roten Armee, die auf Kavallerie basierten.

Schlacht vom 22. bis zum 25. Juni

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02_29/Vorstösse der deutschen Truppen

Generalfeldmarschall Fedor von Bock, der Befehlshaber der Heeresgruppe Mitte, liess am 22. Juni die Panzergruppen 2 und 3 zur beidseitigen Umfassung der sowjetischen Westfront im Raum Białystok – Wolkowysk und Brest-Litowsk antreten. Ohne Rücksicht auf offene Flanken sollten beide Panzergruppen etwa 250 Kilometer weit an beiden Flügeln der sowjetischen Westfront nach Osten durchdringen, die Beresina erreichen und versuchen nach der Vereinigung der Panzerspitzen im Raum östlich von Minsk einen grossen Kessel zu bilden. Die dafür nötige Luftherrschaft im Mittelabschnitt der Ostfront wurde von etwa 1500 Kampf- und Jagdflugzeugen der Luftflotte 2 unter Generalfeldmarschall Albert Kesselring erkämpft.

Angriff der Panzergruppe 3
Nördlich von Białystok stiess die Panzergruppe 3 unter Generaloberst Hermann Hoth vor. Unterstützt wurde der Angriff von der Infanterie der 4. und 9. Armee, die hinter den Panzerverbänden nachfolgten und die Flanken sicherten. Die Spitze des nördlichen Angriffskeiles der Heeresgruppe Mitte bildete das XXXIX. Armeekorps (mot.) (7. und 20. Panzer-Division, und 14. Infanterie-Division (mot.)) und das LVII. Armeekorps (mot.) (12. und 19. Panzer-Division und 18. Infanterie-Division (mot.)). Hinter der Panzergruppe 3 folgte die Infanterie der 9. Armee (Generaloberst Strauss), welche in Gewaltmärschen mit dem VI., VIII. und V. Armeekorps nachfolgte, um die feindliche Infanterie zu binden. Der rechte Flügel der 9. Armee mit dem XX. Armeekorps unter General der Infanterie Friedrich Materna unterstützte die Umfassungskräfte der 4. Armee, welche mit dem XIII., IX. und VII. Armeekorps die Masse der sowjetischen 10. Armee (General Konstantin D. Golubew) und 4. Armee (General Alexander A. Korobkow) auf sich zog.

Die Panzergruppe 3 führte ab 23. Juni schwere Kämpfe mit der aus dem Raum Grodno zum Gegenangriff antretenden sowjetischen Panzergruppe Boldin (6. und 11. Mechanisiertes Korps sowie 6. Kavalleriekorps). Deren Abwehr übernahmen ab 24. Juni rechtzeitig die Verbände der nachrückenden 9. Armee, welche den Weitermarsch der Panzergruppe ermöglichte. Im Raum Minsk war als Reserve der sowjetischen Westfront die 13. Armee konzentriert, deren 21. Schützenkorps (General V. B. Borisow) war bereits der bedrängten 3. Armee unterstellt worden, die Masse griff ab 23. Juni aus dem Raum Nowogrodek in die Abwehrkämpfe ein. Die Panzergruppe Boldin versuchte im nördlichen Abschnitt der Kesselschlacht vergeblich das deutsche LVII. mot. Armeekorps (Generalleutnant Adolf Kuntzen) beim Durchbruch abzufangen. Im Raum Lida versuchte das 21. Schützenkorps der sowjetischen 3. Armee beizustehen und die Stosskeile der deutschen 9. Armee aufzuhalten.

Angriff der Panzergruppe 2
Den südlichen Durchbruch führte die Panzergruppe 2 unter Generaloberst Heinz Guderian am 22. Juni aus den Raum Brest Litowsk mit zwei starken Angriffskeilen. An der Spitze stand das XXXXVII. Armeekorps (mot.) (17. und 18. Panzer-Division, sowie 29. Inf.-Division (mot.)), dahinter folgte das XXXXVI. Armeekorps (mot.) (10. Panzer-Division, dem Inf.-Regiment Grossdeutschland und dem SS-Regiment Das Reich) nach. Den Schutz der Südflanke übernahm das bei Pratulin und Wlodawa über den Bug gehende XXIV. Armeekorps (mot.) (3. und 4. Panzer-Division, sowie 10. Infanterie-Division (mot.)).

Gegen die Festung Brest wurde ab 22. Juni das XII. Armeekorps (General der Infanterie Walter Schroth) mit der 45. Infanterie-Division (General Fritz Schlieper) im Zentrum, angesetzt. In kurzer Zeit wurde die sowjetische Verteidigung der Festung, das 28. Schützenkorps unter Generalleutnant Popow (mit der 6. und 42. Schützendivision, sowie die Hälfte der 22. Panzerdivision) durch deutsche Artillerie- und Luftangriffe zerschlagen. Gegen 7 Uhr wurde die Stadt Brest genommen, die schweren Kämpfe um die Zitadelle und am Bahnhof hielten aber noch bis zur Kapitulation am 29. Juni an.

Die Spitze des aus dem Raum Brest durchgebrochenen Keiles der Panzergruppe 2 führte das XXXXVII. Armeekorps (mot.) unter Generalleutnant Joachim Lemelsen. Beim Vormarsch über Pruzana auf Slonim wurde dieser Verband am 23. Juni durch den Gegenstoss des sowjetischen 17. Mechanisierten Korps (General Michail P. Petrow) aufgehalten. Aus dem Raum Baranowitschi mit dem 47. Schützenkorps verstärkt, versuchte dieses Korps den Vorstoss des deutschen XXXXVII. Armeekorps (mot.) zu stoppen und den Rückzug für die bereits halb umschlossene 10. und 3. Armee offen zu halten. Der südliche Angriffskeil des XXIV. Armeekorps (mot.) (General der Panzertruppe Geyr von Schweppenburg) führte die 3. Panzer-Division (Generalleutnant Walter Model) an der Spitze, welche seit dem 23. Juni über Kobryn und Baranowitschi nach Osten vorging. Die sowjetische 4. Armee, deren 28. Schützenkorps (General W. S. Popow) im Raum Brest abgeschnitten war und dessen 14. Mechanisiertes Korps (General S. Oborin) bei Slonim geschlagen worden war, konnte wenigsten ihren linken Flügel, die 75. und 205. Schützendivision in südlicher Richtung auf Pinsk zurückziehen. In der sich abzeichneten Kesselschlacht von Bialystok wurde bis 25. Juni die Masse der russischen 10. und 3. Armee mit dem 1., 4., und 5. Schützenkorps, dem 6. Kavalleriekorps, sowie dem 11. und 13. Mechanisierten Korps abgeschnitten.

Als Reserve der Heeresgruppe Mitte fungierte die 2. Armee unter Generaloberst Maximilian von Weichs welche ab 25. Juni mit dem LIII., XXXV. und XXXXIII. Armeekorps, zusammen zwölf Divisionen – der Panzergruppe 2 nachfolgend, zur Abdämmung der südlichen Kesselfronten herangezogen wurde.

Schlacht zwischen 25. Juni und Anfang Juli
Bis zum 26. Juni war der Kessel von Bialystok – Nowogrodek fest geschlossen, die schweren Kämpfe der deutschen 4. und 9. Armee in den Bialowieza-Wäldern hielten noch eine Woche an. An der Linie Nowogrodek – Wolkowysk – Slonim wurde die Masse der sowjetischen Westfront zusammengedrängt. Bis Anfang Juli versuchten die Eingeschlossenen daraufhin nach Süden und Osten auszubrechen, dabei wurde der Kessel noch einmal in zwei kleinere aufgespalten. Zudem war der Versuch der im Raum Nowogrodek abgedrängten sowjetischen 3. Armee des Generals Wassili I. Kusnezow den Ausbruch nach Norden freizuschlagen, am Widerstand der Infanteriekorps der deutschen 9. Armee gescheitert.

Die Truppen der Panzergruppe 3 (Generaloberst Hoth) drangen bereits mit der 20. Panzer-Division über Molodetschno in den Raum östlich Minsk bis zur Beresina vor. Damit wurde von Norden auch die Umfassung der in Reserve stehenden sowjetischen 13. Armee unter General Pjotr M. Filatow eingeleitet. Das 47. Schützenkorps (General Alexander S. Powetkin) kämpfte mit Front nach Süden bei Baranowitschi, das 44. Schützenkorps (General V. A. Juschkewitsch) und 2. Schützenkorps (General A. N. Jermakow) sicherten noch ohne Feindberührung den Raum nordwestlich von Minsk. Gemäss Stalins Parole „Halten oder sterben“ band die Rote Armee die deutschen Kräfte, es mussten ganze Armeen geopfert werden, um wieder neue Verteidigungslinien aufbauen zu können. Die deutschen Panzertruppen hatte ebenfalls hohe Ausfälle an Material, die Luftwaffe fügte den sich verzweifelt wehrenden Sowjets aber noch beträchtliche Verluste zu.

Einengung des Kessels zwischen Bialystok und Wolkowysk
Generalfeldmarschall Fedor von Bock ordnete nun den Einsatz der bisher zurückgehaltenen Reserveverbände an, einerseits um die durch Kämpfe gebundenen Panzer-Divisionen freizubekommen, anderseits um die angespannte Lage an den Kesselfronten zu entlasten. Am 26. Juni wurde die 2. Armee mit der Zernierung der bereits weit hinter der Front liegenden Kesselabschnitte bei Bialystok und Nowogrodek – Wolkowysk betraut. Generaloberst Maximilian von Weichs machte dadurch die 9. und 4. Armee frei, welche den Panzerverbänden folgend nördlich und südlich von Minsk zur Beresina aufschlossen. Am 28. Juni besetzte das XXXXII. Armeekorps (General der Pioniere Walter Kuntze) mit der 23. Infanterie-Division (Generalmajor Hellmich) und Teilen der 87. Infanterie-Division (Generalleutnant Bogislav von Studnitz) die Stadt Białystok. Die Front um den grossen Kessel von Bialystok hielten derweil von West nach Ost – das VIII. Armeekorps (General der Infanterie Walter Heitz) mit 161., 28. und 8. Infanterie-Division; das XX. Armeekorps (General der Infanterie Friedrich Materna) mit 256., 162. und 102. Infanterie-Division; die 87. und 23. Infanterie-Division folgten bei Bialystok, anschliessend das VII. Armeekorps (General der Infanterie Wilhelm Fahrmbacher) mit 7. und 268. Infanterie-Division und das IX. Armeekorps (General der Infanterie Hermann Geyer) mit der 137. und 292. Infanterie-Division umschlossen. Im Anschluss folgte die schwächer besetzte Front zwischen dem Szczara-Abschnitt und Minsk, hier lagen die 29. Inf.-Division (mot.) und 34. Infanterie-Division des XII. Armeekorps (General der Infanterie Walter Schroth) im Kampf mit dem sowjetischen 47. Schützenkorps. Der zweite kleinere Kessel bei Wolkowysk hielten die Divisionen des XIII. Armeekorps (General der Infanterie Felber) mit 17. und 78. Infanterie-Division und das XXXXIII. Armeekorps (General der Infanterie Gotthard Heinrici) mit der 31., 45., 131. und 134. Infanterie-Division umschlossen. Das LIII. Armeekorps (General der Infanterie Karl Weisenberger) mit der 52. und 167. Infanterie-Division und das noch an der Kesselfront kämpfenden XXXXVI. Armeekorps (mot.) (General der Panzertruppe Heinrich von Vietinghoff) wurde als Verstärkung der Panzergruppe 2 zur Beresina nachgeführt.

Zweite Kesselbildung
Mit der neuerlichen Vereinigung der Panzerspitzen der Panzergruppe 2 und 3 östlich von Minsk Ende Juni schlossen sich die Panzerkeile nochmals, wodurch zwei separate Kessel gebildet wurden. Zwischen Wolkowysk und Nowogrodek waren bereits die sowjetische 3., 4., 10. Armee zusammengedrängt, im zweiten Kessel im Raum Minsk war jetzt auch die Masse der sowjetischen 13. Armee eingeschlossen.

Bereits am 2. Juli konnten die deutsche Panzerverbände weiter nach Osten vorstossen – bei Borissow im Norden und bei Bobruisk im Süden wurden starke deutsche Brückenköpfe am Ostufer der Beresina gebildet. Aus den eroberten Brückenköpfen wurde ab 3. Juli, noch während die eingekesselte russische Infanterie im Raum Wolkowysk und Minsk weiterkämpfte, bereits die nächsten Flussübergänge über den Dnjepr forciert und die nächste Schlacht um Smolensk eingeleitet. Erst am 9. Juli kapitulierten die letzten Rotarmisten in Minsk, obwohl die Stadt bereits am 28. Juni Grossteils besetzt war.

Folgen
Von 46 Divisionen der sowjetischen Westfront konnten 11 aus der Umschliessung ausbrechen und sich über die Beresina absetzen – die Masse von 28 Divisionen und 7 Panzerdivisionen mit 325.000 Mann, 1.809 Geschützen und 3.332 Panzern wurden geschlagen oder grossteils gefangen genommen. Der glücklose Führer der sowjetischen Westfront, Dmitri Grigorjewitsch Pawlow, wurde für die Katastrophe von Minsk verantwortlich gemacht. Stalin ging es nun darum, den Zusammenbruch der Fronten zu verschleiern und an dem Stab der bei Bialystok und Minsk eingekreisten und grösstenteils zerschlagenen Westfront ein Exempel zu statuieren, weswegen neben Pawlow als Oberbefehlshaber der Front, sein Stabschef General Klimowskich, der Kommandeur der 4. Armee, General Korobkow und weitere Generäle nach Moskau beordert, vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurteilt und im Juli 1941 erschossen wurden.

Die Heeresgruppe Mitte konnte durch den errungenen Sieg ihren Vorstoss gegen Moskau fortsetzen und den Dnepr überschreiten. Nach der endgültigen Auflösung des Kessels wurden mehrere schnelle Divisionen für weitere Offensiven frei, die bis dahin durch sowjetische Truppen gebunden gewesen waren.

Der Vorstoss auf das nächste Ziel Smolensk durch die beiden Panzergruppen 2 und 3 begann am 9. Juli. Nach der Einschliessung starker sowjetischer Kräfte in der Kesselschlacht bei Smolensk konnte die Rote Armee erstmals eine Gegenoffensive starten, die aber durch die Heeresgruppe Mitte abgewehrt wurde. Am 30. Juli 1941 erhielt die Heeresgruppe einen Haltebefehl, wobei die Panzergruppe 2 mit der 2. Armee nach Süden abdrehte und an der Schlacht um Kiew teilnahm, und sich die Panzergruppe 3 am Vorstoss der Heeresgruppe Nord auf Leningrad beteiligte. Dies geschah auf Hitlers persönlichen Befehl, wobei er deshalb mit dem OKH in Konflikt geraten war, welches die Beibehaltung von Moskau als Schwerpunkt des Angriffes verlangt hatte. Nach seiner eigenmächtigen Handlung erliess Hitler am 12. August 1941 die Weisung Nr. 34, die beinhaltete, dass das „Staats-, Rüstungs- und Verkehrszentrum“ Moskau noch vor Einbruch des Winters genommen werden sollte. Die Schlachten vor Leningrad und in der Ukraine hatten jedoch noch immer Vorrang, weshalb diese vor einer Offensive auf Moskau abgeschlossen sein sollten. Die Schlachten in der Ukraine zogen sich jedoch bis in den September 1941 hin und Hitler erteilte bereits vor deren Abschluss seine Weisung Nr. 35, welche die Grundlage für die zukünftige Offensive darstellte:

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„Die Anfangserfolge gegen die zwischen den inneren Flügeln der Heeresgruppen Süd und Mitte befindlichen Feindkräfte haben […] die Grundlage für eine entscheidungssuchende Operation gegen die vor der Heeresmitte stehende in Angriffskämpfen festgelegte Heeresgruppe Timoschenko geschaffen. Sie muss in der bis zum Einbruch des Winterwetters verfügbaren befristeten Zeit vernichtend geschlagen werden. Es gilt hierzu, alle Kräfte des Heeres und der Luftwaffe zusammenzufassen, die auf den Flügeln entbehrlich werden und zeitgerecht herangeführt werden können“.

Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne (23.6.1941 - 29. 6. 1941)

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02_30/Kartenausschnitt mit Dubno-Luzk-Riwe

Die Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Brody (russisch Танковое сражение под Дубно, Луцком, Броды; auch Schlacht bei Dubno-Luzk-Riwne) war eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg zwischen der Panzergruppe 1 der Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt und starken Panzerkräften der sowjetischen Südwestfront unter Generaloberst Michail Kirponos, die vom23. bis zum 29. Juni 1941 stattfand. Insgesamt standen 2803 sowjetische Panzer (sechs mechanisierte Korps) gegen 728 deutsche (fünf Panzer-Divisionen) im Kampf. Neben der Panzerschlacht bei Prochorowka im Rahmen von Unternehmen Zitadelle im Jahre 1943 war die Schlacht bei Dubno-Luzk-Riwne die grösste Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs.

Ausgangslage
Am Morgen des 22. Juni 1941 wurde das Unternehmen Barbarossa von der deutschen 6. Armee mit dem Angriff der zugeteilten Panzergruppe 1 von Ewald von Kleist über den Bug eingeleitet. Die Gegenwehr der sowjetischen 5. Armee unter General Potapow erwies sich am ersten Tag schwächer als erwartet. Den Flussübergang im Raum Sokal hatte bereits das LV. Armeekorps mit der 57. Infanterie-Division erkämpft. Das XXXXVIII. Armeekorps (mot.) des Generals Werner Kempf mit der 11. Panzer-Division, der 16. Infanterie-Division (mot.) und der später nachfolgenden 16. Panzer-Division bildeten die Spitze des deutschen Angriffes. Nördlich davon stiessen die Truppen des III. Armeekorps (mot.) unter Eberhard von Mackensen und des XXIX. Armeekorps des Generals der Infanterie Hans von Obstfelder in Richtung auf Luzk vor. Das XIV. Armeekorps (mot.) verblieb als Armeereserve noch im Hinterland.

Der überlegene deutsche Panzervorstoss erfolgte zwischen Sokal und Wladimir-Wolynsk und drängte zwischen dem sowjetischen 15. (General I. Fedjuninski) und 27. Schützenkorps (Generalmajor P. D. Artemenko) zügig nach Wolhynien ein, dahinter folgten zügig die Infanterie der 6. Armee nach. Am Abend des ersten Tages rückten deutsche Truppen zwischen 15 und 25 Kilometer tief in das sowjetische Territorium vor.

Rechts von der 6. Armee drang gleichzeitig die Masse der deutschen 17. Armee (XXXXIX. Gebirgskorps und IV. Armee-Korps) gegenüber der sowjetischen 6. Armee (Generalleutnant Muzyschenko) zwischen dem San-Abschnitt und Rawa-Ruska auf die Hauptstadt Galiziens, Lemberg vor.

Verlauf
23. 
Juni

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02_31/Skizze zur Schlacht, Lage 23. Juni

An der Grenze westlich Wladimir-Wolynsk stand gegenüber der deutschen 13. und 14. Panzerdivision des III. Armeekorps (mot.) zunächst nur die sowjetische 87. und 135. Schützendivision sowie die 41. Panzerdivision. Die Masse des XXII. Mechanisierten Korps (Generalmajor Kondrussew) stand mit der 19. Panzer- und 215. motorisierten Division noch im Raum Rowno, 140 km von der Grenze entfernt. An der Spitze des XXXXVIII. Armeekorps (mot.) geriet die 11. Panzerdivision (Generalmajor Crüwell) bei Radechiw am 23. Juni in ein erstes Panzergefecht. Teile von Generalmajor Ogurzows 10. Panzerdivision wurden bei Radechiw überrascht, 20 BT-7- und 6 T-34-Panzer wurden zurückgeworfen. Weiter über Stojanow nach Osten auf Berestetschko vorgehend, wurde ein erster Styr-Übergang bei Szczurowje gebildet. 

Die deutschen Panzer standen am Abend dieses Tages bereits 20 Kilometer tief auf sowjetischem Gebiet. Dadurch war zwischen der sowjetischen 6. Armee und 5. Armee eine 50 km breite Frontlücke entstanden, in der die Panzergruppe 1 zügig vorrückte. Die vier an der Spitze stehenden deutschen Panzerdivisionen (11., 13., 14. und 16.) verfügten über 80 Panzer vom Typ Panzer IV, 195 Panzer III (5-cm-Kanone), 89 Panzer III (3,7-cm-Kanone), 179 Panzer II und 42 Befehlspanzer. Erst am 28. Juni wurde auch die 9. Panzerdivision mit 20 Panzer IV, 60 Panzer III (5-cm-Kanone), 11 Panzer III (3,7-cm-Kanone), 32 Panzer II, 8 Panzer I und 12 Befehlspanzern in die Schlacht eingeführt. Das Kommando der sowjetischen Südwestfront unter Generaloberst Michail Kirponos hatte sein Hauptquartier von Kiew nach Tarnopol verlegt und organisierte auf Befehl von Georgi Schukow umgehend einen Gegenschlag starker Panzerkräfte gegen den deutschen Einbruchskeil. General Purkajew, der Generalstabschef der Südwestfront, warnte davor, dass die volle Konzentration der mechanisierten Korps mindestens drei bis vier Tage dauern würde. Trotzdem beschloss General Kirponos, den Gegenangriff zu führen; zwei Stossgruppen sollten gleichzeitig gegen die Flanken der Panzergruppe 1 angreifen. Die nördliche Angriffsgruppe sollte das XXII., IX. und XXIX. mechanische Korps umfassen, die südliche Gruppe sollte durch das IV., VIII. und XV. mechanische Korps sowie das 37. Schützenkorps gebildet werden. Diese Korps wurden auch aus den benachbarten Abschnitten der 26. und 6. Armee herangezogen und konnten erst nach einem bis zu 200 Kilometer langen Anmarsch immer nur teilweise in die Kämpfe eingeführt werden. Nach einer späteren Zusammenstellung standen beim VIII., das IX., XV. und XIX. mechanisierten Korps der Roten Armee 33 Panzer vom Typ KW-2, 136 KW-1, 48 T-35 und 2415 Panzer der veralteten Typen T-26, T-27, T-37, T-38, und BT-7 im Einsatz. Westlich von Brody wurde die linke Flanke dieser Gruppierungen durch das IV. mechanisierte Korps mit 892 Panzern (davon 89 KW-1 und 327 T-34) gesichert

24. Juni
Am Morgen des 24. Juni griff die deutsche 14. Panzer-Division gegen Luzk an, als der Gegenangriff des sowjetischen XV. mechanisierten Korps (General Karpeso) aus dem Raum Brody nach Norden begann. Zum Schutz von Luzk hatte die sowjetische 1. Panzerabwehrbrigade unter General Moskalenko westlich der Stadt eine starke Abwehrstellung mit 48 Pak 76,2 mm F-22 und 72 Flak 85 mm M 1939 errichtet, die den deutschen Panzern schwere Verluste beibrachte. Die 124. Schützendivision wurde bei Miljatin von der deutschen 75. und 111. Infanterie-Division eingekesselt und bereitete den Ausbruch nach Osten vor. Der Angriff des XV. mechanische Korps verpasste die bereits weiter östlich stehende 11. Panzer-Division und traf stattdessen die nachgefolgte 57. Infanterie-Division des Generals Oskar Blümm in der rechten Flanke. Die sowjetischen Truppen trieben den Gegner etwa fünf Kilometer auf die Linie Gorochow–Radechow zurück, gerieten dann aber durch die zur Hilfe eilende 16. Panzer-Division selbst in die Defensive. Im Norden scheiterte der gleichzeitige Angriff des sowjetischen XXII. Mechanisierten Korps (jetzt unter der Führung von Generalmajor W. S. Tamruch). Die Überreste der sowjetischen 19. und 41. Panzerdivision wurden zusammen mit Moskalenkos Panzerabwehrbrigade von der deutschen 13. Panzerdivision in den Raum nördlich von Luzk abgedrängt. Im Norden zwischen Ljuboml und den Pripjater Sümpfen verteidigte sich währenddessen das 15. Schützenkorps (General Fedjuninski) noch erfolgreich gegen das auf Kowel vorgedrungene deutsche XVII. Armeekorps

25. Juni
Am 25. Juni 1941 konnte das XXXXVIII. Armeekorps mit der 11. Panzer-Division die Stadt Dubno besetzen. Neue starke sowjetische Gegenangriffe wurden aus der Linie Busk und Brody durch die 8. Panzerdivision mit dem IV. Mechanisierten Korps (General Wlassow) und dem XV. Mechanisierten Korps (General Karezo) vom Süden her gegen die linke Flanke der 6. Armee (XXXXIV. Armeekorps) vorgetragen. Der von Norden her aus dem Raum Rowno gleichzeitig nach Süden angesetzte Gegenangriff des sowjetischen IX. mechanisierten Korps (General Rokossowski) konnte den Durchbruch der 11. Panzer-Division ebenfalls nicht mehr verhindern, traf aber auf die nördlicher durchgebrochene 13. Panzer-Division und die hier aufschliessende motorisierte 25. Inf.-Division. Das deutsche III. Armeekorps stand mit der 13. Panzerdivision vor Murawiza und mit der 14. Panzerdivision vor Teremno, als es bei Tortschyn durch die 24. mechanisierte Brigade der 20. Panzerdivision (Oberst Katukow) in der Flanke angegriffen wurde. Um Schukows Befehl zu erfüllen, hatte Rokossowski energisch angegriffen, wechselte aber schnell in die Verteidigung, als zu hohe Verluste eintraten. Generalmajor Feklenko liess das XIX. mechanisiertes Korps östlich von Dubno gleichzeitig gegen die 11. Panzer-Division angreifen. Feklenkos Korps verfügte über 200 Panzer, davon aber über zwei KW-1 und zwei T-34, der Rest waren nur leichtere T-26 oder T-37

26. und 27. Juni
Die deutsche 6. Armee stand mit beiden Flügeln in schweren Abwehrkämpfen, der Gegner wirkte gleichzeitig gegen die Flanke und im Rücken. Die deutsche Luftflotte 4 unter General Alexander Löhr hatte aber die völlige Luftherrschaft erreicht und konnte den zeitweise abgeschnittenen Verbänden wirksam zur Hilfe kommen. Am 26. Juni früh entschied sich General Karpezo, in der Defensive zu bleiben; man genehmigte aber dem neu herangekommenen VIII. mechanisierten Korps (General Rjabyschew), gegen die rechte Flanke des deutschen XXXXVIII. Armeekorps (mot.) zwischen Leschnew und Kosyn anzugreifen. General Rjabyschew begann mit der der 12. Panzer-Division (General T. A. Mishanin) und der 34. Panzer-Division (Oberst I. W. Wasilijew) den Angriff. Die sich in Dubno haltende 11. Panzerdivision musste in die Rundum-Verteidigung übergehen. General Rjabyschew war zuversichtlich, weil seine Vorhut über eine Kompanie schwerer KW-1 und ein Bataillon T-34-Panzer verfügte. Er warf die Masse seines Korps zum Durchbruch nach Westen, während sein Stellvertreter und Mitglied des Kriegsrats, Brigadegeneral N.K. Popel mit der anderen Gruppe gegen den Rücken der 11. Panzerdivision auf Dubno vorstiess. Die 16. Panzerdivision wurde im Vorgehen auf Kremenez durch die Wucht des VIII. mechanisierten Korps getroffen und zurückgeworfen, gleichzeitig stand die 11. Panzerdivision bei Wielza-Moszczanica in heftigen Panzerkämpfen. Die sowjetischen Panzer stiessen bis zu 35 km tief auf Berestetschko vor, operierten dann im Hinterland zersplittert und wurden selbst von nachrückenden deutschen Truppen abgeschnitten. Sie blieben ohne ausreichende Luftunterstützung und Versorgung und wurden bei den folgenden Ausbruchskämpfen schwer dezimiert. Rjabyschews Korps hatte nach eintägigen Kampf fast die Hälfte seiner Panzer verloren, darunter 44 von 48 seiner T-35-Panzer.

Derweil waren vom Osten her die sowjetische Frontreserve zur Verstärkung eingetroffen: Das 31. Schützenkorps (General A. I. Lopatin) verstärkte das geschwächte 27. Schützenkorps gegen die deutsche 299. und 298. Infanterie-Division am Styr-Bogen bei Roschyschtsche. Zur Verstärkung des schwer bedrängten Ikwa-Abschnitts wurde im Raum Werba das 36. Schützenkorps (Generalmajor P. W. Sysojew) und südlich davon zwischen Solotschew und Podkamień das 37. Schützenkorps (Generalmajor S. P. Sibin) in die Abwehrkämpfe eingeführt. Die Infanteriekorps sollten zeitweilig die Flusslinie Stochod und Styr und die Linie Kremenez–Solotschow halten und den ausbrechenden und zurückgehenden mechanisierten Korps Zeit zur Sammlung für einen neuen Gegenangriff verschaffen.

28. und 29. Juni
Am Morgen des 28. Juni erzwang die im Raum Dubno vom deutschen XXIX. Armeekorps freigemachte 11. Panzerdivision den Weitermarsch nach Osten und bedrohte Ostrog. Teile der sowjetischen Kampfgruppe M. F. Lukin organisierten aus dem Raum die Verteidigung des Horyn-Abschnittes. Nördlich davon musste das XIX. mechanisierte Korps die Stadt Rowno dem III. Armeekorps überlassen. Im Norden musste sich die 87. und 124. Schützendivision gegenüber der deutschen 56. und 62. Infanterie-Division aus dem Raum Kowel hinter den Stochod zurückziehen. General Kirponos warf am Südabschnitt seine letzte Reserve, das im Raum Proskurow noch unvollständig versammelte XXIV. mechanisierte Korps (45. und 49. Panzerdivision) unter Generalmajor Tschistjakow und die 14. Kavalleriedivision (Generalmajor Krjutschenkin) des 5. Kavalleriekorps in den Kampf um den deutschen Durchbruch auf Schepetowka aufzuhalten.

Am südlichen Flügel gegenüber dem sowjetischen XV. Mechanisierten Korps gingen nach der Einführung der deutschen 9. Panzerdivision (Generalleutnant Hubicki) die Kleinstädte Busk und Brody verloren, die von Teilen der sowjetischen 212. Motorisierten Division gehalten worden waren. In der Nacht von 29. auf 30. Juni befahl General Popel den Ausbruch. Dieser sollte zum Fluss Ikwa über die Brücke bei Stara-Nosowiza und dann weiter nach Südost auf Kremenez erfolgen. Die 16. Panzerdivision hatte den Befehl, die bei Dubno stehende Feindgruppe anzugreifen, dafür wurde die Kampfgruppe Sickenius gebildet. Auf der rechten Flanke des 8. Mechanisierten Korps zogen sich die Einheiten der 140. und 146. Schützendivision (vom 36. Schützenkorps) und die 14. Kavalleriedivision aus dem Raum Werba–Kozyn zurück. Abends um 18 Uhr begann auf breiter Front der deutsche Gegenstoss nach Südosten, Werba wurde genommen. Popels Kolonne wurde von Artillerie der 16. Panzerdivision entdeckt und dezimiert. Nach mehreren misslungenen Ausbruchversuchen der 34. Panzerdivision, die sich westlich von Dubno, zwischen den Dörfern Klestschicha und Tarakanowo zurückgekämpft hatte, entschied Oberst Wasilljew, in südwestlicher Richtung auf Miltscha–Budy auszubrechen, wobei er fiel. Erst einige Tage später konnten die dezimierten Reste des VIII. Mechanisierten Korps den Anschluss zu der auf Schitomir zurückgegangen sowjetischen Front bei Belokorowitschi wiederherstellen.

Folgen
Bis Ende Juni 1941 waren die sowjetischen Truppen wieder in die Defensive gedrängt und ihre Panzerverbände beinahe aufgerieben. Das XXII. Mechanisierte Korps hatte 90 % seiner Panzer, das VIII. und XV. Mechanisierte Korps 85–90 %, das IX. und XIX. Mechanisierte Korps jeweils 70 %, und das IV. Mechanisierte Korps 60 % seiner Panzer verloren. Das IX., XIX. und XXII. Mechanisierte Korps verfügte durch schwere Verluste nur noch über 66, 35 bzw. 33 Panzer. Das Oberkommando der Wehrmacht führte der bedrängten 6. Armee während der Kämpfe zusätzlich sieben Divisionen – das LI. und XXXIV. Armeekorps – aus der Frontreserve als Verstärkung zu.

General Potapow, der Befehlshaber der 5. Armee, hielt die deutschen Truppen noch weiter durch Gegenstösse auf, um eigene Kräfte vor der drohenden Einkesselung zu retten und die Verteidigung Kiews vorzubereiten. Der deutsche Erfolg über die starken sowjetischen Panzerverbände ermöglichte die zügige Verfolgung in Richtung auf Schitomir und Korosten, wo neue sowjetische Gegenangriffe den Vormarsch neuerlich erschwerten. Die Schlacht um Kiew konnte erst Mitte August eingeleitet werden.

Verluste
Am 9. Juli 1941 meldete das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht 328.898 Gefangene, 3.102 erbeutete Geschütze und 3.332 zerstörte Panzer. Die gefallenen Sowjetsoldaten blieben auf den Schlachtfeldern zurück. Und als sich 1944 die Deutsche Wehrmacht, von der Roten Armee geschlagen, immer weiter nach Westen zurückziehen musste, blieben ihre gefallenen Soldaten häufig ebenfalls unbeerdigt auf den Schlachtfeldern liegen

Kesselschlacht bei Smolensk (10.07.1941 – 10.09.1941)

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02_32/Kartenausschnitt von Smolensk

Die Kesselschlacht bei Smolensk vom 10. Juli bis zum 10. September 1941 war eine Schlacht zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg. Namensgebend ist die Stadt Smolensk am Dnepr im Westen Russlands nahe zu Weissrussland.

Neben der grossen am 5. August abgeschlossenen Smolensker Kesselschlacht, umfasst die grossräumig geführte Operation auch weitere deutsche Angriffe und mehrere sowjetische Gegenangriffe:

  • Schlacht um Mogilew (12. – 26. Juli 1941)
  • Schlacht um Bobruisk (13. – 17. Juli 1941)
  • Rogatschew-Shlobiner Operation (13. – 24. Juli 1941)
  • Schlacht um Gomel (12. – 19. August 1941)
  • Offensive um Duchowschtschina (8. August – 8. September 1941)
  • Offensive um Jelnja (30. August – 8. September 1941)
  • Roslawl-Nowozybkower Operation (30. August – 12. September 1941)

Hintergrund
Nach der Niederlage in der Kesselschlacht bei Białystok und Minsk, in der drei sowjetische Armeen der Westfront zerschlagen worden waren, baute die Rote Armee Anfang Juli 1941 in der Gegend um Smolensk mit insgesamt 42 Divisionen eine neue Verteidigungslinie auf. Vier bisher in Reserve befindliche Armeen, die 19. bis 22., sollten einen Übergang der Heeresgruppe Mitte über die Flüsse Dnepr und Westliche Dwina sowie die „Landbrücke“ zwischen Witebsk, Orscha und Smolensk verhindern. Die Hauptstadt Moskau war nur noch 400 Kilometer entfernt.

Aufmarsch
Den Befehl über die Westfront hatte am 29. Juni Generaloberst Andrei Iwanowitsch Jerjomenko übernommen, nachdem der bisherige Frontbefehlshaber Dmitri Grigorjewitsch Pawlow wegen „Versagens“ abberufen worden war. Am 2. Juli übernahm schliesslich Marschall der Sowjetunion Semjon Konstantinowitsch Timoschenko die Front, der am gleichen Tag die 5 Reservearmeen sowie die sich noch formierende 16. Armee unterstellt wurden. Zusätzlich wurden der Westfront sechs bisher noch nicht eingesetzte Mechanisierte Korps mit insgesamt mehr als 2000 Panzern als Ersatz für die bisherigen Verluste unterstellt und von der Stawka die Mobilisierung und Bereitstellung weiterer Reserven beschleunigt. Fünf neu formierte Armeen waren in der ersten Staffel auf breiter Front zwischen Idritza im Norden und Retschyza im Süden aufmarschiert.

Auf der rechten Flanke der Westfront verteidigte die 22. Armee unter Generalleutnant F. A. Jerschakow, an seiner linken Flanke deckte die 19. Armee unter Generalleutnant I. S. Konjew.

Die im deutschen Hauptangriffsfeld liegende 20. Armee unter Generalleutnant P. A. Kurotschkin versuchte die Angriffe zwischen Witebsk und Orscha zu stoppen. Südlich davon – noch am linken Ufer des Dnjepr bis Rogatschew operierte die 13. Armee unter Generalleutnant Remezow.

Die Truppen der 21. Armee unter Generaloberst Kusnezow standen am Südflügel der Front zwischen Rogatschew bis Retschyza. Zwischen der 13. und 21. Armee zogen sich die von deutschen Truppen der aus dem Kessel von Minsk verfolgten Reste der 4. Armee (Generalleutnant Sandalow) zurück.

In der zweiten Staffel der Front – wurde zunächst zum Schutz von Smolensk zusätzlich die 16. Armee unter Generalleutnant Lukin konzentriert. Zur Unterstützung dieser Armeen waren mehrere mechanische Korps aus der Reserve freigegeben:

  • Mechanisiertes Korps (13. und 17. Panzerdivision sowie 109. mot. Schützendivision) unter Generalmajor Alexsenko
  • Mechanisiertes Korps (14. und 18. Panzerdivision sowie 1. mot. Schützendivision) unter Generalmajor Winogradow
  • Mechanisiertes Korps (26. und 38. Panzerdivision sowie 210. mot. Schützendivision) unter Generalmajor N. D. Wedenejew
  • Mechanisiertes Korps (48. und 51. Panzerdivision sowie 220. mot. Schützendivision) unter Generalmajor M. A. Mjasnikow
  • Mechanisiertes Korps (50. und 55. Panzerdivision sowie 219. mot. Schützendivision) unter Generalmajor Kriwoschein
  • Mechanisiertes Korps (9. und 53. Panzerdivision sowie 221. mot. Schützendivision) unter Generalmajor Petrow

Einleitungskämpfe
Auf deutscher Seite übernahm am 3. Juli Generalfeldmarschall Günther von Kluges Armeeoberkommando 4 die Kontrolle über die beiden Panzergruppen der Heeresgruppe Mitte, um mit diesen den Übergang über die Flusslinie zu erzwingen, während die Infanteriedivisionen der 9. und 2. Armee noch mit der Ausräumung des Kessels von Minsk beschäftigt waren.

Am 5. Juli hatte die 3. Panzer-Division (XXIV. Armeekorps (mot.)) den Dnjepr bei Rogatschew erreicht, die 1. Kavallerie-Division stand am Südflügel der Panzergruppe 2 ostwärts von Sluzk, die 4. Panzer-Division forcierte bei Stary Bychow. Die 10. Panzer-Division erkämpfte bei Beresino einen weiteren Übergang über die Beresina und die 10. Infanterie-Division (mot.) erreichte Bobruisk. Teile der 17. Panzer-Division wurden auf Borissow vorgezogen, während die 18. Panzer-Division den Natscha-Abschnitt erreichte.

Am 4. Juli errichtete die Panzergruppe 3 westlich von Witebsk einen Brückenkopf am Ostufer der Düna. Am 3. Juli überquerte die 19. Panzer-Division des LVII. Armeekorps (mot.) die westliche Düna in der Nähe von Dsisna. Teile des XXXIX. Armeekorps (mot.) besetzten Lepel, Vorausabteilungen erreichten den Ula-Abschnitt und Beshenkowitschi. Am 6. Juli wurde ein Gegenstoss der sowjetischen 17. und 18. Panzerdivision zwischen Lepel und Senno durch die von der deutschen Luftwaffe massiv unterstützte 7. Panzerdivision abgefangen.

Nach Anweisungen des Generalfeldmarschalls von Bock sollte General Heinz Guderians Panzergruppe 2 den Hauptstoss auf Smolensk entlang der Strasse von Borissow über Orscha führen, während General Hermann Hoths Panzergruppe 3 nördlich über Polozk (mit einem Nebenstoss auf Newel) und Witebsk vorgehen sollte. Die Panzerspitzen beider Gruppen sollten sich bei Jarzewo, 50 Kilometer nordöstlich von Smolensk, treffen und so – zusammen mit der nachrückenden Infanterie – den Kessel um die Verteidiger schliessen.

Die Smolensker Kesseloperationen, Deutscher Zangenangriff

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02_33/Schlachtverlauf bei Smolensk

Am 10. Juli eröffneten die deutsche 4. Armee (GFM von Kluge) und die beiden Panzergruppen die Offensive in Richtung Smolensk. Nach der angestrebten Vernichtung der sowjetischen Kräfte in einer weiteren Kesselschlacht, sollten die deutschen Panzerkräfte zum konzentrischen Angriff auf Moskau vorrücken. Die Panzergruppe 3 unter Generaloberst Hermann Hoth stiess aus den Raum Witebsk nach Nordosten vor, die Spitze des nach Demidow angesetzten Angriffkeiles wurde durch das XXXIX. Armeekorps (mot.) gebildet. Nördlich von Smolensk wurde die Verteidigung der sowjetischen 19. Armee (Generalmajor Konjew) durchbrochen und die 7. und 20. Panzerdivision südlich der Disna vorgehend in den Raum Jarzewo beordert. Dabei wurden starke sowjetische Verteidigungsstellungen geschickt umgangen.

Ebenfalls am 10. Juli führte die Panzergruppe 2 unter Generaloberst Heinz Guderian den südlichen Angriffskeil vor. Das XXXXVII. Armeekorps (mot.) (General Lemelsen) erkämpfte mit der 18. und 17. Panzerdivision bei Kopys südlich von Orscha den Übergang über den Dnjepr, dahinter folgte das IX. Armeekorps nach. Dieser direkt auf das südliche Vorfeld von Smolensk angesetzte Hauptstoss wurde rechts durch das XXXXVI. Armeekorps (mot.) (General Vietinghoff) begleitet, welches die Stossrichtung auf Jelnja einschlug. Am 15. Juli setzten die Sowjets bei Rudnja erstmals ihre neue Raketengeschütze „M-8 Katjuscha“ ein.

Kämpfe im Raum Smolensk
Vom Korps des Generals Vietinghoff war die 10. Panzer-Division zwischen Potschinok und Jelnja eingetroffen, die SS-Division „Das Reich“ war bei Mstislawl, das Infanterie-Regiment Grossdeutschland nach Rekotka vorgezogen. Beim XXXXVII. Armeekorps (mot.) erreichte die 18. Panzer-Division den Katynka-Abschnitt zwischen Gusino und Katyn. Die 17. Panzer-Division war aus ihrer Flankenschutz-Aufgabe in den Raum südlich Smolensk umgruppiert, um in die Flanke der sowjetischen Kräfte zwischen Ljady – Dubrowno zu gelangen. Die deutsche 29. Infanterie-Division (mot.) (Generalleutnant Boltenstern) drang von Süden her in Smolensk ein, die 18. Panzer-Division näherte sich der Stadt vom Südosten her. Die Infanterie-Regimenter 15 und 71 rangen mit Einheiten der sowjetischen 16. Armee unter General Lukin. Im Häuserkampf wurde von den deutschen Truppen über den Dnjepr gesetzt und bis 19. Juli auch der Nordteil der Stadt erobert. Am 17. Juli hatte die Stawka Generalmajor Rokossowski damit beauftragt, die Verteidigung im Raum Jarzewo gegenüber der Panzergruppe 3 zu organisieren. Die 7. Panzer-Division erreichte im Raum Jarzewo als Spitze Hoths die Linie Ustje – Kresty und schloss den nördlichen Ring des sich im Raum Smolensk bildenden Kessels.

Schlacht um Mogilew
Am 7. Juli war Generalleutnant Filatow schwer verwundet worden und starb nach seiner Evakuierung am 14. Juli in einem Moskauer Lazarett, zum neuen Kommandant der sowjetischen 13. Armee wurde Generalleutnant F. N. Remezow bestellt. Am 5. Juli übernahm Generalmajor F. A. Bakunin in Orscha das Kommando über das sowjetische 61. Schützenkorps, drei Divisionen deckten den Dnjepr-Abschnitt im Raum Mogilew. Das deutsche XXIV. Armeekorps (mot.) rückte im Verein mit dem VII. Armeekorps (General der Artillerie Fahrmbacher) der 4. Armee gegen den Dnjepr-Abschnitt im Raum Mogilew vor. Am 12. Juli startete das deutsche XXXXVI. Armeekorps (mot.) aus dem östlichen Dnjepr-Brückenkopf den Vorstoss in Richtung auf Gorki zum Pronja-Abschnitt. Am 14. Juli umging die Vorausabteilung der deutschen 3. Panzerdivision Mogilew und nahm Tschaussy ohne Widerstand. Am 13. Juli begann die sowjetische 21. Armee (General Kusnezow) einen starken westlichen Dnjepr-Brückenkopf bei Shlobin auszubauen.

Am 17. Juli begann der Angriff des deutschen VII. Armeekorps (General der Artillerie Fahrmbacher) auf Mogilew. Die 78. Infanterie-Division überquerte am 20. Juli im Bereich Borkolabowo das Ostufer des Dnjepr und griff die sowjetische Verteidigung im Rücken an. Unterdessen begann am 22. Juli im Raum Bychow eine Offensive die 21. Armee des Generalobersten Kusnezow mit dem Ziel, die belagerten Truppen im Raum Mogilew zu erreichen. Das 63. Schützenkorps (General Leonidas G. Petrowski) führte einen gefährlichen Angriff gegen die südliche Flanke der Panzergruppe 2 durch. Generalfeldmarschall von Kluge war gezwungen, neben dem VII. Armeekorps auch Teile des das XII. Armeekorps einzusetzen. Mogilew war bis zum am 23. Juli von Süden, Osten und Nordosten eng umklammert. Die sowjetische 13. Armee mit dem 61. Schützenkorps und dem 20. Mechanisierte Korps waren vollständig abgeschnitten. Während sich die deutsche 78. Infanterie-Division auf dem Ostufer des Dnjepr gegenüber angreifenden Feindgruppen behauptete, wurde das Eingreifen der 15. Infanterie-Division abgewartet, die entlang der Strasse Knjaschizy – Mogilew angreifen sollte. Die 23. Infanterie-Division eröffnete von Südwesten, die 7. Infanterie-Division von Nordwesten her den Angriff. Nach zwei Tagen des Kampfes befahl Generalmajor F. A. Bakunin der Garnison den Ausbruch nach Osten, der nur dem 20. Mechanisierten Korps (Generalmajor N. D. Wedenejew) gelang. Wegen der Aufgabe von Mogilew wurde der bisherige Kommandant der 13. Armee, Generalleutnant F. N. Remezow am 26. Juli durch Generalmajor K. D. Golubew ersetzt.

Sowjetische Gegenoffensiven
Zum Schutze der bedrohten Hauptstadt Moskau wurde am 18. Juli auf Stalins Befehl zusätzlich zur bereits bedrängten „Reservefront“ noch die Heeresgruppe „Moskauer Front“ unter Generalleutnant Artemjew gebildet, welche vier weitere Armeen – die 31., 32., 33. und 34. – unterstellt wurden. Diese Reservetruppen wurden unverzüglich zum Ausbau der ersten Moskauer Schutzstellung verwendet, bei Moschaisk wurden 16 Schützendivisionen konzentriert.

Am 21. Juli richtete die Stawka zur Stützung der Westfront fünf neue Einsatzgruppen ein, um die deutschen Angriffskeile aufzuhalten. Es sollten konzentrierte Gegenangriffe in Richtung Smolensk geführt werden, die direkte Führung der Einsatzgruppen wurde Generalleutnant Jeremenko übertragen, der seit 19. Juli wieder die Führung der Westfront innehatte.

Einsatzgruppe Maslennikow (252., 256. und 243. Schützendivision) sollte in Richtung Welisch angreifen.

Operative Gruppe Chomenko (242., 251. und 250. Schützen- und 50. und 53. Kavalleriedivision) und Gruppe des Generalleutnant Kalinin (53. Schützenkorps mit 89., 91., 166. Schützendivision) – aus dem Nordosten.

Einsatzgruppe von K. K. Rokossowski (2 Schützen- und 1 Panzerdivision) – von Osten her und gegen Jarzewo.

Operative Gruppe Katschalow (149., 145. Schützen- und 104. Panzerdivision) – aus dem Südosten von Roslawl her.

Aus der operativen Gruppe Katschalow wurde die 28. Armee gebildet, welche die Verteidigung an der Desna führte. Aus der Gruppe Maslennikow wurde die 30. Armee gebildet, die Gruppe Kalinin wurde Grundstock für die Bildung der 24. Armee. An der Südflanke der Westfront wurde die 21. Armee (ab 15. Juli unter General W. F. Gerassimenko) beauftragt, einen Gegenangriff bei Bobruisk vorzubereiten, während die 13. Armee am Sosch-Abschnitt bei Propoisk forcierte.

Beendigung der Kesselschlacht
Die Ankunft des V. Armeekorps (5. und 35. Infanterie-Division) und des VIII. Armeekorps (8. und 28. Infanterie-Division) entlastete die schwache Kesselfront im Westen von Smolensk. Die 137. Infanterie-Division nahm Verbindung mit der noch in Smolensk kämpfenden 29. Infanterie-Division (mot.) auf. Ab 23. Juli griff das V. Armeekorps (General Ruoff) der 9. Armee vom Westen her in die Kämpfe ein und verengten die dortige Kesselfront. Bevor die Infanteriedivisionen des deutschen IX. Armeekorps (General Geyer) nachgerückt waren, war die Lage der durchgebrochenen Panzerverbände im Raum Jelnja noch kritisch. Die 268. Infanterie-Division verstärkte das unter sowjetischen Gegenangriffen stehende XXXXVI. Armeekorps (mot.) im Raum Jelnja.

Vom 24. Juli bis zum 5. August 1941 wurden über 300.000 Rotarmisten mit 3.000 Panzern im Kessel von Smolensk eingeschlossen; die sowjetischen Truppen unternahmen heftige Ausbruchsversuche. Zeitweise gelang es ihnen, den Kessel aufzubrechen und zahlreiche Truppen zu verlegen, der Grossteil der sowjetischen 16., 19. und 20. Armee geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft. Das jetzt freigewordene deutsche V. und VIII. Armeekorps wurden an die neue östliche Front bei Duchowschtschina und Jarzewo verlegt.

Zweite Operationsphase bis Anfang September
Deutsche Offensive auf Roslawl, Rogatschew und Gomel
Nachdem die Frontbreite der Westfront sich auf mehrere Hundert Kilometern ausgedehnt hatte, wurde der südliche Abschnitt ab 24. Juli als Zentralfront selbständig neu organisiert. Zum Oberbefehlshaber der neuen Front wurde Generaloberst Kusnezow (ab 7. August General Jefremow) bestellt, das Oberkommando der Front etablierte sich im Raum Gomel, der Stab wurde von der aufgelösten 4. Armee übernommen, Generalmajor Sandalow fungierte als Stabschef der Front. Der Zentralfront unterstanden zunächst die 13. Armee und die 21. Armee, ab 1. August trat die neu aufgestellte 3. Armee hinzu. Am 14. August wurde am nördlichen Flügel der Front die neue Brjansker Front etabliert, welcher auch die 13. Armee unterstellt wurde. Schon am 24. August erfolgte die Auflösung der Zentralfront und die Übertragung ihrer Truppen unter die Brjansker Front, die 3. und 21. Armee wurden dabei wegen ihrer Verluste zusammengefasst. Den Oberbefehl der Brjansker Front hatte wegen besserer Koordination mit der Westfront (jetzt wieder unter Führung von Timoschenko) Generalleutnant Jerjomenko erhalten.

Die Unterstellung der Panzergruppe 2 unter dem Befehl der 4. Armee wurde vom OKW aufgehoben. Die jetzt zeitweilig als Armeegruppe Guderian bezeichnete Panzergruppe stellte das VII. Armeekorps mit der 7., 23., 78. und 197. Infanterie-Division für den Angriff auf Roslawl bereit. Das XXIV. Armeekorps (mot.) übernahm mit der 7. Infanterie- und 10. Infanterie-Division (mot.) den Schutz der tiefen rechten Flanke, gegenüber der im Raum Klimowitschi—Miloslawitsohi konzentrierten, sowjetischen 21. Armee. Die deutsche 292. Infanterie-Division des IX. Armeekorps umfasste die Stadt nach Westen hin und die 137. Infanterie-Division sicherte gegen den Desna-Abschnitt mit der Front nach Osten. Roslawl fiel infolge am 1. August in deutsche Hände.

Am 12. August begann die Offensive des deutschen XII. und XIII. Armeekorps (7 Infanterie-Divisionen) der 2. Armee in Richtung auf Gomel, wo die sowjetische 21. Armee (Generalmajor W. N. Gordow) verteidigte. Der Versuch des sowjetischen 67. Schützenkorps am 13. August bei Retschitza einen Gegenangriff gegen die deutsche 167. Infanterie-Division einzuleiten, scheiterte. Die sowjetische 117., 187. Schützen- und 219. motorisierte Division wurden über den Fluss Sosch zurückgedrängt. dabei wurde der Kommandant des 67. Schützenkorps, Generalmajor Galitzki schwer verwundet. Um die Stadt im Osten zu umgehen, begann die 1. Kavallerie-Division am 17. August damit, den Fluss Sosch bei Wetka zu überschreiten. Als Verstärkung der neu formierten sowjetischen Zentralfront, langten am folgenden Tag die 266. und die 277. Schützen-Division im Kampfgebiet ein. Am 19. August näherten sich die deutsche 17., 131. und 267. Infanterie-Division der Stadt, die Überquerung des Sosch wurde südlich von Gomel vollzogen. Dem im Raum Kritschew vorgehenden XXIV. Armeekorps (mot.) gelang mit der 3. Panzer-Division die Einnahme des Verkehrsknoten Mglin (16. August) und von Unetscha (17. August). Nacheinander gelang die Besetzung von Shlobin, Rogatschew und Gomel, dabei wurden von der Panzergruppe 2 und der 2. Armee 78.000 Gefangene sowie 144 Panzer und mehr als 700 Geschütze eingebracht oder erbeutet.

Das Oberkommando der Wehrmacht änderte nach Hitlers Willen und gemäss der neuen Lage am nördlichen Flügel der Heeresgruppe Süd ihre strategischen Ziele. Nicht Moskau, sondern die ukrainischen Industriegebiete am Donbass sollten zuerst genommen werden. Die Truppen westlich von Moskau sollten vorerst in Verteidigung übergehen, während im Raum Kiew eine neue Kesselschlacht zur Umfassung der sowjetischen Südwestfront vorbereitet werden sollte. Generaloberst Guderian wurde für den 23. August ins Hauptquartier nach Rastenburg befohlen, entgegen seinen Bedenken, wurde ihm befohlen seine drei Panzerkorps aus den Kämpfen östlich von Smolensk zu lösen und nach Süden abzuschwenken.

Sowjetische Gegenangriffe bei Duchowschtschina und Jelnja
Ab 8. August kam es im Raum Duchowschtschina im Abschnitt der deutschen 9. Armee zu neuen Gegenangriffen durch die sowjetische 19. und 30. Armee. Beim angegriffenen V. und VIII. Armeekorps (Generaloberst Heitz) kam es ab 17. August zur Krise. Ein Einbruch an der Front der 161. Infanterie-Division konnte erst Ende August durch das Heranziehen der 87. Infanterie-Division gemeistert werden.

Im Rahmen der grossräumig geführten Smolensker Operationen befahl Marschall Timoschenko am 28. August nach dem vollständigen Aufmarsch der Reservearmeen und der Neuformation mehrerer Grossverbände für 1. September neue Grossoffensiven zur Rückeroberung von Smolensk. Neben dem seit 18. August durch die neu formierte sowjetische 16. und 20. Armee laufenden Angriff in Richtung auf Duchowschtschina wurde ein weiterer Schwerpunkt gegen den Jelnja-Frontbogen angesetzt:

  • Armee (250., 242., 251., 162. und 134. Schützen- und 107. mot. Division) – Angriff im Raum Demidow
  • Armee (244., 166., 91., 89., 50. und 64. Schützen- und 45. Kavallerie-Division)
  • Armee (152., 38. und 108. Schützen-, 1. und 18. mot. Division)
  • Armee (144., 73., 229., 153., 161. und 129. Schützen-Division)
  • Armee (19., 100. 106., 107., 120., 303. und 309. Schützen- und 103. mot. Division) – Flankenangriffe beidseitig von Jelnja
  • Armee (53., 149., 211. und 222. Schützen-Division) – Vorstoss in Richtung Roslawl

Die Offensive von Jelnja fand von 30. August bis 9. September statt und erlangte grosse Bedeutung als erste erfolgreiche sowjetische Gegenoffensive des Krieges. Dabei gelang es der sowjetischen 24. Armee (Generalleutnant Rakutin) den durch das deutsche IX. und XX. Armeekorps (General Materna) mit dem jetzt durch die 7., 15., 78., 268. und 282. Infanterie-Division besetzt gehaltenen Frontbogen, um Jelnja durch Flankenangriffe zurückzuerobern. Erstmals wurden die dabei eingesetzten Einheiten der Roten Armee mit dem neuen „Garde“-Titel ausgezeichnet.

Folgen
Diese Schlacht war wie die Kesselschlacht bei Białystok und Minsk zuvor ein grosser operativer Erfolg für die Wehrmacht. Erneut erlitt die Rote Armee schwere Verluste; hunderttausende sowjetische Soldaten konnten gefangen genommen, zahlreiches Kriegsgerät zerstört oder erbeutet werden. Die Kesselschlacht hatte aber auch auf deutscher Seite grosse Verluste verursacht. Ausserdem war es der Roten Armee gelungen, den deutschen Vormarsch zwei Monate lang aufzuhalten. Dadurch war eine bedeutende Verzögerung entstanden und die deutsche Blitzkriegskonzeption erlitt einen Rückschlag. Dies gab der Roten Armee dringend benötigte Zeit und Gelegenheit, die Verteidigung Moskaus vorzubereiten.

In der Smolensker Operation hatte die Rote Armee vom 10. Juli bis zum 10. September 1941 760.000 Mann an personellen Ausfällen zu verzeichnen (davon rund 486.000 Tote, Vermisste und Gefangene und 274.000 Verwundete).

Während der Kesselschlacht bei Smolensk erbeutete die Wehrmacht nahezu das gesamte Archiv der lokalen sowjetischen Verwaltungsbehörden inklusive des NKWD von 1917 bis 1939. Die ungeordneten Akten wurden vollständig in das Deutsche Reich abtransportiert. Dort fielen sie 1945 US-amerikanischen Truppen in die Hände und wurden in die USA gebracht. Erst in Amerika wurden die Dokumente ausgewertet und gaben erstmals einen ungefilterten Blick auf die Lebensverhältnisse in der Sowjetunion der 1920er und 1930er Jahre.

Schlacht um Odessa (08.08.1941 – 16.10.1941)

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02_34/Kartenausschnitt mit Odessa

Die Schlacht um Odessa (russisch Одесская оборона) war eine Schlacht in der südwestlichen Ukraine während des deutschen Unternehmens Barbarossa. Die Kämpfe um Odessa erfolgten vor allem zwischen rumänischen Truppen, verstärkt durch Teile der 11. Armee der deutschen Wehrmacht, und sowjetischen Einheiten. Diese bestanden zu Beginn aus der 9. Armee und der später, am 20. Juli 1941, aufgestellten Selbständigen Küstenarmee, verstärkt durch Schiffe der Schwarzmeerflotte.

Die Schlacht dauerte vom 5. August bis zum 16. Oktober 1941 und verzögerte damit entschieden den Vorstoss der Achsenmächte am südlichen Teil der Ostfront.

Vorgeschichte
Nach dem Abschluss der Kämpfe in Bessarabien im Zuge des Unternehmens Barbarossa hatten deutsche und rumänische Truppen Mitte Juli 1941 den Dnjestr erreicht und stellenweise überschritten. Am 27. Juli sandte Adolf Hitler dem rumänischen Diktator Marschall Antonescu einen Brief, in dem er ihn zur Teilnahme an der Fortsetzung der Operationen in der Ukraine aufrief und ihm das Gebiet zwischen Dnjestr und Südlichem Bug (das spätere Transnistria) in Aussicht stellte. Anfang August begann die rumänische 4. Armee die Überquerung des Dnjestr mit dem Auftrag, die Stadt Odessa einzunehmen. Die Rumänen unter General Ciupercă verfügten dazu über sieben Divisionen und eine Brigade.

Auf sowjetischer Seite stand ihr die am 20. Juli formierte Küstenarmee unter Georgi Sofronow gegenüber, die zu Beginn der Kämpfe über drei Schützendivisionen (25., 51. und 150.) und eine Kavalleriedivision verfügte. Die zu Kriegsbeginn übergeordnete 9. Armee (General Tscherewitschenko) der Südfront befand sich bereits auf dem Rückzug hinter den Bug. Grosse Teile der Bevölkerung Odessas wurden seit Ende Juli mit Hilfe der Schwarzmeerflotte evakuiert.

Am 3. August begann der Vormarsch der rumänischen 4. Armee über den unteren Dnjestr, das V. Korps erzwang den Übergang zwischen Tighina und Dubăsari. Marschall Budjonny übertrug der Küstenarmee am 6. August zusätzlich die 30. Schützendivision von der 9. Armee. General Sofronow sprach sich dennoch für eine Evakuierung seiner Truppen aus Odessa aus, wurde aber überstimmt. Die Küstenarmee erhielt nachhaltige Unterstützung durch die Schwarzmeerflotte unter Admiral Oktjabrski, welche als Verstärkung weitere Truppen, darunter Marineinfanterie zuführte. 100.000 Einwohner der Stadt nahmen an der Vorbereitung der Verteidigung teil. In kurzer Zeit wurden drei Verteidigungslinien gebaut, sowie 250 Barrikaden in Odessa selbst.

Verlauf
Zwischen 5. und 8. August wurde an den weiten Zugängen zur Stadt Odessa gekämpft. Anschliessend zogen sich die Sowjets auf den äusseren Verteidigungsring zurück. Dieser befand sich 20 bis 25 Kilometer vor der Stadt. Bereits einen Tag später durchbrach die rumänische 1. Panzer-Division die erste Verteidigungslinie und stiess weiter auf den zweiten Ring zu. Am 13. August wurden die sowjetischen Linien im Osten der Stadt durchbrochen und Odessa somit von der Landseite vollständig eingeschlossen. Die rumänischen Panzertruppen erlitten dabei starke Verluste, weil sie lediglich in kleinen Gruppen und getrennt von oder schlecht mit der eigenen Infanterie agierten.

Nach der Einkesselung der Stadt wurde die Offensive von Marschall Antonescu am 16. August weitergeführt. Am 17. eroberten die rumänischen Truppen die Wasserreserven Odessas. Wiederholte sowjetische Gegenangriffe wurden dabei zurückgeschlagen. In der Nacht des 18. August beschädigten Torpedoboote der rumänischen Marine einen sowjetischen Zerstörer. Auch die Luftwaffe griff immer wieder in den Kämpfen der Bodentruppen ein, versuchte den maritimen Verkehr aus und nach Odessa zu unterbinden und zerstörte am 20. August einen sowjetischen Panzerzug. Am 19. August wurde der Odessaer Verteidigungsbezirk gegründet, die Führung übernahm der Kommandant der Marinebasis Odessa, Konteradmiral Gavrill Schukow. Am folgenden Tag wurde General Petrow zum Kommandeur der 25. Tschapajewsker Schützendivision ernannt, welche zusammen mit der 95. Schützendivision (Generalmajor Worobjew) die Hauptlast der Verteidigung trug.

Am 20. August begannen die Achsenmächte mit einer neuen Offensive an der 17 Divisionen und 7 Brigaden beteiligt waren, die sich um die Stadt konzentrierten:

  • Korps, Generalmajor Vasile Atanasiu (2., 3., 7. und 11. Infanterie-Division)
  • Korps, Generalmajor Teodor Ionescu (1. Garde- und 21. Infanterie-Division)
  • Korps, General Constantin Sănătescu (8. und 14. Infanterie-Division)
  • Korps, Generalmajor Aurelian Sion (1., 4., 13. und 15. Infanteriedivision)
  • Korps, Constantin Constantinescu (6., 10. und 21. Infanteriedivision)
  • Reserve: 5. Infanterie-, 1. Grenzwacht- und 1. Panzer-Division, 9. Kavalleriebrigade

Nach einen Monat lang andauernden Kämpfen kamen die Rumänen nur 10 bis 14 km an Odessa heran. Zwischen 5. und 24. August hatte die Angriffe der rumänischen 4. Armee bereits 27.307 Mann (5.329 Tote, 18.600 Verwundete und 3.378 Vermisste) an Verlusten gebracht. Bis zum 24. August wurde die Hauptverteidigungslinie der Roten Armee bei Kagarlyk in Richtung Karstal zurückgedrängt. Die rumänische Artillerie konnte aus ihren Stellungen heraus den Hafen der Stadt beschiessen.

Zwischen dem 28. und 30. August erfolgte ein sowjetischer Gegenangriff, der die Angreifer zurückwarf und ihnen erst am letzten Tag die Initiative zurückgab. Zeitweise wurde der Ort Kubanka befreit. Beim erneuten Angriff der Invasoren wurden in Vakarzhany sowjetische Truppen eingekesselt und bis zum 3. September aufgerieben. Eine am 12. September aufgenommene Offensive musste bereits zwei Tage später abgebrochen werden, weil es der deutschen und rumänischen Artillerie an Munition mangelte.

Weil die Angriffe unter Generalleutnant Ciuperca trotz starker Übermacht nicht durchdrangen, wurde dieser am 10. September durch General Iosif Iacobici abgelöst. Am 22. September begannen, die immer wieder von der See verstärkten, sowjetischen Kräfte einen Gegenangriff. Die Achsenmächte wurden 5 bis 8 km zurückgedrängt und zwei rumänische Bataillone zerschlagen.

Nach dem deutschen Durchbruch auf die Krim am 29. September 1941 unter General Erich von Manstein und der Bedrohung des Donezbeckens sowie Sewastopols entschloss sich das Sowjetische Oberkommando zur Evakuierung Odessas. Vom 1. bis zum 16. Oktober wurden 86.000 Angehörige der Roten Armee, um die Halbinsel Krim zu beschützen, sowie 15.000 Einwohner durch die Schwarzmeerflotte evakuiert. Die rumänische Luftwaffe flog auf die Evakuierungsflotte Störangriffe. Am 16. Oktober drangen die Streitkräfte der Achsenmächte in Odessa ein.

Verluste und Folgen
Die rumänische 4. Armee verlor in den Kämpfen um Odessa 92.545 Mann, davon 17.729 Tote, 63.345 Verwundete und 11.471 Vermisste. Die Rote Armee verlor nach eigenen Angaben 41.000 Mann (16.500 davon Tote und Vermisste).

Die durch die Schwarzmeerflotte evakuierten Einheiten der Roten Armee wurden im späteren Kriegsverlauf fast vollständig bei der Besetzung der Krim und der damit verbundenen Schlacht um Sewastopol vernichtet.

Vom 22. bis 24. Oktober 1941 fand hier das Massaker von Odessa statt, bei dem als Vergeltung für eine Bombenexplosion im rumänischen Hauptquartier zwischen 25.000 und 35.000 Juden ermordet wurden.

In den Katakomben von Odessa kämpften bis zur Befreiung von Odessa am 10. April 1944 sowjetische Partisanen gegen die rumänischen und deutschen Okkupanten. Odessa blieb bis zum April 1944 rumänisch besetzt.

Ehrungen
Am 22. Dezember 1942 stiftete das sowjetische Oberkommando eine Ehrenmedaille für die Verteidiger der Stadt. Am 1. Mai 1945 wurde Odessa zur Heldenstadt ernannt und durfte ab sofort den Leninorden und einen goldenen Stern im Stadtwappen führen. Anlässlich des 20. Jahrestags des Sieges über den Faschismus erschien am 8. Mai 1965 eine Briefmarkenserie mit der Stadt als Motiv.